08.08.2022

Themenreihe Karriere

Autor*in

Der erste WAM-Vorstand
setzt sich zusammen aus der Vorstandsvorsitzenden Susanne Stephani (Kultur- und Stiftungsmanagerin), der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Annelie Mattheis (Dramaturgin und Kulturmanagerin). Schatzmeisterin ist die Unternehmerin Caroline L. Schroth, Beisitzerinnen sind die Kuratorin Juana Awad und die Chefdramaturgin Sonja Walter.
Neues Mentoring-Programm gestartet

WAM - Women in Arts and Media e. V. für Frauen aus allen Kultursparten

Die Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Medienbetrieb ist noch immer nicht erreicht. Damit verbunden gibt es auch noch immer zu wenig Frauen in Führungspositionen. Der neu gegründete Verein "WAM - Women in Arts and Media" möchte genau das branchenübergreifend ändern. Zum gemeinnützigen Zweck des Vereins gehört dabei auch ein generationenübergreifendes Mentoring, wozu im Herbst 2022 der erste Mentoring-Tag WAM EXCHANGE startet. Über dieses und weitere Ziele sprechen die WAM-Vorständ*innen im Interview.

Themenreihe Karriere

Ihr habt mit WAM e. V. ein branchen- und spartenübergreifendes Netzwerk gegründet. Wer steht dahinter?
 
Wir, die Women in Arts and Media, sind Frauen aus allen Kunstsparten und Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft, die in verantwortungsvollen Positionen tätig sind - darunter auch Persönlichkeiten in Führungspositionen von großen Kulturinstitutionen in ganz Deutschland. Ganz konkret haben 20 Frauen, die selbst das Mentoringprogramm "Frauen in Kultur und Medien" der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und dem Deutschen Kulturrat durchlaufen haben, die Gründung seit 2020 vorbereitet. 40 Frauen haben WAM dann im Dezember 2021 gegründet. 
 
Was möchtet ihr mit WAM erreichen?
 
WAM setzt sich ein für die Stärkung von Frauen - in ihrer Diversität - in Führungspositionen in Kultur & Medien: für Geschlechtergerechtigkeit, für zeitgemäße Arbeits- und Führungsmodelle, für die Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Es klingt nach viel und ist trotzdem nur die Spitze des Eisbergs. Es sind erste Schritte, um gesellschaftliche Normierungen zu verschieben, die die Geschlechter grundlos hierarchisieren. Wenn wir sagen "Frauen in ihrer Diversität", meinen wir es ernst: Denn nur mit einem intersektionalen Ansatz können wir zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen, der strukturelle Diskriminierungen abbaut. Viele tolle Frauen aus unserem Netzwerk haben eine Führungsposition inne und sind offen auch neue Wege von Führungsmodellen zu gehen und diese zu leben: Die Best-Practice-Beispiele von geteilten Führungsmodellen, agilem Arbeiten und Ideen für eine neue Organisationskultur werden wir teilen und bei Veranstaltungen sowie auf Podien sichtbar machen.
 
Die Zahlen und Studien zeigen immer wieder, dass sich viel zu langsam etwas bewegt: Der Anteil von Frauen beträgt bei Studierenden je nach Fach über 50 bis 80 % im Kulturbereich, der Anteil der Frauen, die lehrend tätig sind bzw. Professuren innehaben, beträgt hingegen nur 30-40 %. Und wenn wir dann in die Leitungsebene im Kulturbereich blicken, sind wir gerade mal im einstelligen Prozentbereich. Das spiegelt sich auch in Spielplänen, Konzertsälen oder bei der Vergabe von Stipendien wider. Das alles wurde schon 2016 in der Studie des Deutschen Kulturrats festgestellt, hat sich aber bis heute noch nicht signifikant verändert, wie gerade bei der Fachtagung "Frauen und Führung" gezeigt wurde. 
 
Wir müssen also jetzt in die Umsetzung kommen. Es muss sich jetzt etwas ändern. 
 
Was zeichnet WAM aus?
 
