Doppelter Lohn für engagierte Kulturvereine

Die erforderliche Zahl von 10 neuen Mitgliedern war für viele Kulturinitiativen offenbar eine leicht zu nehmende Hürde, weshalb gestern 35 Projekte eine Prämie für diese Leistung erhielten. Es lag am Reiz, mit der Aquise in eigener Sache doppelt belohnt zu werden: mehr Förderer einerseits, mehr Einnahmen andererseits. Der Fonds Neue Länder der Kulturstiftung des Bundes packte dann noch etwas drauf und belohnte die 6-monatige Arbeit mit Preisen zwischen 1000 und 10.000 Euro. 3 Sonderpreise gab es für gelungene Kooperationen. Gestärkt durch diesen teilweise beachtlichen Mitglieder- und Geldzuwachs werden diese Initiativen sicherlich nun eine größere Relevanz im Kulturangebot vor Ort entwickeln.

 

Und das gerade im ländlichen Raum. Denn die eigentliche Überraschung bei der gestern gezogenen Bilanz des Wettbewerbs war, dass der Anteil der teilnehmenden Vereine abseits der Städte mit 70% deutlich höher war. Nehmen wir beispielsweise Ponderosa. Die Tanzinitiative hat ihren Sitz auf einem alten Bauerngehöft im Landkreis Barnim nahe der polnischen Grenze. Dennoch ist man sehr international, lädt Künstler aus aller Welt für Workshops, Performances und Erfahrungsaustausch nach Stolzenhagen. Höhepunkt ist ein dreiwöchiges Sommerfestival. Nun hat man 121 neue Mitglieder gewonnen. Vor einem halben Jahr waren es noch ganze 12 Unterstützer! Das ergibt eine beeindruckende Steigerung von 1008 Prozent.

 

 

Der Blick auf die ersten 10 Gewinner, darunter der Kunstverein "Die Mühle" aus Eberswalde, die "Freunde aktueller Kunst aus Zwickau, die Cinématèque Leipzig, die Original Dippelsbacher Musikanten oder der Museumsverein Warnemünde, zeigt die gute Mischung aus den verschiedenen Kultursparten. Weniger ausgewogen war die Beteiligung, wenn man sich die Bundesländer anschaut. So erreichte Brandenburg mit 1089 gewonnenen Mitgliedern mehr als ein Drittel des gesamten Zuwachses. Auch Sachsen kann sich mit 894 Neumitgliedern sehen lassen. Dagegen muss man sich in Thüringen fragen, woran es liegt, dass sich nur 9 Vereine beteiligten.

 

Das System der Matching Funds, auf der der "Call for Members" beruht, beweist seinen Wert gerade für kleinere Kulturvereine, die kaum von öffentliche Förderung profitieren, aber nicht minder anspruchsvolle künstlerische Arbeit leisten. Insofern darf man sich wünschen, dass die Kulturstiftung des Bundes in einiger Zeit wieder zum Mitmachen aufruft. Vielleicht waren die gestern ausgezeichneten Beispiele für einige ein Weckruf. Selbst wenn nun zunächst keine Siegerprämie winkt, so verbreitert man mit jedem neuen Mitglied im Förderverein nicht nur seine finanzielle Basis, sondern gewinnt auch gleichzeitig Multiplikatoren. Die erhoffte Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements in den neuen Bundesländern ist der Bundeskulturstiftung jedenfalls mit diesem Wettbewerb gelungen. Als positiv darf man auch herausstellen, dass sowohl die Aktionstournee vor dem Start als auch die gestrige Veranstaltung sehr kreativ gestaltet wurde. Nicht zuletzt wurden die Beratungsangebote für die richtige Mitglieder-Werbestrategie rege in Anspruch genommen.

 

Details: www.call-for-members.de