14.05.2008

Autor*in

Dirk Heinze
Rückblick Bundeskongress privater Musikschulen 2008

Zwischen Selbstverwirklichung und Existenzrisiko

Ein Rückblick auf den bdpm-Bundeskongress privater Musikschulen im April in Kassel
Die privaten Musikschulleiter, seit 1997 im Bundesverband bdpm organisiert, lieben es offenkundig, sich in familiärer Atmosphäre zu treffen. Man wählte für den Bundeskongress in diesem Jahr ein kleines Hotel am Stadtrand von Kassel, um sich auszutauschen, Probleme zu erörtern und Denkanstöße in Referaten und Workshops zu bekommen. Insofern war dieses Jahrestreffen ein Kontrastprogramm zum VdM-Kongress der öffentlichen Musikschulen 2007 in Mannheim (KM berichtete). Dabei verstehen es die privaten Musikschulen durchaus, öffentlichkeitswirksam auftreten jüngst bewiesen mit einem eindrucksvollen Stand auf der Musikmesse in Frankfurt/Main.

In Kassel wurde deutlich, wie schwierig es noch immer für private Musikschulen ist, auf dem Markt zu bestehen. Hier darf man die Zugehörigkeit zur Kulturwirtschaft durchaus hinterfragen. Niemand wird ausgerechnet eine Musikschule gründen, um damit viel Geld zu verdienen. Die allermeisten Leiter dieser Einrichtungen sind in erster Linie weiterhin Pädagogen und investieren vielleicht gerade einmal 20% ihrer Zeit in Managementaufgaben. Hier liegt derzeit ein Hauptproblem: für strategische Entscheidungen im Marketing, Planungen für Investitionen oder die unverzichtbare Beziehungspflege zu Kommune und Eltern, bleibt einfach zu wenig Zeit.

Es gibt aber auch Anlass zur Hoffnung. Gerade dort, wo gerade öffentliche Musikschulen in ihrer Existenz bedroht sind (trotz intensiver öffentlicher Bildungsdebatte), kommt es mehr und mehr zu Gründungen privater Musikschulen. So wollten einige Musikschullehrer in Lahr (Schwarzwald) nicht länger veraltete Verwaltungsstrukturen und Bevormundungen durch die Stadtverwaltung hinnehmen und wandeln kurzum die kommunale in eine private Musikschule um. Erstes Fazit: man gewinnt gerade die motivierten Kollegen, wenn sie erkennen, worin die Chancen hinsichtlich Selbstverwirklichung und unternehmerische Eigeninitiative liegen. Präferiert wird meist die gemeinnützige GmbH. Leicht ist dieser Weg dennoch nicht. Es ist immer wieder erstaunlich, dass trotz langjähriger Existenz solcher Schulen die Rechtsunsicherheit anhaltend groß ist. Dies kann auch Peter Thies bestätigen, der als einer der wenigen im Verband eine große Einrichtung mit über 4000 Schülern in über 50 Filialen im Ruhrgebiet führt. Auch Thies, der selbst einige Jahre Vorsitzende des bdpm war, stellt in seinen Beratungsgesprächen mit Gründern immer wieder fest, das gern Risiken ausgeblendet werden und viel Idealismus im Spiel ist, wenn man gern sein Hobby zum Beruf machen will. Er rät, gegenüber dem Finanzamt um die Umsatzsteuerbefreiung zu kämpfen, um finanziell überhaupt konkurrenzfähig zu sein (gerade gegenüber den Gebühren öffentlich geförderter Musikschulen). Unkenntnis bei der GEMA- oder KSK-Abgabepflicht sorgen immer wieder für Rückzahlungsfälle, die dann angesichts der geringen Gewinne schnell existenzbedrohend werden.

Mit einem provokanten Referat überraschte Dr. Joachim Kreutzkam. Er forderte die Gleichbehandlung der privaten mit den kommunalen Musikschulen und begründete dies mit der identischen, am Gemeinwohl orientierten Bildungsaufgabe beider Schulsysteme. Vorbildhaft sei hier das Land Sachsen-Anhalt, das als einziges Bundesland im Musikschulgesetz auch private Einrichtungen als förderfähig anerkennt. Einzig die Umsetzungsstrategie blieb man noch schuldig. Gemäß der Ziele des Neuen Steuerungsmodells müssten Kommunen ihre Förderung danach festlegen, welche originären Aufgaben sie zu erfüllen habe, statt zunächst danach zu schauen, wie viel Einnahmen sie hätten. (siehe auch eigenen Beitrag: Wann endet das Kartell?
 

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