23.04.2008

Autor*in

Isabella Urban
IHS-Studie

Der Bundestheater-Konzern und seine Bedeutung

Der Bundestheater-Konzern mit seinen sechs Gesellschaften Bundestheater-Holding GmbH, Burgtheater GmbH, Wiener Staatsoper GmbH, Volksoper Wien GmbH, Theaterservice GmbH und ART FOR ART Kreativwerkstätten GmbH und sieben regelmäßig bespielten Bühnen ist nicht nur der größte Theaterkonzern der Welt und damit nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich ein maßgeblicher Faktor. Das Ausmaß seiner Bedeutung für die Wirtschaftskraft in Wien und Gesamtösterreich untersuchte das Institut für Höhere Studien (IHS) im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien. Danach löst der Betrieb der Bundestheater gesamtökonomische Wirkungen von 432,64 Mio EUR aus.

Wirtschaftliche Effekte


Die Studie untersuchte für jede der Bundestheater-Gesellschaften einzeln sowie für den Konzern als Gesamtheit die fiskalischen, Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte sowie die Kaufkraft für die Saison 2005/06.

Der Bundestheater-Konzern ist Arbeitgeber von 2.500 Mitarbeiter/innen und zieht mit seinen 1.500 Vorstellungen jährlich 1,3 Millionen Besucher/innen an. Der Personalaufwand des Bundestheater-Konzerns beträgt 149 Millionen EUR jährlich, 24 Millionen EUR werden für Investitionen aufgewendet. Weitere 40 Millionen EUR sind Sachausgaben.

Für die Erfüllung des im Bundestheaterorganisationsgesetz festgeschriebenen kulturpolitischen Auftrages und zur Teilfinanzierung der genannten Ausgaben erhält der Bundestheater-Konzern jährlich 133,645 Millionen EUR (ab 2008: 138,645 Millionen EUR). Dieser Basisabgeltung aus öffentlichen Geldern steht ein Rückfluss von 73,8 Millionen EUR an Steuereinnahmen und 57 Millionen EUR an die Sozialversicherung gegenüber in Summe somit fiskalische Effekte von 130,8 Millionen EUR, die direkt wieder an die öffentliche Hand zurückfließen.

Der Wertschöpfungseffekt erfasst die wirtschaftliche Leistung der einzelnen Wirtschaftszweige und ist ein Maß für den Mehrwert, der durch eine wirtschaftliche oder im Falle der Bundestheater durch eine kulturelle Leistung erzielt wird. Insgesamt erreicht der Bundestheater-Konzern eine Wertschöpfung von 304,5 Millionen EUR.

Der Beschäftigungseffekt zeigt auf, wie viele Arbeitsplätze in der Statistik gemessen in Vollzeitäquivalenten, das sind ganzjährig vollzeitbeschäftigte Personen -, bedingt durch den Bundestheater-Konzern entstehen. Neben den im Bundestheater-Konzern beschäftigten Personen werden durch wirtschaftliche Verflechtungen und durch Konsum induzierte weitere Arbeitsplätze geschaffen, die in die Betrachtung einfließen. Der durch die Tätigkeit der Bundestheater bedingte Beschäftigungseffekt kann zu einer Absicherung bestehender Arbeitsplätze oder bei 100%ige Auslastung zu einer Aufstockung der Kapazitäten führen. Der Bundestheater-Konzern schafft durch seine Tätigkeit insgesamt 4.444 Arbeitsplätze. Das bedeutet, dass die Bundestheater neben den bei den Bundestheatern beschäftigten Personen noch weitere rund 1.950 Vollzeitarbeitsplätze in Zuliefererbetrieben oder in Betrieben, in denen Mitarbeiter/innen der Bundestheater Ausgaben tätigen, sichern.

Der Kaufkrafteffekt wird durch die Nettoeinkommen (abzüglich Ersparnisse und Ausgaben im Ausland), die von den Beschäftigten erwirtschaftet und nachfragewirksam werden, ausgelöst. Der durch die Bundestheater induzierte Kaufkrafteffekt liegt bei 79,3 Millionen EUR, dh dieser Betrag wird von den Beschäftigten direkt für Konsumausgaben verwendet.

Der Großteil der wirtschaftlichen Effekte kommt dem Standort der Bundestheater, Wien, zugute.


 
*Die Konzerndaten entsprechen nicht der Summe der Werte der einzelnen Gesellschaften. Die Konzerndaten wurden um die Werte der konzerninternen Leistungen bereinigt.
 

