02.04.2024

Autor*in

Julia Jakob
studierte Musikwissenschaft und Kulturmanagement in Weimar. Praktische Erfahrungen im Kulturbetrieb sammelte sie bei unterschiedlichen Festivals und in verschiedenen Veranstaltungsbüros sowie als Agentin bei weim|art e. V. Seit 2021 ist sie die Chefredakteurin des Kultur Management Network Magazins und stellvertretende Leiterin der Redaktion.
Rückblick auf das Symposium TAOME 2024

Dream on, klassischer Konzertbetrieb...

Im digitalen Zeitalter anzukommen - davon sollte der Konzertbetrieb nicht (noch) länger träumen. Denn die digitale Transformation ist im vollen Gange und wird insbesondere durch die rasanten Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz immer mehr beschleunigt. Wie Konzerthäuser es also schaffen, eine aktive(re) Rolle in der technologisierten Gesellschaft einzunehmen, um diesen Wandel nicht (weiter) zu verschlafen, diskutierten die Teilnehmenden des Symposiums The Art of Music Education (TAOME) Ende Februar 2024 in Hamburg.
2030, in einem deutschen Konzerthaus: Für das nächste Konzert stellt das Team-des Konzerthauses basierend auf der Prognose eines KI-Tools durch die Analyse von Streaming-Daten, sozialen Medien und früheren Konzertfeedbacks ein Programm aus Werken zusammen, die beim Konzertpublikum am meisten erwünscht sind. Zudem kann das Publikum bereits im Vorfeld über eine KI-gesteuerte Plattform interaktiv an der Programmgestaltung mitwirken. Beim Betreten des Konzerthauses führen personalisierte Wegweiser die Besucher*innen zu ihren Plätzen oder den besten Aussichtspunkten, basierend auf ihren vorherigen Konzertvorlieben und Social-Media-Interessen. Während des Konzerts analysieren KI-Systeme in Echtzeit die Stimmung des Publikums durch die Auswertung von Klangmustern, Gesichtsausdrücken und Bewegungen, um die Lichtshows, visuellen Effekte und sogar die Klangqualität dynamisch anzupassen. Zusätzlich ermöglichen KI-basierte Assistenten es den Zuhörenden, interaktive Features zu nutzen, wie zum Beispiel Hintergrundinformationen zu den gespielten Werken in Echtzeit zu erhalten. Nach dem Konzert sammelt und analysiert die KI weiteres Feedback in sozialen Medien und aus direkten Umfragen, um dem Konzerthaus konkrete Einsichten für die kontinuierliche Verbesserung zukünftiger Ereignisse zu bieten. Diese datengesteuerte Herangehensweise sorgt für eine ständige Evolution und Personalisierung der Konzerterlebnisse.
 
Solche Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz, die mir ChatGPT als Zukunftsszenario vorgeschlagen hat, sind für den Konzertbetrieb nicht erst 2030 relevant, sondern bereits jetzt sehr vielfältig, die Folgen jedoch ungewiss. Daher war es für das TAOME-Team zunächst sehr herausfordernd, das Programm für das Symposium zusammenzustellen, wie der Vorstandsvorsitzende der Körber Stiftung Lothar Dittmer in seiner Eröffnungskeynote betonte. Entsprechend präsentierte die Tagung Fragen zu den Auswirkungen und Entwicklungen von KI im Konzertbetrieb:
 
  • Was bedeutet eine technologiegetriebene Welt für unsere Gemeinschaft? 
  • Welche entwicklungspsychologischen Folgen für Wahrnehmung und Rezeption sind absehbar? 
  • Welche Zukunft haben die analogen Formen, das analoge Erleben, z.B. von Live-Musik? Welche Chancen ergeben sich daraus für Konzerthäuser und andere Orte?
Antworten auf diese sowie auf weitere Fragen konnten die Teilnehmenden aus dem dichten Programm bestehend aus Vorträgen, Paneldiskussionen, Projektpräsentationen, Konzerten und Workshops sowie im gegenseitigen Austausch innerhalb des 3-tägigen Symposiums (für sich und ihre Institutionen) mitnehmen.
 
