14.11.2014

Autor*in

Siglinde Lang
KM Kolloquium

Der Studienschwerpunkt Cultural Production & Arts Management der Universität Salzburg/ Mozarteum Salzburg

Passt das zusammen - Kultur und Management? Und Kunst? Was ist das eigentlich Kultur? Und was ist Kunst? Ist Kunst per se Kultur? Und vor allem: Wer macht Kultur und wie? Und was wird wie gemanagt? Diese Fragestellungen bilden die Basis des Studienprogramms Cultural Production & Arts Management der Universität Salzburg/Mozarteum Salzburg und spiegeln unsere zentrale Forschungsthematik wider.
Mit Bezug zu zeitgenössischer Kunst und ihren Entwicklungen bietet Cultural Production & Arts Management einen sogenannten zertifizierten Studienschwerpunkt an, der sich bereits in seiner Konzeption von gängigen universitären Angeboten unterscheidet: Das Lehrprogramm kann nur als integraler Bestandteil eines regulären Studiums an der Universität Salzburg oder des Mozarteums Salzburg belegt werden. Das bedeutet, dass unsere Studierenden motiviert von einer persönlichen Leidenschaft für Kunst je nach ihrem gewähltem Hauptfach kulturmanageriale Kompetenzen erwerben wollen bzw. in diesem vielfältigen Berufsfeld eine Laufbahn anstreben. So bilden Interdisziplinarität und diskursiver Austausch die Basis eines Studienprogramms, das durch diese heterogene Zusammensetzung unterschiedliche Perspektiven auf Kultur managen und die damit verbundenen Anforderungen an den Berufsalltag vielschichtig zu verhandeln, zu erforschen und vor allem in der Praxis zu erproben sucht.

Interdisziplinarität kein Schlagwort, sondern Modus operandi

Die Querverbindungen zahlreicher Disziplinen wie der Kulturwissenschaften, der Kommunikations- und Medienwissenschaft, der Soziologie, der Kunstkritik, der Tanz- und Musikwissenschaft sowie der Wirtschaftswissenschaften und Produktionslehre bilden sich nicht nur in den Studierenden, sondern auch den Lehrenden sowie in den vier Säulen des Lehr- , Forschungs- und Vermittlungskonzeptes von Cultural Production & Arts Management ab:

1. Die interdisziplinären Cultural Studies und ihr Verständnis von Kultur als verhandelbarem Prozess bilden den Sockel des Studienschwerpunktes: Kultur verstehen wir folglich als unser Orientierungssystem im Alltag, das ein Bedeutungsraster an Werten, Einstellungen und Haltungen darstellt und das von kulturellen Bedeutungszuschreibungen symbolisch geprägt ist. Der Terminus Cultural Production verdeutlicht, inwiefern multiple mediators an kulturellen Bedeutungszuschreibungen mitwirken und durch ihre Einflussnahme Kultur produzieren. Eine kulturelle Produktion definieren wir folglich als Re-Produktion oder Neuverhandlung von Bedeutungszuschreibungen und als einen Prozess unter Beteiligung zahlreicher Vermittlungsinstanzen, der extern gelenkt und aktiv gestaltet werden kann. Bei unserer Definition von Cultural Production geht es also weniger um eine passive Produktion von Kultur, die oft dem Erhalt von Machtansprüchen singulärer Interessensvertretungen politisch, ökonomisch oder auch rechtlich dient, sondern um deren aktive Mitgestaltung.

2. Die zeitgenössische(n) Kunstszene(n) in Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen sind Teil einer inhaltlichen Schwerpunktsetzung, wobei Kunst als kritische und spezifische, nämlich primär intentionslose kulturelle Praxis aufgefasst wird: Gerade mit unserem Bedeutungsraster setzen sich zahlreiche Kunstschaffende in ihrer Arbeit kritisch auseinander.