Neben diesen Zielen nach außen bieten wir ein kooperatives und vertrauensvolles Miteinander sowie einen erfahrungsreichen Ressourcenpool für unsere Mitglieder. Der Austausch über die Sparten und Branchen hinweg birgt einen besonderen Mehrwert: Ein solcher Wissentransfer ermöglicht, dass wir auf bestehende Erfahrungen aufbauen und diese in unterschiedlichen Bereichen adaptieren können. So schaffen wir kollektive Abkürzungen anstatt individueller Lösungen für offene Fragen und können uns stärker strukturellen Problemstellungen und unseren Kernthemen widmen. 
 
WAM hat zudem deutschlandweit bereits sieben Regionale Foren in Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Leipzig, Frankfurt und Düsseldorf. Jedes Regionale Forum organisiert sich selbst und bietet von Veranstaltungen, Stammtischen bis hin zu Kulturbesuchen genau die Formate an, die den Mitgliedern zur Vernetzung, zum Austausch und zur Karriereplanung am besten weiterhelfen. Neben dem Regionalen ist auch ein digitales, internationales Forum im Aufbau, das sich an unsere Mitglieder richtet, die beruflich in der ganzen Welt arbeiten und Führungspositionen übernehmen. Zudem sind wir bundesweit in thematischen Arbeitskreisen vernetzt, darunter z. B. zu Mentoring oder Diversität.  
 
Eure Themen beschäftigen viele Netzwerke. Wie ist euer Verhältnis zu anderen Netzwerken?
 
Wir wissen, dass wir an eine lange und wertvolle Tradition anknüpfen. In den unterschiedlichen künstlerischen Bereichen gibt es großartige Netzwerke: So etwa ProQuoteBühne, ProQuoteFilm, ProQuoteRegie, ensemble netzwerk, Gedok in der Bildenden Kunst, die Bücherfrauen, die Bühnenmütter, Kunst + Kind, Frauenkulturbüro NRW, And She Was Like BÄM!, Music Women sowie wichtige Beratungs- und Informationsangebote von Diversity Arts Culture und auch Stipendienprogramme wie Goldrausch in Berlin… Diese Liste könnten wir mit Begeisterung weiterführen. Mit einigen sind wir schon im Austausch und wir freuen uns auf gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen. Das ist auch eines unserer Ziele: eine Plattform für die Vernetzung zu sein. Denn nur zusammen können wir gesellschaftspolitische Veränderungen voranbringen.
 
Ihr seid ein noch junges Netzwerk. An welchem Punkt steht ihr? Was braucht ihr?
 
Wir konnten ehrenamtlich den Gründungsprozess voranbringen und den Verein in kurzer Zeit und selbst in pandemischen Zeiten professionell aufstellen. Das Projektbüro Frauen in Kultur und Medien, geleitet von Cornelie Kunkat, hat uns hier mit Ressourcen für bundesweite Konzeptionstreffen und Expertise unterstützt. Jetzt geht es darum, eine Geschäftsstelle zu installieren, um mit wachsender Mitgliederzahl, Sichtbarkeit und Umsetzung der Ziele, die Qualität und auch Umsetzungskraft beizubehalten. 
 
Ein großes Anliegen ist zudem, das Thema Geschlechtergerechtigkeit intersektional zu bearbeiten. Das heißt auch, bewusst in der postmigrantischen Gesellschaft zu agieren, mit dem Wissen, dass es ganz unterschiedliche Positionen und Erfahrungen gibt. Damit verbunden müssen wir auch Raum für Differenzen schaffen, während wir gleichzeitig die Ungleichbehandlung angehen. Daher benötigen wir: Wegbegleiter*innen, politischen Vertreter*innen als Gesprächspartner*innen und Verbündete in der Umsetzung, den Zusammenschluss mit anderen Netzwerken, Multiplikator*innen für die Mitgliedergewinnung in Sparten und Regionen und, wie erwähnt, substanzielle finanzielle Ressourcen.
 
Ein konkretes Projekt möchtet ihr direkt dieses Jahr umsetzen: ein erstes Mentoringprogramm. Für wen ist es gedacht?
 
