06.06.2006

Themenreihe Karriere

Autor*in

Veronika Schuster
ist ausgebildete Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin. Sie hat mehr als 10 Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Co-Kuratorin für verschiedene Ausstellungsprojekte und Kultureinrichtungen gearbeitet. Sie verantwortet bei Kultur Management Network die Leitfäden und Arbeitshilfen und arbeitet als Lektorin und Projektleiterin für unterschiedliche Publikationsformate.
Daniela Seel
begann ein Studium Literaturwissenschaft, machte eine Ausbildung zur Verlagskauffrau und arbeitete als Lektorin und Korrektorin und ist Gründerin des Kookbook-Verlages.
Gründung eines Lyrikverlags

Zukunftsweisende Verlagsarbeit

Der kookbooks Verlag, hat in den Medien und besonders in den Feuilletons euphorische Reaktionen hervorgerufen. Ein Grund, trotz des umkämpften Buchmarktes ein kleines Unternehmen zu starten, lag für Verlegerin Daniela Seel in der Möglichkeit, das literarische Potenzial des Künstlernetzwerkes KOOK zu bündeln und ihm ein Forum zu bieten.

Themenreihe Karriere

"Daniela Seel, die Ché Guevara der deutschen Verlagswirtschaft" (Hanna Engelmeier, Qvest), kämpft unerschrocken und glaubwürdig u.a. für das oft verkannte Genre der Lyrik...

Sie erhebt ihre Bücher durch die besondere Gestaltung und die Verwendung von hervorragenden Materialien auf ein Niveau der Spitzenklasse. Mit klarem Insiderblick spricht sie in dem Interview die massiven Probleme der Verlags- und Buchbranche und die zu erwartenden dramatischen Veränderungen an. Daniela Seel und ihr Verlag kookbooks stehen für eine zukunftsweisende Verlagsarbeit und setzen damit einen Kontrapunkt zu den austauschbaren Programmen der großen Verlage.

Kulturmanagement Network: Zu Beginn einige Fragen zu Ihrer Biografie: Wie verlief Ihre Ausbildung? Was waren bisherige berufliche Stationen?

DS: Das ist nicht einfach zu beantworten, da mein Ausbildungsweg nicht linear verlief und mein Lebenslauf so nicht in einzelne Stationen zusammenzufassen ist. Ich war sehr umtriebig in vielen Bereichen, habe mich aber immer intensiv mit Literatur, gerade mit zeitgenössischer deutschsprachiger, beschäftigt, die auch meinen jetzigen Arbeitsbereich ausmacht. Ich habe gleich nach dem Abitur zu studieren begonnen, mich aber nie streng an eine Studienordnung gehalten, sondern von Anfang an Veranstaltungen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen besucht und mir so viel Wissen nach meinen Interessen und Neigungen erschlossen. Der Schwerpunkt lag sicher in der Literatur, es lag mir aber denkbar fern, einfach externen Formalien genügen zu sollen. Mehrfach habe ich sowohl Fächer als auch Universitäten gewechselt. Während meines Studiums habe ich 1997 ein Praktikum bei einem kleinen Verlag begonnen, habe seither immer als freie Lektorin und Korrektorin gearbeitet und unter anderem damit mein Studium finanziert. Dieser Verlag aus dem Bereich politisches Sachbuch und neue soziale Bewegungen hat sich dann in Richtung einer Agentur für Kommunikation und Mediendienstleistungen entwickelt, expandierte und suchte jemanden als feste Redakteurin. Da ich mit den internen Abläufen und den Kunden vertraut war, wurde mir diese Stelle angeboten. Mit der Entscheidung, dieses Angebot anzunehmen, habe ich das Studium abgebrochen und mich entschlossen, eine Ausbildung zur Verlagskauffrau zu absolvieren, das heißt, ich habe in der Agentur als Redakteurin gearbeitet, aber 1 1/2 Mal in der Woche zusätzlich die Berufsschule besucht und nach 1 1/2 Jahren die vorgezogene Prüfung abgelegt. Dabei habe ich viel gelernt, was ich an der Universität so nicht hätte lernen können, Kalkulationen, Buchhaltung, Controlling, Kostenleistungsrechnen also Basiswissen im kaufmännischen Bereich, aber auch vieles über Herstellungsabläufe, Druckverfahren, Papierherstellung, Typo etc. Ich habe dann in dem Betrieb knapp 2 1/2 Jahre fest angestellt gearbeitet, bevor ich mich selbstständig gemacht habe. Aber bis heute bin ich noch als freie Lektorin und Korrektorin für diese Agentur, was auch eine wichtige Einnahmequelle bedeutet.

