01.09.2014

Autor*in

Claudia Steigerwald
KM Kolloquium

Kritische Agenten für die Kulturproduktion der Zukunft. Communication and Cultural Management an der Zeppelin Universität Friedrichshafen

Ein Beitrag von Claudia Steigerwald, Koordinatorin am Forschungscluster Kulturproduktion der nächsten Gesellschaft, Promovendin am Lehrstuhl für Kulturbetriebslehre & Kunstforschung
Will man als Akteur im gegenwärtigen kulturellen Feld tätig werden sei es als Kurator, Kritiker, Vermittler oder Forscher so gilt es nicht nur einen reflektierten Umgang mit aktuellen Formaten, Praktiken und Distributionskanälen zu entwickeln, man muss auch dazu in der Lage sein, konzeptionell zu denken und neue Formate erfinden können. Der Studiengang Communication & Cultural Management (CCM) an der Zeppelin Universität setzt deshalb auf eine forcierte theoretische Reflexion der gegenwärtigen Gesellschaft, eine elaborierte Kritikfähigkeit sowie ein ausgeprägtes Bewusstsein für soziale und politische Strukturen. Er verbindet dies mit künstlerischem Denken und Handeln und einer fundierten kultur- und medienwissenschaftlichen Perspektivierung. Deshalb wird Forschergeist genauso gefördert wie die Fähigkeit, gestalterisch zu agieren und erworbenes Wissen in den unterschiedlichsten Feldern projekt- und organisationsbezogen einzusetzen. Damit erschließt sich den Absolventen ein Tätigkeitsfeld nicht nur in den traditionellen Institutionen als Kuratoren, Museumsmanager und künstlerische Leiter, als Journalisten, Stiftungs- und Musikmanager; vielmehr zielt der Studiengang durch seinen interdisziplinären, forschenden Ansatz auch auf noch nicht formierte, experimentellere Arbeitsfelder im Kreativbereich. Eine simple Toolbox zur Handlungsanleitung bietet der Studiengang nicht vielmehr die Einsicht, Kontroversen und Spannungen zwischen Kultur und Wirtschaft als Herausforderung zu begreifen.

Individuelle Studienverläufe: Der Schwerpunkt Kulturproduktion

Die Zeppelin Universität ist eine staatlich anerkannte Universität in privater Trägerschaft und wurde 2009 institutionell vom Wissenschaftsrat akkreditiert. Sie situiert sich zwischen Wirtschaft, Kultur, Politik und verfolgt in Forschung und Lehre einen dezidiert interdisziplinären Ansatz. Im Studiengang CCM sind gegenwärtig 229 Studierende immatrikuliert, davon 178 im Bachelor- und 51 im Master-Programm. Durch kleine Kohorten von im Schnitt nicht mehr als 30 Studienanfängern garantiert der Studiengang von Anfang an ein enges Betreuungsverhältnis, das durch zusätzliche, individuelle Coaching-Programme ergänzt wird.

Der Studiengang Communication & Cultural Management bietet die Option, in der Spezialisierungsphase unterschiedliche Studienschwerpunkte zu wählen im kommunikations- oder im kulturwissenschaftlichen Bereich. Dazwischen können auch individuelle Studienverläufe zusammengestellt werden, die auf die Bedürfnisse und Interessen der Studierenden eingehen. Im Folgenden soll in erster Linie das Konzept des kulturwissenschaftlichen Schwerpunkts beschrieben werden, der im B.A.-Studiengang im Track Arts & Culture Studies und im M.A.-Studiengang im Track Kulturproduktion Profil gewinnt.

