07.02.2022

Themenreihe klimafreundlich

Autor*in

Rosa Müller
hat einen Background in Philosophie und in der Erforschung kultureller Praktiken. Interdisziplinäre Theorieansätze beschäftigen sie auch bei ihrer konzeptionellen Arbeit in HELLERAU, hier ist sie für das Residenzprogramm verantwortlich. Transformative Möglichkeitsräume treiben sie auch beim Thema Kunst und Ökologie mit Hinblick auf das Festival CLAIMING COMMON SPACES IV: Cool Down um.
Saskia Ottis
ist Dramaturgin und künstlerische Produktionsleiterin. Sie studierte Theater-, Film-, und Medienwissenschaft in Wien und Leipzig sowie im Master Dramaturgie an der Theaterakademie Hamburg. Sie war künstlerisches Leitungsmitglied am Berliner Ringtheater und ist Teil einer Community für neues gutes Arbeiten. Seit Anfang 2021 arbeitet sie im Programmteam HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste.
Julia Jakob
studierte Musikwissenschaft und Kulturmanagement in Weimar. Praktische Erfahrungen im Kulturbetrieb sammelte sie bei unterschiedlichen Festivals und in verschiedenen Veranstaltungsbüros sowie als Agentin bei weim|art e. V. Seit 2021 ist sie die Chefredakteurin des Kultur Management Network Magazins und stellvertretende Leiterin der Redaktion.
Nachhaltigkeit in den Freien Darstellenden Künsten

Wo können wir radikal(er) sein?

Nachhaltigkeits-AGs stellen für viele Kultureinrichtungen einen ersten Schritt dar, um sich mit der Klimafreundlichkeit ihres Hauses auseinanderzusetzen. So fing es auch in "HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste" an, wobei Rosa Müller und Saskia Ottis schnell merkten, dass sie mit der AG allein keinen ganzheitlichen Transformationsprozess anstoßen können. Welchen Ansatz sie stattdessen verfolgen, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, erklären sie im Interview mit Julia Jakob.

Themenreihe klimafreundlich

KMN: Liebe Rosa, liebe Saskia, seit wann spielt Nachhaltigkeit in HELLERAU eine Rolle?
Rosa Müller: Ich bin 2018 ans Haus gekommen, als Carena Schlewitt gerade die Intendanz übernommen hat. Meine Aufgabe war es, das internationale Residenzprogramm Stück für Stück aufzubauen. Im Zuge dessen haben wir auch überlegt, wie wir den großen Garten hinter dem Haus als Fläche szenisch nutzen können und welche Themen sich sowohl mit dem "Kulturgarten" als auch mit der Gartenstadt Hellerau verbinden lassen. Davon ausgehend habe ich u.a. Ausstellungen recherchiert und Kontakt mit Künstler*innen aufgenommen, die beispielsweise in den Bereichen Garten und Land Art u.ä. arbeiten. Ebenso habe ich aktiv in den Performing Arts Ausschau danach gehalten, wer sich mit ökologischen Fragen beschäftigt und wie das auf der Bühne verhandelt wird. Viele Aspekte und Beispiele dieser Auseinandersetzung münden 2022 im Festival "CLAIMING COMMON SPACES IV: Cool Down" - eine Festivalreihe vom Bündnis internationaler Produktionshäuser. Die vierte Ausgabe richten HELLERAU und PACT Zollverein gemeinsam aus und wir arbeiten derzeit am Programm.
 
KMN: Auf welche Projekte seid ihr dabei bisher in der Recherche gestoßen? 
R.M.: Einen besonders guten Überblick haben wir schon 2019 mit unserem thematischen Call zur "Artist-in-Garden-Residency: Environment" bekommen und damit auch unsere Recherche beschleunigt. Auf den Call haben sich 170 internationaler Künstler*innen beworben. Beeindruckend war für uns die Vielfalt der Projekte und Ansätze, die deutlich gemacht hat, wie relevant dieser Themenkomplex "Environment” für Künstler*innen ist. 
 
Ein Projekt, das wir zu CLAIMING COMMON SPACES IV eingeladen und koproduziert haben, ist "To see climate change" von den beiden Künstler*innen Romuald Krężel und René Alejandro Huari Mateus. Sie fragen, was sich hinter dem abstrakten Begriff der Klimakrise verbirgt und wie sie das auf der Bühne zeigen können. Was zunächst sehr einfach klingt, wurde von den beiden über einen längeren Zeitraum in einem philosophischen Diskurs fortgesponnen und in künstlerischen Residenzen, z.B. in HELLERAU erprobt, ehe es im Sommer 2021 bei den Treibstoff Theatertagen in Basel Premiere hatte. 
 
