04.01.2016
Rückblick 3. Kulturmanagement-Forum Wien

Wieviel Führung braucht Kultur?

Am 13. November 2015 veranstaltete das Institut für Kulturkonzepte zum dritten Mal das Kulturmanagement Forum in Wien. Das Kulturmanagement Forum versteht sich als Kultur-Plattform, bei der sich Führungskräfte, EntscheidungsträgerInnen, Kreativ-UnternehmerInnen und KulturmanagerInnen austauschen und vernetzen.
Jedes Jahr werden kreative Köpfe, InitiatorInnen und KulturexpertInnen eingeladen, um gemeinsam aktuelle und zukünftige Trends zu diskutieren, Visionen zu entwickeln und sich mit anderen ExpertInnen auszutauschen. Im November widmete sich die Veranstaltung dem Thema Leadership.
 
Dieses Thema gewinnt im Kulturbetrieb immer mehr Bedeutung, denn der Kultursektor steht vor ganz neuen Herausforderungen. Wie agieren Führungskräfte der Zukunft unter den neuen Voraussetzungen und Veränderungen? Wie kann ein gutes Zusammenspiel der Einzelnen innerhalb der Kulturorganisation so gelingen, dass gemeinsam exzellente Leistungen vollbracht werden?

Günther Oberhollenzer, Kurator am Essl Museum in Klosterneuburg veranschaulichte das in seiner Keynote. Er sprach über seine Berufserfahrung als Kurator und über das Rollenverständnis, das es seiner Meinung nach aufzubrechen gilt. Er plädierte für eine Kommunikationskultur jenseits von Machtspielen und elitärem Gehabe.

Organisation und Projektmanagement sind wichtige Bestandteile geworden und Führungsqualitäten spielen laut Oberhollenzer eine wichtige Rolle. Das Bild des Kurators ist immer noch eng mit Macht verbunden, die er innerhalb des Kultursektors inne hat, so Oberhollenzer. Besonders, wenn es um die Förderung und den Aufbau von neuen Künstlerstars und ihre Etablierung am Kunstmarkt geht. Oberhollenzer ist davon überzeugt, dass sich dieses Rollenverständnis ändern muss. Eine der Hauptaufgaben des Kurators sieht er in der Vermittlung auf unterschiedlichen Ebenen. Zum einen in der Vermittlung von Kunst, zum anderen in der Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Protagonisten innerhalb des Kunstbetriebes, aber auch zwischen KünstlerInnen und BetrachterInnen. Der Kurator als Führungspersönlichkeit der Zukunft ist mit allen Beteiligten auf Augenhöhe und versteht die unterschiedlichen Sprachen.

Welches Potenzial hinter Kreativität als Teil der Unternehmenskultur steckt, verriet Alexandra Feichtner, selbstständige Unternehmensberaterin: Kreatives Denken und Handeln ist heute quer über alle Branchen und Abteilungen Ausdruck einer Haltung, einer Kultur und damit auch des Führungsverständnisses". Deshalb ist es wichtig zu wissen, wo sich Kreativität in der Organisation verortet und was durch kreatives Handeln verändert werden kann. Für Führungspersönlichkeiten ist es deshalb wichtig, Voraussetzungen zu schaffen, die kreatives Arbeiten möglich machen. Dazu gehören auch das Hinterfragen von Vertrautem und die Bereitschaft, kreative Systeme zu ermöglichen. Nur wo Störer und Spinner willkommen sind, kann Neues entstehen, denn Neues entsteht aus Widerspruch, so Feichtner.
 
Was neben kreativen Spielräumen und einem Führungsverständnis auf Augenhöhe noch wichtig ist, dazu gaben Karin Wolf, Direktorin des Instituts für Kulturkonzepte, und Christian Henner-Fehr, Social Media-Experte und Kulturmanager, Inputs.

Karin Wolf sprach über Kommunikationskultur, die zu einer produktiven Arbeitsatmodpshäre in der Organisation und der Motivation der MitarbeiterInnen beiträgt. Führungspersönlichkeiten können mit Kompetenz punkten, wenn sie in entscheidenden Situationen kommunikative Stärke zeigen. Karin Wolf stellte Methoden und Techniken für Führungskräften vor, mit denen es gelingt den Alltag positiv für alle Beteiligten zu gestalten. Kernkompetenzen für eine gelungene Kommunikation sind vor allem Zuhören, Moderieren, Fragen und der Umgang mit Widerständen, so Wolf. Beim Zuhören ist es wichtig zu erkennen, wie jemand etwas sagt, was das Gegenüber empfindet, was ihm oder ihr wichtig ist und welche Gefühle, Hoffnungen und Wünsche mitschwingen. Es ist wichtig, dass Führungspersönlichkeiten Offenheit signalisieren und sich auf das Gespräch konzentrieren. Dazu gehört es, dass man das Gegenüber aussprechen lässt, nicht monologisiert und die eigenen Emotionen in den Hintergrund rücken.

Auch äußere Umstände und Veränderungen beeinflussen den Kulturbetrieb entscheidend. Der digitale Wandel stellt Führungskräfte und MitarbeiterInnen vor neue Herausforderungen. Wer langfristig erfolgreich werden will, muss sich ihm stellen. Christian Henner-Fehr diskutierte mit den TeilnehmerInnen über die jeweilige Ist-Situation im eigenen Arbeitsumfeld und mögliche Veränderungen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Kulturbetriebe müssen sich heute fragen, in welchem Ausmaß sie die Digitalisierung betrifft und welche Schritte gesetzt werden müssen um ihre Rolle in der digitalen Welt von morgen neu zu definieren. Strategien und Pläne sind deshalb ausschlaggebend. Es geht nicht darum, die neuesten Apps und Gadgets zu nutzen, so Henner-Fehr. Man muss seine Ziele kennen und die Tools einsetzen und nutzen, die dabei hilfreich sind, diese Ziele zu erreichen.

Die Veranstaltung schloss mit einer Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit dem Publikum diskutierten Katrin Dworzcak (Hilger BROTKunsthalle), Constanze Wimmer (Bruckner Universität) und Christoph Thoma (Stadtmarketing Bregenz GmbH) mit den KulturexpertInnen im Publikum über Kommunikationsmedien, Kreativität und Innovation sowie die radikalen Kürzungen in der Förderlandschaft. Podiumsgäste und das Publikum waren sich einig, dass mit einem Führungsstil auf Augenhöhe diese Herausforderungen gemeistert werden können. Dialog, Sinnstiftung und Personalmanagement spielen dabei eine wichtige Rolle. Wie jedes Jahr bot das Kulturmanagement Forum viel Raum für Diskussionen und Möglichkeiten für die TeilnehmerInnen sich zu vernetzen und gemeinsam über die Zukunft des Kulturbetriebs nachzudenken.

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