21.08.2023

Themenreihe klimafreundlich

Autor*in

Sylvia Willkomm
studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Osteuropastudien. Nach dem Studium war sie als freie Dozentin für kunsthistorische Studienreisen, Seminare und Führungen tätig und stieg bei den Freunden der Kunsthalle in Hamburg in die Verbandsarbeit ein. Seit 2013 ist sie beim Deutschen Museumsbund und dort Leiterin der Kommunikation und Stellvertretende Geschäftsführerin. 
Klimaschutz im Museum praktisch angehen

Machen ist wie wollen, nur krasser

Nach einer Tagung ist die Motivation, Dinge anzugehen, häufig sehr hoch. Doch im operativen Alltagsgeschäft verliert sich diese Motivation häufig. Das ist gerade beim Thema Klimaschutz fatal. Deshalb unterstützt der Deutsche Museumsbund die Museen mit praktischen Tipps und Beispielen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsvorhaben.

Themenreihe klimafreundlich

Vom 7. bis 10. Mai 2023 fand die Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes (DMB) unter dem Titel "Ins Handeln kommen. Klimaschutz im Museum" in Osnabrück statt. Mit 850 Teilnehmer*innen vor Ort, 130 online-Teilnehmenden, 71 Referent*innen, 28 Partnern und Unterstützern, 20 Sessions, fünf Auftaktveranstaltungen, zwei Empfängen, einer Preisverleihung und einer Mitgliederversammlung war es bisher die größte DMB-Tagung. An vier Tagen stand das Thema Klimaschutz im Fokus und die Beteiligung bestätigt: Das Thema hätte nicht besser gewählt sein können. Davon zeugen nicht nur die Zahlen, auch die aktive Beteiligung der Teilnehmer*innen im Tagungssaal, die motivierenden Ansprachen, mahnenden Appelle und Diskussionen bestätigen dies. 
 
Die Jahrestagung 2023 hat damit den Ball ins Rollen gebracht, Grundlagen zum Thema Klimaschutz im Museum vermittelt, Praxisbeispiele gezeigt, Zielkonflikte diskutiert und Perspektiven präsentiert. Doch wie geht es nun weiter? Was passiert mit all der Motivation, die während der Tagung so deutlich spürbar war? Bei kaum einer Tagung hatte man den Eindruck, auf so viel Zustimmung zu stoßen. Im Grunde sind sich alle einig: Klimaschutz gehört zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit und die Museen müssen und können einen Beitrag leisten. Doch wie kommen die Museen und der Museumsbund aus dieser Einigkeit einen Schritt weiter in Richtung Handlung? Wie können wir die Kluft zwischen "wollen" und "machen" überwinden? 
 
Erstens: Klimaschutz ist Teamsport 
 
Pünktlich zur Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes wurde der Leitfaden "Klimaschutz im Museum" veröffentlicht. Unter den ersten Tipps für die ökologische Transformation eines Museums steht darin die Empfehlung, von Anfang an alle Mitarbeitenden sowie die Öffentlichkeit einzubinden und Allianzen mit anderen Museen und weiteren externen Partner*innen zu bilden. Das beginnt mit Gesprächen über Ziele und Ideen, die sowohl bottom-up als auch top-down initiiert werden können, und einer transparenten Kommunikation nach innen und nach außen. Was wollen wir als Museum im Bereich Klimaschutz erreichen und wie gehen wir es an? Dafür kann z. B. eine abteilungsübergreifende Arbeitsgruppe gegründet werden, die Maßnahmen auf den Weg bringt, regelmäßig alle Mitarbeiter*innen informiert oder mit gemeinsamen Aktionen ins Handeln bringt. Der persönliche, informelle Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Museen oder anderen Branchen kann zudem wertvolle Praxiseinblicke liefern, neue Perspektiven eröffnen oder Unsicherheiten nehmen. 
 
