09.11.2015

Autor*in

Stefanie Roth
Kommunikation beim Mannheimer Technoseum

Film ab mit dem Kurzfilmwettbewerb Short Cut

Mit einer spezifischen Fokussierung seiner Marke will sich das TECHNOSEUM, Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim, im Museums- und Bildungsbereich weitereichender positionieren. Wie viele Kultureinrichtungen hat das Haus jedoch anstatt eines großen Marketingbudgets vor allem große Ideen. Mit dem Kurzfilmwettbewerb SHORT CUT hat es zudem den Mut bewiesen, sich mittels ungewöhnlicher Kooperationen in einen für museale Bildung und Werbung untypischen Bereich zu wagen.
Seit seiner Eröffnung vor 25 Jahren präsentiert und inszeniert das Technoseum interaktiv Technik- und Sozialgeschichte, integriert naturwissenschaftlich-technische Experimentierfelder und nimmt durch zahlreiche Wechselausstellungen und Veranstaltungen kontroverse aktuelle Themen aus Wissenschaft und Gesellschaft in den Blick. Mit jährlich zwischen 150.000 und 200.000 Besuchern ist das Technoseum ein interaktiver Besuchermagnet der Region nicht zuletzt aufgrund guter Mund-zu-Mund-Propaganda.

Das Haus will sich aber auch überregional stärker als relevante Bildungsinstitution positionieren und seinen Bekanntheitsgrad bundesweit erhöhen, um langfristig mehr Besucherinnen und Besucher zu gewinnen. Trotz gut besuchter Ausstellungen und erfolgreicher museumspädagogischer Veranstaltungen wird das Technoseum überregional nicht ausreichend wahrgenommen. Gezielte Pressearbeit reicht in dieser Situation nicht aus. Zudem verfügt das Haus wie die meisten Kulturinstitutionen nur über begrenzte finanzielle Ressourcen, um überregional einen hohen Werbedruck zu erzeugen.

Deshalb suchte die Öffentlichkeitsabteilung des Hauses nach originellen und innovativen Strategien. Bereits 2010 wurden mit einer SWOT-Analyse ein Neupositionierungsprozess angestoßen und als Basis einer künftigen Marketingstrategie die Spezialisierung des Hauses auf den Bereich MINT/ Technik in den Fokus für künftige Projekte und außergewöhnliche Kooperationen genommen. So wurde der Fachkräftemangel im MINT-Bereich als Chance für das Bildungsangebot des Museums betrachtet, das als spezialisiertes Haus mit seinen Ausstellungen und der vom Technoseum gegründeten Initiative Jugend für Technik dazu beitragen kann, Kinder und Jugendliche für Technik und Naturwissenschaften zu interessieren. Zugleich erhält das Museum damit die Möglichkeit, sich als Bildungseinrichtung für dieses Thema zu positionieren und starke Partner aus Politik, Bildungseinrichtungen und der Wirtschaft zu gewinnen.

So war die Idee hinter dem Studenten-Kurzfilmwettbewerb SHORT CUTDas wäre mit Technik (nicht) passiert, auf Basis der Community-Bildung in den sozialen Netzwerken die definierte Zielgruppe der Studenten von Filmhochschulen mit ihren spezifischen Rezeptionsgewohnheiten an ihrem spezifischen Kommunikations- und Informationsort anzusprechen. Darüber hinaus sah das Technoseum die Chance der viralen Verbreitung der Kurzfilme im Netz, damit der Wettbewerb in einem zweiten Schritt von Kommunikatoren in Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung als relevant rezipiert und weiterkommuniziert werden würde. Mit den Institutionen, die für Kreativität und Originalität im Film stehen, den Hochschulen für Film und Grafikdesign, fand das Technoseum einschlägige Partner und schrieb den Kurzfilmwettbewerb bundesweit aus.
 
