12.10.2008

Autor*in

Gudrun Euler
Gudrun Euler ist studierte Musikerin mit pädagogischem und künstlerischem Hintergrund sowie Kulturmanagerin mit langjähriger, auch internationaler Erfahrung in Führungspositionen im Konzert- und Orchestermanagement. Sie ist als Mediatorin, Beraterin und Coach für Unternehmensentwicklung und Dozentin im Kultur- und Medienmanagement tätig. In ihrer Dissertation bringt sie zwei noch junge Forschungsfelder zusammen, das Kultur- und das Konfliktmanagement.
Best Practice

100 Jahre Tradition und Engagement - Corporate Cultural Responsibility am Beispiel der Bayer AG

Unglaublich, aber wahr: Bereits auf eine 100-jährige Tradition blickte die Bayer AG im Jahr 2007 mit ihrer unternehmenseigenen Kulturabteilung zurück. Außerdem jährte sich der 100. Geburtstag des "Erholungshauses" am 13. September 2008.
Die Entwicklung ist faszinierend: Mit einem anspruchsvollen Programm werden heute die verschiedenen Facetten in den Sparten Musik, Theater, Tanz und Bildende Kunst abgedeckt. Das Spielzeitprogramm umfasst rund 120 Veranstaltungen an den verschiedenen Standorten des Konzerns, die in jeder Saison von rund 50.000 Besuchern wahrgenommen werden. Veranstaltungen finden an allen NRW-Standorten statt: an der Hauptspielstätte im Erholungshaus in Leverkusen sowie im Forum, in der Historischen Stadthalle in Wuppertal, im Rittersaal auf Burg Linn (Krefeld), in der Basilika in Knechtsteden und dem Kreismuseum in Zons (beide Dormagen). Das Unternehmen unterstützt an diesen Standorten außerdem Vereine und Ensembles, in denen die Mitarbeiter selbst künstlerisch aktiv sind. Die Kulturarbeit beschränkt sich nicht auf Deutschland. Bayer-Gesellschaften in aller Welt fördern zahlreiche kulturelle Projekte in ihren Ländern. Heute ist das Erholungshaus eine Spielstätte zwischen Köln und Düsseldorf, die das Kulturprofil der ganzen Region in den vergangenen hundert Jahren mitgeprägt hat. Es ist zugleich ein sichtbares Zeichen für eine kulturelle Verpflichtung, die in ihrer Kontinuität und Nachhaltigkeit in der deutschen Wirtschaftslandschaft einmalig ist.
Das Programm ist in verschiedene Zyklen gegliedert: den Sinfoniekonzertring, Kammermusikring, Klavierzyklus, Kinder- und Familienkonzerte, Ballett- und Tanzring, Schauspielringe, Theater aktuell (zeitgenössische Theaterprojekte), Der besondere Abend (Literatur und Musik), Kindertheater, Bunte Reihe ("leichte Muse"), Kunstausstellungen, Sonntags um 11 (Musik zu den Kunstausstellungseröffnungen), Kommunales Kino (Filme aus Europa), Weltweiter Malwettbewerb (Wie Kinder unsere Welt sehen). Die Liste der im Saisonprogrammheft 2008/09 aufgeführten Orchester, Dirigenten, Kammermusik-Ensembles, Solisten, Sänger, Jazz-, Ballett- und Tanzensembles, Theater, Schauspieler, Autoren bzw. Festredner,Ausstellungen in den Bereichen Kunst und Fotografie, die seit 1907 im Erholungshaus der Bayer AG und an den anderen Spielstätten aufgetreten sind, ist atemberaubend und zeigt eine bewundernswerte Breite der regionalen, nationalen und internationalen Kulturszene.
Unter der Leitung von Dr. Volker Mattern arbeiten - neben weiteren Mitarbeitern des Teams - vier Referatsleiter für die Bereiche Musik, Theater, Tanz und Kunst. Für den reibungslosen technischen Ablauf der Veranstaltungen im Erholungshaus sorgt ein 22-köpfiges Team, das sich bei den rund 150 Veranstaltungen auf die immer weiter steigenden Anforderungen der technischen Abläufe und Vorgaben einstellt und diese Herausforderungen mit großem Erfolg und Einsatz annimmt. Die Kulturabteilung ist in den Konzern der Bayer AG eingegliedert.
Historische Entwicklung
Nach dem Vorbild des Firmengründers Friedrich Krupp (17871826), damals bekanntestes deutsches Unternehmen, legte der spätere Generaldirektor von Bayer, Prof. Dr. Carl Duisberg (1861 1935), bereits Ende des 19. Jahrhunderts das Fundament für die Kulturarbeit. Er sah die Notwendigkeit, unternehmerischen Erfolg nicht nur auf wirtschaftlichem Kapital, sondern auch auf gesellschaftlichem Engagement zu basieren. Der Grundgedanke, seit 1907 Kultur zu einem zentralen Bestandteil des gesellschaftlichen Engagements von Bayer auszudehnen, ist dieser: Kulturelles Erleben fördert Eigenschaften, die im Arbeitsalltag bedeutsam sind Kreativität, Interesse an Neuem und Aufgeschlossenheit gegenüber Fremdem.
