02.11.2020

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Karoline Weber
leitet das Förderprogramm Kulturelle Bildung der Drosos Stiftung in Deutschland. Zuvor arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Kulturstiftung des Bundes. Ihren Studienabschluss der Kultur- und Medienwissenschaften erwarb sie an der Bauhaus-Universität Weimar, der Europa Universität Viadrina und der Universidad de Buenos Aires.
Berufsbilder im Kulturbereich

Stiftungsreferent*in

Mit ihren Förderbereichen prägen Stiftungen die Kulturlandschaft stark mit. Wer Kultur gestalten möchte, kann hier aktiv Schwerpunkte setzen, Potenziale stärken und Entwicklungen fördern. Karoline Weber, Programmverantwortliche für Kulturelle Bildung bei der Drosos Stiftung, erklärt ihre Arbeit als Ermöglicherin von Projekten.

Themenreihe Berufsbild

Würden Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
 
Karoline Weber: Direkt nach Abschluss meines Studiums habe ich ein Stipendium für die Koordination des Bereichs "art, science & business" an der Akademie Schloss Solitude erhalten. Das Stipendiatenhaus ermöglicht jungen Künstler*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen aus aller Welt Residenzaufenthalte. Der Bereich, für den ich tätig war, vermittelt zwischen den Feldern Kunst und Wissenschaft - und zwar durch Konferenzen, Workshops und Publikationen. Das war für mich eine wichtige Weichenstellung, da ich zum Ende meines Studiums vor der Entscheidung stand: Promotion ja oder nein? Das Stipendium war zunächst ein Kompromiss: nicht zu weit weg von der Wissenschaft und doch nahe genug am Kulturmanagement, für das ich mich immer begeistert habe. Am Ende war meine Entscheidung klar: Ich wollte praktisch arbeiten und im Kulturbereich bleiben. Ich habe nie bereut, mich damals gegen die Doktorarbeit entschieden zu haben.
 
Neben den vielen praktischen Erfahrungen, die ich an der Akademie Schloss Solitude im Kultur- und Veranstaltungsmanagement sammeln konnte, wirkt bis heute vor allem das internationale Netzwerk nach. Ich denke, in jeder beruflichen Station sind die vielen Kontakte und Begegnungen prägend, die aus der intensiven Zusammenarbeit mit anderen entstehen - und das Adressbuch, das man zur nächsten Station mitnimmt.
 
Von der Akademie Schloss Solitude bin ich direkt an die Kulturstiftung des Bundes gewechselt, für die ich sechs Jahre gearbeitet habe. Eingestiegen bin ich als Assistentin im Fonds Neue Länder, später habe ich die Leitung übernommen. Dieser Schritt in die Stiftungswelt bedeutete einen Perspektivwechsel vom eigenen Umsetzen hin zum Ermöglichen von Projekten und hat seither meinen beruflichen Weg geprägt. 
 
Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?
 
KW: Als Programmverantwortliche für Kulturelle Bildung bei der Drosos Stiftung bin ich oft Mittlerin zwischen den Zielen und Zwecken der Stiftung und den Bedarfen der Projektträger*innen bzw. der Zielgruppen, die man erreichen will. Eine der wesentlichen Aufgaben dabei ist Kommunikation. Nach außen führe ich Gespräche und stehe im Austausch mit anderen Stiftungen oder Entscheidungsträger*innen im Feld der Kulturellen Bildung. Stiftungsintern geht es darum, die Ergebnisse und Wirkungen der Fördertätigkeit über Monitoring und Controlling zu erfassen, zu kommunizieren und daraus wiederum strategische Ziele abzuleiten. Die Klammer dazu bilden die Förderprojekte, deren Träger*innen an der Basis die Ideen entwickeln, sich mit viel Engagement für Jugendliche einsetzen und mit ihnen kreative Formate gestalten. Für mich ist der regelmäßige Austausch mit den Projektträger*innen unglaublich wichtig und bereichernd. Ihre Erfolge, ihre Herausforderungen und auch ihre Misserfolge bedeuten immer auch ein Lernen auf Seiten der Stiftung. Mindestens einmal im Jahr fahre ich zu jedem der geförderten Projekte für Gespräche oder als Repräsentantin der Stiftung auf Eröffnungen. Ich telefoniere darüber hinaus regelmäßig mit den Projektträger*innen, treffe sie auf Veranstaltungen und Workshops meines Förderprogramms und begleite sie intensiv in allen Phasen der Projektumsetzung - von der Antragstellung bis zum Projektabschluss. Besonders bewegend sind die Momente, wenn ich ganz unmittelbar erleben kann, wie Jugendliche aus den Projekten stolz auf der Bühne vor ihren Eltern stehen und sichtlich über sich hinausgewachsen sind. Das sind die Situationen, in denen die Relevanz der eigenen Arbeit sehr spürbar wird. 
 
Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihnen bei Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen?
 
KW: Mein Studium der Kultur- und Medienwissenschaft war zu großen Anteilen theoretisch angelegt, dennoch würde ich sagen, dass ich von einigen Aspekten bis heute profitiere. Die Arbeit im Stiftungsbereich bedeutet viel Textarbeit, etwa beim Erstellen von Beschlusspapieren für den Stiftungsrat, Konzepten, internen Berichtslegungen oder der Öffentlichkeitsarbeit. Auch aktuelle Themen, Studien und Diskurse muss ich aufmerksam verfolgen und aufarbeiten. Hier zahlt es sich aus, im Studium viel mit Texten und Theorie gearbeitet zu haben. Hinzu kommt, dass im Stiftungsbereich oft Personen mit einer thematischen Expertise in den Feldern der Förderprogramme gesucht werden. Fast alle, die ich kenne, sind in diesem Sinne Quereinsteiger*innen aus der Praxis oder einem Themenfeld. So vielfältig wie die Förderprogramme, sind daher auch die Ausbildungen und beruflichen Werdegänge derjenigen, die im Stiftungsbereich arbeiten.
 
Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?
 
KW: Ich habe neben dem Studium immer gearbeitet, als studentische Hilfskraft, Redaktionsassistentin oder an der Theaterbar. Dazu kamen verschiedene Praktika und das ehrenamtliche Engagement in einem Kunstverein. Ich denke, diese bunte Mischung hat mir viele Einblicke in die Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen von sehr unterschiedlichen Institutionen und Einrichtungen ermöglicht und mich vieles praktisch lernen lassen, was nicht Teil meines Studiums war. Bei der Kulturstiftung des Bundes habe ich zudem Einiges über die Verwaltung öffentlicher Mittel gelernt: Zuwendungsrecht, Vergabeverfahren, Vermerke, Bundesreisekostengesetz, Besserstellungsverbot, usw. Auch wenn das alles eher trocken klingt, wird es wichtig, wenn man Antragsteller*innen bei der Kostenplanung berät oder selbst Veranstaltungen umsetzen will. Denn all diese Regelungen gelten für eine öffentliche Stiftung ebenso wie für die Projektträger*innen. Hier waren sowohl die Schulungen, die die Stiftung selbst anbietet, als auch die Sachbearbeiter*innen, die ich immer um Rat fragen konnte, eine große Hilfe. Aktuell interessiere ich mich sehr für den Bereich Organisationsentwicklung von gemeinnützigen Strukturen und bilde mich darin fort. Da die Drosos Stiftung hier einen Fokus bei der Förderung ihrer Projektträger legt, ist dies auch für meine jetzige Arbeit relevant.
 
Wie hat sich Ihr Berufsbild in den letzten Jahren verändert? Und wie wird es sich voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln?
 
KW: Die Corona-Pandemie ist auch am Stiftungssektor nicht spurlos vorbeigegangen und hat viele Veränderungen beschleunigt, die zum Teil schon angelegt waren. Ein großes Thema ist hier die Digitalisierung - sowohl in den internen Abläufen als auch in den Förderstrategien. Viele interne Prozesse, von Meetings und Workshops über Konferenzen, mussten schnell in digitalen Formaten neu gedacht werden. Hinzu kommt die Herausforderung, die Kulturträger*innen und -einrichtungen dabei zu unterstützen, sich in dieser Krise neu aufzustellen und durchzuhalten. Hier haben viele Stiftungen sehr flexibel und schnell reagiert - von Notfallprogrammen bis hin zu Mittelumwidmungen und Förderzeitraumverlängerungen. Die Träger*innen der Projekte sind dadurch stärker in den Fokus gerückt. Die Drosos Stiftung verbindet ihre Förderungen schon immer mit einer Professionalisierung der Projektträger*innen durch begleitende Organisationsentwicklung und gerade die Krise hat gezeigt, dass dieser Ansatz richtig ist. Eine Frage, die in Zukunft sicher an Relevanz gewinnt, wird sein, wie wir die Kulturträger*innen dazu befähigen können, flexibel und agil auf große Veränderungsdynamiken und Krisen zu reagieren.
 
Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen Kulturmanager*innen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
 
KW: Es gab immer wieder Situationen und Aufgaben, bei denen ich gefühlt ins kalte Wasser gestoßen wurde und die mir neu und unvertraut waren. Oft hieß das: Augen zu und durch. Im Nachhinein kann ich sagen, dass die Lernkurve gerade bei diesen Herausforderungen und Hürden am steilsten war. Wichtig ist bei all dem aber auch, dass man in sich hineinhorcht und sich fragt, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Mir hat dabei immer geholfen, einen Blick von außen einzuholen und mich mit Menschen zu beraten, deren Meinung ich schätze.
 

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