26.08.2019

Themenreihe Karriere

Autor*in

Dirk Schütz
ist Gründer von Kultur Management Network und der Kulturpersonal GmbH. In den Bereichen Führung, Personalmanagement und Organisationsentwicklung arbeitet er als Berater, Coach und Trainer und unterrichtet als Dozent an Kulturmanagement-Studiengängen im deutschsprachigen Raum.
Berufseinstieg im Kulturbereich

Antworten auf die drängendsten Fragen

Die Suche nach dem ersten Job löst bei Studierenden immer wieder Unsicherheit aus. Deshalb haben wir sie bei Instagram nach ihren drängendsten Fragen gefragt. Hier kommen die Antworten vom Karriere-Experten Dirk Schütz - von Praktikums- und Studiengangs- bis zur Bewerberauswahl.

Themenreihe Karriere

Übrigens: Haben auch Sie Fragen zur täglichen Arbeit im Kulturmanagement oder zu Karriere-Themen, schicken Sie sie uns gern oder schreiben Sie sie in die Kommentare! Wir versuchen dann, Sie in unsere redaktionelle Arbeit zu integrieren. 
 
Welcher Studiengang bereitet mich am besten auf den Berufseinstieg vor?
 
Dirk Schütz: Das ist eine relativ allgemeine Frage, die eigentlich zu jedem Studiengebiet gestellt werden kann. Am besten schaut man, neben Studienbedingungen und Studienort, darauf, dass ein Studiengang möglichst gute Verbindungen zur Praxis hat. Denn wenn man in den beruflichen Alltag kommt, gibt es häufig große Unterschiede zu dem, was man als Theorie vermittelt bekommen hat. Das heißt: Schaut, ob Praktika im Curriculum gefordert werden, ob es Praktikumsanbieter oder Kooperationspartner gibt, zu denen feste Verbindungen bestehen, und ob ihr Dozenten haben werdet, die aus dem Kulturbetrieb kommen und bei euch aus der Praxis berichten können. Schaut auch, ob der Studiengang für den praktischen Kulturbereich Studien oder ähnliches erstellt oder ob es eine andere Verbindung zur Praxis gibt, damit Ihr einerseits Kontakte knüpfen könnt und andererseits den Einstieg schneller findet, weil in euren Unterricht Kenntnisse eingeflossen sind, die im Betrieb gebraucht werden. 
 
Als Nächstes könnt ihr euch informieren, welche Berufsbilder es gibt (zum Beispiel in unserer Berufsbild-Reihe). Und wenn ihr schon eine klare Vorstellung davon habt, wo ihr einmal arbeiten möchtet, oder genau wisst, welches Berufsbild es sein soll, solltet ihr herausfinden, ob Euch ein bestimmter Studiengang daraufhin ausbilden kann. Sind die Inhalte, die in diesem Berufsbild gebraucht werden, auch im Studiengang abgebildet und werden vermittelt? Ihr findet da viele Hinweise z.B. zum Museumsbereich beim Deutschen Museumsbund, zum Theaterbereich beim Bühnenverein oder beim Deutschen Orchesterverband für den Orchesterbereich. Diese Institutionen haben die verschiedensten Berufsbilder und erklären auch, was im Berufsalltag gefordert wird und welche Kenntnisse und Qualifikationen man braucht. Das könnt ihr dann abgleichen mit den Inhalten der Studiengänge. So müsstet Ihr viel näher an das herankommen können, was in der Praxis gefordert wird. 
 
Wenn ihr jetzt ein Bachelor-Studium abgeschlossen habt, schaut natürlich noch viel stärker beim Master, ob eine Verbindung zur Praxis besteht. Es sei denn ihr wollt später im Wissenschaftsbereich arbeiten. 
 
Wie wichtig sind Praktika?
 
Dirk Schütz: Ein Praktikum zu machen hat ganz viele Hintergründe. Einer der wichtigsten ist sicher, zu sehen, was im Kulturbetrieb konkret gefordert wird. Ist die berufliche Realität eine andere, als sie mir in meinem Studiengang vermittelt wurde? Häufig ist das so. Also schaut euch an, wie die betrieblichen Abläufe sind und worauf die Menschen in der Organisation achten. Welche Qualifikationen braucht man dort? Oft sind diese nicht im Curriculum verankert, zum Beispiel sogenannte "Soft Skills" oder Formen von Kommunikation. Oder es kommt stärker auf eure spezifischen Qualifikationen oder Besonderheiten als Persönlichkeit an, die ihr in Teams oder im Unternehmen oder Organisation einbringen könnt. Um dies zu erfahren, macht ein Praktikum absolut Sinn. 
 
Das gilt auch, um zu sehen, was man für Erfahrungen sammeln und wie man diese im Studium reflektieren und einbinden kann. Dieser Aspekt ist gerade wichtig, wenn man ein Masterstudium absolvieren möchte. Hier wäre es absolut sinnvoll, vorher im Kulturbetrieb gearbeitet zu haben, um bessere Fragen an das eigene (Aufbau-)Studium stellen zu können. Oder um zu klären, welche Anforderungen man an das Studium hat, und um genauer zu spezifizieren, was einem vermittelt werden soll. 
 
