31.08.2020

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Kai Pätzke
schloss ein Studium der Informatik ab und studierte anschließend Philosophie und Germanistik. Parallel war er als Online-Fachredakteur tätig. Seit seinem Abschluss arbeitet er für den Verlag Vandenhoeck und Ruprecht (V&R) in Göttingen, zuerst als Volontär, dann als Redakteur und inzwischen als Lektor und Programmplaner für Geschichte und Altertumswissenschaften.
Berufsbilder im Kulturbereich

Programmplanung im Verlag

Auch inhaltsbezogene Berufe im Kulturbereich erfordern heute stets Managementfähigkeiten. Entsprechend ist ein geistes- oder kulturwissenschaftlicher Hintergrund oft nicht ausreichend, um hier Karriere zu machen. Das gilt besonders für die Fachbuchbranche, wie Kai Pätzke für den Bereich Programmplanung in einem Verlag erklärt.

Themenreihe Berufsbild

Würden Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt? 
 
Kai Pätzke: Tatsächlich bin ich seit etwa zehn Jahren beim selben Unternehmen tätig, dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht (V&R) in Göttingen. Zuvor hatte ich ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert. Der Grund dafür war schon damals die Hoffnung, irgendwann in einem Verlag arbeiten zu können. Was genau ich dort machen wollte, war mir zu Beginn des Studiums zwar noch nicht klar, aber im weiteren Verlauf kristallisierte sich der Wunsch heraus, vor allem inhaltlich zu arbeiten. Das Lektorat musste es also sein. Als ich von einem Autor erfuhr, dass bei V&R eine Volontariatsstelle im Lektorat frei geworden war, bewarb ich mich gleich und wurde genommen. 
 
Während meines Studiums hatte ich bereits einige Jahre als Redakteur bei den Internetplattformen Clio Online und H-Soz-Kult für Historiker*innen gearbeitet. Dort bekam ich einerseits einen guten Überblick über die Geschichtswissenschaft in Deutschland und lernte andererseits viele Wissenschaftler*innen persönlich kennen, die gleichzeitig auch Autor*innen waren. Dieser Erfahrungshintergrund hat bei meiner Bewerbung bei V&R eine große Rolle gespielt.
 
Aus dem Volontariat wurde bereits nach einem Jahr eine unbefristete Anstellung. In den folgenden sechs Jahren als Redakteur habe ich sicherlich 150 Bücher von der Abgabe des Manuskripts bis zur Druckfreigabe betreut. Dadurch lernte ich die Abläufe von der Idee bis zum fertigen Buch genau kennen. Meine damalige Chefin hat mich auch in die Planung des Programms mit einbezogen. Dieser Aufgabenbereich interessierte mich und ich konnte mir gut vorstellen, selbst einmal Programm zu machen. 2017 ergab sich dann für mich die Chance, die Programmplanung für Geschichte und Altertumswissenschaften im Haus zu übernehmen. 
 
Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus, was erfüllt Sie dabei mit besonderer Freude? 
 
KP: Ich bin Teil eines Teams von Lektor*innen, die das wissenschaftliche Programm der V&R Verlagsgruppe planen. Ich besuche wissenschaftliche Fachtagungen in diesem Bereich und lerne Wissenschaftler*innen kennen, deren Forschungsarbeiten in unser Programm passen könnten. Häufig treten Wissenschaftler*innen aber auch mit konkreten Projekten an uns heran und wir überlegen dann gemeinsam, ob und wie wir das umsetzen können. Es kommt allerdings auch vor, dass wir uns im Verlag überlegen, welches Thema oder welche Publikationsform wir gerne stärken möchten und wir suchen dann geeignete Autor*innen, zum Beispiel für eine neue Sachbuch- oder Lehrbuchreihe. 
 
Wenn ich nicht gerade auf einer Tagung bin, beginnt ein typischer Arbeitstag von mir häufig damit, dass ich Publikationskonzepte oder Manuskriptangebote lese und beurteile, ob diese für uns in Frage kommen. Wenn es schon konkretere Angaben zum geplanten Projekt gibt, nehme ich die finanzielle Kalkulation vor, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben. Häufig beantworte ich auch Fragen von Autor*innen zu unseren Abläufen oder Verträgen. An bestimmten Tagen in der Woche finden Team-Meetings statt, bei denen wir aktuelle Projekte besprechen, uns über Fachtagungen oder über die Verbesserung von Workflows austauschen. Irgendetwas zu optimieren gibt es ja immer. Zwischendurch, aber vor allem dann, wenn die Verlagsvorschau vorbereitet werden muss, verfasse ich die Werbe-und Covertexte zu den von mir betreuten Büchern, also auch ein bisschen Marketing. 
 