KMN: Inwiefern spiegelt sich die Auseinandersetzung mit ökologischer Nachhaltigkeit auf der Bühne auch in euren internen Strukturen wider?  
Saskia Ottis: Grundsätzlich nähern wir uns diesen Themen auf drei verschiedenen Ebenen. Einerseits sind in jeder Abteilung konkrete Maßnahmen und Ziele verankert, die sich wiederum auf die Gesamtstruktur auswirken. Eine zweite wichtige Säule bildet die Zusammenarbeit, also die Frage danach, wie wir miteinander arbeiten und zukünftig arbeiten möchten - sowohl abteilungsübergreifend innerhalb der Organisation, aber natürlich auch mit den Künstler*innen und innerhalb des Bündnisses internationaler Produktionshäuser. Zudem ist in dem Zusammenhang auch die Haltung von jeder/jedem Einzelnen in HELLERAU gefragt: Wie stehe ich persönlich dazu? Was ist der Wert, der darin verkörpert wird? 
 
KMN: Das heißt, ihr geht das Thema abteilungsübergreifend an? Wie kam es dazu?
S.O.: Bevor wir zu diesem abteilungsübergreifenden und ganzheitlichen Ansatz gekommen sind, hatten wir eine AG Nachhaltigkeit. In dieser AG haben wir sehr viel Wissen gebündelt, was prinzipiell ein wünschenswerter Effekt ist. Aber es blieb eben innerhalb der AG und damit bei einzelnen Personen und ist nicht in die Gesamtstruktur gewandert, um dort verstanden und angewendet zu werden. Beispielsweise haben wir festgestellt, dass es wenig Sinn ergibt, wenn wir aus dem Programmteam zu Vorträgen über CO2-Bilanzierung gehen, weil eigentlich die Technikabteilung dieses Wissen für entsprechende Entscheidungen braucht. Insofern widmen sich nun Personen aus den entsprechenden Abteilungen als "Green Delegates" den jeweiligen Fach-Themen, wobei das nicht zwingend die Abteilungsleiter*innen sind. Diese Kolleg*innen verfolgen bestimmte Nachhaltigkeitsziele und sorgen dafür, dass die Maßnahmen eingehalten werden. Sie nehmen Angebote zur Weiterbildung wahr und sorgen für einen Wissenstransfer an die anderen Kolleg*innen der Abteilung. 
 
R.M.: Wir haben damit die Nachhaltigkeitsthemen in die Institutionsstruktur zurückgebunden. In HELLERAU arbeiten die Abteilungen zeitlich versetzt an verschiedenen Projekten. Daher sind wir es gewohnt, mit komplexen Prozessen umzugehen. Als wir die "Unternehmung” Nachhaltigkeit runterbrechen und praktikabel gestalten wollten, hatten wir natürlich auch Momente der Verzweiflung: Um die Fülle der Aufgaben und die Kompetenz zur Bearbeitung zu erfassen, war uns schnell klar, dass wir unsere Kolleg*innen aus den anderen Abteilungen dafür gewinnen müssen, dass aber eine Aktivierung unsererseits nicht ausreicht. Also ging es um die Frage, wie wir eine Struktur entwickeln können, in der sich alle angesprochen fühlen und in der alle miteinander arbeiten können.
 
S.O.: Wir wollten ein Arbeitstool entwickeln mit dem alle weitestgehend selbstorganisiert arbeiten können.
 
KMN: Wer koordiniert die Ziele und Maßnahmen der einzelnen Abteilungen für das gesamte Haus?
R.M.: Mit dem "Team Change" haben wir eine entsprechende Steuerungsgruppe geschaffen, mit der wir auch entscheidungsfähig sind. Zu dieser gehören Saskia und ich, aber auch die Intendatin Carena Schlewitt und der Kaufmännische Direktor Martin Heering sowie Tobias Blasberg, ein Green Delegate der Technik. Das Team Change behält den Prozess im Blick, schaut aber auch auf konkrete Fälle: Was bedeutet es etwa, wenn die Technik etwas verändern will, dafür aber bestimmte Ressourcen anderer Abteilungen binden würde? Wie gehen wir damit um? 
 
