10.12.2021
Kultur- und Kreativpiloten 2021 ausgezeichnet

Die kreativsten Ideen des Jahres

Die Bundesregierung hat zum zwölften Mal die 32 innovativsten Ideen und Unternehmer*innen als Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ausgezeichnet. Neben den Bereichen der Kreativwirtschaft sind in diesem Jahr erneut auch einige spannende Ansätze aus der Kulturwirtschaft vertreten.
Die Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten wird einmal im Jahr an Gründer und Gründerteams vergeben, die mit innovativen Geschäftsideen und Unternehmen die Zukunft der Kultur und der Gesellschaft mitgestalten. Gesucht wurden Menschen, die Mut beweisen, Engagement zeigen und sich immer fragen: Was kann ich noch besser machen? Die Auszeichnung ist kein Innovationspreis, sondern legt ihren Fokus auf die Unternehmer*innenpersönlichkeit - denn gerade in dieser herausfordernden Zeit ist es wichtig, der Branche ein Gesicht zu geben und zu zeigen, welche Innovationskraft durch die Vielfalt ihrer Mutmacher*innen, Andersdenker*innen und Wegbereiter*innen hervorgebracht wird. Um die einzige Auszeichnung der Bundesregierung für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft bewarben sich 765 Projekte aus dem gesamten Bundesgebiet. 
 
Die Titelträger*innen profitieren neben der bundesweiten Aufmerksamkeit von einem weitreichenden Expert*innen-Netzwerk der Kultur- und Kreativwirtschaft und erhalten ein individuell zugeschnittenes, einjähriges Mentoring-Programm, das sie in ihrer unternehmerischen Entwicklung unterstützt. 
 
Die Kulturwirtschaftsgewinner 2021
 
OF COLOR (Passau)
 
Der Antirassismusdiskurs in Deutschland ist dynamischer denn je. Trotzdem gibt es noch viel zu tun: Internalisierte Rassismen reflektieren, aufarbeiten und entlernen, die Sicht- und Hörbarkeit marginalisierter Personen erhöhen und Bildungsarbeit vornehmen. All das geht Gründerin Pia Ihedioha nun mit dem Magazin of Color an. Gemeinsam mit ihrem Team kreiert sie einen Safer Space von BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) für BIPoC und ermöglicht ihnen so redaktionelle Repräsentation und möchte zudem auch jene Menschen ansprechen un sensibilisieren, die nicht von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind. Die erste of Color Ausgabe erschien im Mai 2021 unter dem Titel »Wissen ist Macht« und präsentierte Beiträge zu den Themen »Erklär mir mal«, »Culture and Business«, »Poetry«, »All about hair« und »Du kannst alles werden, was du willst«. Neben der zweiten Printausgabe, die für das Frühjahr 2022 geplant ist, soll BIPoC-Stimmen auch über die Online-Kanäle Raum in Form von eigenen Einreichungen ermöglicht und so der Community-Austausch auf der rassismuskritischen Plattform of Color gestärkt werden.
 
THE SHOWMASTERS (Hildesheim)
 
Das deutsche Fernsehen hat es in Anbetracht amerikanischer Streaming-Plattformen ganz schön schwer mitzuhalten. Nahezu täglich erscheinen dort neue Formate, Serien, internationale Superstars. Dabei scheint es in Deutschland nicht an Ideen zu mangeln, ihre Umsetzung gestaltet sich jedoch als zäh. Die frischgebackenen Unternehmer*innen Tim Rosentreter, Zoé-Philine Leduey und Tim Steinheimer greifen mit ihrem großen Team diese Herausforderung beim Schopf und kreieren mit The Showmasters Show-Content für eine breite Öffentlichkeit, der sich, neben seiner unterhaltenden Funktion, auch seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst ist. Das erste große Projekt des Kreativkollektivs, »Let’s Play Showmasters«, ist eine Late-Night-Video-Game-Show mit Live-Musik. Während an der Weiterentwicklung von Remix-Medienformaten gefeilt wird, gibt The Showmasters das eigene Wissen parallel per Workshops, Seminaren und dem neu akquirierten Lehrauftrag der Stiftung Universität Hildesheim weiter. Ein Quotenhit auf allen Kanälen.
 