Männer, die aus Elphibeintürmen starren
 
Wenngleich das Symposiumsprogramm voll mit spannendem Input von inspirierenden Expert*innen aus den verschiedensten Bereichen war, sprang der Funke am ersten Tag noch nicht über. Ein Problem: Die Programminhalte waren zu weit gefasst, wodurch es mitunter schwierig war, den roten Faden zu fassen. Hilfreich für den Einstieg - und ergänzend zu den Gedanken von Lothar Dittmer - wäre Carsten Brosdas Keynote vom zweiten Tag gewesen, in der er einen mutmachenden Rundumschlag zum Thema Einsatz von KI im Konzertbetrieb und dem kulturpolitischen Blick darauf machte. Darin gab er demütig zu, dass wir die kommenden Veränderungen noch nicht annähernd abschätzen können. Zugleich plädierte er dafür, beim Einsatz von KI im Konzertbetrieb über das Kunstschaffen hinauszudenken und Bereiche wie Instrumentenbau u. ä. stärker in den Fokus zu rücken. Statt KI zu verteufeln, sollten wir sie als Option betrachten, mit der wir v.a. unsere Intelligenz üben und schärfen können. Das gelte insbesondere mit Blick auf die Relevanz des Urheberrechts im KI-Kontext, wozu der Kulturbetrieb noch neue Antworten und Lösungen finden müsse. Brosdas Hoffnung: KI wird uns den Wert menschengemachter Leistungen neu verdeutlichen. Umso mehr sprach er sich daher dafür aus, stärker auf Wissenschaft und Forschung zu hören. Passende Inhalte lieferte TAOME während der drei Tage.
 
So gab die australische Sozialforscherin Ashley Fell im ersten Impulsvortrag wichtigen Input zum Verständnis der Generation Alpha - also von all jenen, die zwischen 2010 und 2024 geboren und für den Konzertbetrieb sowohl als Besucher*innen als auch als Mitarbeitende oder Stakeholder*innen relevant sind bzw. werden. Bei aller berechtigten Kritik an vereinfachten Generationenverständnissen verbinden die Mitglieder dieser Generation laut Fell einige Merkmale: Sie kennen eine Zeit ohne digitale Fortschritte nicht, wachsen mit dem Einsatz von KI auf, gelten als "digital integriert", sind global vernetzt - und unterscheiden sich in ihrer Wahrnehmung und Nutzung digitaler Formate damit von den aktuellen Entscheider*innen und Führungskräften im Kulturbetrieb. Deshalb gab Fell dem Konzertbetrieb wichtige Empfehlungen für den Umgang mit der Gen Alpha, von der wir alle etwas über den Umgang mit digitalen Tools lernen können. Neugier, Verbindlichkeit und Offenheit für Neues seien weitere wichtige Anforderungen für das Interagieren mit der Gen Alpha (weitere Infos dazu: https://mccrindle.com.au/resource/infographic/generation-alpha-infographic/). 
 
Da die älteren Generationen an Kulturschaffenden und der Kulturbetrieb insgesamt in Hinblick auf digitale Kompetenz nur befriedigend aufgestellt sind (meine Kollegin Sofia Unger reflektierte das bereits in diesem Nachebricht), war der Impuls von Transformationsforscher Ayad Al-Ani über die (neuen) Rollen kultureller Institutionen in der (digitalen) Transformation fürs Gesamtprogramm des Symposiums richtig und wichtig (mehr dazu in diesem Beitrag). Sein Plädoyer: Kulturorte können mehr mit Lösungen für die Transformationsfragen experimentieren und dafür die Erfahrungen der Kunst mit Überraschungsmomenten nutzen. Für das Tagungsgeschehen an diesem ersten Tag führte Al-Anis Input jedoch fast zu weit - gemessen am Wissensstand und Verständnis der meisten Teilnehmenden zum Thema digitale Transformation - und wäre am Ende des Symposiums vielleicht besser aufgehoben gewesen. 
 