Das Thema sollte in 60 Sekunden filmisch bearbeitet werden. Alle Teilnehmer nutzten für ihre Filme den auf das Technoseum und die Initiative Jugend für Technik verweisenden Abbinder, um den Kontext zum Haus stets präsent zu halten. Für die Studenten war die Teilnahme durch eine prominent besetzte Jury aus dem Filmbereich und ein hohes Preisgeld Teilnahme attraktiv, sodass beachtliche 63 Filme eingereicht wurden. Neben der Jurywertung fand auch ein Publikumsvoting im Netz statt, das sowohl die Reichweite der Einreichungen als auch des Technoseum als Veranstalter noch einmal erhöhte.

Ausschreibung und Werbemedien (Plakate und Flyer) wurden bereits im Mai 2014 an alle einschlägigen Hochschulen verschickt. Hierdurch war es den Lehrenden möglich, den Wettbewerb bis zum Einsendeschluss im Oktober während des Semesters als Seminarthema zu nutzen. Die Teilnehmerwerbung wurde durch flankierende Presse und Online-Maßnahmen unterstützt. Gleichzeitig wurden die vorhandenen Finanzmittel genutzt, um die Zielgruppen des Bildungssektors und der Wirtschaft gezielt durch Anzeigen in der Zeit und der Wirtschaftswoche über den Kurzfilmwettbewerb zu informieren.

Mit 63 Filmen war die Teilnehmerwerbung des ersten Kurzfilmwettbewerbs des Technoseum sehr erfolgreich. Bis zum 15. März sollten die fertigen Kurzfilme eingereicht werden, die Jurysitzung fand Ende März und das Publikumsvoting im Laufe des Aprils statt. Auch dieses wurde von Presse und Online-Maßnahmen begleitet, die zur Publikumswertung aufriefen. Anzeigen in Zeit und Wirtschaftswoche informierten auch hier über den Fortgang des Wettbewerbs.

Das Preisgeld wurde schließlich auf vier Preiskategorien verteilt: SHORT CUT Award in Gold, Silber und Bronze. Der Gewinnerfilm des öffentlichen Publikumsvotings bekam den SHORT CUT Special Award. Ein zusätzlicher Anreiz konnte dadurch gesetzt werden, dass der Gewinnerfilm der Jury-Wertung bundesweit in allen Cinemaxx Kinos gezeigt wurde. Die Preise wurden bei einer GALA -Veranstaltung im Mai 2015 verliehen.
 
Die Auswertung der Medienberichte über den Kurzfilmwettbewerb zeigte, dass auch alle Hochschulen den Wettbewerb über ihre Websites, Facebook, Twitter sowie in ihren Blogs geteilt haben. Auch die Studenten haben Nachrichten zum Wettbewerb bzw. Aufforderungen, für ihre Filme im öffentlichen Voting zu stimmen, über ihre sozialen Netzwerke kommuniziert. Insgesamt konnten 19,5 Mio. Kontakte erzielt werden, 6,5 Mio. davon hatten eine hohe Intensität und Qualität und berichteten inhaltlich über das Technoseum und den Kurzfilmwettbewerb. Auch von den Studenten bekam das Technoseum zahlreiche positive Rückmeldungen.

Die Gewinnerfilme werden seit Mai 2015 auf der Startseite der Homepage des Technoseum gezeigt. Im April hatte das Museum zum Online-Voting eine Film-Galerie auf seiner Homepage eingerichtet. Rund 94.000 User stimmten beim Voting über die Filme ab. Die generellen Zugriffszahlen auf der Homepage des Technoseum konnten während dieser Zeit auf das 4 bis 5 fache gesteigert werden.

Dennoch kann ein einmalig durchgeführter Wettbewerb nur schwerlich nachhaltig wirken und dauerhaft neue Besucher anziehen. Deshalb prüft das Museum derzeit eine zweite Auflage, um an den Erfolg des ersten Kurzfilmwettbewerbs anzuknüpfen, noch mehr TeilnehmerInnen und Aufmerksamkeit zu generieren. Doch ist eines deutlich geworden: Die Vergrößerung des überregionalen Bekanntheitsgrades des Technoseum kann für ein Haus mit begrenzten Mitteln über die direkte Kommunikation mit einzelnen Zielgruppen und eine strategische Ausrichtung sehr gut realisiert werden.

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