22.12.2011
Museumsmanagement

Fünf Sammlungen, fünf Museen und dennoch eins die Mindelheimer Museen

Christian Schedler ist als Museums- und Kulturamtsleiter in der 15.000 Einwohner zählenden Stadt Mindelheim im Unterallgäu Herr über fünf Museen. Dazu gehören das Textilmuseum, das Heimatmuseum, das Schwäbische Krippenmuseum, das Südschwäbische Archäologiemuseum als Zweigmuseum der Prähistorischen Staatssammlung München sowie das Schwäbische Turmuhrenmuseum. Mit Ausnahme des Textilmuseums, ist der Sammlungsbestand aller Museen sehr traditionell-regional ausgerichtet, wie die Museumsnamen schon andeuten. Wir sprachen mit Christian Schedler über seine Marketing- und Vermittlungsstrategien.
 
Kulturmanagement Network: Sie bespielen fünf Museen in Mindelheim, Herr Schedler. Wie stemmen Sie das und wie machen Sie im kulturell nicht gerade armen Dreieck München-Augsburg-Ulm überhaupt auf die Museen aufmerksam?
 
Ch. Schedler: So eine Aufgabenfülle kann einer alleine nicht stemmen. Dazu haben wir ein junges und engagiertes Team aus Kunsthistorikerinnen und ausgebildeten Fachfrauen für jedes der einzelnen Museen. Die erforderliche Aufmerksamkeit benötigen wir zuerst in der Stadt und der Region. Hier läuft die Öffentlichkeitsarbeit über die diversen Print- und lokalen Funkmedien. Außerdem organisieren wir Vorträge, einen Tag der offenen Tür, eine Kunstsprechstunde und wir involvieren die Schulen (Mindelheim ist eine Schulstadt) sehr stark. Für die überregionale Behauptung im genannten Kulturdreieck versuchen wir, auf verschiedenen Ebenen zu arbeiten: Erst in der vergangenen Woche waren wir Schauplatz eines Weihnachts-Tweetups im Schwäbischen Krippenmuseum, zudem treten wir immer wieder mit ungewöhnlichen Angeboten an die Öffentlichkeit, wie z. B. nächtlichen Museumsbesuchen unter dem Thema "Nachts in den Mindelheimer Museen" mit allerlei Überraschungen. Dann arbeiten wir mit der auf Kultur-PR spezialisierten Agentur u.s.k. in Frankfurt zusammen, die uns auch überregional ins Gespräch bringt. Schließlich unterstützt uns die Stadt Mindelheim und deren Erster Bürgermeister, Dr. Stephan Winter, mit allen verfügbaren Kräften, da die Kultur der wesentliche weiche Standortfaktor unserer an Denkmälern reichen Stadt ist.
 
 
KMN: Setzen Sie dabei auch auf Social Media?
 
Ch. Schedler: Noch nicht. Nur wenn uns Ulrike Schmid, die Inhaberin unserer PR-Agentur, ins Gespräch bringt, wie beim Weihnachts-Tweetup, und über uns kommuniziert. Nach eingehender Beratung mit ihr sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir die Einbindung von Social Media in unseren Public Relations noch hinten anstellen, da uns einfach die personellen und finanziellen Ressourcen fehlen. Da wir ein sehr kleines Team sind, können wir das derzeit nicht leisten und auch nicht in unseren Arbeitsalltag integrieren.
 
KMN: Haben Sie internationales Publikum oder streben Sie das überhaupt an?
 
Ch. Schedler: Internationales Publikum liegt uns sehr am Herzen, schließlich gilt Mindelheim als Kommune Europas aufgrund seiner vielen Partnerstädte. Aus diesen kommen jährlich viele Besucher. Aber auch durch unsere überregional bedeutsamen Ausstellungen und unsere besonderen Themenmuseen (Krippenmuseum, Textilmuseum, Turmuhrenmuseum) erregen wir immer wieder das Interesse von Besuchern aus dem In- und Ausland. Die überregionalen Besucher kommen mitunter aus Hamburg, Gießen, Passau, Augsburg und München, um nur einige zu nennen. Ein wichtiges Einzugsgebiet ist der baden-württembergische Raum bis Stuttgart. Die Museen sind aber nicht nur ein touristischer Anziehungspunkt, sondern auch eine wichtige Identifikation und ein Stück Heimat für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Landkreises Unterallgäu. Mindelheim versteht sich als Kulturstadt mit einem angesichts der Größe der Stadt erstaunlich breiten und vielseitigen kulturellen Angebot, das auch durch die Museen und deren Aktivitäten bereichert wird. Kultur als weicher Standortfaktor fördert auch die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger Mindelheims.
 
KMN: Setzen Sie trotz sehr traditioneller Exponate auch auf moderne Präsentations- und/oder Vermittlungsformen?
 
Ch. Schedler: Es gibt unter Museumsleuten den gern zitierten Satz, dass ein Museum immer im Wandel ist. Daher arbeiten wir daran, unsere Museen auf einem zeitgemäßen Stand zu halten, was angesichts unserer beschränkten Finanzmittel nicht immer leicht ist. Derzeit erarbeiten wir Pläne für die umfassende Erneuerung des Heimatmuseums, und auch das Schwäbische Krippenmuseum wird in den nächsten Jahren überarbeitet. Die drei Abteilungen des Textilmuseums wurden in den vergangenen Jahren erneuert. Da wir relativ viele Sonderausstellungen anbieten, sind wir stets gefordert, diese ansprechend zu präsentieren, wie z. B. die derzeitige Ausstellung zeitgenössischer Weihnachtsdarstellungen. Schließlich arbeiten wir sehr eng mit den verschiedenen Schulen vor Ort und im Landkreis zusammen und bieten ein reiches Spektrum museumspädagogischer Angebote an, von Kindergeburtstagen in den Museen bis hin zu unterrichtsspezifischen Angeboten.
 
KMN: Sie haben auch einen Freundeskreis, den Förderkreis Mindelheimer Museen. Was war die Intention? Haben sich die Erwartungen erfüllt?
 
Ch. Schedler: Zur letzten Frage eine erste Antwort: Ja, die Erwartungen haben sich voll erfüllt. Unser Förderkreis ist unter den Museumsvereinen aufgrund seiner Ausrichtung eine Besonderheit, denn es geht nicht in erster Linie darum, die Museumsarbeit finanziell zu unterstützen, sondern um praktische Mitarbeit. Der Förderkreis Mindelheimer Museen wurde 1998 gegründet und hat mittlerweile 800 Mitglieder. Ziel war und ist es, möglichst viele Menschen aktiv in die Museumsarbeit einzubinden, durch Mundpropaganda neue Besucher anzusprechen und Freunde für die Museen zu gewinnen. Kleine Museen haben meist einen Museumsverein, der den Betrieb des Museums in finanzieller Hinsicht sichert. Wir haben eine sogenannte Mitgliedschaft in den Museen, etwa vergleichbar zu Museen in den USA. Ehrenamtliche arbeiten in und für die Museen und fühlen sich so der Institution besonders eng verbunden. Die Mitglieder des Förderkreises übernehmen z. B. den Dienst an der Museumskasse und sind zur Stelle, wenn Hilfe bei Aufbauarbeiten und Transporten benötigt wird. Besonders Engagierte übernehmen außerdem auch Führungen. Im Gegenzug bieten die Museen jedes Jahr eine Kunstexkursion für die Mitglieder, die zudem zu allen Events und Vernissagen eingeladen sind.
 
 

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