02.10.2007

Autor*in

Tanya Wittal-Düerkop
Thüringen als Medienstandort

Kindermedienland Thüringen - das Interview

Die langjährigen Erfolge im Kindermedienbereich sollen durch die Kindermedienlandstrategie des Freistaats Thüringen weiter ausgebaut werden. Kulturmanagement Network interviewte hierzu Gerold Wucherpfennig, den Thüringer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten. Als Chef der Staatskanzlei ist er zudem für den Bereich Medien zuständig. Das Interview mit Gerold Wucherpfennig führte unsere EU-Korrespondentin Tanya Wittal-Düerkop anlässlich der Eröffnung des Kindermedienzentrums am 25. Oktober 2007.
Tanya Wittal-Düerkop, Kulturmanagement Network:
Sehr geehrter Herr Minister, Thüringen entwickelt sich zu einem wichtigen Medienstandort: Das neue Kindermedienzentrum, KI.KA, MDR Die Erfolge und die positive Außenwirkung für den Freistaat sprechen für sich. Sie selbst propagieren die weitere Entwicklung zum Kindermedienland. Was sind Ihre Schwerpunkte und Pläne hierfür?

Minister Gerold Wucherpfennig: Der Freistaat Thüringen richtet seine Medienaktivitäten vor allem auf die Nische Kindermedien; wir sind auf einem guten Weg zu einem bundes- und europaweit beachteten Kindermedienstandort. Der bislang wichtigste Schritt war die Gründung des Kinderkanals von ARD und ZDF, des KI.KA, vor 10 Jahren.
Mir der Eröffnung des Kindermedienzentrums verfügt Thüringen in Erfurt jetzt auch über eine hervorragende Produktionsstätte für Kindermedien. Unser Ziel ist es, dass Thüringen in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit stärker als Kindermedienstandort wahrgenommen wird.
Sukzessive sollen dem Kindermedienland weitere Bausteine hinzugefügt werden, wozu es einer kontinuierlichen Unterstützung der bereits am Standort tätigen Firmen und einer gezielten Ansiedlungspolitik bedarf. So versprechen wir uns auch mittel- und langfristig viel von einer umfassenden Förderung von Medienstudenten und medienbezogenen Forschungsaktivitäten.

TWD: Medienerlebnisse für Kinder - allein für die Zielgruppe bis 12 Jahre oder sieht sich Thüringen in Zukunft etwa auch als Jugendmedienland?

GW: Eine Altersgrenze für die Zielgruppe "Kinder" zu definieren, ist schwierig. Die Erfahrungen des KI.KA oder von spezialisierten Kinderfilmproduzenten zeigen, dass es fließende Übergänge im Rezeptionsverhalten von älteren Kindern und Jugendlichen gibt. Einen klar abgegrenzten Bereich "Jugendmedien" gibt es deshalb nicht. Mit steigendem Alter wenden sich Kinder zunehmend entweder Spartenangeboten wie Musik und Sport zu oder konsumieren Angebote für Erwachsene. Kinderfilm- und Fernsehangebote richten sich jedoch oft auch an Eltern, Großeltern und ältere Geschwister. Insofern endet die Zielgruppe der Kindermedien nicht mit einem bestimmten Alter, etwa von 12 oder 13 Jahren. Anspruchsvolle Kindermedien sind also zugleich Medien für Kinder und Familien.



TWD: Eine Ihrer Ideen ist ein "medienpädagogisches Erlebniszentrum" einzurichten, was verbirgt sich dahinter?

GW: Für Kinder ist ein persönlicher Kontakt zu ihren Helden aus Film und Fernsehen besonders wichtig. So gibt es beispielsweise eine sehr große Nachfrage nach Besuchen im KI.KA. Die Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet müssen wegen des großen Andrangs oft Monate bis Jahre auf einen KI.KA-Besuch warten. Hier könnte eine Dauerausstellung - ein interaktives Museum - Abhilfe schaffen, in dem auf spielerische Weise Medienkompetenz vermittelt wird. Ein aktuelles Vorbild bietet die vom Historischen Museum Speyer zusammen mit dem ZDF realisierte Ausstellung "Tabaluga, Löwenzahn & Co. So wird Fernsehen gemacht", deren Übernahme nach Erfurt vorgesehen ist. Diese Ausstellung soll den Grundstock für das sogenannte medienpädagogisches Erlebniszentrum bilden, das dann schrittweise aktualisiert und erweitert werden soll.

TWD: Schließen Sie in Ihre Konzepte die neuen Medien, digitale Medien und Internet mit ein? Welche Ideen und Pläne hat der Freistaat in diesen Bereichen?

GW: Neben dem Kernstück des Kindermedienlandes, den Bereichen Film und Fernsehen, spielen die neuen digitalen und Onlinemedien eine ebenso große Rolle wie andere traditionelle Medien, beispielsweise der Printbereich. Die aktuelle Medienentwicklung ist durch Konvergenz und Crossmedialität gekennzeichnet. Die DVD zum Buch, die Internetseite zur Fernsehserie oder das Videospiel zum Film sind heute bereits Realität und bieten Entwicklungschancen für die Branche. Thüringen bekennt sich zu dieser Entwicklung und zu den neuen Medien und unterstützt entsprechende Aktivitäten der Wirtschaft. Als konkretes Beispiel möchte ich auf die Förderung von Multimediaprojekten durch die gemeinsam von den drei mitteldeutschen Ländern unter Beteiligung von MDR und ZDF gegründete Mitteldeutsche Medienförderung GmbH hinweisen.
 
TWD: Wie entwickelt sich die Investorenszene?

GW: Im Medienbereich, insbesondere in den Sektoren Film und Fernsehen, sind überwiegend kleine und kleinste Unternehmen sowie Freiberufler tätig. Eine Investorenszene, wie sie aus anderen industriellen oder gewerblichen Branchen bekannt ist, gibt es in der Medienbranche kaum. Die verstärkten Anstrengungen des Freistaats zur Unterstützung von Medienfirmen haben jedoch bereits zu beachtlichen Ansiedlungen geführt. Hinweisen möchte ich beispielsweise auf die kürzlich in Erfurt gegründete Tochter des bundesweit erfolgreichen Animationsfilmproduzenten Trickompanie oder auf die vor allem im Raum Weimar entstandenen kleinen Firmen im Umfeld der Bauhaus-Universität.

TWD: Gibt es eine spezielle Existenzförderung für Medienunternehmerinnen und Medienunternehmer in Thüringen?

GW: Die zahlreichen Programme der Existenzförderung stehen grundsätzlich branchenübergreifend allen Gründern und Unternehmen zur Verfügung. Ein weiterer Beitrag zur Existenzsicherung für Medienunternehmen wird auch durch die in dieser Branche mögliche Projektförderung geleistet. Für in Mitteldeutschland realisierte Film-, Fernseh- und Multimediaprojekte stellt die Mitteldeutsche Medienförderung jährlich ca. 11 Mio. überwiegend als erfolgsbedingt rückzahlbare Darlehen zur Verfügung. Zuschüsse für kleinere nichtkommerzielle Projekte sind darüber hinaus auch aus Mitteln der in der Thüringer Staatskanzlei ausgereichten kulturellen Filmförderung möglich.

TWD: Sehr geehrter Herr Minister, wir danken Ihnen für dieses Interview!
 

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