09.05.2008

Autor*in

Cornelia Dümcke
Projektstudie

TRANSITION Zentrum Tanz in Deutschland (TZTD)

Projektstudie zur Modellentwicklung im Auftrag der AG Transition und soziale Aspekte der Ständigen Konferenz Tanz e.V.
Die Ständige Konferenz Tanz ist ein gemeinsames Netzwerk von Verbänden, Vereinen, Institutionen oder Persönlichkeiten in Deutschland, deren Tätigkeit eng mit der Profession Tanz verbunden ist. Sie setzt sich auf politischer Ebene und im Verwaltungsbereich für tänzerische Anliegen ein. Ziel ist es, die Anerkennung von Tanz national und international zu verbessern, diese Kunstform für ein breites Publikum zu öffnen und somit nachhaltig in der Gesellschaft zu verankern. Die Arbeitsgruppe Transition und Soziale Aspekte der SK Tanz e.V wurde während des Tanzkongresses im April 2006 in Berlin gegründet und widmet sich der sozialen Problematik des Transitionprozesses, also dem Berufswechsel nach der aktiven Tänzerkarriere.

'Transition' ist im Berufsleben von Tänzern unvermeidlich. Tänzerinnen und Tänzer müssen sich, im Unterschied zu vielen anderen Berufsgruppen, nach einer relativ kurzen aktiven Zeit auf der Bühne beruflich neu orientieren. Jeder professionelle Tänzer wird daher mit Umschulung und Weiterbildung konfrontiert. Im Vergleich zu existierenden 'Transition' Zentren in Holland, England, Kanada und den USA sowie jüngsten Entwicklungen in anderen Ländern steht Deutschland bei der Schaffung von Voraussetzungen für 'Transition' im Tanz weit nach. Dies steht im Widerspruch zu den tanzpolitischen Initiativen siehe Tanzplan Deutschland sowie der aktuellen Dynamik von Tanzszene und Tanzinfrastruktur in Deutschland.
Die AG "Transition und soziale Aspekte" der Ständigen Konferenz (SK) Tanz e.V. hat den Bedarf erkennend im Sommer 2007 eine Projektstudie zu 'Transition' im Tanz in Deutschland in Auftrag gegeben. Die Studie wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste e.V. sowie von Akteuren der Tanzszene selbst. Mit der Studie wurde Culture Concepts, ein unabhängiges Forschungs- und Projektentwicklungsbüro in Berlin, beauftragt. Autorin der Studie ist Dr. Cornelia Dümcke.
Erstmalig werden die Rahmenbedingungen und der Handlungsbedarf zu 'Transition' im Tanz in Deutschland mit einer bundesweiten Befragung im freien und festen Tanzbereich untersucht und bewertet sowie konkrete Orientierungen für die Errichtung eines TRANSITION Zentrum TANZ in Deutschland (TZTD) gegeben.

Damit können zeitnah Antworten auf eine der Empfehlungen der Enquete- Kommission "Kultur in Deutschland" gegeben werden. Die Enquete-Kommission hat in ihrem Abschlussbericht, Abschnitt "Sondersituation Tanz", u.a. folgende Handlungsempfehlungen zu Transition' gegeben: "Die Enquete-Kommission empfiehlt Bund und Ländern, Tänzer während und nach der Tanzkarriere durch die Einrichtung einer entsprechenden Stiftung "Transition" auf der Grundlage der Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Transition und soziale Aspekte" zu unterstützen." (vgl. BT-Drucksache 16/7000, S. 317-321)
Die zentralen Ergebnisse der Projektstudie wurden im Beisein von Frau Gitta Connemann, Vorsitzende der Enquete-Kommission, am 6. März 2008 im Max-Liebermann-Haus in Berlin präsentiert.

Auszug aus dem Zusammenfassung der Projektstudie zur Modellentwicklung, 2008, S. 6 - 7

"Die folgenden Ergebnisse der Untersuchung können die kulturpolitischen Argumente schärfen und einen Beitrag zur Konzeptionsbildung für ein TZTD leisten.


- Die internationale Forschung und die Wirksamkeit der vier 'Transition' Zentren im Ausland zeigen, dass der Schlüssel zu einem erfolgreichen Transition' darin liegt, im Tanzberuf auf Veränderungen vorbereitet zu sein und vor allem begleitet zu werden. Die Ergebnisse der Befragung deuten an, dass existierende Institutionen in Deutschland zwar zersplittert Angebote unterbreiten, für Tänzer aber schwer zu identifizieren und wahrzunehmen sind.

