13.04.2018

Buchdetails

Karriere nach der Wissenschaft. Alternative Berufswege für Promovierte
von Mirjam Müller
Verlag: Campus Verlag
Seiten: 227
 

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Autor*in

Sabine Schmidt
absolvierte ihren Master of Arts in Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf und der Ruhr Universität Bochum sowie eine Weiterbildung zur Kulturmanagerin. Sie ist freischaffende Künstlerin und ist unter anderem Gründerin des Freigeist-MagZine.
Buchrezension

Karriere nach der Wissenschaft. Alternative Berufswege für Promovierte

Gerade einmal 10 Prozent aller promovierten Geisteswissenschaftler bekommen eine Professur. Welche alternativen Berufswege ihnen in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung und Kultur offen stehen, beschreibt Mirjam Müller in ihrem Ratgeber "Karriere nach der Wissenschaft".
 
Eine dauerhafte Tätigkeit in Forschung oder Lehre ist heute eher Mangelware, wird aber nach wie vor von vielen Geisteswissenschaftlern angestrebt. Zugleich denken knapp 81 Prozent der Nachwuchswissenschaftler über einen Ausstieg aus der Wissenschaft nach - die meisten davon nicht aus mangelnder Kompetenz oder Leidenschaft, sondern aufgrund der prekären Beschäftigungsperspektiven. Die Umorientierung ist meist also einem pragmatischen Umdenken und Akzeptieren der gegebenen Verhältnisse geschuldet, fühlt sich für viele aber als Versagen an.
Um diesem negativen Gefühl der Hilfslosigkeit und des Aufgebens entgegenzuwirken, beschreibt Personalentwicklerin Mirjam Müller Strategien und Motivationen für einen Berufswechsel und zeigt den Lesern, wie sie mittels Reflexionsübungen und Recherchestrategien andere berufliche Möglichkeiten für sich entdecken können. Für das Buch, das 2017 im Campus Verlag erschienen ist, hat sie mit promovierten Wissenschaftlern zusammengearbeitet, die einen Karriereweg außerhalb der Wissenschaft eingeschlagen haben.

Im ersten Teil des Ratgebers werden die Qualifikationen, die in der Wissenschaft erworben werden, hinterfragt und auf Berufsbilder reflektiert. In den anschließenden Kapiteln arbeitet Müller den potenziellen Arbeitsmarkt und mögliche Recherchestrategien für promovierte Geistes- und Sozialwissenschaftler anhand von Übungen und Tipps gemeinsam mit ihren Lesern heraus, sodass sie im Anschluss die Frage "Wie bekomme ich eine Stelle?" für sich beantworten können. Der letzte große Teil besteht dann aus Erfahrungsberichten von 13 Promovierten, die in den Berufsfeldern "Wissensmanagement", "Politik und Verwaltung", "Kultur, Medien und Bildung" und "Wissenschaft und Beratung" eine Alternative zu Forschung und Lehre gefunden haben. Diese unterstützen Müllers Anliegen, neue berufliche Wege für sich zu entdecken.

Ausstieg aus der Wissenschaft

Müllers Buch "Karriere nach der Wissenschaft" ist der Kontrahent und zugleich die Fortsetzung von ihrem Band "Promotion - Postdoc - Professur. Karriereplanung in der Wissenschaft". Die Fortsetzung befasst sich mit Problemfeldern von Nachwuchswissenschaftlern, die während ihrer wissenschaftlichen Laufbahn feststellen, dass sie in eine Sackgasse geraten sind. Die Autorin unterscheidet dabei fünf Typen von Aussteigern:
  • "Zweite Reihe"
  • "So hatte ich mir das nicht vorgestellt"
  • "Verkanntes Talent"
  • "Geplanter Ausstieg"
  • "Plan B".
Über diese Typen lernt der Leser, seinen Ausstieg aus der Wissenschaft zu verstehen, und kann sich gedanklich auf Alternativen einlassen. Mit Reflexionsübungen, Hinweisen zu Weiterbildungen und direkter Benennung der erworbenen Qualifikationen aus der Wissenschaft, wie beispielsweise Recherche, Projektmanagement, Analyse und Fundraising, kann sich der Leser sich seiner Kompetenzen und Qualifikationen bewusst werden. Über das Herausarbeiten von (ehrenamtlichen) Tätigkeiten, Hobbies und Interessen werden Ideen für alternative Berufsfelder bestimmt und Karriereoptionen jenseits der Wissenschaft mit Kompetenzen verglichen.

