15.12.2006

Autor*in

Dirk Schütz
ist Gründer von Kultur Management Network und der Kulturpersonal GmbH. In den Bereichen Führung, Personalmanagement und Organisationsentwicklung arbeitet er als Berater, Coach und Trainer und unterrichtet als Dozent an Kulturmanagement-Studiengängen im deutschsprachigen Raum.
Rückblick Veranstaltung zur Ausbildung im Kulturmanagement 2006

Gewagt, gewonnen, zerronnen?

Rückblick auf eine gemeinsame Veranstaltung vom schweizerischen Berufsverband chcm, Kulturmanagement Network und dem Studienzentrum Kulturmanagement der Uni Basel.
Unter dieser Fragestellung fand am 4.11.2006 in Basel eine gemeinsame Veranstaltung vom schweizerischen Berufsverband chcm, Kulturmanagement Network und dem Studienzentrum Kulturmanagement der Uni Basel statt. Eingeladen waren Studierende, Lehrende, Praktiker und Interessenten aus der ganzen Schweiz und Süddeutschland, um über die Entwicklung dieses Berufsbildes und dessen Anerkennung zu diskutieren. Ca. 80 Teilnehmer konnten neue Erkenntnisse aus den Vorträgen gewinnen, sich mit Problemen des Ausbildungsbereiches und aus der Praxis des Kulturmanagements vertraut machen und direkt mit Kulturmanagern und Vertretern von Ausbildungsstätten ins Gespräch kommen.
 

Derzeitige Situation im Ausbildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt

 
Im Eröffnungsvortrag beleuchteten die Gründer von Kulturmanagement Network, Dirk Heinze und Dirk Schütz, die derzeitige Situation des Ausbildungsbereiches und Arbeitsmarktes in Deutschland und sprachen über die Schwierigkeiten für Kulturmanager, sich auf einem immer enger werdenden Arbeitsmarkt zu behaupten. Die Menge von Studienangeboten hat zur Folge, dass es schon jetzt ein Überangebot an Absolventen bei gleichzeitig schrumpfender Anzahl von Stellen gibt. Dies wird weiter verstärkt durch den Bologna-Prozess und die Umstellung der Studienabschlüsse auf Bachelor und Master, was in den kommenden Jahren den Gründungsboom von Studienangeboten dieses Faches wohl nicht stoppen wird. Gleichzeitig ergeben sich aber immer mehr Möglichkeiten für Kulturmanager, sich als Freiberufler oder Existenzgründer in einem ausweitenden und weiter differenzierenden Kunst- und Kulturmarkt erfolgreich zu etablieren. Viele der derzeitigen Studienangebote reagieren aber noch nicht auf diesen Wandel und bieten nur selten relevante Inhalte für künftige Gründer. Gleichzeitig werden diese in Zukunft gefordert sein, sich strategisch im Ausbildungsmarkt zu positionieren und durch entsprechende Schwerpunkte bzw. Kompetenzen im Sinne einer Unique Selling Position (USP) von anderen Anbietern absetzen müssen. Weiter wurden die Teilnehmer darüber informiert, dass sich der Begriff Kulturmanagement und entsprechende Abschlüsse mehr und mehr in Stellenausschreibungen von Organisationen des Kunst- und Kulturbetriebs wieder finden, somit sich Kulturmanagement als relevanter Abschluss für einen erfolgreichen Eintritt in den Arbeitsmarkt etabliert hat. Dies konnte allerdings nicht von allen Teilnehmern bestätigt werden. Gerade die Zuhörer aus der Schweiz berichteten, mit wie vielen Vorbehalten und Ablehnung sie zu kämpfen haben. Ob dies an dem noch jungen Fach in der Schweiz liegt, konnte nicht endgültig geklärt werden. Gleichzeitig wurde aber klar, dass der Arbeitsmarkt in der Schweiz noch relativ gut und aufnahmefähig für Kulturmanagement-Absolventen ist.
 

Entwicklung des Kulturmanagement-Berufsbildes in der Schweiz

Brigitte Schaffner von der Studienleitung des SKM der Universität Basel sprach über Die Entwicklung des Kulturmanagement- Berufsbildes in der Schweiz und leitete in ihren Ausführungen gut nachvollziehbar her, dass man derzeit noch nicht von einem Berufsbild des Kulturmanagements sprechen kann. Es wurde auch deutlich, dass es bei diesem interdisziplinären Fach auch in Zukunft schwer sein wird, ein klares Berufsbild zu zeichnen.
 
