19.09.2022

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Christoph Hügelmeyer
ist Technischer Direktor und Umweltmanagement-Beauftragter der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH (KBB). Der studierte Theater- und Veranstaltungstechniker hat davor für die Staatsoper Hannover als Bühnenmeister und Leiter der Bühnentechnik gearbeitet. 
Berufsbilder im Kulturbereich

Technische*r Direktor*in und Umweltbeauftragte*r

Auch wenn Technikwissen dabei eine große Rolle spielt, umfasst der Beruf der Technischen Direktion vor allem manageriale Aufgaben, die von Personalfragen über Sicherheit bis zum Immobilienmanagement reichen. Das trifft insbesondere auf die Tätigkeit von Christoph Hügelmeyer zu. Er verantwortet bei den Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB) vier Institutionen nicht nur hinsichtlich ihrer Technik, sondern auch ihrer Nachhaltigkeit.

Themenreihe Berufsbild

Würden Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
 
Christoph Hügelmeyer: Nach meinem Studium der Theatertechnik und der Veranstaltungstechnik und -management habe ich 5 Jahre an der Staatsoper Hannover als Bühnenmeister und Leiter der Bühnentechnik gearbeitet. Im Juli 2019 bin ich dann als Technischer Direktor und Umweltmanagementbeauftragter zu den Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin gewechselt. Die Zeit in Hannover war für mich in der Art prägend, dass ich die Kulturproduktion von der ersten Idee bis zur schlussendlichen Umsetzung auf der Bühne begleiten konnte. Die Schwierigkeiten der Kommunikation zwischen Künstler*innen, Techniker*innen und der Verwaltung verantwortlich zu moderieren, war dabei ein entscheidender Faktor.
 
Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?
 
CH: Zum einen bin ich Technischer Direktor. In dieser Funktion leite ich alle technischen Abteilungen der KBB GmbH. Dies betrifft die Berliner Festspiele, das Haus der Kulturen der Welt, den Martin-Gropius-Bau und die Berlinale. Ich zeichne mich verantwortlich für das technische Personal und alle Entscheidungen, die damit zusammenhängen, sowie die Steuerung der technischen Budgets. Ich bin verantwortlich für den Erhalt und Betrieb unserer Liegenschaften inkl. der notwendigen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen. Ich bilde die Schnittstelle zur Geschäftsführung und treffe strategische Entscheidungen zur weiteren Entwicklung meiner Abteilung. Zuletzt ist die Arbeitssicherheit ein wichtiger Faktor der täglichen Arbeit, der sich vom Brandschutz bis zur Verkehrssicherheit erstreckt.
 
Neben der Rolle als Technischer Direktor fungiere ich als Umweltmanagementbeauftragter nach EMAS (Eco Management and Audit Scheme der Europäischen Union). In dieser Rolle bin ich für die Fortführung und Funktionsfähigkeit unseres Umweltmanangementsystems EMAS verantwortlich. Ich leite die Umweltteamsitzung, koordiniere Ziele und Maßnahmen, bereite die notwendigen Audits vor und nach und überwache die gesamte Datenerfassung. Zudem entwickle ich das System weiter, z.B. hinsichtlich einer möglichen Klimaneutralitätsstrategie.
 
Die Arbeit mit dem Team und den einzelnen Kolleg*innen bereitet mir genauso Freude wie die Möglichkeit, verantwortlich für drei denkmalgeschützte Liegenschaften zu sein. Der ganze Umweltbereich ist ein Herzensthema. Die Chance zu haben, durch die Größe des Unternehmens wirklich eine umweltfreundliche Veränderung in Gang zu setzen, bereitet große Freude.
 
Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihnen bei Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen?
 
CH: Am meisten geholfen hat sicherlich der generalisierende Aspekt des Studiums. Durch die weiten Aufgabenfelder des Berufsbildes war es vor allem wichtig, zu lernen, einen Überblick zu behalten und sich in einigen Situationen in die Vogelperspektive begeben zu können.
 
Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?
 
CH: Gefehlt hat vor allem der Bereich der Personalführung bzw. der Entwicklung als Führungskraft. Diese Kompetenzen habe ich dann in Seminaren neben dem Beruf gesammelt und versuche, sie permanent weiterzuentwickeln.
 
Wie hat sich Ihr Berufsbild in den letzten Jahren verändert? Und wie wird es sich voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln?
 
Die Arbeit des Technischen Direktors war vermutlich schon immer sehr verwaltungsbezogen. Es lässt sich jedoch eine weiter zunehmende Bürokratisierung wahrnehmen. Steigende Dokumentationspflichten, notwendige Verschriftlichungen und Nachweise nehmen einen immer größeren Raum der täglichen Arbeit ein. Dies betrifft auch die Arbeit meiner Mitarbeitenden. Hier verändert sich meine Aufgabe dahin, diese zusätzliche Arbeitslast zu steuern und vor allem notwendige Veränderungen zu moderieren und erläutern. 
 
Durch die Corona-Pandemie hat auch die Veranstaltungstechnik einen enormen Digitalisierungsschub erfahren. Dieser Weg wird nun konsequent weitergegangen und hat ebenfalls signifikante Auswirkungen auf die Zusammensetzung technischer Teams in der Zukunft. Zudem wird in Kombination meiner beiden Rollen das Thema der Nachhaltigkeit in den nächsten Jahren eine immer weiter wachsende Bedeutung erhalten. Ressourcenverbrauch und Energieeinsparungen spielen angesichts der aktuellen Lage schon eine große Rolle - dies wird meiner Ansicht nach weiter zunehmen, nicht nur durch die aktuelle Verknappung, sondern auch durch die Forderung der Zuschauer*innen, als Kulturbetrieb Vorreiter zu sein.
 
Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen Kulturmanager*innen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
 
CH: Natürlich gibt es Situationen in denen Ziele nicht erreicht werden können. Umso ambitionierter man seine Ziele steckt, umso eher kann die Gefahr bestehen, diese Ziele nicht zu erreichen. Ich halte dies jedoch nicht zwangsläufig für eine Niederlage. Wichtig ist es, zu reflektieren, warum das Ziel nicht erreicht wurde und welche Gründe dafür eine Rolle spielten. Kam es zu einem Kompromiss mit anderen Akteur*innen, deren Ansichten ich nicht gänzlich habe wahrnehmen können? Lässt die Situation ein ambitioniertes Ziel, wie ich es mir gesteckt habe, aktuell nicht zu? Aus diesen vielfältigen Gründen gilt es, die richtigen Schlüsse zu ziehen, um in der nächsten Situation ein realitätsgetreueres Ziel zu stecken oder meine Taktik zur Zielerreichung anzupassen. 
 
Und als letzten Rat würde ich mitgeben, dass man sich Mitstreiter*innen sucht. Personen, deren Rat man einholen kann, mit denen Szenarien durchgespielt werden können. Viele Aufgaben lassen sich besser gemeinsam lösen.
 

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