Das hätte auch den Wissensunterschied zwischen Al-Ani und einigen Anwesenden etwas verringert, der sich insbesondere auf dem Podium der 1. Paneldiskussion zeigte: Im Rahmen dieser sollten Ayad Al-Ani, Ashley Fell, Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant, Elbphilharmonie & Laeiszhalle Hamburg) und Maurice Mersinger (Creative Director und Head of Production, kling klang klong) über die Anforderungen an Kulturorte der Zukunft diskutieren. Dabei redeten insbesondere Al-Ani und Lieben-Seutter regelmäßig aneinander vorbei. Das war vor allem deswegen schade, weil spannende Ausgangsfragen wie: "Wie können Konzerthäuser mehr überraschen? Und vor allem: mehr mit dem Publikum interagieren - analog und digital sowie bestenfalls hybrid?" nur unzureichend beantwortet wurden. Stattdessen zeigten insbesondere die Aussagen Lieben-Seutters, dass alle noch so gut umgesetzten Öffnungsprozesse nichts bringen, wenn sie auf der Leitungsebene nicht ernst genommen, sondern nur als nettes Zugeständnis betrachtet werden. Dass solche Ansätze mitunter noch immer als "weniger anspruchsvoll" oder "langweilig" abgewertet werden, zeigt, dass manche Expert*innen nicht bereit sind, den Elfenbeinturm - in diesem Fall: Elphibeinturm - zu verlassen. Zugleich nutzen immer weniger (junge) Menschen klassische Kultureinrichtungen und zeigen sich dann auch in höherem Alter unbeeindruckt von der pompösen Strahlkraft einer Elbphilharmonie.
 
Zur besseren Verbindung der Tagungsinhalte hätte auch beigetragen, den letzten Vortrag des ersten Tages von Ronald Lowijs (Head Innovation & Development SPOT Groningen and Program Manager CrossWise) und Geert-Jan van Beijeren Bergen en Henegouwen (Project Manager Metavenues & SPOT Groningen) in die Paneldiskussion einzubeziehen. Sie sprachen über das Thema Metavenues - also hybride Veranstaltungsorte - und deren Rolle für die Performing Arts in der Zukunft. Was recht abstrakt klingt, wurde leider auch im Vortrag wenig greifbar, weshalb ein Austausch - auch mit dem Publikum - in einem weniger frontalen Setting hilfreich gewesen wäre. Der anschließende exklusive Workshop zum Thema mit den beiden Referierenden hat hier bestenfalls einigen wenigen Teilnehmenden mehr Klarheit vermitteln können.
 
Von stochastischen Papageien, schludrigen Mitarbeitenden und sinnvollen Einsatzfeldern
 
Der Vormittag des pickepackevollen zweiten Tages des TAOME schaffte ein besseres Verständnis für den Umgang mit KIs wie ChatGPT. So erklärten sowohl Stefan Göllner (Innovation Manager, KI-Campus) als auch Sandra Wachter (Professorin für Technologie und Datenregulierung, University of Oxford) in ihren umfassenden Vorträgen über die Chancen und Schattenseiten des Einsatzes von KIs (im Konzertbetrieb) auf. Beide machten deutlich, dass ChatGPT kein "Wahrheitstool" ist, weil die Ergebnisse nicht auf Daten, sondern auf von Menschen geschriebenen Texten und daraus abgeleiteten sprachlichen statistischen Wahrscheinlichkeiten beruhen - die eben falsch sein können, sogenannte "Halluzinationen", also erfundene Informationen. Göllner nutzte das Bild eines stochastischen Papageien, um das "Nachplappern" von KIs zu verdeutlichen. Um diese Tools zu entzaubern und verständlicher zu machen, schlug Wachter vor, das Wort "KI" durch "Statistik" zu ersetzen (bspw.: "Statistik hat einen Text geschrieben und eine Melodie komponiert"). Eine weitere Möglichkeit, um ein besseres Gefühl für den Umgang und die Möglichkeiten bzw. die Fehleranfälligkeit von ChatGPT zu bekommen, wäre laut Wachter zudem, die KI als unordentliche*n und unzuverlässige*n Mitarbeiter*in zu betrachten und sich zu fragen: Wie würde man mit dieser Person innerhalb der Organisation umgehen? Für den Berufsalltag bedeutet das: nicht blind vertrauen, sondern immer prüfen. 
 