Mit diesem abteilungsübergreifenden Prozess geht auch ein Kulturwandel einher und die Frage: Welche Haltung haben wir als Organisation, welche als einzelne Personen? Und wie müssen wir unsere Haltung erweitern damit wir überhaupt ins Arbeiten kommen? Das heißt nicht nur, dass wir ein konkretes Ziel mit entsprechenden Maßnahmen abarbeiten - wie etwa: Bis 2023 wollen wir weniger Printprodukte haben. Sondern es geht auch darum, sich zunächst zu sensibilisieren und zu überlegen: Warum wollen wir das machen? Sprechen ökologische Gründe dafür oder sind es andere? 
 
S.O.: Wir haben dabei auch gemerkt, wie wichtig Resonanzräume innerhalb des gesamten Teams sind und entsprechend innerhalb der Struktur genutzt und erweitert werden sollten. Daher wollen wir zukünftig aus dem Team Change heraus Angebote wie Workshops und andere Inputs schaffen sowie eine Jahresklausur zum Thema Nachhaltigkeit ins Leben rufen. Die Kolleg*innen haben damit eine Anlaufstelle, an die sie sich mit ihren Beobachtungen und Wünschen hinwenden können.
KMN: Wie behaltet ihr dabei den Überblick über alle Aufgaben und ihren entsprechenden Bearbeitungsstatus? 
S.O.: Wir nutzen ein Projektmanagementtool, das ähnlich wie ein Trello-Board funktioniert und mit dem wir alle Aufgaben sowie Ziele und Maßnahmen erfassen. Dazu haben wir verschiedene Labels definiert: Beschaffung, Mobilität, Verbräuche und Müll, aber auch Arbeit und Beschäftigung, Sensibilisierung, kulturelle Bildung und Vermittlung, sowie Programm und Nachhaltigkeit. Nach diesem System werden bestimmte Aufgaben geclustert, die sich die "Green Delegates" als Karten in ihre Abteilung ziehen, priorisieren, terminieren und auch andere zur Mitarbeit einladen können. Dadurch werden Aufgaben und Arbeitsschritte für das ganze Team transparent und alle haben die Möglichkeit, zu partizipieren. Als wir unser Board in einer Teamsitzung erstmals vorgestellt haben, gab es viel positive Resonanz - uns wurde gespiegelt, dass das Tool sehr hilfreich ist, was ein gemeinsames Verständnis für die Sachen angeht, an der wir arbeiten. Denn alle konnten sehen, dass es nicht nur sehr viel zu tun gibt, sondern auch dass es für dieses zunächst abstrakte Vorhaben bereits konkrete Schritte gibt, die wir gehen können und noch viel wichtiger, dass es auch Aufgaben gibt, hinter die wir bereits einen Haken setzen können - das ist uns auch sehr wichtig, das gemeinsame Feiern kleiner Erfolge. Die Anerkennung der gegenseitigen Arbeit. 
 
Vor der Einführung des Digitalen Tools haben wir befürchtet, dass dessen Nutzung selbst eine Hürde sein könnte. Dehalb haben wir uns frühzeitig von weiteren Kolleg*innen Feedback eingeholt, um zu überprüfen, ob die Handhabung für sie funktioniert, und um Verbesserungsvorschläge direkt einbinden zu können. Denn wir wollten uns nichts ausdenken, womit sich die anderen gar nicht zurechtfinden. 
 
Natürlich ersetzt das Tool aber nicht die persönlichen Treffen und die direkte Kommunikation. Über die Arbeit mit dem Tool hinaus haben wir deshalb noch Meetings, in denen wir uns gegenseitig Ergebnisse und Erfolge vorstellen, Verantwortungen klären und Hürden besprechen. 
 
KMN: Was wären für euch die wichtigsten Erfolge? 
R.M.: Ein sehr wichtiger Erfolg ist, zu verstehen, dass Nachhaltigkeit als Haltung bleiben muss. Das muss innerhalb der Strukturen anerkannt werden und im Bewusstsein ankommen. 
 
KMN: Wie wollt ihr das erreichen? 
R.M.: Da stellen wir uns selbst weiterhin viele Fragen: Wie funktioniert Wertewandel in einer Kulturinstitution? Also wie erweitert man eine Haltung? Wie identifiziert man die eigenen Werte, wie kommt man zu gemeinsamen Werten? Da sind wir offen und überlegen selbst sehr viel, wie wir das anstoßen können: Wie können wir die Zusammenarbeit so gestalten, dass wir uns bestmöglich einbringen können - auch für die vielen Künstler*innen, die hier arbeiten und für die wir gute Ansprechpartner*innen sein wollen. Drängende und damit verbundene Fragen sind beispielsweise: Was ist nachhaltiges Produzieren? Was ist klimafreundliches Touring - und wie können wir als Gastspielhaus dennoch zukünftig Internationalität gewährleisten?
 
