06.10.2023

Themenreihe Karriere

Autor*in

Kristin Oswald
leitet die Online-Redaktion von Kultur Management Network. Sie studierte Geschichte und Archäologie in Jena und Rom sowie Social Media-Marketing in Berlin. Sie ist freiberuflich in der Wissenschaftskommunikation und im Museumsmarketing mit Schwerpunkt online tätig.
Dirk Schütz
ist Gründer von Kultur Management Network und der Kulturpersonal GmbH. In den Bereichen Führung, Personalmanagement und Organisationsentwicklung arbeitet er als Berater, Coach und Trainer und unterrichtet als Dozent an Kulturmanagement-Studiengängen im deutschsprachigen Raum.
Bewerben mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz

KI kann Persönlichkeit nicht simulieren

Lebenslauf, Anschreiben, Vorstellungsgespräch - bei allen Phasen des Bewerbungsprozesses können Tools wie ChatGPT helfen. Für unseren Leitfaden "Erfolgreich bewerben" haben wir zusammengetragen, was Sie dafür wissen müssen.

Themenreihe Karriere

In den letzten Monaten haben sich die Anwendungsmöglichkeiten sogenannter generativer Künstlicher Intelligenz (KI) deutlich erweitert. Sie sind nun auch fast allen Menschen zugänglich und für zahlreiche Einsatzgebiete anwendbar, auch für Bewerbungsprozesse. Dabei ist jedoch zu beachten, dass generative KIs wie die Text-KI ChatGPT mittels Anweisungen - sogenannten Prompts - zwar in der Lage sind, Texte an stilistische und inhaltliche Vorgaben anzupassen. Der Zuschnitt auf sehr spezifische Bereiche und Zielgruppen, beispielsweise Personalmanager*innen in einer öffentlichen Kultureinrichtung, funktioniert aber nur bedingt, da den KIs hierfür häufig nicht genug Trainingsdaten zur Verfügung stehen. Eine Nachbearbeitung ist also in jedem Fall angeraten. Eine Künstliche Intelligenz kann demnach als Werkzeug dienen, um den Prozess der Bewerbungserstellung zu unterstützen, aber letztendlich liegt es an Ihnen, Ihre individuellen Fähigkeiten und Erfahrungen angemessen darzustellen.
 
Basiswissen Künstliche Intelligenz 
 
Eine generative Künstliche Intelligenz (KI) ist ein System oder Modell, das anhand von Trainingsdaten neue Inhalte generiert in den Bereichen Text, Bild oder auch Musik. Für Bewerbungsprozesse besonders hilfreich sind sogenannte Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT, die auf die Verarbeitung von Texten spezialisiert sind.
 
Prompts sind Anweisungen oder Fragen, die verwendet werden, um den Erstellungsprozess einer generativen KI zu initiieren oder zu steuern. Um Ergebnisse zu erhalten, die Ihren Erwartungen und Bedürfnissen entsprechen, müssen Sie die Anweisungen oder Fragen klar und präzise formulieren, damit die KI Ihre Absichten versteht. Zusätzlich zu der Anweisung selbst sind Erklärungen zum Kontext notwendig. Für das Schreiben einer Bewerbung sind das etwa Informationen zum Arbeitgeber, zum eigenen Background oder zum Stil, aber auch zur Länge des Textes, um der KI eine klare Vorstellung von dem gewünschten Ergebnis zu geben. Je genauer Sie Ihre Anforderungen beschreiben, desto besser kann die Künstliche Intelligenz darauf eingehen. Nach dem Erstellen des ersten Textentwurfs durch die KI kann dieser durch weitere Prompts zur Überarbeitung oder durch Rückfragen zu Details verbessert werden. 
 
Einsatzmöglichkeiten für das Erstellen eines Lebenslaufes
 
Beim Erstellen eines Lebenslaufes kann eine Künstliche Intelligenz wie ChatGPT, auch in der kostenfreien Variante, Ihnen auf verschiedene Weise helfen. Auf Basis von Informationen zu Ihrem Werdegang, Ihren Fähigkeiten, Qualifikationen und persönlichen Angaben kann sie Ihnen eine passende Vorlage empfehlen oder automatisch einen Lebenslauf generieren, der den gängigen Standards und Best Practices entspricht. Eine KI kann Sie auch inhaltlich unterstützen und Ihnen aufzeigen, welche Informationen in Ihrem Lebenslauf fehlen. Gerade im Kulturkontext sind Lebensläufe häufig zu oberflächlich in Bezug auf die konkreten Aufgaben, die im Rahmen einer Tätigkeit ausgeführt wurden, sowie auf die dafür angewendeten Kompetenzen und Tools. 
 