WAM möchte zukünftig unterschiedliche Programme im Bereich Mentoring, Reverse-Mentoring über Generationen hinweg und auch gegenseitiges Coaching in Erfolgsteams anbieten. Starten werden wir im Oktober mit einem Mentoring, das sich im Format eines Mentoringtages an Studierende, Young Professionals oder Quereinsteiger*innen im Bereich Kultur und Medien richtet.
 
Was sollte man sonst noch zum Programm wissen?
 
Die Mentor*innen sind Mitglieder von WAM, die verantwortungsvolle Positionen in Kultur und Medien inne haben. Wir bieten gemeinsam mit den Mentor*innen die Möglichkeit, das eigene Netzwerk im Bereich Kultur und Medien zu erweitern. In einer 1:1 Mentoring-Session werden die Mentees bei einer beruflichen Fragestellung unterstützt und erhalten Impulse für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Der Austausch soll aber nicht statisch sein, sondern beginnt mit einem Spaziergang sowie mit Gesprächen mit Persönlichkeiten aus der Leitungsebene von Berliner Kulturinstitutionen. So wird es ein vielseitiges Programm, das möglichst vielschichtig Anregungen für die persönliche Zukunft gibt. 
 
Wie kann man sich bewerben? 
 
Eine Bewerbung ist über die Ausschreibung möglich. Ziel ist es, die Kosten für die Teilnehmer*innen gering zu halten und so möglichst viele Personen mit unterschiedlichen Biografien anzusprechen. Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben. Eine Förderung für die Fahrtkosten zu erhalten, ist möglich. 
 
Wenn man Euch nun unterstützen möchte, wie ist dies möglich?
 
Mitglied werden können alle Kultur- und Medienschaffenden, die sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit engagieren möchten. Wir freuen uns auch über fördernde Mitgliedschaften, finanzielle und ideelle Unterstützung. Denn es muss jetzt etwas passieren und das können wir nur gemeinsam schaffen.
 
**
 
Über WAM - Women in Arts and Media e. V.
 
WAM - Women in Arts and Media setzt sich als interdisziplinäres, branchen- und spartenübergreifendes Netzwerk für Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien ein - insbesondere für die Erhöhung der Anzahl von Frauen in Führungspositionen. Fragestellungen rund um die Zukunft der Kultur- und Medienlandschaft im deutschsprachigen Raum bilden das Zentrum der Vereinsarbeit. Mit WAM entsteht ein Ort für professionellen Austausch, für ein kooperatives und vertrauensvolles Miteinander sowie ein erfahrungsreicher Ressourcenpool. WAM versteht sich dabei als Schnittstelle und Plattform und kooperiert mit anderen Netzwerken und Initiativen.
 
Der Verein ist hervorgegangen aus dem von der Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters (2013-2021) und Claudia Roth (seit 2021) geförderten Projekts Frauen in Kultur und Medien, das seit 2017 vom Deutschen Kulturrat durchgeführt wird. Die Gründungsmitglieder von WAM waren Teilnehmer*innen des Mentoring-Programms.
 
Für Austausch und Fragen ist der Verein unter folgender Adresse erreichbar: vorstand@womeninartsandmedia.de
 
Weitere Informationen auf:

Unterstützungsabos


Mit unseren Unterstützungsabos unterstützen Sie unsere Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – und damit alle unsere kostenfreien Inhalte, also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 15€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 15,00 EUR / 1 Monat(e)*

25€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 25€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 25,00 EUR / 1 Monat(e)*
* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Kommentare (0)
Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Unterstützungsabos

Mit einem Unterstützungsabo unterstützen Sie die kostenfreien Inhalte unserer Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

25€-Unterstützungsabo Redaktion

* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Cookie-Einstellungen
Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig (z.B. für den Stellenmarkt), während andere uns helfen, unsere Angebote (Redaktion, Magazin) zu verbessern und wirtschaftlich zu betreiben. Einige Angebote können nur genutzt werden, wenn Cookies gesetzt wurden.
Sie können die nicht notwendigen Cookies akzeptieren oder per Klick auf die graue Schaltfläche ablehnen. Nähere Hinweise erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ich akzeptiere
nur notwendige Cookies akzeptieren
Impressum/Kontakt | AGB