09.08.2007

Autor*in

Roger Christmann
"kunstenfestivaldesarts"

Künstlermanagement am Beispiel eines Festivals

Das kunstenfestivaldesarts wurde 1994 mit dem Ziel ins Leben gerufen, eine Lücke im reichhaltigen Brüsseler Kulturleben zu schließen: In der (inoffiziellen) europäischen Hauptstadt wurde seinerzeit kaum internationales Theater angeboten. Gründerin Frie Leysen wollte dabei kein europäisches Best-Of- Festival lancieren, sondern ein Laboratorium für eine neue Künstlergeneration schaffen.
So war das kunstenfestivaldesarts im ersten Jahrzehnt maßgeblich am internationalen Durchbruch von u. a. Christoph Marthaler, Alain Platel, Romeo Castellucci und William Kentridge beteiligt. Das Festival hat jährlich rund 30 Produktionen von belgischen, europäischen und nicht-europäischen Künstlern im Angebot, wovon die Hälfte in Brüssel ihre Premiere feiert.
 
Das Festival orientiert sich bei seiner Auswahl in erster Linie nicht an Produktionen, sondern engagiert sich für einen Künstler und seine Arbeit. Die Auswahlkriterien sind hierbei zwar subjektiv, suchen aber nach Antworten auf zwei zentrale Fragen: Was hat ein Künstler über unsere heutige Welt zu sagen? Welche einzigartige künstlerische Sprache hat er zur Formulierung dieser persönlichen Antwort entwickelt?
 
Die Konsequenz dieses inhaltlichen Ansatzes hat konkrete Folgen für die nachhaltige Kooperation. Die Verpflichtung für eine erste Aufführung oder Produktion ist oft nur der Auftakt zu einer mehrjährigen Zusammenarbeit. Einer ersten Vorstellung folgen meistens Gespräche über weitere Projekte, die das Festival dann auch mit trägt, also koproduziert, und in der Regel als Premiere vorstellt. Dadurch wächst wertvolles Vertrauen zwischen Künstler und Veranstalter. Außerdem bietet es dem Brüsseler Publikum die Möglichkeit, die Entwicklung eines Regisseurs, Choreographen oder Ensembles über mehrere Jahre zu verfolgen.
 
Dieses Vertrauen ist auch die Grundlage der konkreten Künstlerbetreuung. Da kann es im Vorfeld noch so schwierige Diskussionen um sehr oft technische Bedingungen geben: Wenn der Künstler und seine Truppe am Brüsseler Flughafen ankommen, sollen sie sich bei uns wohl fühlen und auf ihre künstlerische Entfaltung konzentrieren dürfen. Der persönliche Empfang und Transport zum Hotel durch Festivalmitarbeiter sind ebenso wichtig wie ein Besuch im Büro, wo die Ensembles das Festivalteam treffen.
 
Ganz wichtig ist hier selbstverständlich auch die technische Betreuung. Ein festivaleigenes technisches Team verstärkt die Crews in den rund 15 Brüsseler Sälen, die uns die Theater vor Ort zur Verfügung stellen. Außerdem trägt natürlich das Festivalzentrum zum Wohlfühlen bei: Hier kommen Mitarbeiter,Künstler, Veranstalter und Publikum nach den Aufführungen zusammen, um sich bei einer leckeren Mahlzeit und einem guten Glas Wein oder Bier zu entspannen, ihre Premieren zu feiern oder Abschied zu nehmen das Zentrum
bleibt nach Bedarf täglich bis drei Uhr morgens geöffnet.
 
Der Betreuungsaufwand ist natürlich von Ensemble zu Ensemble unterschiedlich: eine Volksbühnen-Crew um René Pollesch ist in Brüssel weniger verloren als die Truppe von Toshiki Okada, die beim diesjährigen Festival zum ersten Mal außerhalb Japans spielte. Um solchen jungen Künstlern, die in ihrer Heimat oft nur begrenzt mit zeitgenössischer Kunst aus anderen Kulturkreisen in Berührung kommen, einen offenen Austausch zu ermöglichen, lädt das Festival auch zu alternativen Künstlerresidenzen ein: Während zehn Tagen besuchen sie das Festival und tauschen in Workshops und Gruppendiskussionen ihre Erfahrungen aus. Hier äußert sich der Anspruch des Festivals, den Produktionsdruck zu dämpfen und Künstlern die Möglichkeit zu bieten, von unserem Festival mehr nach Hause zu nehmen als lediglich Eindrücke vom Flughafen, Hotel und Theatergebäude ...
 

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