25.11.2019

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Christoph Lange
ist Mitgründer und Chief Product Office von IDAGIO. Er gründete im Alter von 22 Jahren sein erstes Startup Simfy, das zum größten deutschen Wettbewerber Spotifys wurde. Dabei sammelte er Erfahrungen mit Streaming und lernte, worauf es im hart umkämpften Musikmarkt ankommt. Die Idee, einen Streaming Service ausschließlich für klassische Musik zu gründen und die Zukunft der Klassik-Branche zu gestalten, überzeugte ihn vom ersten Tag an. Heute ist IDAGIO das führende Streaming-Angebot für Klassik mit Sitz in Berlin und über 80 Mitarbeiter*innen aus über 30 Ländern. 
Berufsbilder im Kulturbereich

Gründer eines Streaming Start-ups für Klassische Musik

Die Kulturwirtschaft macht innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft nur einen kleinen Teil aus. Das sollte aber niemanden davon abhalten, hier ein Unternehmen zu gründen. Wir haben mit Christoph Lange - Mitgründer des Klassik-Streamingservice IDAGIO - darüber gesprochen, wie man als Technologie-Entrepreneur die Welt der Hochkultur erfolgreich aufmischen kann.

Themenreihe Berufsbild

Lieber Herr Lange, würden Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
 
Zu einer der wichtigsten Stationen zählt ganz klar die Gründung meines ersten Unternehmens, der Musik-Streaming-Service simfy im Jahr 2006, noch während des BWL-Studiums in Mannheim. Musikbegeistert bin ich schon seit meiner Kindheit, das passte also sehr gut. Ich habe dabei auch schnell gemerkt, wie viel Freude mir der Aufbau einer Firma macht. Simfy entwickelte sich zum damals größten Musik-Streaming-Service Deutschlands. Es war eine unglaubliche Lernerfahrung. Natürlich haben wir auch Fehler gemacht, aber sie und das erworbene Wissen aus der ersten Unternehmensgründung helfen mir aber bis heute. Ab 2013 habe ich die Anfänge des Makler-Unternehmens Immoneo (heute Homeday) als Gründer mitbegleitet. Vor sechs Jahren lernte ich dann Till Janczukowicz kennen und wir entwickelten gemeinsam die Idee zu einem Audio-Streaming Service für klassische Musik - so entstand IDAGIO. Wir launchten unseren Service 2015 bei den Salzburger Festspielen und heute sind wir mit mehr als 1,5 Millionen App-Downloads weltweit der führende Streaming-Service für Klassik. 
 
Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus was erfüllt Sie dabei mit besonderer Freude?
 
Als Mitgründer und CPO (Chief Product Officer) verantworte ich die Produkt- und Organisationsentwicklung von IDAGIO und bin für die operative Entwicklung des Unternehmens verantwortlich. Mir persönlich liegt die Team- und Mitarbeiterentwicklung sehr am Herzen, sie ist für mich einer der zentralen Faktoren des Unternehmenserfolgs. Zur Frage nach dem typischen Tag: Es klingt vielleicht etwas klischeehaft, wenn ich sage, dass man als Start-up Gründer praktisch für alles verantwortlich ist und es den typischen Arbeitstag so nicht gibt. Doch gerade das macht es für mich sehr spannend und herausfordernd. Das bedeutet, das zu meinem Arbeitsalltag Administration ebenso gehört wie Marktanalysen, Personalführung - wir haben aktuell bereits über 80 Mitarbeiter*innen -, die Weiterentwicklung unserer Produkte oder Pitches und Präsentationen.
 
Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihnen bei Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen?
 
Neben strukturiertem Denken und Arbeiten und der Fähigkeit, Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, vor allem auch starke und beständige Netzwerke. Sie sind für mich ein wesentlicher Faktor des beruflichen Erfolgs. Ich hatte bereits im Studium an der Uni Mannheim das Glück, ein gutes Netzwerk mit Kommilitonen aufzubauen. Nicht zuletzt habe ich dort Steffen Wicker, meinen Mitgründer bei simfy und Homeday kennengelernt. Viele meiner früheren Mitstudenten sind heute erfolgreiche Unternehmer. trukturiert denken und arbeiten und auch, Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. 
 
Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?
 
Das BWL-Studium war - zumindest zur damaligen Zeit - klar auf eine Karriere als Angestellter in der Wirtschaft ausgerichtet, z.B. in einer Bank oder Unternehmensberatung. Das Ziel, erfolgreiche Unternehmer auszubilden, stand überhaupt nicht im Fokus. Entsprechend gab es auch nur sehr wenige bis keine Kontaktpunkte zu Investoren, Jungunternehmern oder generell zur Start-up Szene, die sich in Deutschland zu dieser Zeit gerade entwickelte. Weil ich aber gründen wollte, hieß das für mich: Learning by doing und selbst aktiv werden. 
 
Wie hat sich Ihr Berufsbild in den letzten Jahren verändert? Und wie wird es sich voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln?
 
Die Digitalisierung trägt ungemein dazu bei, die Gründungsmentalität in Deutschland auch im Kulturbereich zu stärken. Die Zahl junger Menschen, die selbst gründen wollen, ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, was ich großartig finde. Dadurch gibt es zwar mehr Wettbewerb. Gleichzeitig nehmen aber auch das Wissen und die Erfahrung rund um Gründungsthemen und der Austausch zu. Es entstehen immer neue Plattformen und Netzwerke für Gründer, was ich als unglaublich wertvoll empfinde. Auch wenn sich das Umfeld heute schneller verändert und damit auch die Anforderungen steigen, denen man gerecht werden muss: Grundlegende Kompetenzen wie Mut, Unternehmergeist, Durchhaltevermögen, ein starkes Netzwerk und das Talent, andere von Ideen zu überzeugen, haben weiterhin Gültigkeit. 
 
Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
 
Dieses Gefühl hat man als Gründer tatsächlich ständig. Aber gerade das macht es auch so spannend. Zwischen "Das klappt niemals" und "Wir können nur noch gewinnen" liegt manchmal nur ein Tag. Durchhaltevermögen und der Glaube an sich selbst, an das Team und natürlich an die Idee sind für mich die wichtigsten Eigenschaften. Erfolgreich sind meistens diejenigen Unternehmer, die auch in schwierigen Situationen nicht aufgeben, sondern weitermachen. Für mich ist das eine Haltung. 
 

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