22.07.2008

Autor*in

Svenja Kluckow
Best Practice

Europäischer Interessensverband der Nonprofit-Berater. Ein Porträt von EU Consult

Vom 20. bis 22.06.2008 fand in Rom das Jahrestreffen von EU Consult statt. Dies war Anlass für Svenja Kluckow und James Abruzzo, zwei Korrespondenten für Kulturmanagement Network, sich vor Ort einmal umzusehen und dieses Netzwerk näher kennen zu lernen.
EU Consult ist der Europäische Interessensverband der Not-for-Profit-Berater und die umgangssprachliche Kurzform für The European Association of Consultants to and about Not-For-Profit Organizations. Mitglieder sind selbstständige Unternehmens- und Organisationsberater, sowie kleine und große Firmen, die Beratungsleistungen für den Non-Profit und NGO Sektor in Europa bieten. Während einige der Firmen international agierende Unternehmen mit Niederlassungen in Europa sind, haben andere ihre Aktivitäten europaweit und inzwischen auch in die USA ausweiten können.

Wie kommen die Verbandsmitglieder zusammen?

Die Mitglieder treffen sich halbjährlich. In diesem Jahr hat die traditionelle Sommerkonferenz in Rom stattgefunden. Die Wahl des Ortes faszinierte alle Teilnehmer. Die private John Cabot Universität stellte ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Gastfreundschaft von Dr. Franco Pavancello, dem Präsidenten der Universität, war großartig. Der Blick vom Dach der Universität in Trastevere am Tiber, dem zurzeit aufregendsten Viertel in Rom, bezauberte alle. Zwischen den Vorträgen im angenehm klimatisierten Tagungssaal wurden auf dem Dach der römischen Villa zu Mittag gegessen und in ausgesuchten Spezialitätenrestaurants die Abende eingeläutet.

Wer sind die Mitglieder?

Die rund 44 Mitglieder des Verbandes kommen aus 13 verschiedenen Europäischen Ländern. Mit rund 40 Teilnehmern waren in Rom auch nahezu alle Mitgliederorganisationen vertreten, was auf die hohe Akzeptanz und anerkannte Wirkungsweise des Verbandes hindeutet. Die Mitgliedsunternehmen agieren nicht allein im Bereich des Kulturmanagements, sondern decken den gesamten Dritten Sektor ab. Beispielsweise ist das Beck Management Center im Sozial- und Caritativen Bereich tätig. Auf der Jahreskonferenz wurden auch sogleich mit Herrn Prof. Augustin von der Universität Lüneburg und Herrn Martin Beck zwei Deutsche Vertreter zu neuen Mitgliedern des Boards gewählt. Ein Gründungsmitglied des Verbandes ist die Maecenata Consulting Berlin/München, vertreten durch Rupert Graf Strachwitz. In der Jahresversammlung machte sich sofort bemerkbar, dass sein enormer Wissensschatz und seine Erfahrung hinsichtlich der Themen Zivilgesellschaft, Bürgerengagement und Non-Profit Organisationen aller Europäischen Länder dem Verband Kopf und Herz gegeben haben müssen.

Mitglieder von EU Consult profitieren vom gegenseitigen Austausch und Wissenstransfer. Auf den Konferenzen werden gemeinsame Erfahrungen und Herausforderungen bearbeitet. Es lassen sich Geschäfte vermitteln und Personalfragen
klären. Viel wichtiger ist aber die Arbeit für allgemeine Standards und die Anerkennung der Branche. Die Mission des Interessensverbandes ist die Etablierung und Unterstützung einer ethisch anerkannten und professionellen Beratungs-Industrie für den stetig wachsenden Non-Profit-Sektor in Europa. EU Consult wirkt hier gewissermaßen als Benchmark und auch als Lobbyist. Grundsätzlich gilt eine Mitgliedschaft wie eine Art Gütesiegel, denn eine Zugehörigkeit zum Verband beweist die Arbeit der jeweiligen Organisation nach EU Consult -Normen.

Wie arbeitet EU Consult?

