27.06.2012

Themenreihe Berufsbild

Berufsbilder im Kulturbereich

Künstlermanagement

In dieser Serie stellen wir Fach- und Führungskräfte aus den verschiedenen Berufsbildern des Kulturmanagements vor. Heute: Katrin Karall-Semler, MA selbstständige Künstlermanagerin.

Themenreihe Berufsbild

KMN: Können Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?

Katrin Karall-Semler: Definitiv geprägt hat mich mein erster Job im Hernstein International Management Institute, wo ich 7 Jahre lang im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit tätig war und die letzten beiden Jahre die Gesamtleitung dieses Bereichs innehatte.

Meine damalige Chefin hat mich ins kalte Wasser gestoßen, was eine der wichtigsten Erfahrungen für mich war. Dort habe ich das Handwerkzeug für alle meine späteren Jobs erhalten. Zum fachlichen Know-how kamen auch Führungsverantwortung und das Arbeiten in Teams hinzu. Ein einjähriger Abstecher in eine PR-Agentur hat mich dann motiviert, mich mit einer eigenen PR-Agentur selbstständig zu machen. Gleichzeitig habe ich bei Ökista Reisen die Marketing und Öffentlichkeitsarbeit übernommen.

2000 zog ich nach Zagreb/Kroatien. Ich konnte weder die Sprache noch hatte ich mich davor intensiv mit der Kultur auseinandergesetzt. Erfahrungen, die man auf diese Weise in einem fremden Land macht, öffnen den eigenen Horizont, auch im Beruf. Zurück in Österreich machte ich den Master of Intercultural Studies an der Donau Universität Krems. Mein ausgewählter persönlicher Schwerpunkt waren die Länder des ehemaligen Jugoslawiens, was mich zu einer weiteren beruflichen Station führte: freie Mitarbeit am Studiengang Intercultural Competencies an der Donau Universität. Dort war ich verantwortlich für die Konzeption, Durchführung und Moderation der Auslandsmodule in den Ländern Slowenien, Bosnien Herzegowina und Kroatien und die Öffentlichkeitsarbeit des Studienganges.

Nach meiner Karenz entschied ich mich, meinen langgehegten Traum endlich in die Tat umzusetzen und in den Kulturbereich einzusteigen. Aus meinem privaten Umfeld kannte ich die beiden begnadeten Musiker Klemens Lendl und David Müller. Die Strottern wie sie sich nennen sind prägende Fixgrößen im endlich wieder populären Wienerlied.

KMN: Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?

Katrin Karall-Semler: Meine Aufgaben umfassen das Booking, Gagenverhandlungen, Vertragsvereinbarung, Tour-Zusammenstellung, Veranstalter-Recherche und aktives Networking. Ich mache aber auch Pressearbeit für Künstler, wenn neue CDs präsentiert werden oder sie von meist international besetzten Jurys Preise erhalten. Neben den Strottern arbeite ich mit Bohatsch & Skrepek, ebenfalls im Genre des Wienerliedes tätig. Mit dem vielseitigen Musiker Martin Ptak stehe ich erst am Beginn und wage mich damit auch auf ein für mich neues Terrain. Er ist Solomusiker im Bereich Ambient/Experimental und bringt im kommenden Herbst eine CD auf den Markt.

Mit besonderer Freude erfüllt es mich, den Musikern gute Gigs und auch öffentliche Präsenz zu verschaffen.Der Job ist zweifelsohne Knochenarbeit - und Durchhaltevermögen ebenso wie Hartnäckigkeit sind Voraussetzungen, die man einfach mitbringen muss. Gleichermaßen Organisationstalent und Kreativität. Man darf sich für nichts zu schade sein. Mit KünstlerInnen zu arbeiten ist sehr spannend, verlangt aber auch viel Empathie und die Gabe, sich selber nicht allzu wichtig zu nehmen! Besonders liebe ich es, bei Konzerten das Publikum zu beobachten und den Moment zu erwischen, wenn der Funke von den Künstlern auf das Publikum überspringt. Ich verkaufe dann auch gerne in den Pausen CDs, weil mir das die Möglichkeit gibt, mich mit den Fans zu unterhalten, quasi direkt am Kunden zu sein.

KMN: Welche Aspekte Ihrer Ausbildung waren für Ihre berufliche Laufbahn hilfreich? In welchen Bereichen müssten Hochschulen in ihrem Ausbildungsprogramm nachjustieren?

Katrin Karall-Semler: Meine Grundausbildung habe ich mir im Universitätslehrgang für Werbung und Verkauf an der WU Wien und im Universitätslehrgang für Public Relations an der Uni Wien geholt. Parallel zu diesen Ausbildungen habe ich immer gearbeitet und konnte das Gelernte so in die Tat umzusetzen. Auch wenn ich weiß, dass strategische Überlegungen die Grundlagen jedes Unternehmenserfolges sind, bin ich doch eine überzeugte Anpackerin. Nur im Tun drehen sich die Dinge weiter. Der Master in Intercultural Studies war für mich der fehlende Puzzlestein, der mir geholfen hat, weniger in Einzelkategorien zu denken sondern (Weiter-) Bildung als Teil des Lebens zu begreifen.
Gerade deshalb habe ich mich auch entschieden, den Zertifikatskurs Kulturmanagement am Institut für Kulturkonzepte zu besuchen. Da hole ich mir gerade das nötige Rüstzeug für die Kulturbranche.
 
Hochschulen sollten meiner Meinung nach den Studenten mehr Möglichkeit geben, rauszugehen, um aktiv am jeweiligen Thema zu arbeiten und sich zu internationalisieren. Mir kommt oft vor, dass die Themen weit weg von der Praxis abgehandelt werden und mit der globalen Welt da draußen wenig zu tun haben. Dazu kommt der Bürokratismus, der leider in unserem System so groß geschrieben wird und das Weiterkommen des Einzelnen und den Blick auf Neues hemmt. Das kostet undendlich viel Zeit und Nerven.

KMN: Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?

Katrin Karall-Semler: Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass diese Situationen zum Berufsleben dazu gehören und nicht unbedingt immer etwas mit meinem persönlichen Einsatz zu tun haben müssen. Ich habe gelernt, in jedem Rückschlag auch eine Chance zu erkennen und offen auf alternative Optionen zuzugehen.

KMN: Geben Sie dem Nachwuchs Hoffnung! Gibt es eine Begebenheit, eine kurze Anekdote, bei der Sie heute noch kopfschüttelnd denken Was habe ich mir damals bloß dabei gedacht?!

Katrin Karall-Semler: Mein Wechsel vom Hernstein Institut in die PR Agentur erfolgte eigentlich aus einer Situation, in der ich mich in Hernstein zu wenig wertgeschätzt fühlte. Der Schritt, in eine Agentur zu wechseln war zwar richtig, andererseits habe ich mir das Umfeld der Agentur selber zu wenig angesehen. So bin ich an einem Arbeitsplatz gelandet, der mich in kurzer Zeit sehr unzufrieden gemacht hat.
 

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