18.10.2010

Autor*in

Dirk Heinze
Echo Klassik 2010

Hofer Symphoniker werden für ihr Engagement mit zwei Preisen gewürdigt

Im Rahmen der Verleihung des ECHO Klassik 2010 wurden die Hofer Symphoniker mit dem Sonderpreis der Jury für Nachwuchsförderung im Bereich der Klassik ausgezeichnet. Außerdem erhält das Ensemble in diesem Jahr den Kulturpreis 2010 der Bayerischen Landesstiftung.
Die Preisverleihung des ECHO Klassik fand am Sonntag, 17. Oktober 2010 im Rahmen einer von Thomas Gottschalk moderierten ZDF- Gala in der Philharmonie Essen statt. Der ECHO Klassik ist der renommierteste Klassikpreis der Welt und wird seit 1994 vom Bundesverband Musikindustrie e.V. in 21 Kategorien verliehen. Die Deutsche Phono-Akademie ehrt mit dem ECHO - Deutscher Musikpreis und dem ECHO Klassik jährlich herausragende und erfolgreiche Leistungen nationaler und internationaler Künstler.
 
Das Kultur- und Bildungsunternehmen Hofer Symphoniker war in diesem Jahr neben sieben anderen Projekten und Institutionen erstmals für den ECHO Klassik in der Kategorie Sonderpreis für Nachwuchsförderung nominiert. Bereits diese Nominierung haben die Hofer Symphoniker als Wertschätzung ihres langjährigen erfolgreichen Enga-gements in Kultur und Bildung verstanden. Dass diese hohe Auszeichnung nun erstmals an ein Kultur- und Bildungsunternehmen Oberfrankens verliehen wird, ist schon eine Sensation und macht alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besonders stolz. Intendantin Ingrid Schrader zeigt sich hoch erfreut: "Es ist mir eine Ehre, den Echo Klassik 2010 für all diejenigen bei den Hofer Symphonikern in Empfang nehmen zu dürfen, die sich seit der Gründung der orchestereigenen Musikschule durch Intendant a.D. Wilfried Anton vor über 30 Jahren mit Herzblut und Engagement der musischen Bildung von Kindern und Jugendlichen widmen."
 
 
Man ist immer wieder erstaunt, wenn man hört, dass bereits seit 30 Jahren in der oberfränkischen Stadt Hof eine Musikschule existiert, die von einem professionellen Orchester betrieben wird. Damit dürfen sich die Hofer Symphoniker zu Recht als "Kultur- und Bildungsunternehmen" bezeichnen. Mit diesen beiden Auszeichnungen erhält das Hofer Modell hoffentlich bundesweit noch stärkere Beachtung - ein Modell, das zur Nachahmung in einer Zeit anregt, wo erneut empfindliche Kürzungen im Bereich musikalischer Bildung drohen.
 
Thomas Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrats, gratuliert zum Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung: "Die Hofer Symphoniker haben vor Ort ein herausragendes kulturelles Bildungsangebot für Kinder wie Erwachsene entwickelt. Das ist vorbildlich und verdient ausgezeichnet zu werden." Dieses Angebot unterscheidet sich insofern von anderen, als dass es ein ganzheitliches Konzept entwickelt hat mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten heranwachsen zu sehen und damit Lösungen für viele gegenwärtige Probleme der Gesellschaft aufzuzeigen. Insofern ist es konsequent, dass die Symphoniker die Schlagworte Kultur und Bildung sogar im Logo fest verankert haben.
 
Der Münchner Universitätsprofessor und Vordenker Prof. Michael von Brück würde sich denn auch wünschen, dass man Projekte wie das "Hofer Modell" künftig auch in anderen Regionen realisiert. Darüber hinaus sollen die neuen Erkenntnisse eine breite öffentliche Diskussion entfachen - besonders durch Vortragsreihen für Schulen und andere Bildungseinrichtungen, um im Dialog mit Schulpraktikern (Lehrer, Rektoren, Erzieher) Modelle zu entwickeln und umzusetzen.
 
Doch zurück nach Oberfranken: trotz der schwierigen demografischen Entwicklung in dieser Region, die durch Abwanderung vieler Unternehmen zusätzlich verschärft wird, ist man in der Lage, ca. 1300 Schüler im Jahr an der Musikschule auszubilden. Wie Intendantin Ingrid Schrader gegenüber Kulturmanagement Network betont, erleben die Kinder aufgrund der besonderen Konstellation die Orchestermitglieder gleichzeitig als ihre eigenen Lehrer bei den Konzerten auf der Bühne - "eine einzigartige Atmosphäre". Die damit gelungene Verankerung des Ensembles in der Bevölkerung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eine Kampagne "Ich bin ein DüSy!" wie beim Orchester der Tonhalle Düsseldorf braucht es hier nicht. Die Aktivitäten des Orchesters sind über die Musikschule einfach häufiger Stadt gespräch. Hinzu kommen Schulkooperationen, wie mit dem Jean-Paul-Gymnasium oder der Realschule in Naila.
 
Die Hofer Symphoniker waren es auch, die eine 2008 durchgeführte Studie über musikalische Transfereffekte initiierten. Das von Prof. Dr. Ernst Pöppel vom Humanwissenschaftlichen Zentrum der LMU München geleitete Projekt aus der Hirnforschung zeigte einmal mehr, dass musikalisch geschulte Jugendliche Emotionen differenzierter wahrnehmen, ihre Konzentration über längere Zeit aufrecht erhalten können und mit Ängsten und Kritik deutlich besser umgehen können. Ein 2006 erschienener Band über Bildungsforschung, herausgegeben vom Bundesbildungsministerium und eine umfassende Publikation von Lutz Jäncke aus dem Jahr 2008 belegten zuvor bereits die Förderung kognitiver Kompetenzen durch Musik. Dass sich eine höhere mentale, emotionale und soziale Kompetenz positiv auf jegliche berufliche Betätigung - sei es als Angestellter in einem Wirtschaftsunternehmen, in der Verwaltung oder als Führungskraft - auswirken, liegt auf der Hand. Umso unverständlicher bleibt, warum nach wie vor Bildungspolitiker zuschauen oder gar billigen, dass Musik- oder Kunstunterricht von den Stundenplänen gestrichen wird. Es mangelt sicher nicht an Publikationen, Studien oder Initiativen zur musikalischen Bildung, sondern an der politischen Umsetzung der Ergebnisse. In Hof kann man seit 30 Jahren sehen, wie eine sinnvolle praktische Umsetzung gelingen kann. Wenn es vermutlich im Zuge der schwierigen Situation kommunaler Haushalte einmal wieder soweit ist, dass auch Musikschulen oder Orchester existenziell in Frage gestellt werden, sollte man nach Oberfranken schauen, wie beides Hand in Hand gehen kann - und zwar zum Wohle der ganzen Gesellschaft.
 
Das Thema Musikalische Bildung war Schwerpunkt des aktuellen KM Magazins im Oktober. Sie können es im Archiv unseres Portals kostenfrei herunterladen.
 

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