Ein Praktikum ist natürlich auch immer wieder gut, um zu sehen, wie man das Gelernte anwenden kann und welche Aspekte vertieft oder nachgeholt werden müssen. Es gibt große Unterschiede und Spezifika zwischen den Kultureinrichtung und dies im Kontext des eigenen Studiums zu reflektieren, ist ganz wichtig. Zusätzlich macht es Sinn, sich in unterschiedlichen Arbeitsbereichen auszuprobieren und zu sehen, wo die eigenen Qualifikationen und persönlichen Fähigkeiten gut aufgehoben sind und wo man am besten den Einstieg findet, weil man auf der Stelle eine Wirkung erzielen kann. 
 
Wie viele Praktika sollte man machen und welche?
 
Dirk Schütz: Wenn ihr unsicher seid und noch nicht genau weiß, welche Aufgaben ihr später übernehmen möchtet, könnt ihr euch in unterschiedlichen Bereichen ausprobieren. Wichtig ist aber, dass dies nicht willkürlich und querbeet durch alle Sparten und Funktionsbereiche (wie künstlerische Produktion, Kommunikation, Administration, technischer Support etc.) geschieht. Hier besteht die Gefahr einer wenig klaren und nachvollziehbaren Biografie, die keinen roten Faden erkennen lässt oder wie ein Flickenteppich wirkt. Das kann für Personalentscheider schwierig sein. Diese achten zumeist darauf, welche aufeinander aufbauenden Qualifikationen erworben und in welchen Einrichtungen Erfahrungen gemacht wurden und ob sich daraus klare Kompetenzbereiche oder Berufsprofile ergeben. 
 
Ihr solltet euch also genauer Gedanken darüber machen, bei welcher Profession und für welche Sparte euer Herz schlägt, in welche Funktionsbereichen ihr euch hineinentwickeln wollt und welche Positionen und Verantwortung ihr anstrebt. Dann schaut ihr, ob ihr in der Kommunikation, in der Administration oder in der künstlerischen Produktion ein Praktikum machen möchtet und in welcher kulturellen Sparte ihr euch zu Hause fühlt. Die Fragen, die ihr euch dabei stellen solltet, sind zum Beispiel: Möchte ich direkt mit Künstlern zusammenarbeiten? Oder interessiert mich eher die Vermittlung kultureller Inhalte, die Kommunikation des Ganzen? Oder habe ich ein Interesse an der Administration, das heißt mich mit Finanzen, mit Management-Aspekten, mit organisatorischen Prozessen zu beschäftigen? Mit der Beantwortung solcher Fragen könnt ihr gezielter Praktika auswählen, verschiedene Profile ausprobieren und schauen, welche Arbeitsbereiche spannend sind und welche nicht. So kann es durchaus sein, dass ihr beispielsweise Controlling als langweilig empfindet, aber im Praktikum seht, wie man damit einem Betrieb steuern kann und welche Entscheidungen damit verbunden sind. Aus diesen Erkenntnissen kann dieser Bereich ein ganz anderes Bild abgeben. 
 
Wichtig ist auch, möglichst viele praktische Erfahrungen zu sammeln. Ein einziges Praktikum kann zwar durchaus ausreichen, wenn man genau weiß, auf welches Stellenprofil hin man Erfahrungen machen will. Und vielleicht macht es auch gleich "Klick" und man hat ein Jobangebot dazu. Meist sind Praktika jedoch gut dafür geeignet, sich selbst im beruflichen Umfeld besser kennenzulernen, auch in Teams und Verbindung zu anderen Kolleg*innen, und eine breitere Kenntnis von dem zu erlangen, was in der Betriebswirklichkeit wichtig ist. Von daher solltet ihr eher mehr Praktika absolvieren, tiefer in den Berufsalltag eintauchen und euch die Organisationen dafür bewusst auswählen. Das muss nicht immer das allergrößte Haus mit dem tollsten Namen sein, auch wenn das spannend in der Biografie ist. Es kann aber auch eine kleine Einrichtung sein, weil man dort breitere Erfahrungen machen kann, im besten Fall sogar Verantwortung übertragen bekommt, eigene Entscheidungen treffen und selbstständiger arbeiten kann, als dies in großen Organisationen möglich ist. 
 
Welche Voraussetzungen sollte man als Bewerber mitbringen? Und worauf achten Recruiter oder Dienstleister für Personalangelegenheiten bei Stellenbesetzungen?
 
