16.03.2016
Vorschau Jahrestagung des Deutschen Museumsbund 2016

Museen als Knoten im Netz der Gesellschaft

Museen sind heute nicht nur Archive der Gesellschaft, sondern müssen immer mehr zu Orten der Begegnung und des Lernens werden. Dazu gehört die Beschäftigung mit dem Kontext der eigenen Umgebung, gesellschaftlichen und infrastrukturellen Veränderungen. Für Stadt- und Regionalmuseen bedeutet dies etwas anderes als für touristische Leuchttürme. Unter den Schlagworten Knoten im Netz und Ankerpunkte in der Region beschäftigt sich die diesjährige Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes vom 8. bis 11. Mai in Erfurt mit den veränderten Anforderungen und kulturmanagerialen Lösungsansätzen.
Die Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes (DMB) versammelt stets eine Vielzahl von Vertretern aus Museen und Ausstellungshäusern verschiedenster Sparten. Sie diskutieren jeweils in einer anderen Stadt aktuelle Entwicklungen der hiesigen Museumslandschaft, mal mehr und mal weniger kulturmanagerial ausgerichtet. Die Erwartungen an Museen seitens Politik, der Träger und Besucher sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. In der Folge hat sich das Aufgabenportfolio stark erweitert. Im Rahmen unserer Tagung konzentrieren wir uns als Interessensvertretung von Museen aller Kategorien und Größen deshalb auf übergeordnete Themen, die spartenübergreifend relevant sind. Dazu gehört die Bedeutung der Museen in den Regionen ebenso wie in der pluralen Gesellschaft, erklärt Prof. Dr. Eckart Köhne, Präsident des DMB, die Wahl des diesjährigen Themas.
 
Eine Grundaufgabe der Museen besteht darin, sich mit der Gesellschaft zu wandeln, äußerte er kürzlich gegenüber der taz. Wandel bedeutet dabei, den Umgang mit dem Publikum immer aufs Neue an dessen Bedürfnissen auszurichten. Das betrifft nicht nur die Auswahl der Inhalte, die dargestellt werden, sondern auch veränderte Auffassungen von Kultur selbst sowie neue Informationszugänge. Da immer mehr Fachwissen im Netz zu finden ist, ist es heute auch eine Aufgabe von Museen, den BesucherInnen Kompetenzen für die Einordnung von Informationsquellen mitzugeben. Einen dialogischen Begegnungsorten zu gestalten, wird damit zu einem Kernelement der musealen Arbeit.
 
Standards für gesellschaftliche Aufgaben der Museen entwickeln
 
Doch während es längst Standards für die klassischen Museumsaufgaben gibt, konnte die Aufgabe, identitätsstiftende und gemeinschaftsbildende Orte zu bilden, bisher nicht in anwendbare Richtlinien gefasst werden. Dies ist ein zentraler Grund für den DMB, "Museen als Ankerpunkte in der Region" während seiner Jahrestagung zu diskutieren. Gerade in den Regionen außerhalb der Metropolen können Museen ihre Position stärken, indem sie kooperativ arbeiten und das gesellschaftliche Leben mit Denkanstößen und Foren unterstützen. Knappe Finanzmittel, schwierige soziale Strukturen oder administrativ Hürden stehen dem oft entgegen.
 
Deshalb widmet sich der Museumsbund in diesem Jahr nicht nur der Kulturvermittlung, sondern verstärkt Fragen des Museumsmanagements. Neue Ansätze für die Rolle der Museen in den Regionen, innovative Strukturen und Netzwerke sind die inhaltlichen Schwerpunkte. Die Tagung wird beleuchten wie Museen mit ihrem Potential zur zukunftsfähigen Entwicklung der Regionen beitragen und mit welchen Maßnahmen die vorhandenen Mittel am effizientesten genutzt werden können. Neben VertreterInnen der deutschen und internationalen Museumslandschaft wird es auch Input von ExpertInnen angrenzender Bereiche wie der Regions- oder Kulturentwicklung geben. Dabei zeigt das Programm nicht nur Best-Practices auf, sondern bietet Inspirationen für Museen jeder Art und Größe.
 