Um die Öffentlichkeit einzubinden, sind eine öffentliche Positionierung des Museums zum Thema Klimaschutz auf der Website, die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung oder Kooperationen mit Vereinen, Schulen oder Unternehmen in der Nachbarschaft mögliche Maßnahmen. Dabei kann es neben der Betriebsökologie auch um ökologische Bildung gehen, denn als Orte der Bildung und der Begegnung können Museen Wissen vermitteln, Themen historisch verorten, einen Treffpunkt bieten und Inhalte moderieren. Damit tragen sie im Bereich Nachhaltigkeit eine hohe gesellschaftliche Verantwortung und haben zugleich ein großes Potential, notwendige Veränderungen anzustoßen. 
 
Mittels solcher oder ähnlicher Maßnahmen haben sich viele Museen im Bereich Klimaschutz bereits auf den Weg gemacht und können als Vorbilder andere Museen inspirieren, positive Beispiele aufzeigen und eine motivierende Strahlkraft entwickeln. Wir vom Deutschen Museumsbund sehen es daher als zentral an, Wissen zu teilen, und möchte Museen motivieren, als Botschafter zu fungieren. Mit einem speziellen Bereich auf unserer Website bieten wir eine Plattform, auf der wir praktische Arbeitshilfen, Praxisbeispiele, Einblicke in Projekte und aktuelle Diskussionen sowie Veranstaltungen rund um das Thema Klimaschutz im Museum veröffentlichen. Hier reagieren wir auf aktuelle Debatten, stellen neue Förderprogramme vor und beleuchten in Fokusbeiträgen spezifische Themen der Nachhaltigkeit im Museum. Davon versprechen wir uns mehr handlungsorientiertes Wissen im Bereich Klimaschutz in den Museen und eine stärkere Vernetzung innerhalb der Museumslandschaft, denn eine nachhaltige Transformation gelingt nur gemeinsam. 
 
Zweitens: Machen ist krasser als wollen 
 
Seit einigen Jahren prangt in roten Buchstaben "Machen ist wie wollen, nur krasser" an der weißen Grundstücksmauer zum Sitz der Geschäftsstelle des Deutschen Museumsbundes und erinnert das Team des Deutschen Museumsbundes immer wieder daran, dass es nicht ausreicht, dass wir alle - der Verband und die Museen - wollen. Wir müssen auch machen. Und so hat der DMB gemacht. Bestehend aus 70 Museumsfachleuten und Expert*innen, haben wir die größte Arbeitsgruppe koordiniert, die je für die Erstellung eines Leitfadens aktiv war. In einem Jahr haben wir gemeinsam einen handlungsorientierten Leitfaden für den Museumssektor erarbeitet und veröffentlicht. 
 
Der Leitfaden "Klimaschutz im Museum" bündelt wichtige Informationen, gibt handlungsorientierte Tipps für die Praxis und stellt die wesentlichen betriebsökologischen Handlungsfelder im Museum (Energie, Wasser, Materialien, Mobilität, Bauen und Sanieren sowie Klimafolgenanpassung) sowie Instrumente zur strategischen Einführung und Umsetzung von Nachhaltigkeit vor. Er zeigt, dass die Möglichkeiten für Museen, im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit aktiv zu werden, groß sind. Mit ökologischen Mindeststandards für die Museen hält er zudem Maßnahmen bereit, die von allen Museen genutzt werden können. In Form einer Checkliste können konkrete Schritte in den Bereichen "Loslegen", "Organisieren", "Handeln" und "Mobilisieren" umgesetzt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob groß oder klein, welcher Trägerschaft oder welcher Museumsgattung das Haus angehört, für alle Museen werden konkrete Maßnahmen aufgezeigt, die im Bereich Klimaschutz umgesetzt werden können. 
 