Dirk Schütz: Zunächst einmal sollte man die formalen Kriterien einer Stelle oder Ausschreibung mitbringen, d.h. die wichtigsten geforderten Kompetenzen, Erfahrungen und Voraussetzungen hinsichtlich der Ausbildung und Berufserfahrung. Dabei solltet ihr euch im Vorfeld klar machen, ob die Stelle wirklich zu euren Vorstellungen passt und wie man eventuell fehlende Voraussetzungen kompensieren kann. Zudem ist es wichtig, euch generell vor Bewerbungen Gedanken zu machen, in welchen (Funktions-)Bereichen und Arbeitsfeldern ihr Erfahrungen gesammelt habt. Hierzu macht es Sinn, die eigene Biografie und Erfahrungen, auch aus Praktika, dahingehend zu reflektieren, welche speziellen Kenntnisse und welches Know-how ihr mitbringt. Das können auch Aspekte sein, die man nicht auf den ersten Blick als wichtig erachtet. Wer zum Beispiel in der Freiwilligenarbeit mehrere Freiwillige geführt hat, hat schon Führungserfahrung gesammelt. Wer Budgets mitentwickelt hat und darüber entscheiden konnte, sollte dies kenntlich machen. Solche Aspekte spielen eine wichtige Rolle und man muss nicht denken, dass man als Berufsanfänger*in keine Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringt. Dann muss man das alles zu einem möglichst konsistenten Profil verdichten. Hier hilft es auch, darüber nachzudenken, was die eigene Persönlichkeit ausmacht, welche Werte und Haltungen man vertritt und wie diese auf das berufliche Profil einzahlen. 
 
Wichtig ist weiter, dass die Voraussetzungen, die man mitbringt, gut strukturiert vermittelt werden, dass sie für diejenigen, die die Bewerbungen lesen, klar nachvollziehbar sind und auch, in welcher Verbindung sie zur ausgeschriebenen Stelle stehen. Ihr solltet euch über die Organisation informieren, bei der ihr euch bewerbt. Auch da könnt ihr noch einmal, neben der Ausschreibung und dem, was ihr zwischen den Zeilen lesen könnt, im Anschreiben darauf eingehen, wie ihr die Organisation zu euch in Bezug setzt, welche Wirkung ihr erzielen möchtet, was ihr dem Arbeitgeber bietet und wo dies den Arbeitgeber hinführt. 
 
Die Begutachtung von Bewerbungen erfolgt dann sehr unterschiedlich und individuell. Daher sollte man als Bewerber*in sich auf die Qualität aller Bestandteile der Bewerbung konzentrieren: das Anschreiben, das individuell auf den Stellenanbieter zugeschnitten sein und glaubhaft vermitteln sollte, welchen persönlichen Zugang man zur Stelle und Organisation hat; den Lebenslauf, der klar strukturiert den Lesenden durch den beruflichen Werdegang und Kompetenzbereiche des/der Bewerber*in führt; und die ergänzenden Unterlagen, die einen vertieften Eindruck in Abschlüsse, Zusatzkompetenzen, Arbeitszeugnisse und damit einhergehende Einschätzungen zum Verhalten und zu Besonderheiten im beruflichen Kontext geben. 
 
Ein wesentliches Kriterium für mich bei Bewerbungsprozessen ist zum Beispiel das Anschreiben, aus dem ich herauslese, ob sich der/die Bewerber*in mit der Institution beschäftigt hat und darlegen kann, warum er/sie in dieser Einrichtung arbeiten möchte. Die meisten Bewerber*innen schreiben sehr allgemein und voller Freude und Enthusiasmus von sich selbst und warum es so toll ist, die Stelle gefunden zu haben, oder was das für sie bedeutet. Dabei vergessen sie, dass der Arbeitgeber berechtigte Eigeninteressen hat, und gehen nicht darauf ein, was die Institutionen von dem/der Bewerber*in haben könnte. Mir ist deshalb besonders wichtig, ob der/die Bewerber*in nachvollziehbar den Zugang zur Stelle beschreiben und darlegen kann, welche Wirkung sie/er auf dieser Stelle und für die Organisation haben kann. 
 
Worauf man sollte man beim Berufseinstieg achten? 
 
Dirk Schütz: Das ist eine Frage, die sehr individuell zu beantworten ist. Sicher ist wichtig, dass ihr neben den eigenen Einstiegsvoraussetzungen darauf achtet, welche Perspektiven ein Job bietet. Gibt es zum Beispiel Entwicklungsmöglichkeiten oder ist das eine wichtige Stufe zu einem Weg, den ich gehen wollte? Habe ich ein größeres Ziel vor Augen und ist das ein Schritt, der dahingehend logisch ist?
 
Als nächstes sollte man schauen, ob dieser Job die Dinge bietet, die ihr erwartet: Kann ich mich zum Beispiel selbst entfalten, selbstständig arbeiten und entscheiden? Kann ich eigene Ideen einbringen oder bin ich nur jemand, der Dinge ausführt und sich gar nicht weiterentwickeln kann? Weitere Fragen für den weiteren eigenen Weg und das, was ein Arbeitgeber bietet, könnten sein: Werde ich weitergebildet? Wird mir Verantwortung übertragen? Arbeite ich im Team? Kann ich später Führungsverantwortung übernehmen? Ist die Organisation gut vernetzt, so dass ich mit anderen zusammenarbeiten und eigene Projekte durchführen kann? Es gibt also viele individuelle Fragestellungen, die mit persönlichen Vorlieben und Präferenzen zusammenhängen.

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