Erfurt als Veranstaltungsort und Beispiel
 
Dazu trägt auch der diesjährige Tagungsort bei. Durch den jährlichen Wechsel des Veranstaltungsortes wollen wir den TeilnehmerInnen ermöglichen, Einblicke in die vielfältige Museumslandschaft in Deutschland zu gewinnen und ihr Netzwerk zu stärken und auszubauen, macht Köhne deutlich. Mit der bisher einmaligen Kulturentwicklungskonzeption von Patrick Föhl kommt dem Land Thüringen eine Vorreiterstellung in den aktuellen Debatten und Entwicklungen um Kultureinrichtungen als Knoten im Netz zu. Allerdings gehören die Museen der Stadt Erfurt als gastgebende Häuser im deutschlandweiten Ranking kaum zu den Spitzenreitern, wenn es um Besucherzahlen, innovative Ausstellungsthemen oder strahlkräftige Kommunikation geht. Selbst für die Region spielen sie, in steter Konkurrenz zu den Einrichtungen der Weimarer Klassik Stiftung, nicht die Hauptrolle. Gerade diese Umstände machen die Erfurter Museen zu einem typischen Repräsentanten des Tagungsthemas, um Anknüpfungspunkt für die Problemanalyse und möglichen Strategien zu entwickeln.
 
Um die Anliegen der Museumssparten und Aufgabenbereiche im Kontext des Tagungsthemas diskutieren zu können, finden während der Jahrestagung die Treffen der Fachgruppen und Arbeitskreise des DMB statt. Wir registrieren ein erhöhtes Bedürfnis nach Informationsaustausch unter Kollegen. Dies spiegelt sich unter anderem in den stetig steigenden Teilnehmerzahlen der Jahrestagung wider. Erfreulich ist, dass sie auch immer mehr jüngere Kollegen nutzen, um sich innerhalb der Museumsszene zu vernetzen, hebt Köhne hervor.
 
Gesellschaftsarbeit als Lobbyarbeit
 
Neben dem Wert der musealen Arbeit im Allgemeinen wird dabei auch die Bedeutung des nationalen Kulturerbes thematisiert. Sie werden derzeit in den öffentlichen Diskussionen um das (wandelbare) Verständnis von Identität und Kultur wieder wichtig. Zudem erlangen sie neue gesellschaftliche und politische Priorität als Grundlage für die Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer Region und einem neuen Heimatgefühl. In der heutigen Zeit, in der Formen der Gemeinschaft und kulturelle Hoheiten neu diskutiert werden, können die Museen eine zentrale Rolle spielen, indem sie auch Randgruppen stärker ansprechen, die Themen einer diversen Gesellschaft aufzeigen und zu einem tatsächlichen Begegnungsort werden.
 
Der Deutsche Museumsbund ist eine der größten Interessensvertretungen in der deutschen Kulturlandschaft und auch die Zahl Museen in Deutschland wächst stetig. Kulturpolitische Lobbyarbeit ist deshalb vor dem Hintergrund der sinkenden Mittel, sich verändernden Mitarbeiterstrukturen und Anforderungen ein fester Teil der Jahrestagung. Die notwendige Umstrukturierung und Professionalisierung der Museumslandschaft kann mit öffentlichen Förder- und Projektmitteln kaum ausreichend abgedeckt werden. Mit dem Thema und dem vielfältigen Programm der diesjährigen Jahrestagung will der DMB deshalb den MitarbeiterInnen in den Häusern nicht nur Perspektiven und Möglichkeiten aufzeigen. Die (politische) Öffentlichkeit für die neuen Herausforderungen zu sensibilisieren und die täglichen musealen Aufgaben transparent zu machen, ist ein ebenso wichtiges Anliegen gerade im Rahmen der Tagungsidee, Museen als Ankerpunkte in der Region zu festigen.
 
Die Anmeldung für die Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes vom 8. bis 11. Mai 2016 in Erfurt ist online bis zum 1. Mai möglich. Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.
 
Unter dem Hashtag #DMB16 werden wir auf Twitter live vor Ort berichten. Eindrücke der Tagung und einen ausführlichen Nachbericht können Sie im Mai bei uns nachlesen.
 

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