09.10.2011

Autor*in

Dirk Heinze
Eva Breitbach
Rückblick Symposium zur Corporate Social Responsibiltiy 2011

Wieviel Kultur steckt in CSR?

Die deutsche Bundesregierung hatte Ende 2010 einen Aktionsplan zur Stärkung der Corporate Social Responsibility (CSR), also zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, beschlossen. In einem CSR-Symposium am 16.9.2011 in Berlin wurde nun insbesondere über die Rolle der Kultur bei diesem Prozess diskutiert.
 
Kulturförderung habe für Unternehmen auch mit einer zusätzlichen Reputation zu tun, betonte Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, beim Symposium. Er wies darauf hin, dass zwar die Förderung von Kundt und Kultur überwiegend in der öffentlichen Hand liegt, aber vor dem Hintergrund der Streichung von Kürzungen dem Kultursponsoring eine immer höhere Bedeutung zukomme. Generell unterlägen auch CSR-Aktivitäten von Unternehmen einem wirtschaftlichen Kalkül, denn: "Nur ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen könne Arbeitsplätze schaffen bzw. erhalten und verantwortlich wirtschaften".
 
Der CSR-Aktionsplan der Bundesregierung enthält allerdings keine Aspekte des kulturellen Unternehmens-Engagements, auch wenn Hoofe hier zahlreiche Schnittmengen sah. Insofern wäre die Frage an der Politik, inwieweit sie in der Umsetzung des Aktionsplans hier auch auf diese für eine Kulturnation so wichtigen Felder achtet. Beispielsweise sieht der Aktionsplan eine stärkere Förderung nachhaltigen Personalmanagements vor. Hier zeigte sich bei der ersten Tagung für Personalmanagement im Kulturbetrieb im November 2010, dass man in Kultureinrichtungen sehr viel von der Wirtschaft lernen könne. Insofern könnte ein gezielter Erfahrungsaustausch - bis hin zu einem zeitweisen "Verleih" von Mitarbeitern- der Kulturbetrieb profitieren. Warum schließlich muss sich Kultursponsoring immer auf den reinen Geldtransfer beschränken? Dies gilt im übrigen auch in der anderen Richtung.
 
Ein weiterer wichtiger Punkt im Aktionsplan ist die Integration von CSR in die Ausbildung. Vor dem Hintergrund, dass nach wie vor in vielen Studiengängen der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften kaum ökonomische Kompetenzen vermittelt werden, dürfte sich hier ein dankbares Betätigungsfeld an Universitäten und Hochschulen auftun.
 

Podiumsdiskussion

Die Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Marc Beise, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, bezog sich inhaltlich zunächst auf die Rolle der Kultur im zuvor vorgestellten CSR-Aktionsplan der Bundesregierung, bevor über die Bedeutung und den aktuellen Status Quo der unternehmerischen Kultzurförderung allgemein diskutiert wurde.
 
Prof. Anke Dobauer, Professorin der Klasse für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München, fühlte sich in ihrer Position als Professorin von dem CSR-Aktionsplan wenig betroffen. Sie vertrat die Meinung, dass der Staat verantwortlich sei für Bildung und Kunst und dieser Verantwortung nachkommen solle, statt an den Rahmenbedingungen zu feilen, damit Unternehmen hier die Verantwortung übernehmen. Es wäre nämlich zu beobachten, dass sich der Staat immer weiter zurück ziehe und die Wirtschaft einspringe dies gilt es als kritisch zu betrachten, insbesondere in Bezug auf die Freiheit der Kunst und der Lehre.
 
Thomas Mann (MdEP und Vizepräsident im Austausch für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten) fand wichtig, dass bei der Erarbeitung des Plans die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure einbezogen wurden. Der Staat solle sich lenkend bzw. unterstützend einmischen solange CSR freiwilliges Engagement bleibe.
 
Als Unternehmensvertreter berichtete Dr. Ralf Bremer (Leiter Politische PR Google Deutschland GmbH) über das sog. Google Arts Project: Im Zuge dessen wurden 17 international renommierte Kunstmuseen mit einer Technologie ähnlich der von Google Streetview gefilmt. Nun sei es möglich, diese Museen virtuell zu besichtigen und so Kultur weltweit für Jedermann jederzeit zugänglich ist. Er findet es gerade sinnvoll, wenn wie beim Beispiel Google Art Project Unternehmen ihre Kernkompetenzen bei der Kulturförderung einbringen, da so über bloße finanzielle Unterstützung hinaus gefördert werden könne und das Engagement auch besser langfristig im Unternehmen verankert werden könne.
 
Die Stellungnnahme von Dr. Heike Kramer (Direktorin und Leiterin der Abteilung Gesellschaftliches Engagement Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V.) bezüglich des Aktionsplans fällt ebenso positiv aus. Sie findet es gut, eine Kultur der Akzeptanz unternehmerischer Verantwortung zu schaffen. Zugleich beobachte sie auch die Entwicklung, dass der Staat stetige Kürzungen vornehme und zugleich diskutiert würde, ob Unternehmen nun diese Verantwortung tragen sollten. Sie ist der Meinung, dass Unternehmen diese Lücke nicht schließen sollten und dazu auch gar nicht in der Lage seien. Die Wirtschaft hätte allerdings unterstützende Funktion zumal auch die Unternehmen gesellschaftliche Akteure seien.
 
Staatsekretär Gerd Hoofe erklärte abschließend auf Nachfrage zu den Kulturbezügen des Aktionsplans CSR, dass die Begriffe CSR und CCR nicht austauschbar seien. Bei CSR gehe es um das unternehmerische Kerngeschäft und die Fragen nach sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten. In Bezug zu Corporate Citizenship und bürgerschaftlichem Engagement sehe er eher eine Verbindung zu CCR denn genau diese Begriffe kann und sollte man nicht klar voneinander trennen. Aber inwiefern der Staat CCR in den CSR-Aktionsplan noch weiter mit einbeziehe bleibe eine offene Frage, die in die Diskussion des CSR-Forums weiter diskutiert werden könne.
 

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