11.05.2007

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Autor*in

Isabella Urban
Buchrezension

Teure Kunstform Oper

Autoren: Manfred Jochum, Isolde Schmid-Reiter (Hrsg.), Verlag: Studienverlag, 2006
 
Die Dokumentation des Europäischen Forums Alpbach 2006 zum Thema Teure Kunstform Oper? gibt einen kompakten Überblick über den Status Quo der Regeln der Kunst im Kulturmanagement des Musiktheaters. Das Who is Who der deutschsprachigen Intendanten/innen- und Kulturmanager/Innenszene gab sich ein Stelldichein und räsonierte über die bestmöglichen Führungs-, Finanzierungs-, Organisations- und Programmstrategien.
 
Neu sind die im Untertitel der Publikation versprochenen Strategien und Konzepte freilich nicht. Sie kreisen um die Beschwörung der Solidarität zwischen Wirtschaft und Staat sowie zwischen Theater und Publikum, die Verbesserung der Musik(schul)ausbildung sowohl für angehende Künstler/innen als auch für das heranwachsende Publikum und um die Förderung zeitgenössischer Künstler/innen und des zeitgenössischen Musiktheaters.
 
Die Patentlösung aus der aktuellen - vornehmlich finanziell bedingten und ganz überwiegend durch gekürzte oder zumindest nicht adäquat erhöhte öffentliche Zuschüsse verursachte - Krise des Musiktheaters gibt es nicht. Best and Worst Practice-Beispiele werden zum Besten gegeben. Untaugliche Mittel wie die Kürzung der Bezüge der Dienstnehmer/innen, wie sie in einzelnen deutschen Theatern gehandhabt werden und somit lediglich eine existenziell bedingte Solidarität zwischen Dienstnehmer/innen und Dienstgebern verwirklichen - können den Weg ins 21. Jahrhundert nicht weisen.
 
Oper in ihrer heutigen Form ist eine der personalintensivsten Institutionen überhaupt, was sie teuer macht. Wenn wir gute Oper wollen, brauchen wir gute Leute, die wir auch gut behandeln müssen. Diese einfache wie wichtige Feststellung von Christoph Dammann sollte auch in Zeiten großen Ökonomisierungsdrucks bei Managemententscheidungen berücksichtigt werden, denn in der Oper -wie in jedem Betrieb - arbeiten Menschen, die ihr Bestes geben und verdienen, gut behandelt zu werden.
 
Der allseits geforderte und über weite Teile der Publikation strapazierte - professionelle Einsatz von Managementtools im Musik- und Festivalbetrieb darf mittlerweile als eine Selbstverständlichkeit gelten. Die Einsparungspotenziale sind im Normalfall ausgereizt. Historische Exkurse zeigen, dass die finanziellen Probleme nicht ein Phänomen des 21. Jahrhunderts sind, sondern das Musiktheater seit seinen Frühphasen begleiten und die Oper aus Krisen meist gestärkt hervorgegangen ist.
 
Die titelgebende Frage Teure Kunstform Oper? ist daher nicht Frage sondern Feststellung. Die Frage kann nur lauten: Will man sie sich weiterhin leisten? Dafür sprechen neben humanistischen, bildungsbürgerlichen, historischen und nicht zuletzt künstlerischen Argumenten auch wirtschaftliche, die insbesondere im konkreten Argumentationsstreit zwischen Kultur und Wirtschaft Kraft und Gewicht gewinnen. Auch nicht neu, aber doch immer wieder interessant sind die Berechnungen der Umwegrentabilität von Kulturinstitutionen und Festivals, die insbesondere auch außerhalb der Ballungszentren zu maßgeblichen wirtschaftlichen Effekten führen können. Unter dem Ökonomisierungsdruck kann Kritikern der teuren Kunstform Oper immer noch am besten mit wirtschaftlichen Argumenten begegnet werden.
 

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