Ein besonderes Highlight meiner Arbeit ist es, wenn ich Autor*innen auf Buchpräsentationen begleite. Das mag ich besonders, weil ich auf diesen Veranstaltungen häufig vom Publikum gespiegelt bekomme, dass sich die Arbeit, die wir in ein Buch gesteckt haben, gelohnt hat. 
 
Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihnen bei Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen? 
 
KP: Der Job im Lektorat macht sich leichter, wenn man strukturiert arbeiten und vorausdenkend planen kann. Beides habe ich im Studium gelernt. Da ich es bei meiner Arbeit quasi täglich mit Deadlines zu tun habe und viele Projekte gleichzeitig im Blick behalten muss, ist es für mich wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren, priorisieren und organisieren zu können - genau wie beim Lernen für die Abschlussklausuren. Außerdem hilft mir mein geisteswissenschaftliches Studium natürlich dabei, ein geisteswissenschaftliches Verlagsprogramm zu planen. Mit meiner Arbeit nehme ich teil am wissenschaftlichen Diskurs. Ich muss verstanden haben, wie das Fach funktioniert, welche Themen gerade wichtig sind und im besten Falle vorausahnen, welche es in Zukunft werden. 
 
Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?
 
KP: Gefehlt haben mir zu Beginn meiner Verlagszeit vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Wenn ich Buchtitel kalkulieren musste oder in einer Besprechung mit der Geschäftsführung war, in der es um Geschäftszahlen ging, merkte ich schnell, dass ich mehr darüber wissen möchte. Ich habe dann neben dem Beruf eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung an der FernUni Hagen gemacht. Das hat mir geholfen, die Grundlagen zu verstehen. Darauf aufbauend konnte ich mir die für einen Verlag relevanten Kenntnisse in der täglichen Arbeit wesentlich leichter aneignen.
 
Wie hat sich Ihr Berufsbild in den letzten Jahren verändert? Und wie wird es sich voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln? 
 
KP: Den größten Einfluss auf das Berufsbild hatte und hat weiterhin die Digitalisierung. Die meisten größeren Publikationsprojekte, die jetzt begonnen werden, wie zum Beispiel Editionen, Kommentare oder Lexika, erscheinen nicht mehr nur zwischen zwei Buchdeckeln und damit nicht mehr automatisch bei Verlagen. Die Digitalisierung hat auch Entwicklungen wie Open Access, MOOCs oder offenes Peer Review angestoßen und überhaupt erst möglich gemacht. Die Formen des Publizierens haben sich vervielfältigt. Im Lektorat bedeutet das für mich, dass ich mich bei Projekten nicht mehr nur auf die inhaltliche Arbeit konzentriere, sondern mich zusätzlich und teilweise sogar zeitintensiver mit den geeigneten Formen des Publizierens beschäftige. Das geht soweit, dass ich auch an der Entwicklung neuer Formen, wie etwa Lehr- und Lernplattformen, beteiligt bin. Das macht die Arbeit zwar noch spannender und abwechslungsreicher, aber es ist auch eine ziemliche Herausforderung, die neuesten Trends in dem Fach, für das ich zuständig bin, im Blick zu behalten und gleichzeitig mit den Entwicklungen des digitalen Publizierens Schritt zu halten. 
 
Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen Kulturmanager*innen in solchen Situationen mit auf den Weg geben? 
 
KP: Zweifel hatte ich sicherlich hin und wieder, aber grundsätzlich habe ich immer positiv in die Zukunft geblickt. Ich gebe jungen Kulturmanager*innen den Rat, sich zu Beginn ihres Berufslebens auszuprobieren, keine Scheu davor zu haben, auch mal neue Wege zu gehen und rauszufinden, was sie können und mögen. Ebenfalls wichtig fand ich es zu Beginn meiner Verlagslaufbahn, andere Leute aus der Branche kennenzulernen und mich mit ihnen zu vernetzen. Der Verein der "Jungen Verlagsmenschen" ermöglicht genau das. Bei den Veranstaltungen lernt man viel über die Arbeit in Verlagen, bekommt berufliche Perspektiven aufgezeigt und trifft nette Kolleg*innen. Auch die Buchmessen in Leipzig, aber besonders die in Frankfurt sind eine gute Möglichkeit, um zu sehen, welche vielfältigen Möglichkeiten die Verlagsbranche bietet. 

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