26.09.2013

Autor*in

Birgitta Borghoff
ist Unternehmerin, Forscherin und integraler Coach. Sie liebt es, Brücken zu bauen zwischen Menschen, Unternehmen und Kulturen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ZHAW, wo sie in den Bereichen Organisationskommunikation, Entrepreneurship, Storytelling, Start-up und Business Modeling forscht und doziert. Darüber hinaus baut sie mit INNOVANTIQUA Brücken von der Alten Musik zur Neuen Musik, zu anderen Kultursparten und zur Wirtschaft. Sie war viele Jahre redaktionelle Mitarbeiterin von Kultur Management Network.
Marketing im Städtetourismus

Kulturtourismus in Winterthur

Remo Rey baute als Geschäftsleiter und Direktor Winterthur Tourismus in den letzten 8 Jahren zu einer auf Kulturmarketing fokussierten Tourismusmanagement-Organisation um. Birgitta Borghoff sprach mit ihm über die bisherige Bilanz und künftige Ziele.
KMN: Sehr geehrter Herr Rey, seit August 2005 sind Sie Direktor und Geschäftsleiter von Winterthur Tourismus. Was sind Vision, Leitbild und Ziele von Winterthur Tourismus und worin besteht Ihre Motivation, sich u.a. auch im Bereich Kulturtourismus in der Stadt Winterthur zu engagieren?
 
RR: Die Stadt Winterthur bietet ein überaus reichhaltiges und hochkarätiges Kulturangebot insbesondere mit den international bedeutenden Kunstsammlungen und dem europäischen Kompetenzzentrum für Fotografie. Wir wollen Winterthur als Kulturperle der Schweiz und Schweizer Hauptstadt der Fotografie positionieren und bieten dazu Informationen und generieren Kultur-Angebote. Gemäss Studien ist die Kultur ein wichtiger Treiber für den Städtetourismus, was uns zusätzlich motiviert noch mehr Besucher und Übernachtungsgäste mittels Kulturangeboten für die Eulachstadt zu begeistern.
 
KMN: Wie wird das Angebot im Bereich Kulturtourismus in Winterthur genutzt?
 
RR: Winterthur Tourismus rechnet mit rund einer Million Tagestouristen, die jährlich in Winterthur das Kulturangebot nutzen, hinzukommen die Übernachtungsgäste. Vor allem Theatervorstellungen, Kunstausstellungen sowie Festivals und Events werden rege besucht. Alleine die Veranstaltung Jungkunst zählt rund 7500 Besucher an vier Tagen.
 
KMN: Wie vernetzt sich Winterthur Tourismus im Hinblick auf die Winterthurer Kulturszene im Speziellen und ggf. schweizweit im Allgemeinen? Welche Kooperationen/Kooperationsprojekte mit welchen Stakeholdern aus dem Bereich Kulturtourismus sind wichtig für Ihren Geschäftserfolg?
 
RR: Vor Ort ist die Vernetzung mit den Veranstaltern und Direktionen der Institutionen sehr wichtig. Innerhalb von Interessensgemeinschaften und Einzelprojekten werden Vernetzung und Kooperationen gefördert und gestärkt. Dabei konzentriert sich Winterthur Tourismus auf Promotion, Angebotsbündelung, Patronat sowie internationale Medienarbeit. Unser Geschäftserfolg verdeutlicht unter anderem das Marketingmandat für die IG Kunstsammlungen Winterthur.
 
KMN: Können Sie ein Beispiel geben, wie so eine Zusammenarbeit im Bereich Kulturtourismus ganz konkret aussieht?
 
RR: Die Ausstellung Designgut (steht für: nachhaltig produziertes Schweizer Design) wird von Winterthur Tourismus seit der Konzeptphase unterstützt. Mit unbequemen Fragen forderten wir die Macherinnen heraus und bewirkten so ein neues Angebot, dass eine echte Marktchance hat. Ich selber bin im Patronatskomitee und unterstütze so auch mit meinem persönlichen Netzwerk. Zudem hat Winterthur Tourismus das Thema Design in die eigene Marketingkommunikation aufgenommen und dieses Jahr haben wir die Kooperation um ein RailAway-Angebot erweitert. Zusammengefasst: Wir prüfen die Idee, beraten, öffnen Türen und binden das Angebot in unsere Kommunikation und Vermarktung ein - inklusive neuer Pauschalangebote.
 
KMN: Wie erleben Sie die Vernetzung unter den Mitgliedern von Winterthur Tourismus und wie schätzen Sie in dieser Beziehung die Entwicklung des kulturtouristischen Potenzials der Stadt Winterthur ein?
 