TRIVIA (Oldenburg)
 
Vom Pasta-Rezept über das Goethe-Zitat bis zur Verschwörungstheorie: Das Internet beinhaltet nahezu das gesamte Wissen der Menschheit. Das Einzige, was manchmal fehlt, ist der interaktive Aspekt. Denn oft geht es trotz ausführlichem YouTube-Tutorial in Küche, Garage oder Garten nicht mehr weiter. Zum Glück haben Nick Koldehoff, und Jonah Schröder mit Triviar hierfür die perfekte Lösung kreiert. Triviar ist eine Plattform, über die persönliche Expertisen einfach und schnell per Kurs und Workshop zugänglich gemacht werden. Egal, ob es um das perfekte Kochrezept, den ersten selbstgebauten Stuhl oder Malerei- und Lettering Workshops geht, die Plattform bietet mit über 1.000 Kursen so einige Themengebiete ab. Triviar ist der ideale Weg für Selbstständige, Künstler*innen und Kreative, die eigenen Fähigkeiten honoriert oder kostenlos zu teilen sowie eine immense Bereicherung für alle Teilnehmenden. Auf diese Weise geht Wissen nicht mehr verloren, sondern erreicht genau die Richtigen.
 
SIRIUS (Berlin)
 
Wir alle können uns seit dem letzten Jahr ein professionelles Skill-Level für Videokonferenz-Tools in den Lebenslauf schreiben. Während hauptsächlich zähe Meetings und mittelmäßige Bildqualität als Erinnerungen an das Quarantäne- Home-Office bleiben, sind die Möglichkeiten der Videotelefonie noch lange nicht ausgeschöpft. Mit SIRIUS hat Sebastian Riegelbauer eine klangoptimierte Videoplattform programmiert, die Musikunterricht auch übers Internet ermöglicht. Dem Betriebswirt mit einem Master in Robotics, Cognition & Intelligence fiel auf, dass die Audiofilter von Zoom, Skype und Co für Sprach-Meetings optimiert sind, jedoch nicht für musikalische Vorhaben. Dank seiner innovativen Software haben sich bereits 10.000 Musiklehrer*innen aus über 30 Ländern auf SIRIUS registriert und das Internet über zwei Millionen Minuten lang auf ihren Instrumenten beglückt. Außerdem bietet SIRIUS neben seinem exzellenten Klang und praktischen Funktionen wie Stimmgerät oder Metronom auch höchste Datensicherheit mit Servern in Deutschland.
 
OUSA COLLECTIVE (Berlin)
 
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - und eine gute Illustration erst recht! Eine gelungene Bildsprache überschreitet sprachliche und kulturelle Grenzen, sie bringt Menschen zusammen. Illustratorin und Designerin Irem Kurt hat mit Illustratorin und Architektin Ana Filipa Maceira auf Basis dieser Überzeugung das OUSA Kollektiv gegründet, ein Ort des kreativen Austauschs mit Bewusstsein für Diskriminierungserfahrungen und soziale Ungerechtigkeit. OUSA Collective macht es sich zur Aufgabe, Workshops zu Themen wie Empowerment, Illustration und Kreativitätstechniken von und für marginalisierte Personen anzubieten und so die intersektionale Community-Arbeit zu stärken. Im Fokus liegt dabei: die eigene Stimme durch künstlerische Kreation hör- und sichtbar zu machen, kritische Gedanken auszudrücken sowie sich in der Gemeinschaft auszutauschen. Statt mit systemkritischen Buzzwörtern befasst sich OUSA Collective täglich mit der dahinter liegenden Realität der Antidiskriminierungsarbeit und führt durch unternehmerischen Aktivismus einen konstruktiven Wandel herbei.
 
MIGRANT MAMA (Berlin)
 
Festivals, Lesungen, Community-Arbeit. Es sind diese drei Schlüsselelemente, die die Gründerinnen Melisa Manrique und Manik Chander in ihrem Unternehmen My Migrant Mama innovativ umsetzen. Als Töchter mit Migrationsgeschichte machen sie es sich zur Aufgabe, das Narrativ von der Migration positiv zu verändern und Menschen den Wert von kultureller Vielfalt nahe zu bringen. Ihr erstes Buch, "Mama Superstar", ist bereits in der vierten Auflage und erzählt die Geschichten großer Vorbilder der "stolzen Migrant Kids". Das Migrant Mama Festival dient als Safer Space sowie als Ort des Zusammenkommens und Feierns ihrer Community. Über eigene Lesungen bietet My Migrant Mama Einblicke in das publizierte Buch und lädt Privatpersonen sowie Mitarbeitende im Bereich Migration und Integration zum Gespräch und Austausch ein. Sogar im Fernsehen kochte Manik Chander bereits für 4 Gäste das Menü "Der Geschmack von Vielfalt". Wenn das kein Grund ist, stolz zu sein!
 