3. Die vermittelten Managementkompetenzen orientieren sich am Profil künstlerisch-kulturellen Unternehmertums, das eine existenzsichernde, selbständige Tätigkeit im Kulturbereich bezeichnet, die aus den Verfahren und Methoden der Kunst ihre Initiativen und Organisationsprozesse ableitet. Denn immer mehr KulturmanagerInnen arbeiten auf selbstständiger Basis und in multiplen Arbeitsfeldern. Ziel ist, unsere Studierenden mit einem Kompetenzkanon auszustatten, der es ihnen ermöglicht, auf einer möglichst gesicherten finanziellen Basis, mittels professioneller Planung und Koordination sowie Professionalität in Kommunikation, Marketing, aber auch Wissen um kreative Prozesse, künstlerische Strategien und Intentionen eigenständige Initiativen erfolgreich zu realisieren.

4. Aktive, projektorientierte und forschende Lehre wird dabei mit moderierender Wissensvermittlung kombiniert: Das Ausprobieren und Erlernen von künstlerisch-medialen Praxen wird mit Methoden der künstlerischen Forschung sowie einer inhaltlichen Auseinandersetzung in zahlreichen Gastgesprächen, (interdisziplinären) Symposien sowie Exkursionen verbunden. Die dadurch vermittelten anwendungsorientierten und theoretischen Erkenntnisse werden unmittelbar in Projektarbeit umgesetzt.

Forschend lernen, lehrend forschen - Formate kollaborativer Wissensproduktion

Auf Basis aktueller Definitionen von künstlerischer Forschung definieren wir Forschung als kollaborativ verhandelte Produktion von Wissen bzw. Erkenntnis dies lässt sich am besten in offenen Projektwerkstätten realisieren.

Kulturelle Veränderungen initiieren Werteverschiebungen, die nachhaltig Formen von Produktion, Organisation und Kommunikation beeinflussen. Reziprok entwickeln sich neue kulturelle Ausdrucksformen und virtuelle wie reale Orte für kulturelle Partizipation. In unseren Forschungsprojekten werden die Funktionen von zeitgenössischer Kunst und Kultur in der Entwicklung und Herstellung von kommunikativen, sozialen und sozio-ökonomischen (Zwischen-)Räumen, Öffentlichkeiten und Cultural Citizenship" untersucht.

Ausgehend von zeitgenössischen Kunststrategien und -praxen, die einen sozialen und kulturellen Wandel zu initiieren versuchen, und mittels Methoden der empirischen Sozialforschung untersucht das Leitprojekt P/ART/ICIPATE - The Matrix of Cultural Production (2012 bis 2017), wie wir uns - als Individuen oder auch als soziale Teilgruppe - in einem Kreislauf von Kultur positionieren, der nicht einem just happens" (Kultur als kontinuierlich sich - selbst - entwickelnder Prozess und/oder als eine oft von ökonomischen Interessen gesteuerte Reproduktion") unterliegt, sondern aktiv mitgestaltet werden kann.

Kulturelle Produktion meint somit ein engagiertes, kritisches und produktives Mitgestalten der eigenen Lebenswelt. Demzufolge vermittelt und realisiert der Studienschwerpunkt Konzepte, Theorien und Projekte, die den Konnex zwischen zeitgenössischer Kunst als kritischer kultureller Praxis und der Lebens- und Alltagswelt der Menschen bewusst herzustellen suchen und bildet KulturmanagerInnen aus, die über die Kompetenz verfügen, die Triangel ökonomischer, soziokultureller und künstlerischer Zielsetzung auszubalancieren. Ihre Aufgabe wird es zukünftig noch stärker sein, mittels zivilgesellschaftlicher Partizipation Prozesse einer kollaborativen Verhandlung von kulturellen Bedeutungszuschreibungen zu initiieren und zu moderieren. Denn: We are all Cultural Producers!

Die ausführliche Vorstellung des Studienganges Cultural Production & Arts Management der Universität Salzburg/Mozarteum Salzburg erschien in der Reihe KM Kolloquium im KM Magazin Juli 2014.

Informationen zum Studiengang Cultural Production & Arts Management der Universität Salzburg/Mozarteum Salzburg in unserem Ausbildungsführer finden Sie hier.

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