29.10.2022
Gewinner ZukunftsGut Preis für institutionelle Kulturvermittlung 2022

Focke-Museum Bremen und Theater Tempus fugit aus Lörrach belegen ersten Platz

Ende September wurde zum dritten Mal der ZukunftsGut-Preis verliehen, Deutschlands erster und höchst dotierter Preis für institutionelle Kulturvermittlung. Preisträger der Kategorie urbaner Raum sind auf dem ersten Platz das Focke-Museum Bremen, auf dem zweiten Platz das Consol Theater Gelsenkirchen und auf dem dritten Platz das Konzerthaus Dortmund. In der Kategorie ländlich-kleinstädtischer Raum wurde das Theater Tempus fugit aus Lörrach ausgezeichnet vor dem Jüdischen Museum Rendsburg und den Eisfelder Sommerkonzerten. Die Preisträger bekommen jeweils 25.000 Euro, 10.000 Euro und 5.000 Euro, um ihre Vermittlungsarbeit strategisch weiterzuentwickeln.
Der ZukunftsGut Preis der Commerzbank-Stiftung zeichnet öffentliche und private gemeinnützige Kulturinstitutionen in Deutschland aus, die Vermittlung als zentrale Kern- und Querschnittsfunktion und gemeinschaftliche Aufgabe für sich erkannt haben und sie im Sinne von verändertem Leadership, Transformation und Öffnung ausfüllen. 
 
In diesem Jahr wurden in den zwei Kategorien urbaner und ländlich-kleinstädtischer Raum neben den sechs Preisträger*innen auch weitere 14 qualitativ hochwertige Shortlist-Einrichtungen mit jeweils 2.000 Euro Fördergeld ausgezeichnet. "Wir waren auch in diesem Jahr begeistert von den 133 Einreichungen, die deutlich machen, wie wichtig die Würdigung und die damit einhergehende Stärkung der Kulturinstitutionen durch diesen Preis ist. Damit setzen wir ein bundesweites Zeichen für die hohe Relevanz der institutionellen Kulturvermittlung", sagt Astrid Kießling-Taşkın, Vorständin der Commerzbank-Stiftung anlässlich der Preisverleihung.
 
Mit den sechs Preisträgern zeigt "ZukunftsGut" hoch relevante Entwicklungen innerhalb der Kulturlandschaft. Neben der für den Preis konstitutiven, strukturell verankerten und strategisch ausgerichteten Kulturvermittlung im eigenen Haus machen die Preisträger 2022 deutlich, wie kulturelle Bildung in Städten, Kommunen und im ländlichen Raum gelingen kann. Im Mittelpunkt steht hier die nachhaltige Zusammenarbeit mit einer diversen Community, die gemeinsam mit diversitätssensiblen Kooperationen mit vielfältigen Einrichtungen einer Stadt oder Nachbarschaft zentral ist, um als Kultureinrichtung sichtbar und relevant zu bleiben.
 
Dabei zeigt das Bewerberfeld, wie viel sich hier in den letzten Jahren im deutschen Kulturbereich getan hat. Birgit Mandel, fachliche Leiterin der Jury: "Auffällig ist, dass die Bewerbungen noch professioneller geworden sind und dass manches, was wir in den Vorjahren als beispielhaft ausgezeichnet haben, inzwischen Standard in vielen Häusern ist, wie dauerhafte Partnerschaften mit Schulen oder partizipative bzw. ko-kreative Projekte. Darum haben wir diesmal noch stärker darauf geachtet, dass Kulturvermittlung von allen Abteilungen einer Institution mitgestaltet wird. Ebenso ist uns wichtig, dass sich die Einrichtungen über Impulse aus kulturvermittelnden Aktivitäten auch selbst in ihrer eigenen Haltung hinterfragen und strukturell verändern. Beispielsweise ihre Programme und Formate neu und vielfältiger ausrichten oder ihr eigenes Team diverser aufstellen, um unterschiedliche Interessen und soziale Hintergründe besser zu repräsentieren. Der Publikumsschwund im Zuge der Pandemie fordert besonders die klassischen öffentlichen Einrichtungen noch stärker heraus, sich sehr aktiv um altes und neues Publikum zu bemühen und dessen veränderte Interessen und Bedürfnisse zu berücksichtigen."
 
Regional wird jeder miteinbezogen
 
Im ländlich-kleinstädtischen Raum setzt das Theater Tempus fugit aus Lörrach in Baden-Württemberg eine große Vielfalt an Theaterformen um, ganz nach dem Prinzip "Theater an vielen Orten". Das Theater bezieht ein diverses Publikum aktiv in den Entstehungsprozess mit ein. Es möchte ein offenes Haus für alle sein. So findet regelmäßig eine Großproduktion mit Grundschulkindern, Geflüchteten, intergenerativen Gruppen und professionellen Schauspieler*innen statt, womit es unterschiedlichste Zielgruppen vor Ort vereint. Dabei geht es auch darum, die vermeintlichen Grenzen zwischen einer sogenannten Hochkultur und kultureller Bildungsarbeit aufzuheben.
 
Das Jüdische Museum Rendsburg in Schleswig-Holstein bietet vielfältige und experimentelle Möglichkeiten zur Teilhabe an. Kontinuierlich finden dialogische Formate statt, die Besucher*innen mit ihrer Geschichte und Meinung Teil der Ausstellung werden lassen.
 