Wachter schloss ihren Vortrag mit dem Verweis, dass sämtliche Kunstformen bereits von KI durchdrungen sind, sowie mit der daran anschließenden philosophischen Frage: Was ist Fortschritt? Und wozu brauchen wir ihn? Entsprechende Antworten zum sinnvollen, ergänzenden oder erweiternden Einsatz von KI lieferten am Nachmittag folgende Projektpräsentationen:
 
  • Den Anfang machten Oscar Whyman und Sébo von Word Up: Oscar Whyman, der aufgrund einer Muskelerkrankung beatmet werden muss und nicht sprechen kann, kann mithilfe von KI und seinem Sprachcomputer bereits rappen. Beide probieren zudem weitere Einsatzmöglichkeiten aus. Damit zeigten sie eindrucksvoll, dass es durch die Kombi verschiedener Technologien möglich ist, Barrieren abzubauen und Zugänge zum Kulturbetrieb zu schaffen, die ohne nicht möglich wären.
  • Die transdisziplinäre Künstlerin Portrait XO erforscht computergestützte Kreativität sowie Mensch-Maschine-Kollaborationen und erkundet neue Formate und Anwendungen für zukunftsweisende Kunst und Sound. Sie appellierte an die Verantwortung der Kreativen selbst, mitzubekommen und mitzugestalten, wie KI sich weiterentwickelt und welchen Einfluss sie auf die Musikwelt hat.
  • Daran anschließend sprach Rebecca Leger über den AI Songcontest, den sie mitorganisiert. Mit diesem sollen Künstler*innen inspiriert und ermutigt werden, Kl fair zu nutzen, eine kollaborative Plattform für Mensch-KI-Ko-Kreation zu schaffen sowie den Mensch-Kl-Prozess und die daraus entstehende Musik einem globalen Publikum zugänglich zu machen: aisongcontest.com. In die Bewertung des Songcontests fließe auch der Schaffensprozess ein. Abgefragt wird dabei neben Problemen und dem Umgang mit KI auch die ethische Komponente und inwieweit sich im Vorfeld mit dem jeweiligen Tool beschäftigt wurde.
  • Abschließend machte Seán McFadden von ontoverse nochmals darauf aufmerksam, dass KI nur im Zusammenspiel mit menschlicher Kreativität kreativen Output erzeugen kann. Entsprechend widmet sich das StartUp ontoverse der Visualisierung von Musik durch den Einsatz von KI. Wichtigste Prämisse: Der Mensch bleibt Schöpfer*in.
Gemäß Carsten Brosdas Forderung, mehr auf Wissenschaft und Forschung zu KI im Kulturbetrieb zu hören, schloss Franz Krämer von der Uni Nürnberg-Erlangen den zweiten Tag mit Forschungsergebnissen zur Digitalisierung in der Kulturellen Bildung. Hierfür wurden vierzehn Projekte von fünfundzwanzig beteiligten Hochschulen und Forschungseinrichtungen an einundzwanzig Standorten über fünf Jahre begleitet, unterstützt und die Ergebnisse aufbereitet. Allerdings war dieser einstündige, komplexe Vortrag am Ende dieses vollen Tages didaktisch nicht ideal platziert und so blieb wahrscheinlich beim Publikum nicht ganz so viel hängen, wie möglich gewesen wäre.
 