KMN: Was waren die Gründe für den Weg in die Selbstständigkeit? Wie haben Sie diese vorbereitet?

DS: Diese Linie der Beschäftigung hat ziemlich früh begonnen. Ich kam 1996 nach Berlin und habe ab 1997 nach und nach Autoren kennen gelernt, die heute zum Verlag gehören, unter anderem Uljana Wolf, Jan Böttcher, Johannes Jansen, Hendrik Jackson, Steffen Popp; auch unseren Gestalter Andreas Töpfer kenne ich seit dieser Zeit. Es hat sich ein informelles, loses Netzwerk von Künstlern verschiedener Sparten entwickelt und gemeinsam wurde begonnen, Veranstaltungen zu machen. Von einigen Musikern, darunter Jan Böttcher, wurde das Kook-Label gegründet, um eigene CDs produzieren und vermarkten zu können. Ich selbst habe mich in dieser Zeit auch als Autorin versucht, Lesungen gemacht und in Zeitschriften veröffentlicht. Ich muss hier ergänzend sagen, dass meiner Einschätzung nach die Dichtung sich hierzulande gegenwärtig auf einem ziemlich dürftigen Niveau befindet. Seit langem findet weder in den Schulen oder Universitäten noch in der Öffentlichkeit, nicht einmal in der literarisch interessierten, eine ausreichend kritische Auseinandersetzung darüber statt, und so ist es besonders für junge Autoren schwer, in Kontakt mit guter Dichtung und mit Dichtern zu kommen und überhaupt Kriterien zu ihrer Beurteilung zu entwickeln. In Berlin hat sich in den neunziger Jahren die Situation ergeben, dass sehr aktive Autoren aufeinander getroffen sind und merkten, dass es noch andere gibt, die ein tiefer gehendes Interesse für dieses Gebiet haben. Das hat wiederum zu Lesekreisen und offenen Bühnen geführt, wo man seine Texte vorlegen konnte, um diese, wenigstens auf einem gewissen niedrigen Niveau, poetologisch diskutieren und kritisieren zu lassen und so voneinander lernen zu können und sich auch gegenseitig auf andere Autoren aufmerksam zu machen. Also eine Form von erster Qualitätsbefragung und womöglich -sicherung, die es anders in einem so frühen Stadium der Entwicklung kaum gegeben hätte. Leider ist es ja bis heute so, dass trotz der Literaturinstitute, die es mittlerweile gibt, technische und poetologische Fragen nicht auf einem ausreichend reflektierten Niveau bearbeitet werden. Daraus erwuchs dann auch die Initiierung des Verlages. Es gab diese Autoren, deren vorhandene Manuskripte eine solche Qualität zeigten, dass sie einfach druckfähig waren und damit das literarische Grundkapital des Verlages bilden konnten. Zudem hat sich über die Jahre der Auseinandersetzung miteinander ein gewisser Zusammenhang und auch eine Bezugnahme der Autoren und Texte aufeinander herausgebildet, was sich in kookbooks als Ort wiederfinden lässt. Das Programm ist natürlich offen, aber eben historisch von diesem konkreten Hintergrund und dem Potenzial ganz bestimmter Autoren angeregt. Außerdem ist Dichtung, ist poetische Rede, in der gegenwärtigen Verlagslandschaft kaum vorhanden, wird kaum ernst genommen. Die meisten Verlage, die überhaupt noch Gedichtbände veröffentlichen, tun das rein aus Gründen des vermeintlichen Renommees, und es gibt auch fast keine Kritiker, die in der Lage wären, das Publizierte fundiert zu bewerten, geschweige Zeitungen, die solche Kritiken dann drucken würden. Da herrscht oft einfach die Meinung, dass Dichtung zu weit weg sei, keine gesellschaftliche Relevanz besäße und man das deshalb getrost beiseite lassen könne. Und auch hier ermöglicht eben kookbooks als Ort, einiges vom, was in der Dichtung gerade passiert, zu bündeln, eine ganz andere Aufmerksamkeit. Wir haben im Vorfeld der Verlagsgründung natürlich ausführlich miteinander gesprochen und überlegt: Wollen die Autoren das überhaupt, ihre Texte einem ganz jungen, erst zu gründenden Verlag überlassen, welche Rolle spielt die Gestaltung der Bücher, die Zusammenarbeit mit Andreas Töpfer, und was wäre die beste Form für diesen Verlag. Und diese Gespräche führten letztlich eben dazu, dass kookbooks heute in der Gestalt existiert, in der es existiert.

