27.07.2020

Themenreihe Corona

Autor*in

Dieter Haselbach
ist habilitierter Soziologe und arbeitet seit über 20 Jahren als Kulturberater und -forscher. Er unterrichtet regelmäßig an deutschen und internationalen Hochschulen. Seit 2014 ist er Direktor des Zentrums für Kulturforschung. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung von Planungsprozessen und Strategien für Institutionen, Change Management in der öffentlichen Verwaltung sowie Führungs- und Konfliktcoaching. 
Pius Knüsel
studierte Germanistik, Philosophie und Literaturkritik. Anschließend war er unter anderem als Journalist und Kulturredakteur tätig, bevor er Leiter Kultursponsoring der Credit Suisse Bank und Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia wurde. Heute ist er Direktor der Volkshochschule Zürich, Publizist und Kulturvermittler und lehrt Kulturmanagement, Kulturpolitik und Kulturkritik an Schweizer Hochschulen.
Resilienz des Kulturbetriebs

Der verzögerte Kulturinfarkt

Unabhängig Kulturprojekte und Kulturschaffende haben in den letzten Monaten fast alles verloren. Für den öffentlich subventionierten Kulturbetrieb hingegen hat sich finanziell nur wenig geändert. Damit verstärkt Corona die Strukturkrise des Kulturbereichs.

Themenreihe Corona

Vor der Krise klagte die Kultur: Das Publikum müsse besser abgeholt werden. Die Honorare vieler Selbständiger seien zu gering. Die großen Institutionen würden zu wenig gefördert. Die wirtschaftlichen Potenziale der Kultur seien nicht gewürdigt. Für die Digitalisierung sei der Sektor nicht ausreichend alimentiert. Überall brauche es mehr öffentliche Förderung, um den Betrieb zu erhalten oder zu verbessern. Die Kulturetats des Bundes, der Länder und der Kommunen wuchsen meist schneller als die Wachstumsrate der öffentlichen Haushalte.
 
Dann kam das Virus. Die Sparten des Kulturbetriebs waren und sind von der Pandemie sehr unterschiedlich betroffen. Solche, die von der Interaktion mit Publikum abhängig sind, litten schwer und unmittelbar und sind von einer Erholung weit entfernt. Der Zwangsverzicht auf Veranstaltungen traf aber auch andere, etwa den Literaturbetrieb. Hier verschärfte die Schließung der Buchhandlungen den Trend zur Verlagerung des Vertriebs ins Netz. Über allem droht die Rezession. 
 
Die Zweiklassengesellschaft des Kultursystems
 
Wer in Institutionen in öffentlicher Regelförderung arbeitet, kann darauf rechnen, nicht fallengelassen zu werden. Es mag Kurzarbeit geben, aber der Job ist sicher, auch die Rente. Es mag sogar Konstellationen geben, in denen Kultureinrichtungen wegen der Schließung Überschüsse generieren können. In der Subventionswelt gibt es manches Verblüffendes: In Zürich wundert man sich, dass das Schauspielhaus dank Corona-bedingter Kurzarbeitsentschädigung sehr positiv abschließen könnte - was für alle Theater mit Subventionsanteilen von 70 bis 90 Prozent gelten dürfte. Im öffentlichen Bereich stellt sich vor allem die Frage, ob und wie lange öffentliche Kassen willens und in der Lage sind, ihre kulturelle Infrastruktur zu tragen.
 
Private Kultureinrichtungen, Kinos, Klubs, Musikkneipen, aber auch Privat- und Tourneetheater u.v.m. erleben die Krise anders. Hier brechen die Einnahmen weg und viele der Kosten bleiben, mit oder ohne Kurzarbeit. Bei den Unternehmen lautet die Frage, wie dick die Kapitaldecke ist, wie wirksam die öffentlichen Hilfsangebote, wie tief und lange die Krisenfolgen. Eine Pleitewelle wird kommen, das Traditionskino "Colosseum" in Berlin ist hierfür nur ein erstes Beispiel.
 
