04.07.2011

Autor*in

Dirk Heinze
Kulturkonzept Thüringen

2. Thüringer Kulturforum

Am 1. Juli fand in der Landesmusikakademie Sondershausen das 2. Thüringer Kulturforum statt. Dabei handelt es sich um ein Dialogformat, das Kultusminister Christoph Matschie nach seinem Amtsantritt 2009 eigens einrichtete, um ein von einer möglichst breiten Basis getragenes Kulturkonzept zu entwickeln. Die Fertigstellung dieses Kulturkonzepts kündigte der Minister nun für Anfang 2012 an.
Dem eintägigen Zusammentreffen führender Vertreter des Thüringer Kulturbetriebs war bereits eine ausführliche Pressekampagne vorausgegangen, in der Matschie mit der Konzeption zur Theater- und Orchesterfinanzierung den sicher schwersten Teil seiner kulturpolitischen Reformbemühungen vorstellte. Nachdem damit klar war, dass wesentliche Kosten- und Tarifsteigerungen mit einer Erhöhung des Etats aufgefangen werden, blieben die Leiter der zahlreichen Theater der Veranstaltung gleich ganz fern. Positiv an diesem Konzept ist, dass nach Jahren des Rückgangs der Finanzmittel wieder Aufwüchse stattfinden, die die Einkommenssituation für viele Theaterschaffende und Orchestermusiker verbessern dürften. Gut ist weiterhin, dass die Tanzsparte am Theater Gera-Altenburg nunmehr zum Staatsballett aufgewertet wird. Es wäre zu wünschen, dass es tatsächlich im ganzen Lande als Thüringer Ballett auf- und damit wahrgenommen wird. Das Interesse gerade des jungen Publikums an Tanz ist ungebrochen.
 
Ob die im Theater- und Orchesterkonzept gewollte Zweiteilung in regionale und national ausgerichtete Häuser in der Praxis funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Dabei ist diese Einteilung nicht allein vom Minister vorgenommen worden, wie er in Sondershausen gegenüber Kulturmanagement Network betonte. Die Häuser in Weimar, Erfurt, Meiningen und Gera-Altenburg sehen sich selbst in dieser Rolle. Das Problem ist jedoch, dass keines dieser Theater nur annähernd den Etat besitzt, um tatsächlich nationale oder gar internationale Strahlkraft zu entwickeln. Man schaue sich nur zum Vergleich die Etats von Hannover oder Stuttgart an. Man kann von Leuchtturmpolitik halten was man will, aber wenn man in Thüringen den Anspruch eines Kulturlandes hat, muss man wahrscheinlich ein oder zwei Häuser mit einem entsprechenden Budget auch finanziell ausstatten. Dies schließt nicht aus, dass das System durchlässig sein muss für aufstrebende Häuser. Geld ist keine Garantie für künstlerische Qualität, wenngleich sie das künstlerische Leben erleichtert.
 
"Die Bäume wachsen angesichts der Haushaltssituation des Freistaats nicht in den Himmel", sagte dann auch Matschie in der Pressekonferenz. Umso mehr ist es eine Anerkennung wert, dass es dem Kultusminister gelungen ist, für mehr Mittel zu sorgen - nicht nur im Theaterbereich, sondern auch bei der Literaturförderung (verdoppelt) oder bei den Projektmanagement-Stellen (1/3 höherer Etat): Hinzu kommen die zahlreichen Bauvorhaben in Millionenhöhe, so beim Gastgeber Landesmusikakademie in Sondershausen, im Schloss Meiningen oder bei der Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt. Ganz zu schweigen vom Kosmos Weimar, wo aktuell das Goethe-Schiller-Archiv saniert wird. Für den Herbst wird zudem mit dem Start des Architekturwettbewerbs für den Neubau des Bauhaus-Museums gerechnet.
 
Die Aktivität an der Baufront - nicht nur in Weimar - sowie die Versuche, finanzielle Sicherheit für einzelne Kultursparten zu erreichen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Thüringen weiterhin vor großen Herausforderungen steht. Strukturelle Veränderungen inklusive Prioritätensetzung gibt es kaum, die demografische Entwicklung wird zu rückgehenden Publikumszahlen führen und die Weiterbildung der Kulturschaffenden lässt sehr zu wünschen übrig. Nach Sondershausen kamen viele interessierte Kulturschaffende, die in den Arbeitsgruppen mit guten Vorschläge hervortraten. Leider wurden diese Ideen dann leider in der Endpräsentation am Nachmittag von den Moderatoren der Arbeitsgruppen fast völlig unter den Teppich gekehrt. Kein Wunder: es waren fast ausnahmslos Verbandsvertreter, die vorrangig ihre Besitzstände wahren wollen und kaum über Sparten- und Trägerschaftsgrenzen hinweg denken können. Man darf gespannt sein, ob wenigstens einige gute Ansätze ihren Weg in das Kulturkonzept Thüringen finden werden. In einem halben Jahr wissen wir mehr.
 
 

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