KMN: Wie gestalteten sich Abläufe während der Gründungsphase? Wie haben Sie sich vorbereitet?

DS: Ich bin einfach losgegangen und dann Schritt für Schritt weiter. Ich habe mir vieles bewusst nicht zu genau vorgestellt. Denn hätte ich das getan, wäre ich womöglich paralysiert vor diesem Berg an Arbeit und Verantwortung gestanden und hätte mich in keine Richtung mehr rühren können. Ich wollte mich lieber von dem, was passieren würde, auch überraschen lassen. Ich war von dem Potenzial und der Qualität der Autoren und ihrer Manuskripte überzeugt und genauso von der hervorragenden Arbeit von Andreas Töpfer. Zudem hatte ich den Willen, wenn ich schon damit anfinge, es dann auch gut zu machen. Bestimmte Abläufe sind in einer gewissen Weise vorgegeben:
Dass die Buchmessen stattfinden und dass man dort sinnvollerweise hingeht, dass es die wichtigen Zeitungen gibt und man natürlich versucht, mit diesen zusammenzuarbeiten. Man sollte Vertreter und eine Verlagsauslieferung haben und sich darum bemühen, die logistischen und vertrieblichen Fragen zu einer guten Lösung zu bringen. Der Buchmarkt insgesamt ist sehr klar, schlüssig und übersichtlich organisiert. Es ist für ein junges Unternehmen sehr viel leichter, sich im Buchmarkt zu orientieren, als es etwa in der Musikbranche oder in der bildenden Kunst der Fall ist.

KMN: Wie sieht Ihr Verlagsprogramm im Genauen aus?

DS: Ich habe mich erst einmal als Ort für die vorhandenen Autoren begriffen, und diese arbeiten eben nicht zuletzt im Bereich der Poesie. Nicht ausschließlich, Steffen Popp etwa schreibt Prosa und Gedichte, Johannes Jansen macht kleine Prosaformen, aber von der Tendenz her. Das Programm ist insgesamt jedoch breit gefächert. Wir werden in der Öffentlichkeit viel stärker als Lyrikverlag wahrgenommen, als es das Verlagsprogramm widerspiegeln würde. Allerdings war das ja auch eine unserer Ideen, in einem Moment, da Dichtung allgemein als schlecht verkaufbar und lesbar gilt, hinzugehen, das zu bündeln und damit zu sagen: Hier gibt es etwas, was eine nähere Betrachtung lohnt. Erstaunlich ist allerdings, dass das dann so schnell bis zu einem gewissen Grad auch eingetreten ist, dass kookbooks und die Autoren nämlich tatsächlich wahrgenommen und auch entsprechend honoriert werden.

KMN: Wird sich der Pool an Autoren in Zukunft erweitern?

DS: Das Programm ist grundsätzlich offen. Wir haben Autoren, die ich vor der Gründung des Verlages nicht kannte wie Michael Stavaric, von dem wir 2005 Europa. Eine Litanei veröffentlichten, in diesem Jahr folgt das Kinderbuch gaggalagu, im nächsten Jahr eine Poetik. Er war Preisträger bei einem Poesiewettbewerb der Akademie Graz, wo u.a. auch Steffen Popp Preisträger war. So erfuhr er vom Verlag und stellte sich mir auf der Messe vor. Aber der Verlag ist ja klein mit einem Stamm an Autoren, die weiterhin produzieren und in der Programmplanung dann Vorrang haben. Da wir momentan nur 6 Bücher pro Jahr herausbringen, ist die Aufnahme neuer Autoren sehr begrenzt.

KMN: Sind Sie dennoch aktiv auf der Suche nach neuen Autoren?