Leidtragende der Krise sind selbstständige Künstler*innen und ihre Hilfsberufe, besonders dort, wo die Berufsausübung ein Publikum voraussetzt. Live-Musiker*innen, Schauspieler*innen, Tontechniker*innen, Festivalmitarbeiter*innen, Kulturpädagog*innen, Honorarkräfte in Musikschulen und Puppenspieler*innen - hier hat sich eine Szene entwickelt, die durch Aufträge öffentlicher Kulturbetriebe ihr Auskommen fand. Diese Szene bildet die unerschöpfliche Reservearmee für die Institutionen, aktuell aber ohne Aufträge. Die Bezahlung sei oft mager, man hört von Abendgagen von 50 Euro. Generiert werden Einkommen, die gerade für die laufenden Lebenskosten reichen; der Wegfall des Einkommens führt unweigerlich in die existentielle Krise. 
 
Resilienz durch Zuschüsse?
 
Wie alle anderen Wirtschaftssektoren waren auch die Kulturverbände schnell darin, Hilfe zu fordern. Bemerkenswert ist ein Dokument vom 31. März dieses Jahres. Der Verfasser Tobias J. Knobloch, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, mahnt, vordringlich sei es, die öffentliche Finanzierung auszuweiten, um den Sektor vor den Krisenfolgen zu schützen. Er nennt dies, gegen den gängigen Wortsinn, "Resilienz". Sobald es möglich sei, solle der Kulturbetrieb wieder aufgenommen werden, ein wenig digitaler, ein wenig planbarer und langfristiger. Das bedürfe neuer öffentlicher Gelder, nun aber langfristig, eben "resilient". 
 
In der Krise beweise sich zudem, was schon vorher unstrittig gewesen sei: "Kulturelle Infrastrukturen (…) sind systemrelevant". Eine solche Selbstzuschreibung lässt sich nicht davon irritieren, dass bereits vor Covid-19 über Publikumsschwund und Bedeutungsverlust geklagt wurde, auch nicht davon, dass die virusbedingte Schließung von Institutionen der Kultur nicht zum sozialen Systemzusammenbruch geführt hat. Kultur ist so systemrelevant wie alles andere, was vor der Krise war, denn sie ist ein Teil des Systems.
 
Die Krise der Selbstständigen
 
Die öffentliche Hand versucht bei der Bewältigung der Folgen zu helfen. Es ist die große Zeit der Kulturverbände, um einen Anteil der bereitgestellten öffentlichen Gelder für das eigene Anliegen zu sichern. Bei der Unterstützung der Selbständigen dagegen klemmt es mancherorts: Förderprogramme richten sich auf Betriebe und deren Probleme. Bei vielen Selbstständigen ist aber der eigene Körper der Betrieb. Ihnen helfen keine Mittel für Sach- und Betriebskosten, sondern nur Unterstützung zur Bestreitung des Lebensunterhalts. 
 
Die Verbände der Künstler*innen wollten nicht akzeptieren, dass für diese Lage ein bewährtes Instrument schon vor der Krise existierte: die Hilfe zum Lebensunterhalt; der Zugang zum ALG II wurde erleichtert. Aber der Kunstsektor fühlte sich nicht ausreichend gewürdigt, im Gegensatz zu den Empfänger*innen jener Hilfe ist das eigene Tun eben "systemrelevant" und möchte noblere Unterstützung. Einige Länder sind solchen Wünschen nachgegangen. Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, des Dachverbands der Kulturlobby in Deutschland, musste seine Mitglieder in der Juni-Ausgabe seines Newsletters trotzdem ermahnen, dass "der erleichterte Zugang zu diesem sozialen Sicherungssystem" ein "Segen" sei: Wer anders spreche, vergesse, "dass wir diese ‚Zumutung‘ unter erheblich erschwerten Voraussetzungen seit vielen Jahren mehr als vier Millionen Menschen in unserem Land zumuten." Dem sei hinzugefügt, dass die Wahl eines künstlerischen Berufs eine Freiheit in der Lebensgestaltung zeigt, die vielen Empfänger*innen staatlicher Hilfe zum Lebensunterhalt nicht gegeben ist.
 
