16.12.2006

Autor*in

Ulla-Alexandra Mattl
Ulla-Alexandra Mattl, geboren in Finland, diplomierte Fotografin und Finno-Ugristin, studierte an den Univeristäten Wien, Helsinki und an der Sorbonne Nouvelle in Paris. Nach mehreren Jahren Europa-Erfahrung in Brüssel, unter anderem bei der Europäischen Kommission und zuletzt beim Österreichischen Kulturforum Brüssel, absolvierte sie ein MA-Programm in Arts Management an der City University in London. Ihre Interessenschwerpunkte liegen in internationaler kultureller Kooperation und vergleichender Kulturpolitik sowie im Event- und Projekt Management. Sie ist seit 2005 London-Korrespondentin des Kulturmanagement Network.
Kulturelle Kooperation mit Asien

Wachsende Priorität ohne Ende?

Asien boomt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell. Die Region Asien und einzelne Staaten, insbesondere China und Staaten Südostasiens, allen voran Vietnam, entwickeln sich immer mehr zur Priorität für Kooperationen im Kulturbereich. Kulturelle Kooperation war jedoch schon immer eng mit anderen strategischen Zielen verknüpft. Das wachsende Interesse an der Region Asien ist vor allem auch politischer, historischer, diplomatischer und nicht zuletzt wirtschaftlicher Natur.
Kulturelle Kooperation einzelner europäischer Staaten mit Asien scheint immer mehr zur Priorität zu werden, während kulturelle Kooperation auf (europäischer) Gemeinschaftsebene immer noch vor allem im Rahmen von Entwicklungsarbeit statt findet. Vereinzelt fördert die Europäische Kommission auch Kulturprojekte in Asien im Rahmen des Cotonou Abkommens. Die Europäische Kommission begrüsst Projekte, die auf intensiveren Austausch mit Asien abzielen und findet auch Gefallen an der Tatsache, dass Europäische Kulturinstitute vermehrt Interesse an Asien zeigen und dass manche dort auch bereits seit längerem Fuß gefasst haben. Im Jahr 2004 hat in Peking neben Tokio auch das zweite Österreichische Kulturforum im asiatischen Raum eröffnet. Das British Council, die Alliance Française und das Goethe Institut verlagern ihre Arbeit vermehrt nach Asien, da ihre vorrangigen Ziele, der Sprachunterricht und die Förderung der jeweiligen Kultur, in einem durch intensive Kooperation immer kleiner und internationaler wirkenden Europa nicht mehr so dringend erscheinen. Die Art der Kooperation auf nationaler Ebene unterscheidet sich deutlich von Initiativen auf europäischer Ebene. Auf nationaler Ebene werden vorwiegend Einzelprojekte verwirklicht, während Projekte auf europäischer Ebene mehr als Antwort auf öffentliche Ausschreibungen initiiert werden. Film und audiovisuelle Medien scheinen sowohl auf nationaler, als auch auf Gemeinschaftsebene eine Priorität zu sein und nehmen auch in der Kooperation mit Asien einen wichtigen Platz ein. Intensive Kulturkooperation auf europäischer Ebene findet vor allem zwischen Mitgliedsstaaten und innerhalb des europäischen Raums statt. Hier dominiert immer mehr die multilaterale Kooperation, nicht zuletzt aufgrund von Programmen wie Kultur 2000 (2007), die von der Europäischen Kommission aufgelegt wurden. Manche Staaten, die durch Kulturinstitute und Botschaften vertreten sind, beharren jedoch nach wie vor auch auf die Bedeutung von bilateralen kulturellen Aktivitäten und Abkommen.

Nicht nur Kooperation mit Asien, sondern auch innerhalb Asiens als Region hat in den letzten Jahren intensiv zugenommen. Die Kulturminister Asiens treffen sich jährlich und das letzte Asia Culture Co-operation Forum fand erst kürzlich im November 2006 in Hong Kong statt. Asien wächst, so wie auch Europa, durch verstärkte Kooperation immer mehr zusammen und beobachtet den Prozess europäischer Integration, Kooperation und Entwicklungen im Rahmen der Förderung der Sprachvielfalt. Dieser Prozess wird durch verstärkte Mobilität, zunehmende Auslandserfahrung der jüngeren Generationen und intensiven Informationsaustausch in der Region verstärkt. Somit ist das Interesse an kultureller Kooperation keineswegs einseitig auch Asien hat ein wachendes Auge auf Europa geworfen.