Angela Kreis-Muzzulini, Präsidentin des Schweizer Berufsverbands der Kulturmanager (chcm), berichtete als Abschluss des ersten Tagungsteils von ihren Erfahrungen nach fünf Jahren chcm und beantwortete die von ihr selbst gestellte Frage, ob es einen Berufsverband brauche, eindeutig mit Ja. Sie führte den anwesenden Absolventen und künftigen Kulturmanagern aus, welche Leistungen der Berufsverband bietet, was an Lobbyarbeit geleistet wird und wie man zur weiteren Festigung des Kulturmanagementbegriffs in der Schweizer Kulturlandschaft beiträgt. Vom Publikum wurde allerdings kritisch angemerkt, dass sich bereits zwei Berufsverbände in der Schweiz etabliert hätten und dies bei vielen Kulturmanagern auch zu einem Entscheidungsproblem führen würde, welchem Verband man nun beitreten sollte. (Anm. der Redaktion: Wie Kulturmanagement Network vor kurzem erfuhr, gibt es aber erste Gespräche und eine Annäherung beider Verbände, die zu einem Zusammenschluss führen könnte.)
 
Im zweiten Teil kamen aktive Kulturmanagerinnen und gleichzeitig Korrespondentinnen des Kulturmanagement Network zu Wort und berichteten über ihre persönlichen Erfahrungen während der Ausbildung und beim Eintritt ins Berufsleben. Tanya Wittal-Düerkop, die in Brüssel lebt und arbeitet, beleuchtete in ihrem Vortrag die europäische Dimension.
 

Erfahrungen aus Frankreich

Anna Melissa Handschuh sprach über ihre Erfahrungen als Austauschstudentin in Frankreich sowie über die Besonderheiten des französischen Arbeitsmarktes. Schnell wurde klar, dass es viele Gemeinsamkeiten zu Deutschland gibt, so z.B. dass auch im französischen Arbeitsmarkt vor allem schlecht bezahlte Stellen mit einer leicht absehbaren Überlastung der Mitarbeiter durch das Zusammenlegen mehrerer Stellenprofile auf eine Stelle angeboten werden. Auch die Akzeptanz einer Kulturmanagement-Ausbildung entwickelt sich nur zögerlich, haben doch die Franzosen größere Vorbehalte zu einer Verbindung von Kunst/ Kultur und Wirtschaft. Ist die bilaterale Zusammenarbeit von Deutschland und Frankreich in vielen Einrichtungen und auf politischer Ebene bereits weit fortgeschritten, musste Anna Handschuh konstatieren, dass dies für das Kulturmanagement eher nicht gilt. Hier gibt es kaum Austausch weder in Wissenschaft und Forschung, noch in Lehre und beruflicher Praxis. So forderte sie die Gründung bi- und trilateraler Studienangebote und Masterprogramme. Mit der Deutsch- Französischen Hochschule existiert dazu bereits eine etablierte Einrichtung als strukturelles "Dach". Als dringend notwendig erachtete sie eine gemeinsame, netzwerkartige Lobbyarbeit der europäischen Kulturmanagement- Ausbildungsstätten für eine breite Akzeptanz von Kulturmanagern am Arbeitsmarkt. Eine derartige europäische Lobbyarbeit müsste bei den anstehenden Modernisierungsprozessen im internationalen Kulturbetrieb ihrer Meinung nach zusammen mit wichtigen Multiplikatoren auch aus Bereichen jenseits der Kultur - die Nachfrage nach Kulturmanagern "anregen".
 

Traumjob Kulturmanager?

Dr. Claudia Marion Stemberger aus Wien, die kurzfristig als Referentin einsprang, stellte unter dem Motto "Traumjob Kulturmanager? Ein Pamphlet" ihre Beobachtungen und Erfahrungen des aktuellen Arbeits- und Ausbildungsmarktes Kulturmanagement vor. Nachzulesen ist dieser Beitrag in der Septemberausgabe des Newsletters.
 
Zum Abschluss ging man in eine offene Diskussion mit den Teilnehmern. Wichtigste Schlagworte waren hier Fragen der Bezahlung, die Generation Praktikum, die Familienvereinbarkeit (Tendenz zum Nomadentum unter Kulturmanagern), der Generationswechsel bei den Fach- und Führungskräften sowie die Entbürokratisierung hinsichtlichvon Tarifen. Weitestgehend einig war man sich darüber, das Kulturmanagement weniger eine Berufsbezeichnung, sondern ein Instrumentarium und Ausbildungsfach sei.
 

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