Die Krise legt offen, dass viele Selbständige über kein Geschäftsmodell verfügen, das irgendeiner Veränderung eines Normalzustands gewachsen wäre. Verdeckt herrschte schon längst Krise, als "Corona" noch ein Begriff aus der Astronomie oder eine Biermarke war. Selbständigkeit funktioniert nicht von der Hand in den Mund. Reserven für das Handeln bei Veränderungen und für das Alter müssen Teil des Wirtschaftens sein. Die Haltung, dass die Krisen- und Altersvorsorge für die Kreativen ein Problem für später sei, hat keine Zukunft. Derzeit verteilt die öffentliche Hand ihre Mittel freigiebig, danach wird es - auch im neuen "Normalbetrieb" - eine Phase der Austerität geben und keine auf Dauer gestellte Krisenhilfe. Modelle nachhaltiger Finanzierung für Freischaffende wären jetzt zu entwerfen - aber nicht aus sich leerenden öffentlichen Kassen. Kultur muss, auch für die "User*innen", ihren Preis haben. 
 
Strukturelle Probleme der öffentlichen Kulturförderung
 
Insgesamt hat der kulturelle Sektor bisher gezeigt, dass seine Krisenfestigkeit, seine echte "Resilienz", nicht sehr groß ist. Das hat mit zwei Haltungen zu tun: einerseits der der Subventionsgeber*innen, die diese mit der Bedingung verknüpfen, dass kein Gewinn erwirtschaftet werden dürfe, also keine Reserven entstehen können. In kommunalen Einrichtungen verschwinden Überschüsse ohnehin in der Gesamtrechnung. Entsprechend operieren öffentlich finanzierte Strukturen immer am Rande ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, nie drüber, nie drunter. Jeder Windstoß bringt sie aus der Balance - wie erst eine Pandemie! 
 
Die andere Haltung verhält sich komplementär zum ökonomischen Null-Imperativ: Da Risiken nicht honoriert werden, verhält man sich vorsichtig, abwartend. Nur wenige Akteur*innen tun, was gute Unternehmer*innen und Künstler*innen tun, wenn sich die Rahmenbedingungen ihres Geschäfts oder ihres kreativen Handelns verändern: Sie probieren Neues, setzen ihre Phantasie und unternehmerische Imagination ein, daraus entstehen neue Angebote, im besten Fall mit weniger Ressourceneinsatz. 
 
Doch bevor dieser Systemfehler durchschlagen kann, entwickelt sich die neue Unterstützungsindustrie. Das Corona-Argument überlagert jede Kritik. Jeder Zweifel, jede Erfolglosigkeit lässt sich hinter dem Virus verbergen. Solange die öffentliche Hand freigiebig austeilt, kommen Akteur*innen über die Runden, deren Ausscheiden aus dem Kulturbetrieb wirtschaftlich überfällig ist. Nicht mehr Leistung zählt, sondern pure Existenz. Deshalb hat sich der Kreis der Nutznießer*innen von Fördergeldern deutlich erweitert. Wenn der Staat helfen will, muss er allen helfen, also auch der Unterhaltungsbranche. Selbst sie ist nun "systemrelevant": keine Gesellschaft ohne bruttosozialproduktrelevante Vergnügungsabteilung. Und bei den Kulturverbänden zeigt sich in der Krise die Tendenz, sich noch mehr mit dem Staat zu verbandeln, in Demut zu folgen, wo Manna winkt. 
 
