16.05.2009

Autor*in

Franziska Brägger
Best Practice

Living Cases - Wie Studierende und Non-Profit-Organisationen von Praxismethoden im Fundraising profitieren

Living Cases sind eine optimale Form der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Nonprofit-Organisationen: Reale Aufgabenstellungen aus der Praxis werden Ausbildungsinstitutionen von NPO zur Bearbeitung durch Studierende zur Verfügung gestellt. Es profitieren beide Seiten - die NPO erhalten innovative Lösungen für die Mittelbeschaffung und für Kursteilnehmende an Hochschulen ergeben sich praxisnahe Übungsmöglichkeiten.
Begleitend zum Kursverlauf des Diplomlehrganges Fundraising-Management wird mit realen Fallstudien (sog. Living Cases oder Case Studies) aus Nonprofit-Organisationen der Einsatz der im Kurs erlernten Methoden und Instrumente geübt und für die Entwicklung einer Fundraisingstrategie eingesetzt. Living Cases sind reale von Unternehmen zur Verfügung gestellte Fallstudien, die von Studierenden in Teams bearbeitet werden. Solche Living Cases können entweder von interessierten Partnern (NPO bzw. Verantwortlichen von karitativen, kulturellen oder sozialen Projekten) oder von den Kursteilnehmenden direkt eingebracht werden. Interessierte Institutionen sind jederzeit eingeladen, diese Möglichkeit zu nutzen. Die Aufgabestellungen und Lösungen unterliegen während und auch nach der Bearbeitung der Cases einem strickten Vertraulichkeitsgebot.
Vorgehensweise
Jeweils am Anfang des Semesters werden den Kursteilnehmenden im Rahmen eines sog. Marktplatzes durch die jeweiligen Vertreter der NPO bzw. der Projekte mehrere Cases (= Aufgabenstellungen) präsentiert. In dieser Präsentation, welche eine Dauer von 15 Minuten nicht übersteigen sollte, werden die Institution, das Fundraising-Problem, die Ziele (finanziell, strukturell, etc.) und die Erwartungen an die Studierenden vorgestellt. Selbstverständlich sollte die Präsentation anregend sein, damit die Kursteilnehmenden Lust bekommen, sich mit dem Case zu befassen. Schließlich stehen sich pro Marktplatz bis zu vier oder fünf NPO als Konkurrenten gegenüber; und die Studierenden dürfen sich frei für einen der Cases entscheiden. Nachdem die Teams gebildet sind, treffen sich Team und NPO zur Erstbesprechung. Die Vertreter der NPO müssen sich nun auf viele, vielleicht auch unangenehme Fragen gefasst machen, denn die Studierenden benötigen möglichst genaue Zahlen, Fakten und weiteres Hintergrundwissen, um in einem ersten Schritt eine Situationsanalyse zu erstellen. Der wichtigste Teil einer Analyse ist nicht die Strategie, die vorgeschlagen wird, sondern wie diese Strategie begründet wird und welche Vorschläge zu deren Einführung gemacht werden. Es gibt nie eine beste Lösung eines Falles oder nur eine richtige Antwort. Daher muss der eigene Ansatz ausreichend begründet werden. Die Studierenden habe ein Semester, d.h. drei bis vier Monate Zeit, um den Living Case zu erarbeiten. Am letzten Tag des Semesters werden die Auftraggeber eingeladen, um die Lösungsvorschläge anzuhören und darüber diskutieren zu können. Gleichzeitig liefern die Teams eine schriftliche Dokumentation bei der Kursleitung ab, wovon auch die Auftraggeber ein Exemplar erhalten.

Erfahrungsbericht einer NPO: Die Steiner Schule Berner Oberland
Interview zw. Georg Ninck, ehrenamtlicher Fundraiser Steiner Schule Berner Oberland und Franziska Brägger, ZHAW.

1. Wie kamen Sie dazu, bei der ZHAW eine Case Study einzureichen?
Eine professionelle Fundraiserin, die wir persönlich kannten und die uns bereits beraten hatte, besuchte den Weiterbildungskurs an der ZHAW. Sie machte uns darauf aufmerksam, dass die ZHAW immer mal wieder Institutionen suchen würde für Fallstudien. Aus unserer Sicht konnte es nur ein Gewinn sein, wenn sich Studierende Gedanken zu unserer Schule machen würden.

2. Wie erlebten Sie die Zusammenarbeit mit den Studierenden und der Schule?
Die Zusammenarbeit mit den Studierenden war sehr angenehm. Schon nach wenigen Sätzen wurde klar, dass wir es hier mit Profis zu tun hatten, die sehr schnell die richtigen Fragen stellten und die Situation unserer Schule treffsicher analysierten.

3. Sind für Sie die Lösungsvorschläge der Studierenden nachvollziehbar?
Die Lösungsvorschläge der Studierenden sind sehr wohl nachvollziehbar, waren doch die meisten Ideen auch bereits auf unserem Mist gewachsen. Neu war die Stoßrichtung hin zur Professionalisierung der Mittelbeschaffung. Die kalkulierten Mittel bei einer Professionalisierung relativierten aber auch den zu erwartenden Erfolg für unsere ehrenamtliche Tätigkeit.

4. Gibt es von Ihrer Seite Verbesserungsvorschläge für die Handhabung der Case Study?
Wir waren für zwei Interviews mit den Studierenden an der ZHAW. Diese Zeit - je rund 1,5 Stunden - war ausreichend für den nötigen Informationsaustausch, vor allem, da uns vor dem zweiten Treffen beide Gruppen einen Fragekatalog mit Hand und Fuß zugestellt hatten, und wir so die Fragen fundiert beantworten konnten. Einer Fallstudie dienlich wäre natürlich, wenn sich die Studierenden Zeit nehmen könnten für einen Besuch der Institution vor Ort, um sich ein reales Bild zu machen.

5. Brachten die Ergebnisse der Case Study Sie bwz. die Steiner Schule Oberland weiter?
Ja, natürlich, wir werden im kommenden Monat ein kleines Gutachten durch einen regionalen Fundraising-Berater zur Machbarkeit der Lösungsvorschläge spezifisch für unsere Region und Situation erstellen lassen. Anschließend wollen wir mit den verantwortlichen Personen unserer Schule an einem Workshop gemeinsam mit dem Berater und möglichst je einem/r AutorIn der Case Studies das weitere Vorgehen bestimmen. Aus Sicht unserer Mandatsgruppe Fundraising sollte eine Professionalisierung angestrebt werden. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei den AutorInnen der Case Studies bedanken für die tolle Arbeit, die sie geleistet haben!

Ein Beitrag von Franziska Brägger, ZHAW, Zentrum für Kulturmanagement, Studienleitung Diplomlehrgang Fundraisin- Management

Der berufsbegleitende, einjährige Diplomlehrgang Fundraising-Management wird an der ZHAW seit 2004 jährlich durchgeführt. Der Kurs setzt auf einen Mix aus theoretischen Grundlagen, dem notwendigen Rüstzeug sowie praktischen Aufgabenstellungen (Living Case, Übungen zu Gesprächsführung und Präsentation, Diplomarbeit). Unter den Dozierenden befinden sich Fundraising-Verantwortliche aus größeren NPOs wie der Krebsliga oder Greenpeace) sowie freischaffende Fundraising-BeraterInnen. Die Absolventen des Kurses schließen mit einem Diploma of Advanced Studies ab. ¶

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