Wenn Sie bereits einen umfassenden Lebenslauf haben, können Sie diesen mit Hilfe einer KI auf Grammatik und Rechtschreibung überprüfen und verbessern lassen. Zudem haben Sie die Möglichkeit, den Lebenslauf an eine bestimmte Stellenanzeige oder an eine bestimmte Organisation anpassen zu lassen. Für Kulturschaffende ist es häufig nicht einfach, aus der Fülle ihrer Erfahrungen diejenigen herauszufiltern, die relevant für eine bestimmte Ausschreibung sind. Hier kann die Unterstützung durch eine Künstliche Intelligenz dazu führen, den Lebenslauf sinnhaft und ansprechend zu kürzen und damit sowohl inhaltlich als auch stilistisch besser auf die Ausschreibung auszurichten. 
 
Einsatzmöglichkeiten für das Erstellen eines Anschreibens
 
Obwohl Künstliche Intelligenz Bewerbungsprozesse unterstützen kann, ist es unwahrscheinlich, dass Bewerbungen in naher Zukunft obsolet werden, gerade in Hinblick auf die Anschreiben. Da es im Kulturbereich kaum geradlinige Karrierewege und nur bedingt einheitliche Berufe oder Tätigkeiten gibt, ist es hier besonders wichtig, den eigenen Werdegang und die Übereinstimmung mit der Organisation in einem individuellen Anschreiben darzustellen. Ein von einer KI generiertes Anschreiben kann dies nur bedingt leisten. Dennoch kann Künstliche Intelligenz Sie auf verschiedene Weisen bei der Erstellung des Anschreibens unterstützen:
 
  • Künstliche Intelligenz kann Ihnen, basierend auf den gängigen Praktiken und Standards, Vorschläge und Empfehlungen für den Aufbau und den Inhalt eines Anschreibens geben.
  • KI-gesteuerte Schreibassistenten können Rechtschreib- und Grammatikfehler in Ihren Bewerbungen korrigieren. Sie können auch stilistische Verbesserungen vorschlagen, um den Text flüssiger und überzeugender zu gestalten.
  • Eine KI kann den Text einer Stellenausschreibung analysieren und Ihnen dabei helfen, Ihr Anschreiben an die Anforderungen und Schlüsselwörter der Stelle anzupassen. 
 
Wenn Sie einer Künstlichen Intelligenz die Stellenausschreibung und Ihren Lebenslauf zur Verfügung stellen, kann diese die Stellenausschreibung analysieren, Ihnen Empfehlungen für das Anschreiben geben und Überschneidungen zwischen der Ausschreibung und Ihrem Lebenslauf aufzeigen. 
 
Die KI kann zudem den Ton und Stil der Stellenausschreibung analysieren und Vorschläge machen, wie das Anschreiben daran angepasst werden kann. Basierend auf der Struktur der Ausschreibung kann eine KI außerdem Empfehlungen für den Aufbau des Anschreibens geben. So kann sie vorschlagen, wie Bereiche wie Qualifikationen, Erfahrungen und Fähigkeiten entsprechend der Ausschreibung organisiert werden.
 
Im Prinzip ist eine Künstliche Intelligenz also in der Lage, ein Anschreiben zu erstellen, das die spezifische Tätigkeit und die Anforderungen anspricht, auf relevante Erfahrungen und Fähigkeiten eingeht und erklärt, warum Sie für die Stelle geeignet sind. Allerdings ist ein solches Schreiben inhaltlich und sprachlich wahrscheinlich nicht so individuell wie ein von Ihnen selbst verfasstes Anschreiben. Ihre Persönlichkeit, die kulturelle Passgenauigkeit zur Organisation, Ihre Ideen für die Organisation und Ihre eigenen Zukunftsvorstellungen kann eine Künstliche Intelligenz zudem nicht für Sie formulieren. Sie richtet das Anschreiben auch nicht an den Werten und Zielen der Organisation aus, sofern diese nicht oder nur teilweise in der Ausschreibung enthalten sind. 
 