Zuletzt nun hat der Bund mit einem Konjunkturpaket eine Milliarde Euro für die Kultur zur Verfügung gestellt. Dieses Programm entspricht etwa zehn Prozent der jährlichen Kulturausgaben aller Gebietskörperschaften in Deutschland. Ein großer Teil des Geldes geht in die öffentlichen Betriebe und soll hier erneuernd wirken. Doch ob mehr öffentliches Geld innovativ wirkt oder ob es eher der Überbrückung dient, darüber kann man vor dem Hintergrund der bisherigen Wirkung öffentlicher Kulturpolitik begründete Zweifel haben. 
 
Ausblick
 
Wenn wir eine Prognose wagen, wie sich die kulturelle Infrastruktur aus der Krise heraus entwickeln wird, dann diese: Mittelfristig werden mittlere Strukturen eingehen, Selbstständige verschwinden. Die großen Häuser werden durchgeschleppt. Auch Kulturtourismus wird ab Sommer 2021 wieder wichtig werden, was in erster Linie große Strukturen stützt.
 
Es liegt in der Hand der Akteur*innen, anderes zu bewirken. Dazu müssten sie sich, statt auf Schutzschirme zu hoffen, eigene Handlungsspielräume erarbeiten. Kulturpolitik müsste einen Strukturwandel fördern, der der Entwicklung echter "Resilienz" Raum macht, statt den Betrieb bloß auf seine vor-coronaren Strukturen und Organisationsprinzipien zurückzuführen. Das Steueraufkommen wird in den nächsten Jahren schrumpfen, öffentliche Gelder für die Kultur werden knapper, das Publikum wird zögern. Es wäre an der Zeit, den Kultursektor als Ganzes in den Blick zu nehmen und ihm Entwicklungsperspektiven zu erarbeiten. Diese können angesichts fortschreitender Digitalisierung nur in der gesteuerten Reduktion liegen, will man den Infarkt vermeiden.
 
Dieser Text wurde zuerst in "Die Welt" vom 17. Juli 2020 veröffentlicht.

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Kommentare (1)
P
Resilienz nur mit geförderter Professionalisierung!
von Pieter K., 30.07.2020 19:05
»Den Autoren möchte ich für die breite Perspektive und die genaue Detailbeschreibung der Zusammenhänge danken. Ein guter Punkt ist die hier zur Sprache kommende Zweiteilung des Kulturbetriebs in den staatlich organisierten oder per Subvention erhaltenen Bereich und demgegenüber den zersplitterten zuarbeitenden Bereich. Dennoch erfasst das nicht das gesamte Bild.

Diese Zweiteilung ist aus meiner Wahrnehmung eher eine Trennung in institutionell aufgebaute Organisationen (Museen, Theater, Kulturzentren) und den soloselbständigen Künstlern der verschiedensten Sparten. Dass die kreative kulturelle Fortentwicklung im Wesentlichen im desorganisierten Sektor stattfindet, deutet der Artikel vorsichtig an - ich möchte dem zustimmen, aber nicht ohne die Sicherung kultureller Erzeugnisse und künstlerischer Fortbildung durch die institutionellen Organisationen zu würdigen.

Dennoch muss erwähnt sein, dass die bisherige Förderungspolitik diese Zweiteilung festigte und so die gefährliche Desorganisation des freien Sektors begünstigte. So wurden in den verschiedenen Bundesländern die Aufwendungen für den Kulturbereich im Wesentlichen an die institutionellen Organisationen vergeben, der freie wurde nur für einzelne Projekte und nie zu einer Stärkung des gesamten freien Sektors gefördert.

Außerdem teilte sich die Förderung an die Institutionen in den Bundesländern auf einen deutlichen ca. 2/3-Schwerpunkt für die darstellenden Künste und einem kleineren Anteil für die Förderung der bildenden Kunstsparten auf. Dahinter dürften 2 Gründe stehen: die präsentable Hochkultur der darstellenden Künste ist zeitlich leicht zu begrenzen und kann je nach Etatlage gesteuert werden, während die ohnehin desolaten bildenden Künste langanhaltende Entstehungs- und Wirkungszyklen kennen, was ihren Return on Investment zu unsicher erscheinen lässt. Zudem ist der präsentable und damit medial leicht zu verbreitende Charakter der darstellenden Künste ein kulturpolitisch leicht konsensfähiges sozial kultivierendes Argument. Eine niederschwellige Verbreitung schadet nicht, wird mit hohen Subventionen ausgeglichen und erweitert u.U. den Kreis der potentiellen Kunden bis in ansonsten kulturferne Gruppen. Dazu erscheint das konzertierte Zusammenspiel bei darstellenden Künsten als eine besondere Gruppenleistung, dessen Analogie zum sozialen Miteinander und Zusammenhalt einer Gesellschaft auf der Hand liegt.