Die Autorin Müller verfasst mit ihrer Herangehensweise einen lesenswerten Ratgeber für Studienabsolventen und Berufsanfänger, die sich ihrer beruflichen Zukunft unsicher sind. Es ermöglicht ihm, seine Interessen zu entdecken und zu reflektieren, welcher Berufszweig außerhalb von Forschung und Lehre für ihn in Frage kommt. Schreibstil und Aufmachung des Buches orientieren sich an wissenschaftliche Standards und sind informativ angelegt. Hinter den einzelnen Kapiteln befinden sich zumeist Querverweise, Literaturhinweise und Anlaufstellen. Aufbau und Vorgehensweise des Buches sind sehr vielversprechend und können bei der Berufsfindung unterstützen.
 
Promovierte über alternative Berufswege

Müllers zusammengetragene Erfahrungsberichte von Betroffenen unterstreichen treffend den Arbeitskomplex Forschung und Lehre. Diese sind jedoch eher Porträts einer mittelständischen Elite, die nach mehreren Stipendien, Auslandserfahrungen und Eliteuniversitäten keine universitäre Karrierelaufbahn eingeschlagen haben bzw. einschlagen konnten. Empathische, motivierende oder unterstützende Praxisbeispiele sind es aber eher nicht. Zudem sind sie monoton zu lesen, da sie in erster Linie Berufe im Bereich Verwaltung darstellen und sich nur im Detail voneinander unterscheiden. Spannender wäre gewesen, wenn Müller interdisziplinäre Berufsfelder aufgegriffen hätte, die sich klar differenzieren.

Stil und Gliederung
Passende Überschriften, eine übersichtliche Gliederung, viele Verweise, Hinweise, Weiterbildungstipps, Anlaufstellen und vor allem die Gedankenspiele ermöglichen dem Leser, sich seiner Kompetenzen, Qualifikationen und seiner Interessen bewusst zu werden, diese mit Berufsbildern in Verbindung zu bringen und sich während seines Ausstiegs aus der Wissenschaft zu orientieren. Unter anderem stellt die Autorin den heutigen Arbeitsmarkt dar, greift dem Leser mit Tipps zu Jobbörsen und Verweisen zu Forschungsförderorganisationen unter die Arme. Ferner liefert die Autorin vorteilhafte Hinweise, um sich ein berufliches Netzwerk aufzubauen.

Schreibstil und Aufmachung orientieren sich an wissenschaftlichen Standards und sind informativ angelegt. Weniger hilfreich sind einige von ihren Beispielen, Analogien und Aussagen, die hin und wieder ungewollt frustrierend wirken können.

Fazit: Gute Anleitung zur beruflichen Selbstfindung

Obwohl sich das Buch an promovierte Geistes- und Sozialwissenschaftler richtet, ist es auch für Berufsanfänger, Kulturmanager, unpromovierte Studienabsolventen und Menschen geeignet, die auf der Suche einer alternativen beruflichen Zukunft sind. Sehr vielversprechend und lobenswert sind die vielen Anregungen, Hinweise und Tipps, die einen gelungenen Einstieg in den Beruf ermöglichen.

Leider fehlt aber ein direkter Bezug zum Berufsfeld "Kulturmanagement", obwohl viele der erworbenen Kompetenzen in der Wissenschaft auch notwendige Werkzeuge eines Kulturmanagers sind, wie Projektmanagement, Analyse und Fundraising. So spricht das Buch im Kapitel "Qualifikationen aus der Wissenschaft" Kompetenzen eines Kulturmanagers an, geht aber nicht weiter darauf ein. Insofern wäre der Ratgeber für Kulturmanager geeignet, die ihren Berufszweig verlassen möchten. Er bietet alternative Berufsmöglichkeiten im Qualifikationsrahmen eines Kulturmanagers.

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