06.07.2007
Rückblick Kinder zum Olymp 2007

Verankerung der kulturellen Bildung in den Schulen

Am 28. und 29. Juni 2007 veranstaltete die Kulturstiftung der Länder zusammen mit der Kulturstiftung des Bundes den dritten KINDER ZUM OLYMP! Kongress "Kunst vermitteln: der Bildungsauftrag der Kultur" im Saarländischen Staatstheater Saarbrücken.
Nachdem die ersten beiden Tagungen in Leipzig und Hamburg die grundsätzliche Notwendigkeit ästhetisch-kultureller Bildung thematisierten, nahm dieser Kongress ihre konkrete Umsetzung durch Kultureinrichtungen und Schulen unter die Lupe. In Vorträgen und in Foren diskutierten über 550 Teilnehmer aus Bildender Kunst, Musik, Theater, Schule, Politik und Verwaltung, wie man die Kultur in Kooperation mit den Künsten im Lehrplan verankern könnte.
 
An diesem Punkt setzt seit drei Jahren die Jugendinitiative KINDER ZUM OLYMP! der Kulturstiftung der Länder an. Die zahlreichen Projekte im Rahmen ihres bundesweiten Wettbewerbs "Schulen kooperieren mit Kultur" haben bereits gezeigt, wie eine Zusammenarbeit zwischen Kultur und Schule über die Lehrpläne hinaus aussehen kann. Hans-Joachim Otto, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages, lobte zu Beginn des Kongresses die Initiative: "Wenn KINDER ZUM OLYMP! nicht bereits erfunden worden wäre, dann müsste das Projekt heute erfunden werden. Für dieses Projekt brauchen wir jetzt eine Basis in der Kulturpolitik."
 
Musische Bildung, so lautete die allgemeine Überzeugung aus der Kulturpolitik, muss in die Lehrpläne integriert werden. Sie ist, so Peter Müller, Ministerpräsident des Saarlandes, "eine zentrale Aufgabe, die hinter der Vermittlung von Faktenwissen nicht zurückstehen darf. Kulturelle Bildung ist eine Grundvoraussetzung dafür, Faktenwissen mit Leben zu füllen und aufs Leben vorzubereiten." Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, verglich in diesem Zusammenhang die kulturelle Bildung mit dem Spracherwerb: "Kunst ist wichtig, weil es eine elementare Sprache ist, in der wir uns ausdrücken und mit der wir die Welt erforschen. Kulturelle Bildung ist wie Alphabetisierung. Und umso besser ich diese Sprache lerne, umso besser verstehe ich."

Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, erinnerte in einem Grußwort an den wichtigen Einfluss künstlerischer Aktivitäten auf die kognitiven und sozialen Fähigkeiten des Kindes: "Kultur und Bildung und damit selbstverständlich auch Kulturelle Bildung sind nicht nur wertvoll, weil sie unsere soziale Kompetenz trainieren helfen und unsere Wettbewerbschancen verbessern." Aber der Effekt gehe weit darüber hinaus: "Sie haben auch einen Eigenwert. Dieser besteht in einem kreativen, nicht von Leistungsdruck und Fremdbestimmung geprägten Freiraum, in dem sich Individualität und Kreativität entfalten. Daraus können ein gesundes Selbstvertrauen und Lebensfreude erwachsen."

Mit der Erweiterung der Halbtagsschule auf ein ganztägiges Angebot erhöhe sich die Bedeutung des Lebensraumes Schule und damit die Verantwortung der Kulturpolitiker noch zusätzlich. Prof. Dr. Johanna Wanka, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, konkretisierte ihre Forderungen an die Ganztagsschulen folgendermaßen: "Wichtig wäre, dass alle künstlerischen Sparten gleich intensiv einbezogen werden. Jede künstlerische Sparte spricht andere Sinne, Fertig- und Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen an. Auch sollte es neben Ganztagschulangeboten weiterhin eine funktionierende Infrastruktur außerschulischer kultureller Bildung geben."

Die Teilnehmer forderten, dass Kultur durch die Zusammenarbeit von Künstlern und Schülern noch mehr in den Alltag der Kinder eingebettet werden müsse. Dabei stellte sich die Frage, inwieweit Künstler dementsprechend einen pädagogischen Auftrag haben. Prof. Klaus Zehelein, Präsident der Bayerischen Theaterakademie, sprach sich gegen eine Instrumentalisierung der Künstler aus, deren Hauptanliegen immer die Kunst selbst und nicht vorrangig deren Vermittlung sei. Er betonte, dass Künstler alleine nichts ändern können, sondern dass es einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs brauche, an dem alle natürlich auch die Künstler - beteiligt sein müssten. "Wenn weiterhin die Künste in der Schule als so genannte Orchideenfächer immer wieder zur Disposition stehen, ist von ästhetischer Bildung nicht zu sprechen daran wird auch die Beteiligung von Künstlern nichts ändern. Ändern muss sich grundsätzlich die Einstellung, dass Wissensvermittlung Vorrang gegenüber der Auseinandersetzung mit Kunst hat; dann erst sind jene Künstler gefragt, welche die Lust und das Vermögen haben, sich auf dem Felde kreativen Arbeitens auch in der Schule zu bewegen." Auch Jürgen Schreier, Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft des Saarlandes, äußerte Zweifel gegenüber einer strengen Verordnung der Künstler zu Kunstvermittlung: "Wir haben gute Erfolge damit gehabt, dass wir Kunstvermittlung nicht verordnen, sondern dafür geworben haben. Was hilft eine Verordnung, wenn die Schulen nicht motiviert sind? Es muss vielmehr ein Motivationsdruck entstehen." Die Intendantin des Saarländischen Staatstheaters, Dagmar Schlingmann, hingegen betonte aus ihrer künstlerischen Sicht, dass sie die Arbeit mit jungen Menschen als eine ihrer wesentlichen Aufgaben und den Kongress als einen Höhepunkt ihrer ersten Spielzeit sieht.

Die Veranstalterin des Kongresses, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, zeigte sich erfreut, dass die Kultusministerkonferenz in diesem Frühjahr eine Entschließung verabschiedet hat, "die auf dem basiert, was wir in den letzten drei Jahren erarbeitet haben, nämlich einem Zusammenspiel von Kunst und Schule. Wir haben jedoch erst unser Klassenziel erreicht, wenn wir diesen kulturellen Auftrag in den Lehrplänen wieder finden."

Eine Dokumentation des Kongresses in Buchform erscheint im Herbst 2007. Die Kongresse finden alle zwei Jahre statt. Der nächste Wettbewerb startet am 1. Oktober 2007.
 

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