Anders ist es bei den bildenden Künsten, deren objekthafter Charakter medial schwer zu transportieren ist und deren Wirkung oft eine lange Wirkdauer voraussetzt. Dafür ist aber das manuelle Bilden von Kunstwerken ein zutiefst befriedigender Schöpfungsakt, dessen Ergebnisse als nachgeahmte Ableitungen verbreitet werden können. Hatten Anni Leibovitz oder Henri Cartier-Bresson inspirierte Momente mit hart erlernter Methode als Kunstwerke festgehalten, erstickt die heutige Sintflut von optischen Eindrücken jede kultivierte Wahrnehmung. Abgesehen von den medialen Massenerzeugnissen tragen die allgegenwärtig verfügbaren Smartphones mit den soziokulturellen Fotokursen zu einer Inflation des Bilderangebots bei totalem Wertverfall jeder fotografischen Dienstleitung bei. Dieser Effekt betrifft nicht nur die Fotografie, sondern mit der industriellen Massenproduktion alle bildenden Künste wie Architektur, Design, Malerei, Bildhauerei etc. Wegen des befriedigenden Schöpfungsaktes und der oft genug sinnvollen Wirkung neu gestalteter Bilder und Objekte beteiligen sich nach wie vor viele bildenden Künstler an dieser Massenproduktion, was die finanziellen Chancen des Einzelnen verlöschen lässt.

Wir stehen so nicht vor einer Zwei-, sondern vor einer Vierteilung des Kunstsektors mit besonders geförderten Organisationen der darstellenden Künste und weniger unterstützten Organisationen der bildenden Künste. Dazu jeweils einem freien Sektor, also den darbenden, aber wegen seiner gruppendidaktischen Wirkung erhaltenen freien Sektor der darstellenden Künste und den ebenso darbenden, aber zersplitterten Sektor der unterfinanzierten bildenden Künste, deren Protagonisten zu oft auf die Grundsicherung angewiesen sind und deren Förderung daher in der kommunalen Kulturpolitik ohnehin ein unbeliebtes Thema ist.

Dabei sind die letztlich kommunal gesteuerten und lokal wirkenden Kulturorganisationen die Basis der Kulturschaffenden und der Kunstmarkt ist sicherlich die treibende Kraft für den kulturellen Fortschritt der Gesellschaft. Und ohne einen gemeinsamen Konsens zur Kultur kann sich kein politischer Konsens bilden. Ohne diese Basis gäbe es kein Grundgesetz.

Aber statt die seit langem aus dem Ruder laufenden Bedingungen der Kulturproduktion zu beachten, hat die viel zu oft auf leicht konsumierbare Kost setzende Kulturpolitik mit einer diversifizierenden Soziokultur und inflationärer, zersplitterter Kulturproduktion den kulturellen Fortbestand der Gesellschaft gefährdet.

Ich plädiere für eine Zusammenführung der verschiedenen Berufsverbände zu starken Vertretungen ihrer Sparten und zur organisierten Professionalisierung ihrer Kulturproduzenten. Die diversifizierende Soziokultur steht dazu im Widerspruch und weil mit einer zerstörten Kulturproduktion auch keine Soziokultur möglich ist, muss sie auf ein tolerables Maß begrenzt werden.

So bitter es erscheint, aber ohne Zukunftschancen für Talente verzichten wir auf gemeinsame Begeisterung.«

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