LITERARISCHE DIVERSE VERLAG (Berlin)
 
»Poesie legt den Grundstein für eine Zukunft des Wandels, eine Brücke über unsere Ängste vor dem, was noch nie war«, wird Audre Lorde zur Kraft der Literatur zitiert. Es ist dieselbe Kraft, die Yasemin Altınay mit ihrem Literarische Diverse Verlag seit seiner Gründung 2019 freisetzt. Die Literaturwissenschaftlerin und Verlagskauffrau fördert mit ihrer Arbeit die literarische Gerechtigkeit und Vielfalt des Verlagssystems Deutschlands. Vier Magazine (»Engagement«, »Sprache«, »Widerstand« und »Liebe«) sowie ein Lyrikband sind bereits im Literarische Diverse Verlag erschienen. Bei der Auswahl der Publikationen werden marginalisierte Stimmen bevorzugt. Im Sinne der Selbstermächtigung steht Yasemin Altınay unternehmerisch für die vielseitigen in Worte gefassten Realitäten marginalisierter Personen in einer weißen, cis-dya-heteronormativen Dominanz- und Machtgesellschaft ein und verschafft ihnen Raum, Gehör und Respekt - denn Literatur war und ist der Katalysator des Neuen.
 
KINDERSTARK MAGAZIN (Berlin)
 
Mit Bildung kann nie früh genug begonnen werden. Genau so früh entstehen jedoch auch Stereotype, wenn Lerninhalte nicht diskriminierungssensibel gestaltet und vermittelt werden. Als sich Sarah und Anika Heine unzufrieden in der Landschaft deutscher Kinderliteratur umsahen, beschlossen sie, ein eigenes Magazin ins Leben zu rufen. Mit dem KINDERSTARK MAGAZIN legen die Schauspielerin, Regisseurin und die Kulturwissenschaftlerin einen Fokus auf Diskriminierungssensibilität, Empowerment und eine realitätsgerechte Abbildung von Kindern jenseits der weißen cis-dya-heteronormativen Familie. Das Magazin erklärt Begriffe in Bezug auf Diskriminierung und gesellschaftliche Vielfalt, bietet Kindern ab 7 Jahren individuelle Repräsentation auf seinen Seiten und lässt sie außerdem an den Inhalten mitarbeiten. Die jungen Leser*innen werden in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und lernen, aktiv für andere einzustehen. Ziel ist es, die Vielfalt von Kindern und Erwachsenen in Deutschland darzustellen, mit allen in einen Austausch zu kommen und auf diese Weise Vorurteile und diskriminierende Gewalt abzubauen.
 
MOOENTERTAINMENT (Berlin)
 
Mit der kreativen Selbstständigkeit ist das so eine Sache: Die künstlerische Freiheit ist grandios, das Warten auf Aufträge weniger. So ging es auch dem Team der Schauspieler*innen Leon Stiehl, Monika Oschek, Lena Schmidtke und dem Musiker Johannes Aue, das 2017 das erste umfangreiche Hörspiel unter Leons Hochbett produzierte. MooEntertainment, das self-made und unabhängige Hörspiellabel, war geboren. Nach mittlerweile vier Jahren gemeinsamen Schaffens hat sich das Unternehmen in eine professionelle Produktionsstätte, einen kreativen Workspace und ein Testlabor für innovative Audiokunst entwickelt. Neben der Fertigung eigener Hörspiele und -Bücher kann MooEntertainment zudem live bei der Kreation improvisierter Audiogeschichten auf Festivals angetroffen werden. Die Platzhirschen des deutschen Hörfunks, große Streaming-Anbieter*innen und das öffentlich-rechtliche Radio können sich also warm anziehen. Oder den ein oder anderen Auftrag an MooEntertainment vergeben.
 
LOST FILMS (Berlin)
 
Nicht erst durch Star-Regisseur Jordan Peele ist ein neues Genre des Horrorfilms im Mainstream angekommen: Rassismus als Horror des Alltags. Wie alle Filme besitzen auch Horror-Produktionen die Kraft, unbequeme Themen aufzugreifen, sie zu bearbeiten und die Zuschauer*innen zur Selbstreflexion anzuregen. Genau an dieser Kraft ist das Filmkollektiv Lost Film interessiert, bestehend aus Literatur- und Philosophie-Doktorandin Farah Bouamar und Soziologie-Doktorandin Nabila Bushra. Mit ihren Kurzfilmen arbeiten die beiden gesellschaftliche Missstände intersektional und rassismuskritisch auf. Die Kreation wird durch ihre kultur- und geisteswissenschaftlichen Expertisen geprägt. »I CAN HEAL YOU«, der erste Release von Bouamar und Bushra, wurde im Oktober in Berlin vorgestellt und ist ihr erster Schritt, um mehr Diversität in die deutsche Filmlandschaft zu bringen. Damit wollen sie neue Zugänge für marginalisierte Personen schaffen und entsprechende strukturelle Veränderungen in der gesamten Branche motivieren.
 
Bekanntgabevideo mit allen Gewinner*innen
 
 
 

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