28.01.2014

Autor*in

Kristin Oswald
leitet die Online-Redaktion von Kultur Management Network. Sie studierte Geschichte und Archäologie in Jena und Rom sowie Social Media-Marketing in Berlin. Sie ist freiberuflich in der Wissenschaftskommunikation und im Museumsmarketing mit Schwerpunkt online tätig.
Rückblick 8. Jahrestagung des Fachverband Kulturmanagement Teil I

Strukturelle Probleme der Kulturfinanzierung

Das Thema Geld ist immer aktuell und in der Kultur auch stets brisant. Stetig sinkende öffentliche Fördergelder machen es zunehmend notwendig, neben anderen Finanzierungsmöglichkeiten auch nach den Ursachen für die derzeitige Situation zu suchen. Aus diesem Grund standen die Rahmenbedingungen von Kulturfinanzierung im Zentrum der 8. Jahrestagung des Fachverbandes für Kulturmanagement, die sich vom 16. bis 18. Januar 2014 an der Fachhochschule Kufstein mit Dispositiven der Kulturfinanzierung beschäftigte.
Die Inhalte der Vorträge und Werkstattgespräche umfassten unter dem Schlagwort Dispositive Beteiligungsmöglichkeiten, Entscheidungsprozesse sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Fragestellungen. So begann die Eröffnungsdiskussion mit der Feststellung, dass Kultur auch als meritorisches Gut in unter den Aspekten Kunst, Finanzierung und Politik jeweils anders behandelt wird. Die Aufgaben der Kulturmanager in der Wertschöpfungskette sind dabei nicht fest definierbar, gerade in Bezug auf Finanzfragen häufig aber auch den Entscheidungen anderer ausgesetzt. Michael Wimmer, Gründungsmitglied und Geschäftsführer von Educult, bezeichnete diesen Zustand einer gewissen Willkür als Ursache für die derzeitige Generation der manisch-depressiven Kulturmanager. Aber auch die Kulturpolitik, so betonte Oliver Scheytt, steht zwischen den Stühlen von Marktwirtschaft, Recht, Entscheidungszwang und (repräsentativer) Demokratie. Umfangreiche strukturelle Veränderungen, die häufig von Seiten des Kulturmanagements gefordert werden, sind aufgrund dessen nicht ohne weiteres möglich. Veränderungen müssten nicht zuerst in der Politik, sondern dort angegangen werden, wo sie leichter durchgesetzt werden könnten. Als Beispiele wurden genannt:
 
  • Kulturentwicklungspläne auf Landesebene auf Basis neuer Partizipationsmöglichkeiten,
  • eine stärkere Einbringung von Kulturmanagern dort, wo ebenfalls Geld verteilt wird, so bei öffentlichen oder privaten Stiftungen sowie bei Unternehmen mit Stiftungsabteilungen,
  • neue Evaluationsprozesse für Projekte und Fördersysteme,
  • neue Finanzierungsmöglichkeiten wie Crowdfunding als eine Säkularisierung der Kollekte nach Wimmer
  • und damit einhergehend neue Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Kulturmachern, Bürgern und Politik. Sie wurden anhand der Frage diskutiert, ob die Begleitung einer Fachtagung auf Twitter sinnvoll sei. Die Mitleser und Mitdiskutanten des Hashtags #Kuf14 auf Twitter bestätigten dies.
 
Kultur, Geld und ihre Funktionen in der Gesellschaft
Mit dem Einstiegsvortrag von Thomas Heskia, Verwaltungsleiter des Schauspiel Leipzig, zum Thema Money talks. Über die Nichtneutralität von Geld in der Kulturfinanzierung wurden die Grundlagen der Problematik aus soziologischer Sicht betrachtet. Heskia zeigte auf, dass nach der Systemtheorie Geld für das Funktionieren von Gesellschaften eine feste Aufgabe und stets einen Symbol- und Tauschwert hat, der für jedes staatliche Subsystem Kultur, Soziales, Wirtschaft und Politik ein anderer sein kann. Da das Geld der Kulturfinanzierung zu Teilen aus jedem dieser Teilsysteme stammt, gilt es für Kulturmanager, deren Handlungslogiken zu beachten und den Tauschwert, den die Kultur dem jeweiligen Teilsystem für Geld bietet, zu verdeutlichen, um sich damit als Tauschpartner attraktiver zu machen. Hierfür ist es nicht ausreichend, auf den selbstverständlichen Wert von Kultur für eine Gesellschaft hinzuweisen. Stattdessen müssen für jede Sparte und jedes Teilsystem eigene Argumentationsgrundlagen erarbeitet werden. Auch dies gehört zu den Aufgaben des Kulturmanagements in der wissenschaftlichen Forschung wie in der universitären und kulturbetrieblichen Praxis, so Martin Zierold, Professor für Kulturmanagement an der Karlshochschule.

Kulturfinanzierung Probleme und Möglichkeiten
Mit dem Vortrag von Prof. Gernot Wolfram von der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation begann der praxisnahe Teil der Jahrestagung. Er thematisierte die neuen Grundsätze des EU-Förderprogrammes Europe 2020. Diese basieren nicht mehr auf den unterschiedlichen Kultursparten, für die bisher jeweils Projektideen eingereicht werden konnten, sondern auf übergreifenden künstlerisch-kulturnahen Ideen zu gesellschaftlichen Problemen. Diese Umstellung bietet mehr potenziell Förderfähigen die Möglichkeit, Projekte zu Aspekten wie Strukturierungen in der Kultur, Zugänglichmachung oder Partizipation einzureichen. Damit greift die EU Tendenzen auf, die auch in der Kulturpolitik der deutschen Bundesländer immer mehr in den Vordergrund treten. Durch ihren scheinbaren Abstand zu den spezifischen künstlerischen Inhalten werden sie jedoch zumeist kritisch betrachtet.

Eine ähnlich kriteriengeleitete Kulturförderung für Deutschland stellten auch Patrick Föhl und Doreen Götzky in ihrem Vortrag vor. Die derzeitigen Fördermöglichkeiten in Deutschland sind vor allem additiv, stark segmentiert und nur schwer nachvollziehbar. Derzeit fördern verschiedenste Ministerien und Stiftungen, wobei es kaum Systematiken oder Zusammenarbeit gibt und die Förderstruktur von den Verantwortlichen nicht kritisch hinterfragt wird. Optionen hierzu sind konzeptbasierte oder kriteriengeleitete Förderungen. Föhl und Götzky stellten diese anhand der Gutachten zur Musikförderung dar, die die SPD und die Friedrich-Ebert-Stiftung im letzten Jahr in Auftrag gaben. Sie zeigen, dass Konzepte u.a. für Kulturleitbilder oder Kulturpreise häufig auf Metaebenen basieren, die kaum prüfbar sind und dadurch nur schwerlich als Orientierungs- und auch Entscheidungsgrundlage dienen können. Föhl und Götzky plädierten daher für eine Kulturförderung anhand von Kriterien wie Transparenz, Kommunikation, Nachfrage, Nachhaltigkeit oder Kooperation. Während sie besser prüfbar sind, liegt das Problem hierbei eher in der Anpassung an die Heterogenität der Kulturlandschaft und die Gültigkeit der Kriterien für die einzelnen Sparten und Bereiche. Hier scheint es sinnvoll, auf Basis der Partizipation von Bürgern und Kulturmachern die Rahmenbedingungen individuell festzulegen. Solche Prozesse bringen in den USA auf regionaler Ebene gute Ergebnisse mit sich, die zudem ein hohes Maß der Anerkennung finden.

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