Wir sind stolz auf das Ergebnis und zugleich wissen wir, dass es sich bei dem Leitfaden um einen Einstieg handelt. Um die Theorie in die Praxis zu überführen, benötigen die Museen nun konkrete Unterstützung und Angebote. Dafür haben wir ein Workshop-Format erarbeitet, mit dem wir die Inhalte des Leitfadens gemeinsam mit den Museumsämtern und -verbänden der Länder in die Breite tragen werden. Ziel der Workshops ist es, den Museen in den Bundesländern praktische Handlungsanstöße zu geben, sie direkt anzusprechen, Fragen zu klären und sich gegenseitig zu unterstützen. Gerade die lokale Durchführung der Workshops in den Ländern kann die regionale Vernetzung fördern, bei der die großen Museen von den kleinen und die kleinen von den großen lernen und profitieren können. 
 
Beim Thema Umsetzung nimmt der Leitfaden jedoch nicht nur die Museen und ihre Mitarbeiter*innen in die Pflicht, er fordert auch die Träger und die Politik auf, betriebliche Anforderungen finanziell und strukturell zu unterstützen. Zugleich ist ein Argumentarium für Museen gegenüber ihren Trägern. Besonders im Bereich Bauen und Sanieren sind Museen auf die finanzielle Unterstützung seitens der Politik angewiesen. Klimagerechte Investitionen in energetische Gebäudesanierungen, die Förderung neuer Mobilitätskonzepte, der Kreislaufwirtschaft und der Klimafolgenanpassung müssen gezielt gefördert und unterstützt werden. Museen können schnell und effektiv handeln, eine nachhaltige Transformation ist jedoch nur mit politischer Unterstützung zu erreichen. Dafür setzt sich der Deutsche Museumsbund weiter ein und holt Museumsfachleute sowie Vertreter*innen aus Bund, Ländern und Kommunen an einen Tisch, um gemeinsam über Bedarfe, Herausforderungen und Maßnahmen zu sprechen. Hier zeigt sich: Allen ist der Handlungsbedarf bewusst und es besteht der Wille, Hürden abzubauen. Man kann also wirklich von einem Miteinander und einer konstruktiven Diskussion sprechen, die die Umsetzung von Maßnahmen befördert. Und da wären wir wieder beim Stichwort ”Machen”. Denn konkret geht es bei diesen Gesprächen auch um die Erarbeitung eines Zertifizierungsmodells. 
 
Gemeinsam mit der Leitfaden-Arbeitsgruppe wurde der Bedarf nach einem Zertifizierungsmodell identifiziert, das speziell auf die Museen zugeschnitten ist, diesen als prozesshafte Begleitung dienen, sie motivieren und Verbindlichkeit schaffen kann. Zudem soll es zeigen, wie sich die die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit verknüpfen lassen. Dafür möchten wir u. a. die ökologischen Mindeststandards auf Grundlage eines Praxischecks evaluieren sowie den bisherigen Schwerpunkt ”Klimaschutz” breiter fassen. Denn als eine zentrale Erkenntnis des Projekts nehmen wir mit, dass die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit - die ökologische, die soziale und die ökonomische - nicht voneinander zu trennen sind. Die Umsetzung ökologischer Maßnahmen im Museum hängt maßgeblich von sozialen Kriterien wie Personalplanung und Mitarbeiter*innenzufriedenheit sowie von nachhaltiger Finanzierung ab. Zudem sollte sich die Zertifizierung auf den Prozess konzentrieren, in den sich ein Museum im Bereich Nachhaltigkeit begibt. So sollte auch der Start in die Nachhaltigkeit belohnt werden, ganz nach dem Motto: Machen ist krasser als Wollen und sollte auch belohnt werden. 
 
Der Deutsche Museumsbund ist die Interessenvertretung der deutschen Museen und ihrer Mitarbeiter*innen. Er verbindet Menschen, vielfältige Institutionen und relevante Themen rund ums Museum. Über 4.200 Mitglieder und Förderer engagieren sich in dem Verband für eine zukunftsfähige Museumslandschaft. 

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