S.O.: Bei der Frage nach der Haltung spielt natürlich grundlegend ein menschenzentrierter Ansatz eine Rolle, der das Entwicklungspotenzial jedes Einzelnen berücksichtigt sowie konkrete Tools, die agiles und lösungsorientiertes Arbeiten ermöglichen. Wir führen regelmäßig gemeinsame Retrospektiven durch, so dass wir in kleineren Iterationsschleifen sehr schnell herausfinden, was gut lief oder wo wir unsere Arbeit verbessern können. In dieser Reflexion lernen wir gemeinsam. Es gibt zum einen Retrospektiven in den regelmäßigen Teamsitzungen, in denen u.a. vergangene Programmpunkte ausgewertet werden. Aber wir nutzen sie auch nach größeren Festivals oder in der wöchentlichen Sitzung der Programm- und Produktionsabteilung. Eine andere regelmäßige Methode sind kleine Check in-Runden, um fokussiert in einem Treffen anzukommen und sich besser aufeinander zu beziehen und einzulassen. Letztlich hilft all das dabei, sich selbst und andere besser kennenzulernen und gemeinsam eine genauere Haltung zu entsprechenden Themen und den Herausforderungen der Zukunft einzunehmen. 
 
R.M: Dieses kooperative Arbeiten bewährt sich auch in der Zusammenarbeit im Bündnis internationaler Produktionshäuser. Denn auch hier ist immer wieder die Frage, wie wir als Orte mit unterschiedlichen Kontexten, Herangehensweisen und auch unterschiedlichem künstlerischen Profil gemeinsam über etwas nachdenken können, was dadurch sogar in sich stärker werden kann, als wenn wir es allein bearbeiten. 
 
KMN: Mit welchen konkreten Fragen oder Anliegen kommen die Künstler*innen auf euch zu? 
R.M.: Das ist sehr unterschiedlich, da wir sowohl mit lokalen als auch mit internationalen Künstler*innen zusammenarbeiten, die auch strukturell sehr divers aufgestellt sind. Es gibt große Companies, die bei uns gastieren, aber auch einzelne Künstler*innen. Entsprechend unterschiedlich ist das Bewusstsein, mit diesen Themen und auch zukünftigen Anforderungen umzugehen. Und auch hier bemerken wir, dass auch Künstler*innen - ähnlich wie wir - am Beginn dieses Prozesses stehen.
 
Bei "Cool Down" gehen wir als veranstaltende Institutionen auf die Künstler*innen zu und fragen zunächst: Wie tourt ihr? Seid ihr zu dem Zeitpunkt in Europa? Was möchtet ihr in eurer Produktion machen? Habt ihr euch schon über die Materialien Gedanken gemacht, mit denen ihr arbeiten werdet? Hier ist uns wichtig, eine Offenheit und ehrliches Interesse zu signalisieren. Das ist auch für uns hilfreich, da wir selbst noch keine Rider mit entsprechenden Vorgaben haben. Solche Eco-Rider gibt es natürlich schon und einige Companies touren auch bereits damit. Das ist eine hervorragende Grundlage, denn damit können sie den Gastspielorten sagen, wie sie untergebracht werden wollen oder ob sie möchten, dass der Gastspielort die CO2-Kompensationen bezahlt.  
 
Aus solchen Gesprächen möchten wir konkret ableiten, wie wir Touring in Zukunft klimafreundlicher gestalten können. Denn auf unser internationales Programm wollen wir in HELLERAU nicht verzichten. Damit verbunden müssen wir uns noch stärker der Verantwortung bewusstwerden, dass wir das Touring internationaler Künstler*innen mit ihnen und anderen Partnern sinnvoll gestalten. Bestenfalls können wir Aufenthalte von Künstler*innen durch Residenzen verlängern.
 
KMN: Welche Maßnahmen plant ihr, um Nachhaltigkeitsaspekte auch dem Publikum näher zu bringen?
S.O.: Beim Festival "Cool Down" ist der Titel bereits zweideutig zu lesen: Zum einen ist es eine Anspielung auf das 1,5 Grad-Ziel. Aber zum anderen wollen wir gemeinsam mit dem Publikum HELLERAU als Reflexionsort etablieren: durch sensibilisierende Gesprächsformate, aber vor allem auch durch ästhetisch sinnliche Erfahrungsräume, die Künstler*innen mit ihren Arbeiten schaffen.
 