Standardisierte Bewerbungen, die nicht an die Ausschreibung und die eigenen Wünsche angepasst sind, führen kaum zur Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Um ein überzeugendes Anschreiben von einer Künstlichen Intelligenz erstellen zu lassen, müssen Sie also trotzdem Vorarbeit leisten. Neben der Ausschreibung und einem Lebenslauf braucht es auch Notizen dazu, wieso Sie und die Organisation zusammenpassen, welche Vorstellungen, Ziele und Visionen für Ihre Arbeit dort eine gemeinsame Grundlage bieten. Die Nutzung einer Künstlichen Intelligenz bedeutet hier also nicht unbedingt Effizienz und Zeitersparnis. 
 
Es ist also eine Abwägungssache: Wenn Sie sich sicher fühlen und über gute Schreibfähigkeiten verfügen, können Sie angesichts der in jedem Fall notwendigen Vorarbeit das Anschreiben selbst verfassen und an Ihre individuellen Bedürfnisse anpassen. Falls Ihnen jedoch Formulierungen schwerfallen, können Sie das Verfassen der Künstlichen Intelligenz überlassen. Eine so generierte Vorlage kann dann als nützlicher Ausgangspunkt dienen, um sicherzustellen, dass wichtige Informationen berücksichtigt werden und die Struktur des Anschreibens angemessen ist.
 
Einsatzmöglichkeiten für die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch
 
Auch bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch kann die Unterstützung durch eine KI hilfreich sein, um Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse bestmöglich zu präsentieren und herauszufinden, ob Ihre Ziele und Vorstellungen und die der Organisation zueinanderpassen.
 
Ein wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, Interview-Simulationen durchzuführen. KIs können Ihnen dabei helfen, indem sie Ihnen Fragen stellen, die typischerweise in Vorstellungsgesprächen gestellt werden, und Ihnen Rückmeldung zu Ihren Antworten geben - etwa ob diese den Kern der Frage treffen, präzise und aussagekräftig sind. Auch hier gilt: Je mehr Informationen Sie der KI zur Verfügung stellen, desto passender und punktgenauer sind die Ergebnisse. Je nachdem, welchen Eindruck Sie von der ausschreibenden Organisation haben, können Sie Ihren Prompt daraufhin formulieren. 
 
Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist, sich Fragen vorschlagen zu lassen, die Sie selbst im Gespräch an die Vertreter*innen der Organisation richten können. Da eine Künstliche Intelligenz große Mengen von Daten analysieren und zusammenfassen kann, beispielsweise zu ähnlichen Positionen in anderen Einrichtungen, kann Sie Ihnen dabei helfen, herauszufinden, worauf Ihre Fragen abzielen sollten. Zudem können Sie sich ungewöhnliche Fragen ausgeben lassen, die sowohl an Sie als auch von Ihnen gestellt werden könnten, um gut vorbereitet zu sein und unter den anderen Bewerber*innen hervorzustechen. 
 
Gehört zum Vorstellungsgespräch eine Aufgabe, die Sie vorher vorbereiten sollen, können Sie sich auch dafür von Künstlicher Intelligenz helfen lassen, etwa beim Erstellen einer Gliederung für eine Präsentation. Aber Achtung: Eine textgenerierende KI wie ChatGPT ist kein Recherchetool und gibt regelmäßig falsche Informationen und Quellen aus, das sogenannte Halluzinieren. Überprüfen Sie also alle Vorschläge, Quellen, Zitate, Beispiele und Verweise. Zudem soll eine Präsentation oder Aufgabe natürlich immer Sie persönlich widerspiegeln, auch in den Inhalten, Ideen und Formulierungen. 
 
Fazit 
 
Künstliche Intelligenz ist vor allem ein Werkzeug. Sie kann Sie dabei unterstützen, sich auf eine Bewerbung oder ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten und Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse effektiv zu präsentieren. Dennoch sollten Sie sich auf Ihre eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen und Intuitionen verlassen. Ein Bewerbungsprozess erfordert ein tiefes Verständnis der Rolle(n) einer Stelle, für die Sie sich bewerben, sowie gründliche Recherchen über die Organisation. KI kann Ihnen dabei helfen, relevante Informationen zu organisieren, aber letztendlich liegt es an Ihnen, diese zu verstehen, zu nutzen und effektiv zu kommunizieren. 
 
Im Leitfadenpaket "Erfolgreich bewerben" finden Sie eine ausführliche Version dieses Textes sowie zahlreiche Prompts, die Sie für den Einsatz von ChatGPT im Bewerbungsprozess nutzen können. Daneben enthält das Paket Tipps, Anleitungen, Beispiele und Übungen für alle Phasen der Jobsuche. 

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