DS: Natürlich nehme ich wahr, was z.B. in Zeitschriften veröffentlicht wird, was bei Wettbewerben passiert. Die Buchbranche ist ziemlich übersichtlich und die Lektoren kennen einander, tauschen sich aus und empfehlen Autoren. Ich bekomme täglich mehrere unaufgeforderte Manuskripte zugeschickt, die ich allerdings schon aufgrund der Masse gar nicht bearbeiten kann. Und was ich im übrigen für einen Autor für den denkbar schlechtesten Weg halte, mit einem Verlag Kontakt aufzunehmen. Hinzu kommt, dass kookbooks ein deutliches Profil hat. Das ist für mich ein sehr bedeutender Punkt. Die Profilierung wird in der Buchbranche immer wichtiger werden. Ich glaube, dass sich junge Autoren, die gerade begonnen haben zu schreiben oder sich mit einer möglichen Veröffentlichung auseinander zu setzen, viel zu wenig die Frage stellen, bei welchem Verlag sie sich bewerben, wie sie zu dem Verlag passen oder auch wie der Verlag zu ihnen passt. Es existiert in den Programmen der Verlage eine große Austauschbarkeit, was ihnen letztlich schadet, da sie so zu ihrer Selbstabschaffung beitragen.

KMN: Welche Herausforderungen und damit verbundene Aufgaben sehen Sie für die Buch- und Verlagswirtschaft?

DS: Es gibt viele und vielfältige Probleme. Ein Hauptpunkt, der in den nächsten Jahren ansteht, ist die Umstrukturierung im Handel durch die Filialisten. Die Entwicklungen sind ja in den letzten Jahren in einer rasanten Geschwindigkeit vor sich gegangen, dass die Buchketten, allen voran der Marktführer Thalia, aber genauso Hugendubel, Buch und Kunst, Meyersche, nach und nach in immer kleineren Städten Filialen eröffnen und man absehen kann, dass sich der Buchhandel in den nächsten 10 bis 15 Jahren vollkommen verändern wird. Es wird immer weniger unabhängige Buchhandlungen geben. In den größeren Städten ist es nicht so problematisch, da die Buchhandlungen mit einem eigenständigen, spezialisierten Profil noch ein eigenes Publikum haben und sich durchsetzen können. Aber das sind dann nicht mehr allgemeine Sortimente, sondern auf Fachbücher spezialisierte, rein literarische oder Reisebuchhandlungen etc. Das ist das Hauptproblem, das im Augenblick die verschiedenen Marktteilnehmer umhertreibt, Wege zu finden, auf diese Situation angemessen reagieren zu können. Die Spezialisierung wird vermutlich die einzige Möglichkeit sein, neben den großen Ketten zu bestehen. kookbooks hat ein anspruchsvolles literarisches Programm, das es sowieso zunehmend schwer hat im Buchhandel. Jetzt beginnt der Kampf der Filialisten untereinander spürbar einen Grad anzunehmen, bei dem gesehen wird, dass auch die großen Häuser etwas für ihre Profile tun müssen. Sie sehen, dass es nicht mehr ausreicht, das 08/15-Angebot der großen Verlage anzubieten. Die wirklich guten literarischen Buchhandlungen, von denen es in Deutschland allerdings ohnehin nur um die zehn gibt, werden sicher weiterhin bestehen bleiben. Aber bei den großen Playern des Buchhandels entwickelt sich eine Gesprächsbereitschaft gegenüber kleineren stark profilierten Verlagen, da gesehen wird, dass sie sich im Wettbewerb um die Kunden auszeichnen müssen. Das Publikum im urbanen Umfeld läuft den traditionellen Buchhandlungen im Moment in Scharen davon. Sie finden sich in den Angeboten des Buchhandels nicht wieder. Das ist das nächste Problem, das auf den klassischen Buchhandel zukommt: Das äußere Auftreten und das angebotene Portfolio sind zum allergrößten Teil mehr als nur langweilig. Hier müssen neue Lösungen gefunden werden. Ich zum Beispiel bin ein Vielleser, der keine Lust mehr hat, in diese Buchhandlungen zu gehen. Ich kann sagen, ich bin meine eigene Zielgruppe, und ich trete dafür ein, Bücher zu machen, die ich gerne lesen möchte, die ich gerne in der Hand halte, mit denen ich mich gerne umgebe, mit denen ich gerne leben möchte. kookbooks hat von Beginn an auf eine starke Profilierung sowohl bei den Inhalten als auch bei der hochwertigen Ausstattung und der innovativen Gestaltung gesetzt. Unsere Produkte sind in diesem Sinn nicht austauschbar. Jetzt muss man sehen, wie man gestaltend auf den Buchhandel einwirken kann. Es gibt glücklicherweise ja nicht nur kookbooks, sondern noch andere, gerade kleine Verlage, die versuchen, etwas zu verändern, und dadurch dem Buchhandel neue Impulse zu geben. Die Fragen stellen, inwieweit die Vertriebsstrukturen geändert werden müssen, inwieweit andere Wege gefunden oder neue geschaffen werden müssen, wo das Zusammentreffen von Lesern und Buch wieder stattfinden kann, das sind zukünftige Aufgaben. Ein weiteres Problem ist die oft katastrophale Ausbildung der Mitarbeiter im Buchhandel. Sobald ein Kunde überdurchschnittlich an einem Bereich interessiert ist, wird er allein gelassen. Und das sogar in Universitätsstädten oder in spezialisierten Buchhandlungen. Es kann gar keine Beratung auf einem akzeptablen Niveau stattfinden. Für das Publikum, das nicht nur auf Unterhaltungsliteratur ausgerichtet ist, müssen nun neue Orte erfunden werden. Da die Frustration groß ist, wechseln die Kunden in Scharen zu Online-Anbietern wie Amazon, was wiederum ein System für Menschen ist, die schon informiert sind. Sich überhaupt erst einmal kundig machen zu können, Impulse zu bekommen, das ist ein Thema, das dringend ansteht.

