08.04.2011

Autor*in

Svenja Kluckow
Arte - Diskussion

Über die Wirksamkeit von Kultursponsoring-Berichten und vorbildhafte Partnerschaften

In einer Diskussionsrunde von Arte (Kulturmanagement Beitrag vom 29.06.2009) beklagte sich BMW-Sprecher Thomas Girst einmal darüber, dass die Medien immer nur über das Kulturengagement von Unternehmen schrieben, wenn diese sich davon zurück zögen, wie etwa in Zeiten der Wirtschaftskrise 2008.
Grundsätzlich ist keine Berichterstattung im Pressewesen einem Mangel an Informationswert, Substanz oder Kreativität geschuldet, dem man begegnen kann. 1971 begann das Kulturengagement von BMW mit der Beauftragung von Gerhard Richter für das Entrée der Zylinder-Zentrale von BMW. Zum Anlass des 40-jährigen Jubiläums seiner Kulturaktivitäten lud der Automobilhersteller in Berlin nun zum Lunch ein.
 
Aus dem Pressetermin wurde ein ernstes Gespräch über gute Beziehungen im Kultursponsoring zwischen BMW- Vorstand Frank-Peter Arndt, Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie Berlin, Christina Weiss, Vorsitzende des Vereins der Freunde der Nationalgalerie und Ivan van Kalmthout, designierter Operndirektor Staatsoper Unter den Linden. Neben einem hohen Erkenntniswert ist tatsächlich auch der Kultursponsoring-Bericht von BMW ausschlaggebend für diese Berichterstattung.
 

Geschäftsbericht- have fun!

Die Lebensdauer eines Kultursponsoring-Berichtes, der meist einem Geschäftsbericht aus schwülstigen Texten und undurchsichtigen Zahlen ähnelt, beträgt maximal 20 Sekunden: Umschlag aufreißen, schnell Durchflippen und ab in den Mülleimer. Wofür also der ganze Aufwand, stellte Thomas Girst richtigerweise fest und so hat sich BMW etwas einfallen lassen. Der Grafikdesigner und zweifacher Grammy-Gewinner Stefan Sagmeister aus New York hat den aktuellen Bericht über das Kulturengagement von BMW gestaltet, der sicherlich für Unterhaltung in sämtlichen deutschen Kulturredaktionen sorgt. Außen Buch, innen Auto, eine Fernbedienung und auf gehts:
 
CULTURE fährt; von Stefan Sagmeister. Publikation zum Jubiläum des internationalen Kulturengagements der BMW Group mit integriertem, ferngesteuertem Auto © Stefan Sagmeister / BMW AG
 
 
 
Jedes Exemplar der Dokumentation ist Teil einer limitierten, nummerierten und signierten Edition von 1488 Exemplaren, die zusammen aus der Vogelperspektive die Zylinder-Zentrale von BMW in München darstellen, das "Kleeblatt". Gerne erinnern wir uns an das letzte Art Car von Olafur Eliasson und an den Hersteller als Vorreiter im alternativen Energie-Antrieb. Die Arbeit vom Grafikkünstler Sagmeister ist wieder so ein Match. Hoffentlich ist dies der Beginn einer Serie von alljährlich intelligent gestalteten "BMW Culture Reports", die mit seinen namhaften Künstlern irgendwann der "BMW Art Car" Serie gleich kommt.
 

Starke Marken

Stefan Sagmeister ist ein prominenter Vertreter seines Fachs. Was haben er, die Nationalgalerie, die Staatsoper und die Kunstwerke in Berlin gemeinsam? Sie sind starke Marken. Und deswegen haben sie einen starken Partner aus Bayern. Thomas Girst: "Als Unternehmen sagen wir zu den Museen, begreift Euch als Marke." Kittelmann: "Museen besinnen sich auf ihre Kernkompetenzen. Für schnell wechselnde Sonderveranstaltungen wurde die eigene Sammlung lange vernachlässigt." Starke Kulturmarken haben es im Sponsoring leichter.
 