Beispielsweise wurde in den letzten Jahren eine Entwicklung im Beratungs-Sektor im Bereich des Fundraising beobachtet. Dies wurde bei der jährlichen Mitgliederversammlung sogleich zum Anlass genommen, eindringlich den eigenen Code of Ethics zu diskutieren. Eigentlich sollen alle Organisationen von EU Consult ausgeschlossen werden, die ihren Kunden Leistungen aus dem Bereich des Fundraising allein auf Provisionsbasis oder mit Erfolgsraten abrechnen. Die Diskussion um die Ausschluss-Formel des Codes ist für Kulturmanager auch im Allgemeinen interessant. Denn diese Abrechnungsart ist in der Praxis durchaus gängig und ermöglicht eine gegenseitige Prüfbarkeit der Arbeitsleistungen. Allerdings mag dieser Arbeitsmodus die Dienstleister aber zu unlauteren Maßnahmen anregen, wenn bspw. die Vorbereitung nicht vergütet wird. Die Anerkennung der tatsächlichen Gesamt-Arbeitsleistung fehlt. Eine ideale, also fundierte und strategische Fundraisingarbeit erscheint daher unmöglich, solange vom Kunden keine leistungsunabhängigen Mittel bereitgestellt werden.

Was berichten EU Consult Mitglieder?

Eine thematisch verwandte Firmenpräsentation wurde von dem in London ansässigen EU Consult Mitglied Grenzebach, Glier and Associates gehalten. Die Spezialisten im Hochschul- und Forschungs-Fundraising mit Kunden wie Harvard, Yale, Oxford und Cambridge berichteten u.a. von der größten Herausforderung für ihre internationalen Aktivitäten. Das ist nämlich der sensible Umgang mit den kulturellen Unterschieden in der Gesellschaft der verschiedenen Länder, das sich folglich auf das Spenderverhalten der individuellen Personen auswirkt. Nicht nur ihr "track-record" weist aber darauf hin, dass sie tatsächlich Profis in ihrem Fach sind, von dem die Deutschen sich noch einiges abgucken können.

Was lernen wir vom Gastgeber?

Italien war das Gastgeberland, so erhielten die Teilnehmer durch Vorträge Einblicke in die dortige Non-Profit-Landschaft. Die Liste der Redner umfasste italienische EU Consult Mitglieder und einen Vertreter des italienischen Kultusministeriums, sowohl als auch von Kultur- und Bildungsinstitutionen. Einen besonders interessanten Vortrag gab Dr. Dario Disegni, der Direktor des Kulturbereiches der Stiftung Compagnia San Paolo di Torino, eine der größten Stiftungen Italiens mit einem Stiftungskapital von ca. 148 Millionen Euro im Jahr 2006. Zwei signifikante Punkte wurden klar: In den letzten Jahren gab es eine explosive Entwicklung der Zahl von Non-Profit Organisationen in Italien. Mit diesem enormen Wachstum wird durch das verfügbare finanzielle Kapital sowie durch das Humankapital ein großer Einfluss auf die Zivilgesellschaft ermöglicht. Die größten Stiftungen in Italien sind historisch gewachsenen Bankstiftungen, von denen es ungefähr sechs ähnliche Organisationen im ganzen Land gibt. Aufgrund ihres überdimensional großen Stiftungsvolumens haben sie Einfluss und Macht auf die Gestaltung von Sozialleistungen, die im Grunde eigentlich von Staat übernommen werden könnten. Ist das eine Gefahr oder Hilfe für einen Staat mit äußerst unbeständigen Regierungsverhältnissen?

Es steht außer Frage, dass die Notwendigkeit für Non-Profit-Beratungen in Europa weiter steigen wird und dass der Sektor gut beraten ist, wenn EU Consult seinen Einfluss dementsprechend steigern kann. Die kommende Winterkonferenz findet in Brüssel statt. Auch Nicht-Mitglieder und solche, die es eventuell werden wollen, sind herzlich willkommen. Die Tagung und der Ort versprechen interessante Einblicke in die Welt der Europäischen Union.

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