Künftige Herausforderungen in der Ausbildung von KulturmanagerInnen

Die derzeitigen Entwicklungen im Kulturbereich lassen erkennen, dass herkömmliche Konzepte einer staatlichen Kunst- und Kulturproduktion an ihre Grenzen stoßen. Traditionelle Kulturinstitutionen stehen unter Veränderungsdruck. Die Differenz zwischen Hoch- und Populärkultur verschwimmt zusehends, private Akteure machen den klassischen Kulturanbietern Konkurrenz, die digitalen Medien verändern das Nutzerverhalten, eine steigende Zahl von Kultur- und Erlebnisanbietern konkurrieren miteinander. So hat sich die Kulturlandschaft erheblich ausdifferenziert. Auch Migration und demografischer Wandel zwingen zum Umdenken. Kurz, heutige Kunst- und Kulturproduzenten müssen neue Formate, Strukturen, Ökonomien und Medien entwickeln. Entscheidend dabei ist, dass diese Veränderungen nicht allein eigene Ästhetiken hervorbringen, sondern oftmals auch anderen Motivationen unterliegen, sich neuen Ökonomien verdanken und durch neue Betriebsformen und Produktionsstrategien geprägt sind. Wenn Musiker, Performer und Künstler zu entscheidenden Agenten in der Stadtentwicklung avancieren, file sharing und crowd sourcing ganze Industrien verändern, entstehen neue Arbeitsformen, die ein anderes Wissen benötigen. Hierauf antwortet der Schwerpunkt Kulturproduktion innerhalb eines interdisziplinär und gesellschaftswissenschaftlich orientierten Studienprogramms. Er folgt nicht einem affirmativen Modell der Kulturproduktion, sondern fragt nach dem gesellschaftlichen Potential des eigenen Handelns. Die Entwicklung der Reflexionsfähigkeit und des aktiven kunstbezogenen Agierens der Studierenden sind zentrale Ziele des Programms. Der Schwerpunkt Kulturproduktion konzipiert den zukünftigen Typus im Kulturmanagement eine künstlerisch und gesellschaftstheoretisch informierte, gestaltende Persönlichkeit.

Durch Kunst handeln, mit Kunst denken

Ein wichtiger Bestandteil des Studiengangs sind künstlerische und gestalterische Elemente: Nicht nur in kulturellen Arbeitsbereichen, sondern längst auch im unternehmerischen Kontext ist implizites Wissen gefragt Wissen, das auf Erfahrungen und Handlungsroutinen basiert und oftmals einen anderen Zugang zu Problemstellungen eröffnet als rein vernünftiges Denken und Handeln. Das Labor für implizites und künstlerisches Wissen (LikWi) integriert deshalb gezielt körperliches, ästhetisches und emotionales Erfahrungswissen in die universitäre Lehre und Forschung. Im Workshop Kreative Performanz versucht es, diese erweiterten Wissensformen erfahrbar zu machen.
Das artsprogram der Zeppelin Universität initiiert künstlerische Interventionen, Aufführungen, Ausstellungen und diskursive Formate. Es ermöglicht Studierenden zudem erste kuratorische und künstlerische Erfahrungen. Eigeninitiierte Projekte, wie Ausstellungen, Performances, Chorauftritte und Konzerte werden vom artsprogram-Team begleitet und von KünstlerInnen betreut.
Unter der Leitung von KünstlerInnen wie Margit Czenki und Christoph Schäfer lernen Studierende zudem ihren Campus selbst zu gestalten. Theoretische Inputs zu Architektur, Exkursionen, Theorie, Selbstorganisation, Open Source Produktion sowie zur veränderten Bedeutung von Subjektivität für Produktions- und Stadtentwicklungsprozesse begleiteten dabei die praktische Arbeit der Studierenden.

Forschung in und mit den Künsten

Forschung beliefert Kunst. Kunst informiert Forschung. Und geforscht wird mit Kunst. So lassen sich die Spezifika des wissenschaftlichen Arbeitens im Schwerpunkt Kulturproduktion beschreiben. Forschung passiert hier nicht im kontextfreien Raum, sondern oftmals empirisch oder zumindest epistemologisch informiert durch künstlerische (Organisations- )Praktiken. Auch die Künstlerische Forschung oder artistic research hat ihren festen Platz. Als Plattform fungiert das Zentrum für Kulturproduktion: Es schafft Anschlusspunkte zur wissenschaftlichen Analyse und Vermittlung gegenwärtiger Formate und Funktionen von Kulturproduktion.

Das darin angesiedelte Cluster Kulturproduktion der nächsten Gesellschaft vernetzt Forschungsvorhaben, die sich mit aktuellen Arbeitslogiken und Organisationsformen im kulturellen Feld befassen. Ein Fokus liegt beispielsweise auf der Kunstproduktion jenseits des Kunstmarktes. Deshalb werden nicht nur die Arbeitsweisen in Studios empirisch untersucht, sondern auch die Arbeit in Projekten und Ausstellungen, die Ausbildung an Kunsthochschulen und die Etablierung von Netzwerken im Kunstfeld.

Die ausführliche Vorstellung des Studienganges »Communication and Cultural Management« an der Zeppelin Universität Friedrichshafen erschien in der Reihe KM Kolloquium im KM Magazin Mai 2014.

Informationen zum Studiengang "Communication and Cultural Management" an der Zeppelin Universität Friedrichshafen in unserem Ausbildungsführer finden Sie hier.

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