Die Eisfelder Sommerkonzerte in Südthüringen begeistern unter dem Motto "Alte Musik mit neuen Ohren!" das Publikum. Es gibt beispielsweise Konzerte, bei denen Musiker*innen ihr Publikum dort treffen, wo ihr Leben spielt: auf Dorfplätzen, Spielplätzen, bei der freiwilligen Feuerwehr oder in den Dorfkirchen.
 
Der urbane Raum vereint gemeinsam
 
Im urbanen Raum konnte sich das Focke-Museum in Bremen durchsetzen. Es ist ein Ort kultureller und identitätsstiftender Teilhabe, bei dem sich Initiativen, Schulen, Familien und viele mehr aktiv begegnen. Hier geht es neben klassischem kulturellem Erbe vor allem um die (im-)materiellen Spuren, die Menschen im Laufe der Geschichte in der Stadt hinterlassen haben. Das Museum hat sich bewusst und transparent auf den Weg gemacht, sich zu öffnen, um einen inklusiven und relevanten Ort für unterschiedliche Gruppen zu gestalten. Dabei kommt der Vermittlung auch die Rolle des Impulsgebers und Mediators zu.
 
Das Consol Theater auf einem ehemaligen Zechengelände in Gelsenkirchen verbindet künstlerische Experimente mit der Förderung des kreativen Potentials von Amateur*innen, um aktuelle Themen zu verhandeln. Das Theater ist damit ein lebendiger Ort des sozialen Miteinanders von Menschen verschiedener Altersgruppen und Herkünften.
 
Und nicht zuletzt schafft es das Konzerthaus Dortmund, gerade Menschen aktiv einzubinden, die sonst nicht die klassischen Konzerthausbesucher sind. Über zahlreiche Programme, die im eigenen Stadtviertel präsent sind, führt das Haus einen stetigen Dialog mit der Bevölkerung vor Ort. Mit ihrem Konzept der "Community Music" setzen sie dabei auf langfristige Zusammenarbeit mit den Organisationen und Menschen in der Nachbarschaft. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, eine Vertrauensbasis aufzubauen, um Verstetigung zu erzielen.
 
Shortlist
 
Die Fachjury die folgenden 14 Einrichtungen ebenfalls auf die Shortlist aufgenommen (in alph. Reihenfolge) und ausgezeichnet. Jede Einzelne, so die einhellige Meinung der Jurymitglieder, zeigt, wie ein zentral verankerter Bildungsauftrag mit einer zeitgemäßen Vermittlung von kulturellem Erbe verbunden wird.
 
Ländlicher/ kleinstädtischer Raum:
 
  • Ensemble Quillo, Falkenhagen
  • Franziskanermuseum, Villingen-Schwenningen
  • Heimatmuseum Egling
  • Kunstmuseum Marburg
  • Museum Abtei Liesborn
  • Museum Biberach
  • Schlossmuseum Jever
 Urbaner Raum:
 
  • Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt
  • Festspielhaus Baden-Baden
  • Jüdisches Museum Frankfurt
  • LOFFT- Das Theater, Leipzig
  • Niedersächsische Staatstheater Hannover/ Schauspiel
  • Spielzeugmuseum, Nürnberg
  • Zukunftslabor/ Kammerphilharmonie Bremen
 
Die Mitglieder der Jury von "ZukunftsGut" 2022 waren:
 
  • Teresa Darian, Bereich Bildung, Kulturstiftung des Bundes, Halle a. d. Saale
  • Deniz Elbir, Beauftragter für Diversität, Integration und Antirassismus der Stadt Neuss
  • Marc Grandmontagne, Leiter KULTUREXPERTEN Österreich und freier Kulturberater, Wien
  • Puneh Henning, Kuratorin und Kunstvermittlerin, Frankfurt
  • Kerstin Hübner, Leiterin des Fachbereichs Kooperationen und Bildungslandschaften in der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung
  • Astrid Kießling-Taşkın, Vorständin Commerzbank-Stiftung
  • Prof. Dr. Birgit Mandel, Direktorin Institut für Kulturpolitik und Leitung des Bereichs Kulturmanagement und Kulturvermittlung an der Universität Hildesheim
  • David Vuillaume, Geschäftsführer Deutscher Museumsbund
Der Preis "ZukunftsGut" wird unterstützt von der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V.
 

Unterstützungsabos


Mit unseren Unterstützungsabos unterstützen Sie unsere Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – und damit alle unsere kostenfreien Inhalte, also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 15€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 15,00 EUR / 1 Monat(e)*

25€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 25€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 25,00 EUR / 1 Monat(e)*
* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Kommentare (0)
Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Unterstützungsabos

Mit einem Unterstützungsabo unterstützen Sie die kostenfreien Inhalte unserer Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

25€-Unterstützungsabo Redaktion

* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Cookie-Einstellungen
Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig (z.B. für den Stellenmarkt), während andere uns helfen, unsere Angebote (Redaktion, Magazin) zu verbessern und wirtschaftlich zu betreiben. Einige Angebote können nur genutzt werden, wenn Cookies gesetzt wurden.
Sie können die nicht notwendigen Cookies akzeptieren oder per Klick auf die graue Schaltfläche ablehnen. Nähere Hinweise erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ich akzeptiere
nur notwendige Cookies akzeptieren
Impressum/Kontakt | AGB