06.03.2023

Themenreihe klimafreundlich

Autor*in

Bernhard Utz
ist Kaufmännischer Direktor am Salzburger Landestheater. Zuvor war er Direktor für Kommunikation und Vertrieb an den Staatstheatern Stuttgart, Consultant in der Unternehmensberatung actori  und leitete er den Zentralen Kartenverkauf der Bayerischen Staatstheater in München.
Dietmar Pucher
ist Liegenschaftsleiter am Salzburger Landestheater. Zuvor war er zehn Jahre lang als Regional Engineer & Technician für den süddeutschen Raum in der GCH Hotel Group zuständig für u. a. Renovierungen, Umbauten, Brandschutz, Investitionen sowie Wartung und Instandhaltung.
Kristin Oswald
leitet die Online-Redaktion von Kultur Management Network. Sie studierte Geschichte und Archäologie in Jena und Rom sowie Social Media-Marketing in Berlin. Sie ist freiberuflich in der Wissenschaftskommunikation und im Museumsmarketing mit Schwerpunkt online tätig.
Das Österreichische Umweltzeichen für Theater

Überwältigendes Commitment am Landestheater Salzburg

Für seine Arbeit im Bereich Nachhaltigkeit wurde das Salzburger Landestheater 2022 mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Als erstes Haus aus den darstellenden Künsten hat das Theater damit eine Vorbildfunktion - auch, weil es in einem Pilotprojekt selbst am Kriterienkatalog für Theater mitgewirkt hat. Wie umfassend umweltfreundliches Management am Haus umgesetzt hat, erklären dessen Kaufmännischer Direktor Bernhard Utz und Liegenschaftsleiter Dietmar Pucher im Interview.

Themenreihe klimafreundlich

Lieber Herr Utz, lieber Herr Pucher, können Sie uns zum Einstieg das Salzburger Landestheater kurz vorstellen? 
 
Bernhard Utz: Das Salzburger Landestheater ist eine der führenden und prägenden Institutionen für darstellende Künste in Stadt und Land Salzburg. Das Vier-Sparten-Haus liegt im Herzen der Stadt und spielt pro Saison, die von September bis Juni reicht, etwa 25 Neuproduktionen und 400 Aufführungen. Rund 280 Personen sind ständig bei uns beschäftigt, hinzu kommen zahlreiche Gastkünstler*innen. Das Salzburger Landestheater wird je zur Hälfte vom Land und der Stadt Salzburg subventioniert. 
 
Wann und wie ist am Salzburger Landestheater die Idee entstanden, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen? Und warum war Ihnen das wichtig?
 
BU: Das Thema Nachhaltigkeit hat in den vergangenen Jahren global eine neue Dringlichkeit erfahren und so gab es auch unter den Mitarbeiter*innen des Landestheaters schon seit längerem Impulse, wie man im künstlerischen Betrieb und Arbeitsalltag umweltbewusster agieren könnte. Der entscheidende Anstoß in Richtung Österreichischem Umweltzeichen kam dann von unserem Leiter Liegenschaften, Herrn Pucher, der dieses Thema an seinen früheren Wirkungsstätten schon intensiv und umfangreich bearbeitet hatte und es mit seinem Tätigkeitsbeginn im Jahr 2020 auch bei uns implementieren wollte.
 
Dietmar Pucher: Wir haben dann festgestellt, dass es das Österreichische Umweltzeichen noch gar nicht für Theaterhäuser gab bzw. noch keine Kriterien für die speziellen Belange von Sprech- und Musiktheatern formuliert wurden, nach denen eine Zertifizierung erfolgen kann. Das hat uns motiviert, im Rahmen eines Pilotprojekts eine Zusammenarbeit zu starten. In diesem Prozess konnten wir unsere fachlichen Impulse für einen solchen Kriterienkatalog an das Büro für Umweltfragen (Ing. Erwin Bernsteiner), den Verein für Konsumenteninformation und den umwelt service salzburg weitergeben. Dieses Team hat dann die konkreten Kriterien ausgearbeitet. Dabei lag unser Input in der Beantwortung theaterspezifischer Fragestellungen. Im Landestheater selbst war das Commitment aller Abteilungen hinsichtlich Evaluierung und Umsetzung der notwendigen Maßnahmen überwältigend.
 
Welche Aspekte der Arbeit in einem Theater werden bei der Zertifizierung beachtet? Welche Projekte und Prozesse wurden bisher in Ihrem Haus umgesetzt? 
 
BU: Zum einen sind da allgemeine Aspekten in den Bereichen Energie und Klimaschutz, Abfall und Kreislaufwirtschaft, Büro oder Reinigung, die auch andere Betriebe erfüllen müssen. Zum anderen gibt es konkrete theaterspezifische Kriterien, die bei der Zertifizierung unter die Lupe genommen werden. Diese betreffen beispielsweise die Herstellung von Bühnenbildern, den Umgang mit bestimmten Stoffen und Materialien oder die Arbeit in den Bereichen Kostüm und Maske. Die Schlüsselwörter sind Wiederverwendung, Ressourcenschonung und Umstieg auf ökologische und nachhaltige Alternativen.
 