- 'Duale Karriereplanung im Tanzberuf findet momentan keine Entsprechung in einem ganzheitlich konzipierten Modell in Deutschland, dass institutionell die strukturelle Lücke' zu Transition' im Tanz hier schließt. Nicht einsehbar ist, warum das bei Profisportlern praktizierte Modell der 'dualen Karriereplanung' nur auf den Sport beschränkt bleiben soll.

- Die Untersuchung gibt mit Daten und qualitativen Bewertungen von insgesamt 940 Tänzern und Choreografen das sind ca. 25 % der ca. 3.800 Tanzschaffenden im freien und festen Tanzbereich in Deutschland einen Aufschluss über die gegenwärtige Lage. Die Befunde deuten, was Einkommen, Versichertenstatus, Möglichkeiten der Vorsorge, Transparenz und Akzeptanz der bisherigen Angebote, Bewusstseinsbildung in Bezug auf Transition' im Tanzberuf anbelangt, bislang nicht auf eine Verbesserung der Lage. Eher das Gegenteil ist der Fall. Mangel an Informationen und Zersplitterung der Szene kommen hinzu.

- Folgende Auswahl der empirischen Untersuchungsergebnisse begründet den Bedarf: Auszugehen ist nach Hochrechnungen von ca. 80 abhängig beschäftigten Tänzern sowie ca. 60 selbständigen freien Tänzern und Choreografen in Deutschland, die jährlich in Transition' gehen. Zwei Drittel der Befragten der festen Kompanien bewerten die Möglichkeiten zum Verbleib am eigenen Haus als verschlechtert. Der allgemeine Stellenabbau und die Schließung von Tanzsparten bei Intendantenwechseln wurden als Hintergründe benannt. 45 % der befragten freien Tänzer und Choreografen bewerten die Rahmenbedingungen und Hilfestellung zu Transition' negativ, die Übrigen mit ich weiß nicht'. Zwei Bewertungen ließen sich schlussfolgern:
mangelnde Aufklärung, Information und Sensibilisierung durch die gegenwärtig in Deutschland zuständigen Institutionen, aber auch eine Verdrängung der Herausforderung von 'Transition', besonders in der jungen Generation von freien Tänzern und Choreografen. Gleichwohl haben alle Tänzer und Choreografen fester Kompanien sowie ca. 90 % der freien Kompanien den Bedarf für die Errichtung eines TZTD als hoch bewertet.

- Wie international die freie und feste Tanzszene in Deutschland ist, wird mit der Befragung nochmals deutlich. Ca. 75 % der befragten Tänzer in den Kompanien der Staats- und Stadttheater sind nicht deutscher Herkunft. Unterstellt man, dass ein Großteil dieser Tänzer in Deutschland verbleibt bzw. auch verbleiben kann, sollte die Schaffung verbesserter struktureller Voraussetzungen für 'Transition' im Tanzberuf in Deutschland auch als ein Beitrag zur Integration gesehen werden.

- Die Studie gibt erste Orientierungen für die Errichtung eines TZTD. Das Leitbild und ein Leistungsportfolio eines TZTD, das Tänzern und Choreografen im freien und festen Bereich offen stehen soll, werden beschrieben. Für Organisation und Finanzierung werden unter einer Reihe von Annahmen Orientierungen gegeben. In Szenarien werden die 'Eckwerte' einer zu errichtenden Stiftung TZTD bestimmt, um eine Vorstellung von zu erwartenden Größenordnungen zu geben. Der Klärungsbedarf zur Weiterentwicklung des Modells wird benannt sowie eine 'Roadmap' für nächste Schritte vorgeschlagen.


- Die SK Tanz/AG "Transition und soziale Aspekte" wird in Zusammenarbeit mit der BBTK, den Landesverbänden und dem Tanzplan Deutschland auch weiterhin eine zentrale Verantwortung übernehmen. Sie braucht dazu Partner sowie Freunde und Förderer innerhalb und vor allem auch außerhalb des Tanzbereichs. Die Umsetzung des ambitionierten Vorhabens der Errichtung eines "Transition Zentrum Tanz in Deutschland" wird nicht ohne ein klares politisches Votum gelingen."


Kontakt zum Download der Studie:
Die vollständige Studie erhalten Sie auf Anfrage bei der AG Transition: Frau Sabrina Sadowska, ballett@theater-vorpommern.de, 03834-57 22 227, oder als PDF-Download auf der Website der Ständigen Konferenz Tanz e.V.
 

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