R.M.: Im Sinne einer zukunftsfähigen Institution ist für uns auch das Feedback der Zuschauer*innen wichtig: Was stellen sie sich vor? Welche Kritik und welche Vorschläge haben sie? Welche Entscheidungen würden sie treffen? Darüber wollen wir - ähnlich wie mit den Künstler*innen - ins Gespräch kommen. Denn wir wollen dem Publikum kein Festival vorsetzen, das ihnen erklärt, wie die Welt funktioniert. Aber wir wollen ein künstlerisches Angebot machen, das diesen Themen Raum gibt. 
 
S.O.: Wir haben beispielsweise die Schweizer Gruppe GASTSTUBE° eingeladen, die aktuell in einer Residenz ein "Klimafest" konzipiert - eine Auseinandersetzung damit, wie wir zu diesen Themen ausgelassen zusammenkommen können und uns gegenseitig "Klima-fest" machen können, obwohl es nichts zu feiern gibt. Außerdem haben sie ein dreiteiliges Format entwickelt, das sich "HOME MADE CLIMATE CONFERENCE" nennt. Im ersten Teil stellen sie dem Publikum die Frage, mit welcher Haltung es nach HELLERAU gekommen ist, welche Erwartungen und Ängste die Besucher*innen haben und wo sie jeweils in dem Diskurs rund um die Klimakrise stehen. Diese Beweggründe ernst zu nehmen, die vielfältigen Positionen und damit auch Spannungen in der Gruppe sichtbar und bewusst zu machen, ist ein wichtiger Ansatz, um den Raum für Austausch zu eröffnen. Im zweiten Teil werden wirtschaftliche Hintergründe und Verwicklungen beleuchtet, um anschließend mit dem Publikum im Garten zusammenzukommen und eine andere Form des Miteinanders zu erproben. Neben kleinen Meditationsübungen geht es hier vor allem um die Frage: Wo kann ich in meinem alltäglichen Handeln radikal(er) werden? 
 
R.M.: Diese Frage nach der Radikalität ist das, was mich besonders in dem Prozess umtreibt: Wo können wir ansetzen? Welche Möglichkeiten haben wir, die uns vielleicht nicht sofort bewusst sind?
 
KMN: Was muss sich (kulturpolitisch) noch ändern, damit sowohl ihr in HELLERAU, aber auch andere Einrichtungen Nachhaltigkeit in ihren Strukturen zielführend verankern können?
R.M.: Es ist notwendig, dass die Politik und die Gesellschaft insgesamt tätig werden, dass Gesetze, aber auch Strukturen zur Umsetzung der ehrgeizigen Ziele geschaffen werden. Das Problem ist der Zeitdruck und die Notwendigkeit der Umstrukturierung und Umsetzung von Maßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen. HELLERAU ist in vielen verschiedenen Netzwerken aktiv und überall schlägt auch das Thema Nachhaltigkeit ein: AG-Nachhaltigkeit Bündnis Internationale Produktionshäuser, European Dancehouse Network oder auch bei einer lokalen Vernetzung mit dem Staatsschauspiel Dresden, dem Theater Junge Generation und weiteren Institutionen. Die Frage ist, wie und bei welchen Anliegen sinnvoll kooperiert werden kann. Aktuell ist es in vielen Häusern so, dass der Impuls zu entsprechenden Veränderungen von einzelnen Mitarbeiter*innen ausgeht und damit sehr individuell und unterschiedlich ist. Dabei sind solche Aufgaben zumeist weder im Stellenprofil vorgesehen, noch können sie unkompliziert ergänzt werden, denn die jeweilige Arbeit läuft ja weiter. 
 
S.O.: Kulturelle Orte wie HELLERAU brauchen personelle und finanzielle Ressourcen, um die neuen Aufgaben gesamtheitlich im Team, mit den Künstler*innen, mit dem Publikum und Partnern anzugehen. Zum Beispiel ist die Frage, ob es in Zukunft die Stelle einer Transformationsmanager*in gibt, oder ob Stellenprofile in den einzelnen Bereichen mit neuen Aufgaben versehen werden und aufgrund dieser neuen Profile und Anforderungen auch mehr Personal notwendig eingeplant werden muss. Spezialisierungsangebote und geeignete Weiterbildungen müssen eine zentrale Rolle spielen. Gerade wird viel in Eigenregie geleistet.
 
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