(Mehr) Liebe für Communities und die Wissenschaft
 
Die sinnvollen (Einsatz-)Möglichkeiten des Zusammenspiels aus Wissenschaft und Praxis für den Konzertbetrieb zeigte das TAOME beim Blind-Date-Konzert in der Elphi am Ende des zweiten Tages. Dieses war aus verschiedenen Gründen bemerkenswert: Zum einen wusste das Publikum bis Konzertbeginn nicht, wer was (aus welchen Genres) spielen wird. Der am ersten TAOME-Tag besprochene Überraschungsmoment konnte hier in der Umsetzung erlebt werden. Zum anderen gab es vor und nach dem Konzert eine kleine Umfrage mittels QR-Codes, um die Erwartungen vor dem Konzert und Eindrücke des Publikums danach abzufragen. Wissenschaftlich begleitet wurde diese Mini-Untersuchung von Gesa Birnkraut, die die Ergebnisse im Einstiegspanel des dritten und letzten Tags des TAOME vorstellte. Die Ergebnisse zeigten, dass das Publikum - das öffentliche Konzert besuchten nicht nur TAOME-Teilnehmende - sehr offen und angetan von diesem Überraschungsformat war. Zudem betonte Birnkraut den überschaubaren Arbeitsaufwand für diese Mini-Untersuchung, die so als recht schnell in Kulturinstitutionen durchgeführt werden kann. 
 
Neben Birnkraut kamen im Einstiegspanel des dritten Tages auch Cathy Wilkinson (Stellvertretende Leiterin der Künstlerischen Planung, Elbphilharmonie & Laeiszhalle Hamburg) und Blind-Date-Künstler Alexej Gerassimez zu Wort. Letzterer hatte bereits hervorragend und authentisch durch das Konzert geführt und damit allen gezeigt, wie zeitgemäße Konzertvermittlung aussehen kann: wissen, worüber man mit einem charmanten Mix aus Leidenschaft und Demut spricht, um die Aufmerksamkeit des Publikums auch zwischen den musikalischen Einlagen zu halten. In ähnlicher Manier berichtete Gerassimez auch am dritten Tag darüber, wie das Format des Vorabends für ihn war. Das Besondere: Er und seine drei Mitmusiker hatten nur eine Probe - und zwar unmittelbar vor dem Auftritt. Das Format war also nicht nur für das Publikum mit viel Überraschung und Einlassen auf Unbekanntes verbunden. Diese ehrlichen Einblicke waren für das Fachpublikum sicherlich sehr hilfreich, um ein (noch besseres) Verständnis dafür zu bekommen, wie solche experimentellen Formate von all jenen vor und auf der Bühne wahrgenommen wird. Ein Austausch, den es im Berufsalltag öfter bräuchte.
 
Darüber hinaus machte Birnkraut auf die Relevanz der Wirkungsmessung(-sforschung) aufmerksam: Diese sei unerlässlich für all jene Kultureinrichtungen, die ihre (Nicht-)Besucher*innen besser kennenlernen und auf deren Bedürfnisse und Interessen eingehen möchten. Dazu gehört der Wille, sich und die Auswirkungen des eigenen Schaffens kritisch zu reflektieren und immer wieder Lernprozess durch Wirkungsmessung anzustoßen. Das ist in der Umsetzung im Kulturbetrieb allerdings immer noch ausbaufähig, aber nicht unmöglich, wie Beat Fehlmann (Intendant, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz) in seinem Workshop am Beispiel des Wirkungsmodells der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zeigte. Für solche Vorhaben sind Mut und Neugier unerlässlich - Eigenschaften, die Matt Robinson offenbar von Natur aus mitbringt, wie er in seinem Workshop zur Impact Messung am Beispiel der Community-Arbeit des Konzerthaus Dortmund deutlich machte. Mit seinem menschenzentrierten und zugewandten Ansatz zeigte er eindrücklich, worauf es in der Arbeit mit dem Publikum ankommen sollte: dass sich alle wohl- und gut aufgehoben fühlen. Dieser Faktor des Wellbeings sollte auch in anderen Kultureinrichtungen noch öfter und mehr im Fokus stehen sowie auch auf die Personalebene übertragen. 
 
