05.11.2011

Autor*in

Dirk Heinze
Best Practice

Profilierung in der Omnipräsenz

Im vergangenen Jahr wurde das Bachmuseum in Leipzig wiedereröffnet. Wir wollten wissen, wie sich die traditionsreiche Musikerstätte im Wettbewerb mit zahlreichen anderen Museen profiliert.
Im kürzlich eingeläuteten Themenjahr "Reformation und Musik" im Rahmen der Lutherdekade nimmt das Bachmuseum Leipzig eine wichtige Rolle ein. Im Vis-à-vis der einstigen Wirkungsstätte des Thomaskantors, der Thomaskirche, wurde es am 20./21. März 2010 im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler feierlich wiedereröffnet. Wer das Museum im Herzen der Stadt betritt, hat den Eindruck, in eine andere Welt einzutauchen. War bereits vor der Renovierung das Ensemble ein architektonisches Juwel, kann es nun seine Vorteile dank eines gelungenen Ausstellungskonzepts voll ausspielen. Helle Räume und bequeme Sitzmöbel laden zum Verweilen ein, Schiebetafeln ermöglichen eine individuelle Vertiefung mit den Facetten aus Bachs Leben und Werk, und ein Hörkabinett versteht sich als Rückzugsraum im besten Sinne. Eine aktuelle Sonderausstellung mit Porträts berühmter Zeitgenossen bettet gewissermaßen Bach und seine Söhne in ein ganzes Zeitalter ein.

2010 - im Jahr der Wiedereröffnung - kamen immerhin rund 50.000 Besucher ins Museum, in diesem Jahr werden es ohne die "positiven Eröffnungseffekte" etwa ebenso viele sein. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es angesichts der vielen Wirkungsstätten des barocken Musikers wie Eisenach, Ohrdruf, Weimar oder Köthen auch heute entsprechend viele Orte gibt, die um Aufmerksamkeit für die jeweilige Bachtradition werben. Für Geschäftsführer Detloff Schwerdtfeger ist angesichts dieser Omnipräsenz von Bach in Mitteldeutschland wichtig, "dass jede Stätte ihr Profil behält". Während beispielsweise Eisenach seinen Schwerpunkt auf die Biografie, insbesondere die frühen Jahre legt, widmet man sich in Leipzig konzentriert dem wissenschaftlichen Erbe oder dem Orgel- und Kantatenschaffen. Leipzig ist hier bestens eingebunden in Initiativen wie die Bach-Wege, das Netzwerk von Musikermuseen, den Mitteldeutsche Barockmusik e.V. oder die Konferenz nationaler Kultureinrichtungen. Die günstige Lage einer Stadt wie Leipzig, in der der Barockkomponist immerhin die längste und schaffensreichste Zeit seines Lebens zubrachte, dürfte im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit ein großer Vorteil sein. Hinzu kommt die einmalige Dichte des gesamten musikalischen Erbes in der sächsischen Metropole: Thomanerchor, Gewandhausorchester, Oper oder Mendelssohn- und Schumannhaus.

Was ein so traditionelles Erbe ausstrahlt, kommt freilich heute modern daher. Bereits im ersten Raum nach dem Foyer fasziniert im Bachmuseum ein multimedialer Touchscreen durch die gekonnte Kombination aus spielerischen Komponenten und zeitgemäßer Aufbereitung von Quellenmaterial aus der Forschung. Detloff Schwerdtfeger weist in diesem Zusammenhang auf die internationale Verfügbarkeit solcher digitalen Dokumente sowohl für Laien als auch für Wissenschaftler hin. Gleichwohl werden sie keinen unnötigen Gefahren ausgesetzt. Der Multi-Touch-Tisch ist ein gutes Beispiel für die Chancen der Digitalisierung.

Was den Einsatz neuer Medien für die Kommunikation betrifft, so gibt man sich dann doch wieder ganz traditionell. Zwar wurde das Thema Social Media lange diskutiert, doch "mit hochwertigen Sonderbeilagen erreicht das Haus seine Zielgruppen nach wie vor besser", wie Franziska von Sohn unterstrich. Man müsse nicht auf jeden Zug aufspringen, so die Marketingleiterin. Dennoch starte mit dem Projekt "Bach für uns" im nächsten Jahr ein auf das jüngere Publikum zugeschnittenes Angebot zum Bachfest 2012.

Veranstaltungen wie das Bachfest sind es letztlich, die es dem Haus ermöglichen, immer wieder auf sich aufmerksam zu machen, nicht nur als aktive Forschungsstätte, sondern auch als musikalisch-geschichtlicher Lernort.

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