30.10.2011

Autor*in

Marc Baumann
Kommentar

Theater neu erfinden und seine Rolle definieren

Die Veranstaltungsreihe «Im Gespräch: Die Erde» im Theater Winterthur.
Das Theater Winterthur hat 2011 eine neue thematische Reihe ins Leben gerufen: «Im Gespräch: Die Erde». Unter diesem Titel sollen gesellschaftlich relevante Fragen thematisiert und diskutiert werden. So im April mit einer theatralischen Erdölkonferenz und jetzt im September mit der Veranstaltung «Von Wachstum und Grösse», in deren Zentrum ein Vortrag von Prof. Dr. Peter Sloterdijk stand.


Warum soll Peter Sloterdijk, der streitbare deutsche Philosoph gerade im Theater Winterthur über Wachstum referieren? Ist das eine Theaterangelegenheit?


Das Theater steht seit seiner Entstehung in einer besonderen Beziehung zum Publikum und zur Welt. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Theater der Ort, wo wichtige und brennende Themen aufgenommen und kaschiert unter der Oberfläche der Unterhaltung dem Publikum vorgelegt wurden. Einen besonderen Stellenwert erhielt das Theater in absolutistischen Gesellschaften, indem dort verdeckte oder offene Systemkritik geübt wurde und die kritische Bevölkerung unterstützt und zum Widerstand angeregt wurde oft mit dem widersprüchlichen Segen der Diktatoren. Das Theater hatte seine eigene Rolle, die des Hofnarren, der manchmal der Einzige war, der die Dinge ohne grosses Risiko beim Namen nennen durfte. Denn einen Hofnarren nimmt man nicht ernst gleichwohl hören wir ihm zu und vielleicht bringt er uns auf andere Gedanken.


In der Schweiz, in Europa, in unseren offenen Demokratien muss sich das Theater neu erfinden und seine Rolle definieren. Es steht in doppelter Konkurrenz, einerseits zu einer sehr dynamischen Unterhaltungsindustrie und andererseits zu einer ausgeprägten Diskussionskultur zu jedem denkbaren Thema. Es gibt keine Tabus mehr, die gebrochen werden müssen und es gibt keine Kaste, die wenn sie vom Sockel gestossen werden muss nicht schon von aller Öffentlichkeit gebrandmarkt wurde. Aber es gibt heute immer mehr wichtige Fragen, die von den politischen Interessengruppen für ihre eigene Positionierung verwendet werden. Für Stimmenfang, für Geldmittel.


Hier wollen wir im Theater ansetzen und die Narrenkappe erneut aufsetzen. Nicht um mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, sondern um ein Thema so zu beleuchten, dass die Beteiligten selbst darüber nachdenken, ohne dem ewigen hin und her der Ich-schlag-dich-mit-meinen-Argumenten-tot-Diskussionen, zu denen wir freiwillig oder ungewollt eingeladen werden. Wir moderieren Gespräche, in denen Lösungen gesucht werden und einander zugehört wird. Veranstaltungen, in denen junge Menschen mit Visionen zu Wort kommen, ebenso wie grosse Denker. Wir können auf der Bühne die Welt nicht verändern. Aber wir können anregen zum Denken und aufs Denken folgt im besten Falle beherztes Handeln.




Die nächsten Veranstaltungen in der Reihe "Im Gespräch: Die Erde" im Theater Winterthur:
Samstag, 31. März 2012
und Dienstag, 5. Juni 2012 (Internationaler Weltumwelttag) in Zusammenarbeit mit der Organisation Filme für die Erde.

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