 

Externe Effekte


Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Effekten bewirkt die Tätigkeit der Bundestheater externe Effekte, die über die wirtschaftlichen Effekte hinausgehen, diese zum Teil aber bedingen und verstärkten. So werden durch die kulturellen Leistungen der Bundestheater unter anderem der Imagewert Österreichs und der Landeshauptstadt Wien gesteigert und die Lebensqualität in der Stadt erhöht. Diese Wirkung hat unmittelbaren Einfluss auf den Tourismus, der als ökonomischer Aspekt besondere Beachtung in der Studie des IHS fand.

Reisende wählen die Destination Wien mit einer überwältigenden Mehrheit von 83% wegen des Kunst- und Kulturangebotes. 60% kommen, um Veranstaltungen und Events zu besuchen. 13% bzw 12% der jährlich rund 3,7 Millionen Touristen/innen besuchen zumindest eine Oper/Operette bzw ein Sprechtheater.

Zwischen 30% und 50% der Besucher/innen der Bundestheater sind aufgrund einer Kundenanalyse, die die Bundestheater im Jahr 2005 durchgeführt haben, nicht aus Wien und bis zu 30% sind aus dem Ausland.

Ein Besuch in Wien bringt zahlreiche Folgeausgaben mit sich - für Beherbergung, Verpflegung und sonstige Aktivitäten. Soweit Besucher/innen speziell für eine Aufführung der Bundestheater nach Wien kommen, sind die Bundestheater ursächlich für die genannten Folgeausgaben.

Die durchschnittlichen Tagesausgaben eines Wiener Touristen betragen 148,8 EUR, worin Verpflegung, Unterkunft und Nebenausgaben enthalten sind. Aufgrund der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,5 Tagen eines Touristen in Wien ergibt sich ein Gesamtvolumen an Umsatzeffekten von ca 117 Millionen EUR für die touristischen Kunden der Wiener Staatsoper GmbH, 45 Millionen EUR für touristische Kunden der Volksoper Wien GmbH und 30 Millionen EUR für touristische Kunden der Burgtheater GmbH. In Summe somit 192 Millionen EUR. Aus den Umsatzeffekten des Kulturtourismus resultieren zusammenfassend folgende wirtschaftliche Effekte, wobei diese Effekte sowohl in Österreich als auch im Ausland generiert werden:


 

Branchen-Gewinner


Die Studie untersuchte auch, welche Branchen am meisten von der Tätigkeit der Bundestheater profitierten. Den mit Abstand höchsten Wertschöpfungseffekt weist der Sektor der Kultur-, Sport- und Unterhaltungsdienstleistungen mit 173,2 Millionen EUR auf. Die Sektoren Dienstleistungen des Grundstücks- und Wohnungswesens, Handel, unternehmensbezogene Leistungen, Bauarbeiten und Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen sowie Handelsvermittlungs- und Großhandelsleistungen profitieren mit Wertschöpfungseffekten zwischen 13,4 und 6,79 Millionen EUR noch relativ stark. Alle Sektoren profitieren von Wertschöpfungseffekten von 432,64 Millionen EUR.

Ebenso verteilte sich der Beschäftigungseffekt: Im Sektor Kultur-, Sport- und Unterhaltungsdienstleistungen wird eine Beschäftigungswirkung von 2.504 Vollzeitäquivalenten generiert. In den Sektoren Handel, unternehmensbezogene Leistungen, Bauarbeiten und Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen sowie Handelsvermittlungs- und Großhandelsleistungen wurde ein Beschäftigungseffekt zwischen 141 und 221 Vollzeitäquivalenten erreicht. In allen Sektoren werden 7.107 Vollzeitäquivalente durch Ausgaben des Bundestheater-Konzerns bewirkt.

Im touristischen Bereich profitiert der Sektor Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen mit 76,5 Millionen EUR und 1.687 Vollzeitäquivalenten am meisten. Handel und Wohnungswesen profitieren mit 14 Millionen EUR bzw 10,75 Millionen EUR und bis zu 341 Vollzeitäquivalenten. Alle anderen Branchen profitieren mit weniger als 7 Millionen EUR, jedoch zum Teil mit über 100 Vollzeitäquivalenten.

Nicht untersucht wurde die Auswirkung von Image und Angebot von Kulturinstitutionen auf die Beliebtheit Wiens als Standort zahlreiche Firmenzentralen, insbesondere für Mittel- und Osteuropa, haben ihren Sitz in Wien, ebenso wie die UNO und andere internationale Organisationen. Es wird immer wieder betont, dass das kulturelle Angebot, das dadurch entwickelte Image der Stadt und die Lebensqualität einen maßgeblichen Einfluss auf die Wahl des Sitzes internationaler Unternehmen in Wien haben. Produktionen und Dienstleistungen dieser Unternehmen und Institutionen scheinen in der Studie nicht auf und hätten gewiss das Ergebnis noch weiter ins Positive gekehrt.
 

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