17.10.2019

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Michael Herrmann
ist gelernter Buchhändler. Er war 10 Jahre in der Hotel- und Tourismusbranche auf den Kanarischen Inseln tätig, bevor er Mitarbeiter bei verschiedenen Konzertdirektionen wurde. 1987 gründete er das Rheingau Musik Festival, dessen Intendant und Geschäftsführer er ist. Zudem ist er Vorstandsmitglied des Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen, Träger des Hessischen Verdienstorden und der Goethe-Plakette des Landes Hessen. Von 2005 bis 2011war er Vizepräsident der European Festival Association. 
Klassik-Festivalintendant

Die Mischung macht‘s

Ein Festivalintendant muss von beidem etwas haben, vom Manager und vom Künstler. Man muss kein Profimusiker sein, aber man sollte eine profunde Kenntnis von Musik haben, um ein Festival zu organisieren. Ansonsten ist man einfach vor allem Wirtschaftler. Michael Herrmann, Intendant des Rheingau-Musik-Festivals, erklärt, wie er das unter einen Hut bringt.

Themenreihe Berufsbild

Man muss mit Sponsoren kommunizieren können, denn das Rheingau Musik Festival wird zum Beispiel zu 50 % durch Sponsorenbeiträge und zu 50 % durch Publikumseinnahmen finanziert. Man muss die Sponsoren überzeugen können, dass man ein "Produkt" anbietet, das sich zu unterstützen bzw. zu fördern lohnt. 
 
Dann ist es wichtig, dass man die entsprechenden Künstler, eine Mischung aus hochkarätigen Künstlern und aus hervorragendem Nachwuchs, an sich bindet. Man kann nicht nur Anne-Sophie Mutter, Alfred Brendel, Gidon Kremer, Kurt Masur, etc. auftreten lassen. Wir kennen viele, die im Laufe der Jahre eine große Karriere gemacht haben, aber bei uns zu Beginn ihrer Laufbahn aufgetreten sind und die uns das nach wie vor danken, indem sie regelmäßig bei uns - zu vernünftigen Honoraren - auftreten. 
 
Das Management ist natürlich auch wichtig: Sie müssen organisieren können. Das alles kann ich nicht mehr wie in den ersten Jahren allein machen. Ich habe die ersten 19 Konzerte selbst veranstaltet, bin von Ort zu Ort gegangen, habe die Stühle im Kloster Eberbach aufgestellt, die Abendkasse und den Vorverkauf gemacht. Ich habe die Künstler engagiert, sie abgeholt, sie betreut. Das alles ist bei 19 Konzerten möglich, bei über 150 Konzerten nicht mehr. Da braucht man eine hoch motivierte Mannschaft von Profis bestehend aus Musikwissenschaftlern, Wirtschaftlern und Kulturmanagern. 
 
Am Anfang hat man mir geraten, ich solle mir einen Musiker quasi als Leitbild oder als Frontman holen, aber ich wollte das nicht, weil ich viele Festivals kenne, die dadurch Probleme haben. Die Musiker sagen: "Ich möchte mein künstlerisches Programm durchsetzen und das sieht folgendermaßen aus..." Sie machen sich selten Gedanken darüber, ob dieses Programm Publikum anlockt oder wie es finanziert wird. Das war in Salzburg so, das war in Schleswig-Holstein so, das ist bei anderen Festivals so und deshalb wollte ich keinen Musiker als Leitbild. 
 
Ich selbst bin kein ausgebildeter Künstler und somit entstehen auch keine Rivalitäten. Es gibt höchstens persönliche Animositäten. Insofern ist es eine gute Mischung, wenn einer etwas von der Musik, von der Materie, aber auch etwas vom Wirtschaften versteht. Ich habe natürlich meine Berater wie meinen Partner Claus Wisser, der das Sponsoring initiiert hat, oder meinen Mitgeschäftsführer Marsilius Graf von Ingelheim. Beide schauen genau auf die Zahlen, denn wenn die nicht stimmen, stimmt das ganze Festival nicht mehr, weil wir privat organisiert und finanziert sind. Wir bekommen nur 25.000 Euro von der Landesregierung, worüber wir aber überhaupt nicht böse sind. Im Gegenteil: Wir sind stolz darauf, dass wir alles bei unseren Konzerten ohne öffentliche Gelder schaffen. 3 bis 3,7 Millionen unseres Etats stammt von unseren Sponsoren und der gleiche Betrag noch einmal aus dem Kartenverkauf. Mittlerweile begrüße ich nicht nur die Sponsoren, sondern auch die Gäste. Sie sind unser "Hauptsponsor", denn ohne sie und ohne die Sponsoren gäbe es das Festival nicht. 
 
Wir haben unter unseren Mitarbeitern und Volontären immer wieder Absolventen der Kulturmanagement-Studiengänge. Es gibt inzwischen so viele davon. Wir haben mit diesen Mitarbeitern immer sehr gute Erfahrungen gemacht, da sie nicht nur musikwissenschaftlich ausgebildet waren, sondern auch Hintergrundwissen im Bereich der Wirtschaft, Marketing und PR oder auch der Konzertorganisation mitbrachten. Beim Rheingau Musik Festival sind natürlich eher musikaffine Mitarbeiter gefragt, nicht Kunstwissenschaftler und nur am Rande Literaturwissenschaftler. Insofern würde auch ein Musik- oder Musikwissenschaftsstudium ausreichen mit zusätzlichen Qualifikationen im Bereich der Wirtschaft, Recht, Marketing, PR. Das hängt natürlich auch davon ab, in welchem Bereich der Absolvent arbeiten möchte, ob eher im Sponsoring, in der Konzertorganisation, in der PR und Öffentlichkeitsarbeit, der Dramaturgie oder der Programmplanung. In den Studiengängen werden den Studenten diese Themen direkt nahegebracht, oft von Profis. 
 
Heutzutage werden an einen Kulturmanager sehr viele Anforderungen gestellt, da ist die Persönlichkeit neben der Ausbildung von hohem Wert, ebenso die soziale Kompetenz, das Verhandlungsgeschick, das Organisationstalent und die Schnelligkeit.
 
 
Dieser Beitrag erschien zuerst im Kultur Management Network Magazin "Kulturmanagement".

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