21.10.2014
Netzwerkforschung für die Kulturentwicklungsplanung

Südthüringen als Modellregion

Am Beispiel Südthüringens wurde im Auftrag des Instituts für Kulturpolitik erstmals eine soziologische Netzwerkanalyse durchgeführt, um die Gegebenheiten, Möglichkeiten und Lücken regionaler Kultur aufzudecken und für künftige strukturelle Planung nutzbar zu machen. Sie hat wichtige Erkenntnisse zu Tage gefördert, da die Themen Koordination und Kooperation zentral für Kulturentwicklung sind. Sie werden nicht nur im Thüringer Ministeriums für Wissenschaft, Bildung und Kultur, sondern überall in Kulturmanagement und Kulturpolitik diskutiert. Dabei ist die Durchführung einer solchen Analyse ein Novum in einem Kulturentwicklungsprozess. Ihre vielversprechenden Ergebnisse zeigen aber, dass die Methode in vielen vergleichbaren Planungen zukünftig Anwendung finden wird.
Für die Erfassung von Kommunikations- und Konfliktstrukturen sowie der Identifikation sogenannter weißer Flecken innerhalb der kulturellen Netzwerke sollten Vertreter verschiedener Sektoren interviewt werden, um effektivere Koordinationsstrukturen innerhalb der Landkreise Hildburghausen und Sonneberg implementieren zu können.

Mithilfe einer innovativen Methode zur Erhebung und Darstellung von komplexen Netzwerkstrukturen, dem Net-Mapping, konnten die Zusammenhänge und Kontakte zwischen Akteuren aus Kultur, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft nachgezeichnet werden. Die Auswertung zeigte, dass sich zwar einige Ergebnisse mit Beobachtungen und Feststellungen der Arbeitsgruppen zuvor durchgeführter Kulturworkshops decken, jedoch wurden Schlüsselakteure und Kerninteraktionen identifiziert, die zuvor nicht bekannt waren, aber maßgeblich für die zukünftige Kulturentwicklung der Modellregion sind. So offenbarte sich der regionale Tourismusverbund Thüringer Wald e. V. als extrem gut vernetzt und wichtiger Türöffner für Kulturakteure zum Wirtschaftssektor. Darüber hinaus entpuppten sich die regionalen Bürgermeister als Dreh- und Angelpunkte des erhobenen Netzwerks, welches insgesamt 167 Akteure umfasst. Fehlende Beziehungen konnten unter anderem zwischen Kulturschaffenden und Schulen lokalisiert werden. Eine zunehmende Vernetzung von Kultur- und Bildungssektor benannten viele örtliche Akteure als wichtigste Aufgabe für die Zukunft.

Die Nutzung der Netzwerkanalyse als Instrument der Kulturentwicklungsplanung ist ein Novum und eröffnet Kulturmanagern und Kulturpolitikern neue Möglichkeiten, um vorhandene Strukturen zu visualisieren und in der gemeinsamen Reflexion mit örtlichen Akteuren für die Zukunft fruchtbar zu machen. Ihr Vorteil ist, dass sie die wichtigsten formellen und informellen Interaktionen kultureller Steuerungsprozesse sichtbar machen kann sowie Lücken in Netzwerkstrukturen identifiziert. Damit hilft sie Ressourcen sinnvoll zu verteilen und bestehende Kommunikations- und Entscheidungswege für das zu stärkende Feld fruchtbar zu machen. Hier verbirgt sich Potenzial für Kulturentwicklungsprozesse unterschiedlichster Hintergründe und Ziele.

In der Modellregion Landkreis Hildburghausen und Landkreis Sonneberg tut sie dies bereits. Die Ergebnisse der Analyse zeigen deutlich auf, dass häufig Vernetzungsmöglichkeiten existieren als sich die Akteure bewusst sind. Die Studie dient als weitere Grundlage für die Arbeitsgruppen und soll Teil der Diskussion des dritten Kulturworkshops werden, der am 10. November 2014 in Schleusingen stattfinden wird. Gleichfalls fließen die Ergebnisse in das Abschlussgutachten ein.

Das Kulturkonzept des Freistaates Thüringen wurde im Jahr 2012 verabschiedet. Einer Empfehlung dieses Konzeptes entsprechend wurden seitens des Thüringer Ministeriums für Wissenschaft, Bildung und Kultur im Jahr 2013 die zwei Modellregionen Landkreis Hildburghausen und Landkreis Sonneberg für die Erarbeitung von interkommunalen Kulturentwicklungskonzeptionen ausgewählt. Das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft wurde als externe Agentur mit der Durchführung der Planungsprozesse beauftragt. Im Mittelpunkt stehen strategische Ansätze wie die Beförderung regionaler Kooperationen. Einen Prozess wie diesen, an dem eine Vielzahl von Experten jeglicher Kultur- und Wissenschaftssparten beteiligt sind, hat es in der Bundesrepublik bislang kaum gegeben.

Die gesamte Netzwerkanalyse kann man hier herunterladen.
Weitere Informationen zum Kulturentwicklungsprozess gibt es hier.

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