11.05.2007
Kommentar

Innovation und Nachhaltigkeit

Kulturmanagement im Spannungsfeld von gestern, jetzt und morgen
Wenn es auf die Häufigkeit des mündlichen und textlichen Vorkommens der Begriffe Innovation und Nachhaltigkeit ankäme, wären wir wahrscheinlich nicht nur im postindustriellen Zeitalter, sondern vor allem im innovativsten und nachhaltig prägendsten Zeitabschnitt seit Menschengedenken. Das diese Inflation der Begriffsnutzung durch eine innovative Erfindung (das Internet) beschleunigt wurde, und damit ein dritter Begriff, das NETWORK, gleichauf im Rennen liegt, ist nur eine Anekdote der Geschichte der Innovationen.

Man stelle sich vor, die Pferdedroschkenbesitzer wären durch nachhaltige Penetrierung seitens der Obrigkeiten zur Innovation aufgefordert worden, so hätten wir ein windschnittigeres Kutschendesign und eine aerodynamischere Kutschbockfahrersitzhaltung statt der Weiterentwicklung von Eisenbahn und Automobil. Auf der anderen Seite hat das menschliche Lebewesen, wie kein anderes bisher lebend Nachgewiesene, verstanden, eine relativ große Menge von Teer auf diesen Planeten aufzutragen, um gerade die Innovationen und sich ohne viel Ruckelei von A nach B zu bringen.

Und bisher hat es auch noch kein Mehrzeller derart nachhaltig auf die klimatischen Verhältnisse Einfluss genommen wie die Kuh, die ja nachweislich eine Menge Co2 abgibt und damit unsere Pole abschmilzt. Wahrscheinlich ist es ja unsere Hilflosigkeit angesichts dieser Bedrohungen (abgesehen von ein paar nicht tierischen Fanatikern), eine Menge an sich brauchbarer Worthülsen in massenhaften Umlauf zu bringen.

Und damit kommt die Kultur ins Spiel. Kultur hat ja einen Auftrag und recht bedeutsame Rolle in der Bildung und Festigung unserer abendländlichen Wurzeln. Das erreichen wir gerade mit einer Reihe von Diskussionsveranstaltungen und Festivals. Klingeltonerwerb zur Rettung des Klimas. Neuinterpretationen, Selbstfindung, Migration und Konzerthäuser. Nicht Zuckerguss, nein Substanz, Essenz. Verkündung des neuen Jerusalems. Ein poppiger Torquato Tasso. Kultur durchdringt unser Leben. Das alles im Zeitalter der Einfamilienhäuser und Suppernannies, Superstars, Chatrooms, alter Oper und ordentlichem Handwerk. Das Neue ermöglichen. Aufgabe des Kulturmanagements.

1910 erschein ein Buch des Herausgebers Artur Brehmer mit dem Titel Die Welt in 100 Jahren. In seinem Beitrag entwickelt der Physiker Robert Stoss die Möglichkeiten der drahtlosen Telegrafie. Dann würde schließlich in 100 Jahren, also so gegen 2010, wenn das Ruhrgebiet europäische Kulturhauptstadt sein wird, das drahtlose Jahrhundert sehr vielen...Verbrechen ein Ende machen. Und das alles durch das traditionelle Telefon.... Dieses ist mittlerweile fast schon im Museum. (Und gerade ist das Verbrechen des willkürlichen Gebrauchs von Wörtern in immenser Weise angestiegen.)

Technik hat wohl eine größere Entwicklungsdynamik als etwa die Kulturentwicklung.Und in dem man das Gegenteil laut und in Häufung behauptet, sichert das noch nicht die wirkliche Innovation in der und durch die Kultur. Abgesehen davon, das Innovationen nicht so beliebt sind, wie die Verwendung dieses Wortes. Innovationen haben nachhaltig verändert (Webstühle, Fernsehen, Pille, Scheidungen, etc.) das immer bedeutet hat, das von anderem
losgelassen werden musste (Pferdedroschken, Panoramen, Aderlass, Männer, Frauen, etc.).

Kulturmanagement sorgt dafür, das die Melodie stimmt, ermöglicht effiziente Instrumente und sorgt für effektive Kulturveranstaltungen. Wahrscheinlich strotzen die Anträge an die öffentlichen und privaten Geldgeber nur so von Innovationen, Nachhaltigkeiten und Netzwerken. Was Kulturmanager auf der Rechnung haben sollten sind die Wiederkäuer. Denen stoßen die Innovationen nachhaltig hoch und die mampfen sie dann noch mehrmals durch. Solange bis sie dann ein Brei sind. Und zum Schluss sind´s Fladen und eine Menge Co 2. Haben Sie eine Lösung?

JOHANNES MARIA SCHRIEVERS ist selbständiger Kulturmanager und Unternehmensberater in Bochum. Schwerpunkte sind Beratung und Begleitung von ExistenzgründerInnen und Unternehmen der Kulturwirtschaft. Er ist NRW-Korrespondent mit den Schwerpunkten Existenzgründung und Kulturwirtschaft.

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