20.10.2022
10. Österreichischer Kreativwirtschaftsbericht

Trotz Dämpfer durch Corona weiter auf Wachstumskurs

Ende September wurde der neue Bericht zur Kreativwirtschaft in Österreich für die Jahre 2019 bis 2021 veröffentlicht. Er zeigt ähnliche Entwicklungen wie in Deutschland und betont das Potenzial der kulturellen Bereiche innerhalb des kreativen Sektors.
Im Jahresvergleich 2018/19 entwickelte sich die Kreativwirtschaft in Österreich besser als in der Gesamtwirtschaft, wobei das hohe Wachstum stark vom größten Sektor Software und Games getragen wurde. Die Anzahl der Kreativunternehmen erhöhte sich um fast 7%, jene der Unternehmen in der Gesamtwirtschaft um knapp 4%. Die Anzahl der Beschäftigten und der Umsatzzuwachs stiegen ebenfalls stärker als in der gesamten österreichischen Wirtschaft. 
 
Trotz der großen Betroffenheit durch die Pandemie generiert die österreichische Kreativwirtschaft damit Wertschöpfung und Beschäftigung weit über den eigenen Bereich hinaus. Wie in Deutschland ist die Branche, zu der in Österreich 11 Prozent aller Unternehmen zählen, ein wichtiger, aber häufig unterschätzter Wirtschaftsfaktor. Hier entstanden 2019 4 Prozent der gesamten wirtschaftlichen Wertschöpfung Österreichs, etwa ebenso viel wie im Tourismus, und mehr als 4 Prozent aller Österreicher*innen waren in der Kreativwirtschaft beschäftigt. Dabei saßen die meisten Kreativwirtschaftsunternehmen in und um die großen Städte des Landes, während in den ländlichen Gebieten - ähnlich wie in Deutschland - deutlich weniger Kreative tätig waren. Hier gibt es also in beiden Ländern noch Ausbaupotenziale, auch für die Attraktivität des ländlichen Raumes.
 
"Die österreichische Wirtschaft hat in der Krise enorm von Kreativleistungen profitiert", so Martin Kocher, österreichischer Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft. Die Kreativwirtschaft des Landes verfügte dabei vor der Krise über eine starke Hebelwirkung von 1,7€ und ist ein wichtiger Innovationstreiber für die gesamte österreichische Wirtschaft, denn für jeden Produktionswert-Euro in der Kreativwirtschaft wurde in der restlichen Wirtschaft ein weiterer Produktionswert von € 0,7 geschaffen. In der österreichischen Gesamtwirtschaft wurden damit durch die Kreativwirtschaft eine Wertschöpfung von rund € 21,2 Mrd. pro Jahr ausgelöst und 95.000 zusätzliche Menschen in Vollzeit beschäftigt.
 
Die österreichische Kreativwirtschaft stellte 2019 mit fast 50.000 Betrieben mehr als jedes zehnte Unternehmen innerhalb der österreichischen Wirtschaft und rund 5 Prozent aller Erwerbstätigen. Nach einem Rückgang von etwa 4 Prozent im ersten Krisenjahr 2020 übertraf die Beschäftigung im Jahr 2021 den Vorkrisenwert von 2019 um etwa 1,7 Prozent. Die Erholung ist vor allem auf die Bereiche Software und Architektur zurückzuführen, die bereits in der Krise ihre Umsätze steigern konnten. Ein Blick auf die Detailzahlen zu den einzelnen österreichischen Kreativwirtschaftsbereichen zeigt zudem, dass in den kulturwirtschaftlichen Bereichen Film und Darstellende Kunst zwar viele Unternehmen tätig sind, diese Bereiche aber nur vergleichsweise wenig Gewinne generieren. Bei der Musikwirtschaft und im Verlagsbereich stimmen Unternehmen und Gewinne überein, liegen bei der Musikwirtschaft jedoch jeweils im niedrigen Bereich.
 
 
Insbesondere die Film- und Musikwirtschaft musste seit Beginn der Corona-Krise tiefgreifende Einbußen hinnehmen. Bereiche wie Design, Fotografie, Übersetzen/ Dolmetschen, Werbung, Radio & TV sowie Verlage befinden sich hingegen auf dem Erholungspfad. Insgesamt ist die Wertschöpfung der österreichischen Kreativwirtschaft während der Pandemie um ca. 6,8 Prozent gesunken. Dabei ist wie in Deutschland und anderen Ländern die Produktivität der Kreativwirtschaftlich um ca. 1,8 Prozent stärker zurückgegangen als die anderer Wirtschaftsbereiche. Es litten auch im zweiten Jahr der Corona-Krise insbesondere jene Betriebe, die vom privaten Konsum abhängig und durch Schließungen und Zutrittsbeschränkungen unmittelbar gefährdet sind: Darstellende Kunst, Museen und Bibliotheken, Filmwirtschaft (inkl. Fotografie) und Musikwirtschaft. In dieser Gruppe bleiben Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung auch 2021 im Durchschnitt um 8 bis 10% hinter den Werten von 2019 zurück.
 
Das Gründungsgeschehen innerhalb der Kreativwirtschaft war in den letzten Jahren sehr heterogen. Neben dem unterschiedlichen Maß an Betroffenheit durch die Corona-Pandemie spielt auch die Branchenstruktur eine Rolle. Die meisten Neugründungen im Jahr 2020 gab es im Bereich Informationstechnologie (inkl. Unternehmensberatung und Buchhaltung), der großteils zur Kreativwirtschaftsbranche Software und Games zählt. Weitere Fachgruppen mit einem Plus bei den Neugründungen sind Werbung und Marktkommunikation, Kunsthandwerke, der Juwelen-, Uhren-, Kunst-, Antiquitäten- und Briefmarkenhandel sowie die Buch- und Medienwirtschaft. Rückgänge waren hingegen bei den Berufsfotograf*innen, in der Film- und Musikwirtschaft, bei den Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetrieben sowie im Papier- und Spielwarenhandel zu beobachten. Die Zahl der Insolvenzen ist im Vergleich zu 2020 weiter zurückgegangen.
 
2023 wird ein neuer Meilenstein in der Innovationspolitik für die österreichische Kreativwirtschaft gesetzt. Neben Amsterdam, Barcelona, Bologna, Helsinki und Kosice wird ein Standort des neuen EIT Culture and Creativity in Wien errichtet. Das CLC (Co-Location Center) soll als kreativer Hotspot einen regionalen Hub für Südosteuropa und den Alpenraum aufbauen und die Österreichische Kreativwirtschaftsstrategie auf einem europäischen Level weiterentwickeln. 
 
Der Österreichische Kreativwirtschaftsbericht wird veröffentlicht von der Kreativwirtschaft Austria mit Unterstützung des Österreichischen Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und der Wirtschaftskammer Österreich.
 
Der Zehnte Österreichische Kreativwirtschaftsbericht ist hier downloadbar.

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