Neben einem ernsten Interesse an den Menschen braucht es auch Zeit, um sich mit diesen in Ruhe zu beschäftigen. Hier entzauberte Robinson das Thema Evaluation, das kein komplexes Fass ohne Boden sein muss, sondern bei Selbstreflexion beginnt und auch den informellen, offenen Austausch mit anderen umfasst. Evaluieren ist demnach etwas, das wir als Menschen ganz natürlich tun. Für den professionellen Einsatz in Kultureinrichtungen müssen wir nur lernen, die entsprechenden Instrumente und Methoden richtig anzuwenden. Hier knüpfte der Workshop von Gesa Birnkraut zur Impact Messung hervorragend an. Dabei leitete sie die Teilnehmenden an, mehr Gespür für die Forschung zu bekommen. Das Wichtigste dabei: Alle nötigen Fragen und Schwerpunkte präzise formulieren. Und: vor den Ergebnissen keine Angst haben, egal wie vermeintlich ernüchternd sie zunächst ausfallen. Denn nur so lässt sich ermitteln, was verbessert werden muss - damit der Konzertbetrieb auch in Zukunft bestehen kann.
 
Weiterträumen? Oder Aufwachen und traumhafte Konzerterlebnisse schaffen?
 
Auch wenn der rote Faden nicht immer (gleich) ersichtlich war, hat das TAOME alles in allem mit dem breiten Themenspektrum von der praktischen Anwendung KI-gestützter Werkzeuge bis hin zu den philosophischen und gesellschaftlichen Implikationen der digitalen Transformation wichtige Impulse gesetzt. Wünschenswert wäre dabei, dass diese im Konzertbetrieb selbst für eine tiefgreifende(re) Auseinandersetzung mit dessen Zukunft sorgen. Die intensiven Diskussionen und der Austausch zwischen Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen unterstrichen die Notwendigkeit, sich proaktiv mit den Herausforderungen und Chancen auseinanderzusetzen, die die Technologie für die Kulturbranche mit sich bringt.
 
Die verschiedenen Tagungsinhalte zeigten zudem, dass der Einsatz von KI im Konzertbetrieb weit über technische Neuerungen hinausgeht und grundlegende Fragen zur kulturellen Teilhabe, zur künstlerischen Kreativität und zur gesellschaftlichen Verantwortung aufwirft. Für eine zukunftsorientierte Gestaltung des Konzertbetriebs müssen die Häuser und ihre Akteur*innen dafür (noch mehr) aus den Elfenbeintürmen heraustreten und die Möglichkeiten der Technologien kreativ und sinnvoll nutzen. Hifreich wäre hier - auch im Rahmen des Symposiums - einen Blick in den populären Konzertbetrieb (gewesen): Dort wird KI beispielsweise schon seit einigen Jahren unterstützend im Ticketing und Booking oder auch in der (künstlerischen) Produktion eingesetzt. Aber auch in anderen Kultursparten kommt KI bereits im Marketing, der Datenanalyse oder auch der Kuration erfolgreich und vor allem arbeitserleichternd zum Einsatz. Insofern waren die Praxisbeispiele am 2. Tag zwar sehr gewinnbringend, es wäre jedoch wünschenswert gewesen, diese Perspektiven der 5 Expert*innen noch stärker an anderen Stellen des Symposiums einzubringen. Denn letztlich geht es darum, dass der Konzertbetrieb das digitale Zeitalter nicht (weiter) verschläft, sondern all seine Träume in die Tat umzusetzen weiß.
 
Weitere (visuelle) Einblicke des TAOME gibt es hier: https://www.music-education.hamburg/rueckblick/?id=2510&lang=de#galerie

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