DP: Die ökologische Belastung soll in sämtlichen Bereichen so gering wie möglich gehalten werden. Die umgesetzten Maßnahmen sind so vielfältig, dass sie hier nicht alle genannt werden können. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Bühnenbildelement werden wiederverwendet und wiederverwertet, auch Kostüme und Requisiten werden - wo möglich - aus dem eigenen Fundus entnommen beziehungsweise weiterverarbeitet. Unser Primärholz für Szenenbilder stammt überwiegend aus zertifizierter nachhaltiger Waldbewirtschaftung, für Kunstschnee- oder Konfettieffekte werden biologisch abbaubare Produkte verwendet. Die Maschinen in den Werkstätten wurden gegen energiesparendere Modelle ausgetauscht. Wir setzen auf umweltverträgliche Chemie, Farben, Lacke und Reinigungsmittel. Sollte beispielsweise im Bereich Kostüm ein Einkauf nötig sein, werden Second-Hand-Shops oder Flohmärkte angesteuert oder möglichst regionale bzw. europäische Firmen beauftragt. Ist eine weitere interne Verwendung nicht mehr möglich, werden die Produkte beispielsweise zum Wiederverkauf angeboten. In der Maske werden zum Beispiel wiederverwendbare Abschminktücher verwendet, organische Haarfarbemittel und Naturkosmetik. 
 
BU: Wir haben außerdem die komplette Bühnenbeleuchtung sowie die Beleuchtung im Zuschauerraum und im Vorderhaus auf LED umgestellt. Damit konnten wir die Energieverbräuche beachtlich verringern - der Verbrauch eines alten Bühnenscheinwerfers lag bei 3000 Watt, während die neuen Scheinwerfer nur 200 Watt verbrauchen. 
 
DP: Weitere Beispiele sind etwa die Umstellung der Getränkeautomaten auf Glasflaschen, sodass wir eine Einsparung von 20.000 Plastikflaschen pro Jahr erzielen, oder die Einführung von wassersparenden Armaturen. Auch die Verwendung von Büromaterialien sowie Kopierpapier nach den Richtlinien des Umweltzeichens waren und sind effektive Maßnahmen. Hinsichtlich der Kosten war der Vorteil, dass zahlreiche dieser Maßnahmen im Rahmen der regulären Instandhaltung oder der Ersatzbeschaffung alter Geräte erfolgen konnten. Wichtige Fortschritte waren auch im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen 2022 möglich. Und die Einsparungen bei einigen Punkten, etwa Wiederverwendung und -verkauf der Bühnenausstattung, können andere Maßnahmen gegenfinanzieren. 
 
Hat sich das Arbeiten am Theater dadurch dauerhaft verändert? 
 
BU: Der Umweltaspekt ist nun viel stärker in unserem Fokus. Das Umweltzeichen ist für das ganze Haus eine hohe Motivation, in diesem Bereich kontinuierlich weiterzuarbeiten, besser zu werden und den Theaterbetrieb so ressourcenschonend und nachhaltig wie möglich zu gestalten.
 
Was war oder ist besonders schwierig? Was aber vielleicht auch überraschend einfach?
 
DP: Besonders einfach und erfreulich war tatsächlich die Motivation der Mitarbeiter*innen und das gemeinsame Ausarbeiten, Einführen und Umsetzen der Richtlinien. Schwieriger hingegen gestaltete sich die Beschaffung der Materialien wie z. B. Kleber oder Farben, die den Richtlinien entsprechen und von lokalen oder regionalen Anbietern stammen.
 
Welche Bedeutung hat die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Ihr Haus und insbesondere als erstes zertifiziertes Theater in Österreich? 
 
Bernhard Utz: Für das Salzburger Landestheater als Impulsgeber und Pilotbetrieb ist die Zertifizierung eine schöne Bestätigung. Und es ist ein wichtiger Schritt: An den erarbeiteten Richtlinien können sich weitere österreichische Kulturbetriebe orientieren und im Sinne der Nachhaltigkeit handeln.
 
Spielen Ihre Aktivitäten hinsichtlich Nachhaltigkeit und die Zertifizierung bei der Kommunikation und der Außenwahrnehmung Ihres Hauses eine Rolle, bspw. für Ihre Fördergeber*innen?
 
Bernhard Utz: Wir haben die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen selbstverständlich genutzt, um in der Kommunikation nach außen unsere Bestrebungen darzustellen, Theater möglichst nachhaltig zu ermöglichen. Zudem waren die ausgesprochen positiven Rückmeldungen seitens der Träger Land und Stadt Salzburg und aus der Politik insgesamt eine schöne Bestätigung für diese Arbeit; und zugleich ein Ansporn, die Zertifizierung als Ausgangspunkt für einen fortzuführenden Prozess zu verstehen. 

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