05.09.2014

Themenreihe Digitale Formate

Autor*in

Leonie Krutzinna
studierte Skandinavistik und Literaturwissenschaft an der Georg August-Universität Göttingen.
Martin Adam
Martin Adam hat viele Jahre Controlling- und Portfoliomanagement-Software entwickelt. Mit der Gründung der Agentur mCRUMBS im Jahr 2009 legte er seinen Fokus auf Augmented Reality und die verschiedenen Technologien des mobilen Internets. Nach über 300 internationalen AR-Projekten, viele davon im Kulturbereich, gehört er heute zu den erfahrensten Augmented Reality-Beratern und Entwicklern weltweit.
Das Projekt #WiGaOpenAir:

Der digitale Mehrwert eines Smartplace

Brauchen wir Apps für Kulturveranstaltungen? Am Beispiel der Varieté-Show ALL NIGHT LONG wird am 13. September 2014 in der Berliner Wuhlheide ein Pilotprojekt entwickelt: Erstmalig wird eine Kulturveranstaltung zu einem Smartplace erweitert mithilfe von digitalen Übertragungs- und Infotainment-App-Technologien. Daran sind Experten der Bereiche Technik, Marketing, Storytelling und Monitoring beteiligt. Leonie Krutzinna sprach im Vorfeld mit ihnen über das Projektmanagement und die Zusammenarbeit. Im Fokus heute: Martin Adam, zuständig für den Bereich Appentwicklung.

Themenreihe Digitale Formate

Bis vor kurzem war Augmented Reality Science Fiction. Mittlerweile ist die digitale realitätserweiternde Technologie im durchschnittsdeutschen Wohnzimmer angekommen mit der Ikea-App zum Beispiel. So wird das neue Sofa in die Stube probegebeamt, was sich einst nur angestrengt imaginieren ließ, ist nunmehr virtuell erfahr- und sichtbar.

Dass dieses Verfahren auch Kulturveranstaltungen bereichern würde, davon ist die Projektgruppe #MenschOrtWeb überzeugt. Sie versteht sich laut eigener Aussage als Labor zu mobilen und stationären Smartplaces. Zu einem solchen Smartplace soll nun das Wintergarten Open Air in der Berliner Wuhlheide ausgebaut werden. Wir sprachen mit dem Softwareentwickler Martin Adam, der mit seiner Firma mCRUMBS seit vielen Jahren im Bereich der Mobile Augmented Reality arbeitet und sich mit der Entwicklung der App Wiga befasst.

KMN: Herr Adam, warum braucht das diesjährige Wintergarten Open Air eine App?

Martin Adam: Das ist genau die Frage, die wir uns auch stellen und warum wir dieses Projekt begonnen haben. Wir wollen herausfinden, ob eine Veranstaltung dieser Art mit Hilfe der mobilen Internet-Technologie zu einer interessanteren, besseren und übersichtlicheren Veranstaltung wird. Das Wintergarten Varieté hat uns als erster Veranstalter die Möglichkeit gegeben, ein derart großes Event als Test-Plattform für den Einsatz einer mobilen Anwendung zu nutzen. Wir wollen nun herausfinden, wie wir dem Besucher mit einer App Mehrwerte liefern können. Wir werden inhaltlich einige Sachen ausprobieren. Mal sehen, was die Besucher davon halten.

KMN: Wie genau sehen diese Mehrwerte aus, welche Funktionen soll die App erfüllen?

Adam: Erst einmal ist die App die persönliche Servicebetreuung eines jeden Besuchers. Wie komme ich zur Veranstaltung? Wo kann ich parken? Gibt es Alternativen zur Verkehrsmittelwahl? Wo ist der Eingang? Wo ist die Kasse? Wo bekomme ich ein Bier? Wo ist die Toilette? Wo ist mein Sitzplatz? Darüber hinaus wird die App vor Ort unterhaltsame Inhalte anbieten.

KMN: Sie haben dazu die Protagonistin Wiga ins Leben gerufen, was hat es mit ihr auf sich?

Eine persönliche Servicebegleitung braucht ein Gesicht. In Anlehnung an den Film App (http://de.wikipedia.org/wiki/App_(Film)) wollten wir eine digitale Persönlichkeit mit einem Namen schaffen. Die Kurzform des Namens Wintergarten ist WiGa und klingt weiblich. Wir haben also eigentlich gar nicht suchen müssen, der Name war Programm. Optisch haben wir uns für das Logo der Veranstaltung entschieden, einen Frauenkopf mit Afro-Look und den Worten All Night Long als Haarschmuck.

KMN: Wie sieht das Ganze dann an der Nutzeroberfläche aus?

Adam: Wie wollten die App möglichst einfach und intuitiv gestalten. Das bedeutet, dass sie keine großen Menüstrukturen aufweisen und im Prinzip die Bedürfnisse des Besuchers erahnen soll. Wir können auf eine ganze Menge von Bedürfnissen schließen, alleine schon, wenn wir wissen, wo er sich gerade aufhält. Daraus ergab sich eigentlich schnell die Erkenntnis, dass nicht der Besucher in der App nach Informationen suchen, sondern die App eigenständig die gerade passenden Informationen liefern soll. Die App ist somit ständig mit dem Server verbunden und liefert dem Server Informationen zum Nutzer. Für unterschiedliche Situationen gibt es fertige Informationspakete, die angezeigt werden, wenn die jeweilige Situation eintritt. Außerdem können wir so dem Nutzer die Möglichkeit geben, direkt mit den Personen hinter dem Server zu kommunizieren und Fragen zu stellen, im Prinzip ein privater Live-Chat.

KMN: Auf welchen Technologien basiert die App?

Adam: Die App nutzt die folgenden Technologien: GPS, iBeacons, QR-Codes und Augmented Reality. Sie alle dienen dazu, Informationen über den Standort des Nutzers in Erfahrung zu bringen. GPS ist auf Grund der Ungenauigkeit (bis zu 50 Meter Abweichung) nur geeignet, um über größere Entfernung hin zu arbeiten. Über iBeacons hingegen kann der Standort des App-Nutzers in einem Bereich zwischen 0,2 und 10 Metern in drei Stufen eingegrenzt werden. QR-Codes und Augmented Reality dagegen sind normalerweise nur für einen sehr kleinen Abstand geeignet. Die App überträgt dann ständig die über das GPS ermittelten Geokoordinaten an den Server der App. Befindet sich ein iBeacon in der Nähe und die App erfasst ihn, so wird auch die ID des iBeacons und die Nähe zum iBeacon an den Server der App übermittelt. Daneben wird eine eindeutige ID an den Server gesendet, die keinen Rückschluss auf den tatsächlichen Nutzer ermöglicht, aber den Nutzer zu einem eindeutigen User auf dem Server der App macht. Durch die Verknüpfung der Daten kann der Server der App nun orts-, zeit- und nutzerbedingte Informationen an jede einzelne App individuell senden.

KMN: Wie aufwändig gestaltet sich eine solche Appentwicklung?

Adam: Der Vorteil bei dieser Art der Entwicklung ist, dass die native Entwicklung, also die tatsächliche App-Entwicklung, sehr überschaubar ist und mit wenig Aufwand durchgeführt werden kann. Der größere Aufwand liegt in der Server-Architektur. Hier müssen Informationsangebote in Pakete gepackt werden und in eine mathematische Logik integriert werden, die automatisch in den Apps angezeigt werden können. Der Vorteil ist, dass wir hier mit altbekannten Technologien basierend auf HTML, CSS, Javascript und PHP arbeiten können.
 

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