RR: Die Vernetzung untereinander ist in themengleichen Gruppen ausgeprägt, darüber hinaus ist die Vernetzung schwieriger. Wir sehen hierin unsere Brückenbauerrolle und erkennen weiteres Potenzial. Lichtblicke in dieser Hinsicht sind spartenübergreifende Projekte wie der Kulturherbst Winterthur.
 
 
KMN: Gibt es beispielhafte erfolgreiche Projektideen, Start-ups bzw. Erfolgsgeschichten an der Schnittstelle von Kultur und Tourismus, die Ihnen im Rahmen Ihrer Tätigkeit als Tourismusdirektor bekannt sind und über die Sie uns erzählen mögen?
 
RR: Beispielhaft sind Afro-Pfingsten, das jährliche Afro- und Weltmusik-Festival. Internationale Strahlkraft hat das Festival mit der Mischung aus Foren, Workshops, Konzerten und Markt erlangt. Hier treffen Einheimische mit einem multikulturellen Publikum aus ganz Europa zusammen. Touristisch wertvoll sind Imagebildung, Herkunft, Treue und Übernachtungen der Festivalteilnehmer. Und die vorher erwähnten Veranstaltungen sind ebensolche Beispiele, wie auch die Biennale Skulpturen Symposium Winterthur, welche Kunst und Gartenstadt-Erlebnisse hervorragend verbindet und so die Positionierung unterstützt.
 
KMN: Auf welche wesentlichen Erfahrungen und Erlebnisse im Bereich Kulturtourismus greifen Sie heute nach über 8-jähriger Tätigkeit für Winterthur Tourismus zurück? Und inwiefern hat Ihr berufliches Engagement im Bereich Tourismus möglicherweise Ihre Perspektive auf Kunst und Kultur im Allgemeinen verändert?
 
RR: Der Kulturtourismus ist abhängig von Kulturanbietern, die einen Mehrwert durch den Tourismus erkennen. Was für uns Touristiker auf den ersten Blick eine grosse Chance bedeutet, wird von der Kunstszene teilweise in Frage gestellt. Unweigerlich ist damit beherzte Überzeugungsarbeit unsererseits notwendig. Insofern habe ich in der Argumentation und der Sichtweise der Kulturinstitutionen enorm viel dazu gelernt. Ich persönlich habe einen besseren Zugang zur und eine grosse Freude an der Kunst erlangt.
 
KMN: Was erachten Sie derzeit als die grössten Risiken des Kulturtourismus in Winterthur im Besonderen sowie in der Schweiz im Allgemeinen?
 
RR: Die Schweiz könnte stärker vom Kulturtourismus profitieren. Dafür benötigen wir Kulturanbieter, die ihr Angebot (Ausstellungen, Festivals, etc.) noch besser auf eine breitere Zielgruppe ausrichten. Zudem erachte ich die destinationsübergreifende Kulturtourismus-Förderung als gewinnbringend, wir arbeiten dazu mit Basel zusammen. Entscheidend ist aber, dass für das Angebot genügend Mittel zur Verfügung stehen.
 
KMN: Wie möchten Sie die Zukunft von Winterthur Tourismus weiter gestalten? Was steht an? Gibt es neue Stossrichtungen aufgrund neuer Trends, Veränderungsbedarf oder Projektanpassungen (auch finanziell)?
 
RR: Wir wollen unseren Weg konsequent weitergehen. In die Auswahl der geeigneten Vertriebspartner werden wir zusätzlich investieren müssen und wir wollen Frauen gezielter ansprechen, um über diese Zielgruppe erhöhte Besucherzahlen zu erwirken. Bestimmt ist entscheidend, ob wir es schaffen noch mehr Mittel zusammenzuführen und so die Marketingkraft zu verstärken.
 
Weitere Informationen: www.winterthur-tourismus.ch
 
Über Remo Rey: Die berufliche Laufbahn von Remo Rey startete in der Hotellerie. Nach einer Weiterbildung zum Betriebsökonomen mit Vertiefung im Marketingbereich an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) übernahm Rey mit 29 Jahren die Geschäftsführung der Tourismusorganisation von Stadt und Region Winterthur. Der dreifache Familienvater baute Winterthur Tourismus in den vergangenen zehn Jahren zu einer auf Kulturmarketing fokussierten Tourismusmanagementorganisation um. Das Team umfasst heute 10 Mitarbeitende und 23 Stadtführer, das Jahresbudget beträgt 1,8 Mio Schweizer Franken.
 

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