23.09.2013

Autor*in

Rolf Wiese
Inklusion im Personalmanagement

"Wir leben Inklusion"

Dass Menschen mit Behinderung gerade als Mitarbeiter eine Bereicherung sein können, davon ist man im Freilichtmuseum am Kiekeberg überzeugt. Wir sprachen mit dessen Direktor Prof. Dr. Rolf Wiese über eine Tagung zu diesem Thema, die am 12.11. stattfinden wird.
Das Gespräch führte Dirk Heinze.
 
KMN: Nur wenige Museen beschäftigen derzeit Menschen mit Behinderungen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
 
RW: Ich glaube, dass das Potenzial der Beschäftigung von Mitarbeitern mit Behinderung in Museen noch verkannt wird. Dazu gehört eine antiquierte Vorstellung von Aufgaben, die ein Museum erfüllen sollte. Das sind eben nicht nur das klassische Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln, sondern ganz entscheidend auch die Wahrnehmung einer sozialen Verantwortung. In englischen und amerikanischen Museen ist dieser Aspekt traditionell viel stärker verankert. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg beschäftigt seit 25 Jahren Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Für uns gehört das dazu, wir haben die soziale Verantwortung in unsere Stiftungssatzung aufgenommen.
 
KMN: Offenbar hat hier auch die Ausschreibungspraxis nicht geholfen, dass Menschen mit Behinderung bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden. Welche Maßnahmen können getroffen werden, um hier zu Verbesserungen zu kommen?
 
RW: Zunächst müssen Berührungsängste abgebaut werden, häufig scheitert es nämlich an der Unwissenheit seitens der Museen. Der Arbeitskreis Museumsmanagement und das Freilichtmuseum am Kiekeberg laden daher am 12. November zur Tagung "Neue Perspektiven. Menschen mit Behinderung als Museumsmitarbeiter" ein. Experten aus Museen berichten dann von ihren Erfahrungen im Arbeitsalltag. Mitarbeiter von Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind ebenfalls vor Ort und stellen die Möglichkeiten der Zusammenarbeit vor. Es geht uns darum, Chancen aber auch Hürden aufzuzeigen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
 
KMN: Inwiefern kann die Einstellung solcher Mitarbeiter auch eine Bereicherung für Museen sein? Können Sie Erfolgsbeispiele nennen?
 
RW: Im Freilichtmuseum am Kiekeberg machen wir sehr gute Erfahrungen. In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg arbeiten derzeit 30 Menschen mit Behinderung in unserem Museum und seinen Außenstellen. Sie leisten wertvolle Arbeit in den verschiedensten Bereichen. Je nach ihren individuellen Fähigkeiten gehen sie einer sinnvollen und fördernden Aufgabe nach. Inklusion findet ganz praktisch in der täglichen Zusammenarbeit, beim gemeinsamen Mittagessen etc. statt. Vorurteile im Umgang mit Menschen mit Behinderung werden bei den Besuchern und bei den Mitarbeitern abgebaut.
 
KMN: Gibt es Arbeitsbereiche oder Berufsbilder im Museumsbetrieb, die sich besonders für die Einstellung behinderter Mitarbeiter eignen, oder geht es vielmehr um eine Inklusive in der ganzen Breite der Organisation?
 
RW: Grundsätzlich ist ihr Einsatz in allen Bereichen denkbar. Freilichtmuseen sind aber wohl besonders prädestiniert als Arbeitsort für Menschen mit Behinderung. Im Freilichtmuseum am Kiekeberg sind die Mitarbeiter von der Lebenshilfe nicht mehr wegzudenken: sie bereiten Veranstaltungen vor und nach, sie sind beschäftigt in der Garten- und Viehpflege und sie führen alle Versandaktionen für uns durch, das sind fast 70.000 Briefe im Jahr! Diese Mitarbeiter sind im Museum sehr präsent, sie betreuen auch museumspädagogische Programme mit. Wir leben Inklusion, wir arbeiten Hand in Hand.
 
Details zur Tagung gibt es hier.
 
Kulturmanagement Network ist Medienpartner dieser Tagung. Es veranstaltet selbst am 24./25.10. eine Tagung zur Personalentwicklung im Kulturbetrieb: http://www.km-konkret.net Im September widmete sich das KM Magazin im Schwerpunkt diesem Thema.
 

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