Zunächst richtete sich das Engagement an die Mitarbeiter und war breit gefächert. Mit sozialen, sportlichen und kulturellen Einrichtungen wurde bereits um die Jahrhundertwende ein Fundament geschaffen, die Lebensqualität der Mitarbeiter zu verbessern. Entsprechend dem zeittypischen Leitbild einer patriarchalischen Unternehmensführung wurde der Lebensraum der Beschäftigten mit unternehmenseigenen Bildungs-, Sozial- und Kommunikationseinrichtungen ausgestattet. Das Unternehmen begleitete mit seinem sozialen Angebot jeden Einzelnen im wahrsten Sinn des Wortes "von der Wiege bis zur Bahre". Auch die Entwicklung der Stadt und der Infrastruktur in Leverkusen, das aus Wiesdorf hervorging, die Kolonien der Werkswohnungen, eigenes Wöchnerinnenheim und Haushaltsschule, die Werksbibliothek, die Tageszeitungen und Magazine für Mitarbeiter zugänglich machte, der Turn- und Spielverein 1904, heute Bayer 04 und das 1904 von 14 musikbegeisterten Streichern gegründete Werksorchester, die heutigen "Bayer-Philharmoniker", die mit 90 Musikern heute ein voll besetztes Sinfonieorchester darstellen und kultureller Botschafter des Unternehmens im In- und Ausland sind, sind Beispiele für das soziale und kulturelle Engagement.
Die Kulturabteilung
In den 100 Jahren wurde die Kulturabteilung, die zunächst "Abteilung für Bildungswesen" hieß, von fünf unterschiedlichen Persönlichkeiten geleitet: 1907 wurde Dr. Hugo Caspari, der bereits für die Werkbibliothek zuständig war, zum Leiter ernannt. Ihm folgten Dr. Ferdinand Gerhard (Intendant 1934 bis 1942), Dr. Erna Kroen (1946 bis 1972), Dr. Franz Willnauer (1973 bis 1986) und Nikolas Kerkenrath (1986 bis 2008). Nach 22 Jahren sehr erfolgreicher Arbeit für die Kulturarbeit der Bayer AG ging Nikolas Kerkenrath, dessen Schwerpunkt im Deutsch - Französischen Kulturdialog und in der Kooperation mit Bayer France lag, in den wohlverdienten Ruhestand. Am 01. September 2008 übernahm dann Dr. Volker Mattern die Leitung der Kulturabteilung.
CCR heute - ein wertvoller Beitrag zur Imagebildung des Unternehmens
Die heutige Kulturarbeit von Bayer richtet sich nicht nur an die Mitarbeiter. Ihr Ziel ist es auch, das kulturelle Leben an den Standorten des Unternehmens zu bereichern, in Deutschland wie in anderen Ländern. Diese Philosophie, die Tradition und die Kontinuität dieser Arbeit in den letzten 100 Jahren hat der Bayer AG zu einem überaus positiven Image verholfen und die Entwicklung der Städte und Regionen in einem großen kulturellen und sozialen Spektrum beeinflusst und gestaltet.
Die heutige Unternehmensphilosophie machte Werner Wenning, Vorsitzender des Vorstandes der Bayer AG, in seinem Grußwort zum 100-jährigen Bestehen der Kulturabteilung deutlich: "Es entspricht unserem Verständnis als internationales Unternehmen, dass die lokal-regionale Ausrichtung der Kulturarbeit schon vor Jahren um eine internationale Kooperation mit vielen Bayer-Standorten in der Welt erweitert wurde. Dies bereichert nicht nur das Kulturleben hier, sondern auch die gesellschaftliche Ausstrahlung von Bayer im Ausland. So leistet die Kulturarbeit einen wertvollen Beitrag zur Imagebildung des Unternehmens."
Das Beispiel für Corporate Cultural Resposibility bei der Bayer AG hat sich in den 100 Jahren seit der Gründung der werkseigenen Kulturabteilung zu einem wichtigen kulturellen und sozialen Standortfaktor entwickelt und einen großen Imagegewinn für das Unternehmen erzielt. Ein derartiges Engagement sollte - besonders in Zeiten immer knapperer Budgets der Kommunen - nicht nur erhalten und ausgebaut werden, sondern beispielhaft auch von jungen Unternehmen aufgegriffen werden.

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