Die Asia-Europe Foundation (ASEF), eine multilaterale Organisation mit Sitz in Singapur, nimmt eine besondere Rolle in der Kooperation zwischen Europa und Asien ein. ASEF wurde 1997 von 10 asiatischen und 15 EU-Staaten gegründet und ist seither bereits um weitere 3 asiatische und 10 europäische Staaten gewachsen. Die Stiftung unterstützt nachhaltige Beziehungen zwischen beiden Regionen und ist auch im Kulturbereich sehr aktiv. Ihre Ziele sind das Networking zwischen Künstlern und Kulturschaffenden aus beiden Regionen, regen Wissensaustausch zu ermöglichen und den Dialog zwischen Kulturschaffenden und Entscheidungsträgern zu fördern. Auf die Frage, wie sich das Interesse an Kulturkooperation mit Asien entwickelt hat, teilte ASEF mit, dass seit dem Bestehen der Organisation das Interesse an Kooperation sehr entgegenkommend und beidseitig gewesen sei. Das Interesse entwickle sich durch den Wunsch nach mehr nachhaltiger Zusammenarbeit und Austausch zunehmend weg von einmaliger, kurzzeitiger Kooperation. Im Bereich Neue Medien herrscht besonderes Interesse an Gemeinschaftsprojekten. Es bieten sich hier auch viele Möglichkeiten an, nicht zuletzt aufgrund der geringeren Kosten und der leichteren Überbrückung der großen Distanz zwischen Europa und Asien.

Die Mobilität von Künstlern, der Wunsch, Arbeiten in der jeweils anderen Region zu zeigen und sich neuen Herausforderungen zu stellen, gehen Hand in Hand. ASEF betont, dass es zunehmenden Bedarf an der Förderung dieser Mobilität gibt. Gleichermaßen herrscht in beiden Regionen wachsender Bedarf an Informationen zu Bildung, Fördermöglichkeiten, Austauschprogrammen, Forschung usw. Die Stiftung arbeitet zurzeit an der Entwicklung von Culture 360, einem Internetportal, das den Ideenaustausch zwischen Künstlern und Kulturschaffenden beider Regionen sowie die bilaterale Kooperation erleichtern und fördern soll.

Eine weitere Art der Kooperation findet im Rahmen von Netzwerken verschiedenster Art statt, die vor allem in Europa besonders zahlreich und gut entwickelt sind. Laut ASEF breiten sich europäische Künstlernetzwerke nach Asien aus, während sich gleichzeitig auch asiatische Künstler vermehrt nach Kooperationspartnern in Europa umsehen.

Auch Visiting Arts, eine Organisation mit Sitz in London, die die Förderung von interkulturellem Verständnis durch Kunst und Kultur zum Ziel hat, bietet Informationen für Künstler, Kulturschaffende und Entscheidungsträger, die sich für kulturelle Kooperation interessieren. Visiting Arts hat bereits einige ausführliche Länderporträts von Laos, Vietnam, Kambodscha und Japan veröffentlicht und arbeitet an weiteren Länderporträts, die den Start von kulturellen Gemeinschaftsprojekten erleichtern sollen.

Interesse an kultureller Kooperation zwischen Europa scheint auf allen Ebenen vorhanden zu sein, auf individueller, nationaler und europäischer Ebene sowie durch Netzwerke verschiedenster Art. Die stetige Zunahme an gegenseitigem Informationsaustausch, an Informationsportalen und Austauschprogrammen für Künstler einhergehend mit zunehmender Mobilität erleichtern und fördern die Kooperation mit Asien ungemein. Ein Einbruch des Trends ist derzeit nicht in Sicht. Während die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Asien und Europa sicherlich zum besseren Verständnis der beiden Regionen und ihre Kulturen füreinander beiträgt, leistet sie jedoch zugleich auch ihren Beitrag zur kulturellen Globalisierung.
 

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