KMN: Sie erwähnten gerade Onlineplattformen wie Amazon. Wie schätzen Sie generell die Bedeutung des Internets für diese anstehenden und nötigen Entwicklungen ein?

DS: Das Internet ist ganz sicher ein wichtiger Informations- und auch Vertriebsweg. Aber beim Internet muss grundsätzlich eine gewisse Aktivität da sein, und es hilft wenig bei der Frage nach einer Qualitätssicherung. Jemand, der sich für einen bestimmten Bereich interessiert, aber nicht selber Experte ist, findet dort keinen Ersatz für einen Ansprechpartner seines Vertrauens: Sich etwas persönlich empfehlen lassen, auf ein Urteil vertrauen zu können und in einen Austausch zu treten, das kann im Internet ganz schlecht stattfinden.

KMN: Wie würden Sie Ihren bisherigen Erfolg beschreiben?

DS: Es ist schon immer wieder verblüffend, dass der Verlag auf derart positive Resonanz stößt. Dass also ganz offenbar ein Bedürfnis da ist, sich auf neue Art mit anspruchsvollen Inhalten auseinander zu setzen. Eines unserer Anliegen war es, auffällige Bücher zu machen. Das ist es auch, was die Geister spaltet: Es gibt Leute, die das
radikal ablehnen. Aber es gibt auch sehr viele, die gerade das phantastisch finden. Wir wollen nicht jedem gefallen, und wir sehen, dass uns viele Leute in unserem Handeln bestärken. Ein weiterer Erfolg ist, dass die literarische Qualität der Bücher gesehen wird.

KMN: Wo sehen Sie die Zukunft Ihres Verlages?

DS: Ich sehe den Verlag als eine Art Labor. Ich möchte Fragen stellen: Was zeichnet gute Literatur aus? Wie kann eine Arbeitsform anders organisiert sein? Wie lässt sich Arbeit als alltägliche Lebensweise begreifen? Ich möchte etwas lernen über die Welt, über Wirklichkeit, wie man sich etwas vorstellen, etwas erfahren, etwas gestaltend verwirklichen kann. Mir ist es auch wichtig, mich mit aktuellen Fragestellungen und Antwortvorschlägen aus den Naturwissenschaften auseinander zu setzen und bestimmte Erkenntnisprozesse zu erfahren. Für mich ist der Verlag ein Ort, um eine zeitgemäße Antwort darauf zu finden, was Literatur heute sein kann und poetologische Grundlagenforschung zu betreiben. Literatur hat immer etwas mit dem Leben der Menschen zu tun und dafür eine literarische Form zu finden und so dazu beizutragen, Erkenntnisse zu ermöglichen. Ich habe den Eindruck, dass die Literatur, wie sie im Augenblick vorherrscht, überhaupt nicht in der Lage ist, angemessene Antworten auf unsere heutigen Fragen zu finden. Wir müssen für diese erneuerten Vorstellungen einen erneuerten Umgang mit Sprache entwickeln. Diesen Prozessen eine Laborsituation zu schaffen und einen öffentlichen Raum zu bieten, darin sehe ich die Aufgabe und Zukunft des Verlages.
 

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