Strategien

Der Preis der Nationalgalerie für zeitgenössische Kunst wird seit 2000 vom Freundeskreis der Nationalgalerie vergeben. Seit 2007 ist BMW Partner. Christina Weiss erklärt den eigenen Nutzen der Partnerschaft. Diese Unterstützung kann den Preis sichtbar machen! Nur durch BMW konnte der Preis an die Öffentlichkeit gebracht und zu einem der wichtigsten Preise für zeitgenössische Kunst werden. Eine opulente Preisverleihung im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart in Berlin, ein Empfang für die internationale Kunstwelt während der Biennale in Venedig, die Short-List Parties im BMW Showroom in Berlin am Kurfürstendamm. Der Showrom am Kurfürstendamm ist inzwischen als bekannte Lokalität etabliert, der Empfang ist stets das Highlights der Eröffnung der Berliner Kunstmesse "Artforum". Auf letzteres sei noch nicht mal der Sponsor gekommen, es war eine Idee des Freundeskreises. Der Sponsor selber möchte nämlich gerne auf Subtilität achten. Eine adäquate Lösung für die Präsentation von Unternehmensprodukten ist anscheinend noch nicht gefunden worden, ständig bäumt man sich bei der provokanten Frage auf, wann das Auto im Museumseingang stehen wird. Aber warum? Am Abend steht kein Wagen im Showroom, aber von der Messe dorthin gibt es den Shuttle. An der BMW Party sollte man sich nicht reiben, auf die Kommunikationsleistung kommt es an. Allein in diesem Artikel kommt schon 20 Mal der Firmenname vor.
 
Die Aktivitäten zielen auf mehr Anerkennung und Schätzung der zeitgenössischen Künstler und deren Kreativleistungen. Christina Weiss erwartet von einem Partner in der Kunst folglich Mut und Lust auf Neues. In der anhaltenden Entwicklungsphase des Preises gibt es ständig neue Ideen, wie beispielsweise eine Erneuerung in der Ausrichtung der Preisvergabe. Es fiel auf, dass zunehmend Video-Arbeiten eingereicht werden. Bei jeder Bewerbung stellte sich die Frage, ist das Film oder Bildende Kunst? Die Veranstalter suchten nach einer Kommunikationsbasis für Video-Kunst, ähnlich dem "forum expanded" der Berlinale. Das Gremium wurde daraufhin erweitert. Bisher bestand die Jury ausschließlich aus Museumsleuten, jetzt wurden mit Mechthild Holter und Burkhard Klaußner zwei prominente Filmleute berufen. Der Preisträgerfilm wird zukünftig im Hamburger Bahnhof gezeigt.
 

Starke Partner

Udo Kittelmann betont die Notwendigkeit von passenden Partnern für spezielle Formate, die sich schon im Ansatz verstehen und das gleiche gesellschaftliche Anliegen verfolgen. Letztendlich kommt es auf eines an: Sie meint es ernst. Nur wenn Kulturorganisationen und Unternehmen gemeinsam Strategien entwickeln, kann Kultursponsoring erfolgreich sein. Kooperation, Innovation und Nachhaltigkeit sind die Eckpfeiler wirksamer Kommunikationsarbeit. Sponsoring funktioniert nicht punktuell, denn daraus kann langfristig nichts wachsen. Kittelmann: "Das ist kein Flirt, inzwischen sind wir etwas reifer."
 
Derzeit fördert die BMW Group mehr als 100 Projekte weltweit und sorgt sich um die Pflege des kulturellen Erbes, beispielsweise mit dem Rahmenprogramm der Ausstellung Die Kunst der Aufklärung in Peking. Es kursieren Gerüchte, dass Berlin eine der drei internationalen Standorte für das "BMW Guggenheim Lab" sein wird, ein mobiles Forschungslabor, in dem Architekten, Künstler, Wissenschaftler und Designer unter dem Motto "Confronting Comfort: The City and You" Ideen für die Stadt der Zukunft entwickeln.
 
Weitere Informationen unter: www.bmwgroup.com/culture
 

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